Frau Rohrweihe zieht vorüber

Im Überflug hat sich diese adulte weibliche Rohrweihe im Mai gezeigt. Die Spannweite dieser Greife reicht von 115-145cm, wobei die Weibchen wie bei allen Greifvögeln deutlich größer sind. Männchen erreichen im Schnitt nur 87% der Größe von Weibchen.

Gewässer mit Schilfbeständen haben sie nicht ohne Grund zum Primär- und Bruthabitat gewählt: Das aus Schilfhalmen gebaute Nest, was mitten im Schilffeld liegt, ist im Idealfall auch dauerhaft von Wasser umgeben, was es einigen Bodenprädatoren unmöglich, anderen zumindest schwer macht, hier als Nesträuber tätig zu werden. Die Drainierung von Kulturlandschaften und der Klimawandel mit extremeren Dürreperioden und ungleichmäßiger verteilten Niederschlägen gefährden diesen natürlichen Schutz. Zusätzlicher Druck entsteht dadurch, da einige der potenziellen Prädatoren von den modernen Kulturlandschaften profitieren und damit zurechtkommen, bspw. der Fuchs. Andererseits gibt es immer mehr Druck von Prädatoren, die auf natürlichem Wege niemals in diese Ökosystem gelangt werden und eine zusätzliche Bedrohung darstellen, bspw. Waschbär und Mink.

Aktuell gibt es in Deutschland 7.500-10.000 Brutpaare mit abnehmender Tendenz.

Bunte Vielfalt an seltenen Schmetterlingen im FFH-Gebiet

Heute folgt der nächste Beitrag von einer ausführlichen Artenkartierung aus dem Mai und es geht in diesem Beitrag um Schmetterlinge! Das Thüringer Biotop ist als FFH-Gebiet geschützt, liegt auf Muschelkalk und beinhaltet Waldwiesen, Felsen, lichte Mischwälder, Trockenrasen, usw. Die Artnamen findet ihr bei den entsprechenden Fotos.

1. Anania crocealis gehört zu den Zünslern und weist eine hübsche Musterung auf. Die Art wird nicht so oft gemeldet und ist mit ihren Raupen-Futterpflanzen auch etwas anspruchsvoller: Dürrwurz, Großes Flohkraut, Ochsenauge.

2. Diese schöne Raupe auf dem Wiesen-Labkraut ist die vom Braunen Bär (Arctia caja)! Wahrscheinlich dürfte sie sich im Larvalstadium 4 (L4) befinden, hat also nur noch eine letzte Häutung vor sich, bevor sie sich verpuppt. Ansonsten wird die Art über die Imagines beim Lichtfang nachgewiesen.

3. Ein extrem erfreulicher Fund, den es im weiteren Umfeld kaum gibt, war der Gelbwürfelige-Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon). Unseren ersten Fund hatten wir lustigerweise im Venn in Belgien – da wurde es auch Zeit, die Art mal in der Heimat zu finden.

4. Die Langhornmotten (Adelidae) sind immer wieder tolle Anblicke, hier sehen wir Männchen (lange Fühler) und Weibchen (kürzer Fühler) der häufigen Grünen Langhornmotte (Adela reaumurella).

5. Eine weitere Art, die wir erst später mal auch in Thüringen gefunden und zuerst in der Rur-Eifel auf der Dreiborner Hochfläche gefunden haben: Der wunderschöne Grüne Zipfelfalter (Callophrys rubi).

6. Der darf natürlich nicht fehlen: Der häufige und tagaktive Klee-Gitterspanner (Chiasmia clathrata).

7. Der wunderbare Kleine Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus malvae) war auch oft zu finden. In TH gilt er als ungefährdet in DE steht er auf der Vorwarnliste. Mit den vielen deutlichen weißen Flecken lässt er sich gut von den anderen braunen Dickkopffaltern unterscheiden.

8. Hier sehen wir ein Ei an der Bunten Kronwicke (Securigera varia) und im folgenden Bild auch, wer es hingelegt hat: Es ist der – passender Name – Kronwicken-Dickkopffalter (Erynnis tages).

9. Eine weitere lustige Langhornmotte: Nematopogon swammerdamella. Bei der Gattung sollte man ordentliche Makros anfertigen, da sie untereinander recht ähnlich sind. Die Musterung der Flügeloberseiten sowie die Fühler sind dabei bestimmugnsrelevant.

10. An Form und Flügelhaltung gut zu erkennen: Ein Wickler (Tortricidae), genauer gesagt Notocelia cynosbatella. Man nennt ihn auch Dreipunkt-Rosenwickler und der Name passt zur Flügelzeichnung und er mag auch allerhand Rosengewächse. Hier saß er auf einer Schlehe (Prunus spinosa).

11. Ein weiterer Fund einer besonderen Art als Raupe war die Rötliche Kätzcheneule (Orthosia miniosa) – Verraten hat sie sich durch die Fraßspuren an den Blättern einer Stiel-Eiche In TH gilt sie als gefährdete Art (3).

12. Einer der (noch) verhältnismäßigen häufigen Mohrenfalter und auch einer, der schon recht früh unterwegs ist, ist der Rundaugen-Mohrenfalter (Erebia medusa).

13. Die Art finde ich bei mir in der Gegend sonst nicht und daher musste ich sie auch vor einer Listspinne retten und erst einmal ordentlich fotografieren Es ist die super hübsche Scheck-Tageule (Euclidia mi), bei der es schwer fällt zu sagen, was schöner ist: Die Ober- oder die Unterseite?

14. Gleich die nächste besondere Rote Listen-Art (TH ungefährdet, DE gefährdet): Der Schlüsselblumen-Würfelfalter (Hamearis lucina), von dem wir auch immerhin 6 Individuen finden konnten.

15. Für uns der Erstfund und auch eine besondere Art, war der Silberfleck-Perlmuttfalter (Boloria euphrosyne), der in TH auch als gefährdet (3) gilt. Ein recht kleiner Perlmuttfalter, mit einer tollen Unterseitenzeichnung und schönen blauen Augen. Die Fotoreihe zeigt ein sitzendes Weibchen, welches ein Balzabwehrverhalten gegenüber einem Männchen zeigt – vll war sie bereits befruchtet? Oder er war einfach nicht ihr Typ

16. Einer der vielen Graszünsler, die sich bei näherer Betrachtung und einem Makro stets noch schöner, variables und markanter präsentieren, als bei einem schnellen Blick draußen im Feld. Thisanotia chrysonuchella scheint sich vor allem auf Schafschwingel spezialisiert zu haben – ein tolles heimisches Gras, was wie bspw. Aufrechte Trespe in einer guten Saatmischung für Schmetterlinge enthalten sein sollte!

17. Hier sehen wir eine Paarung vom Artkomplex der Tintenfleck-Weißlinge, wovon 2 Arten in der Region in Frage kommen: Leptidea juvernica/sinapis.

Winzling und Riese, bunt oder gedeckt gefärbt: verschiedene Käfer

Einige häufige Käfer aus dem Mai gibt es heute zu sehen. Die Makros entstanden wie auch die letzten Beiträge im gleichen FFH-Gebiet; ein lichter & strukturierter Mischwald auf einer Erhebung.

1. Der Name ist Programm, denn der Gefleckte Brennnesselrüssler (Nedyus quadrimaculatus) hat die Brennnessel als wichtige Nahrungspflanze. Mit 2,6-3,2mm (!) sind diese Tierchen echt winzig.

2. Mit kräftigen 14-20mm gehört der Goldglänzende Rosenkäfer (Cetonia aurata) eher nicht zu den Winzlingen. Die Imagines (erwachsenen Tiere) findet man oft auf Blüten beim Nektarnuckeln – Oft fallen die dicken Brummer einem aber auch auf, wenn sie dicht und laut an einem vorbei fliegen und plump auf einer Blüte landen.

3. Ein schöner Anblick ist der Rotköpfige Feuerkäfer (Pyrochroa serraticornis) – Aufpassen, eine ähnliche Art hat nicht den namensgebenden roten Kopf; dann handelt es sich um den ebenfalls häufigen Scharlachroten Feuerkäfer (Pyrochroa coccinea).

Kleine Meise, große Beute

Im Mai habe ich diese Tannenmeise bei der Einkaufstour für ihren Nachwuchs fotografieren können.

Im Winter werden vor allem Samen wie bspw. Fichtensamen gefressen, ansonsten werden Nadelbaumzweige akribisch und flink nach winzigen Insekten, Spinnen und Insekteneiern abgesucht.

Vor allem beim Herumklettern an Fichtenzapfen kommen der Meise ihre langen Hinterzehen zugute, mit denen sie sich im Zusammenspiel mit den Mittelzehen gut festhalten kann. Manchmal sind sie bei der Nahrungssuche an Zweigspitze auch im kurzen Rüttel-/Schwirrflug zu sehen und erinnern damit an das Verhalten von Wintergoldhähnchen.

Sie mögen keine Fotos

Sie sitzen meist oben auf Koniferenspitzen und sind ebenso schnell wieder weg wie sie gekommen sind: Fichtenkreuzschnäbel. Daher habe ich momentan auch keine besseren Fotos anzubieten, aber man freut sich ja auch über eine Sichtung, da man nie so genau weiß wo, wie und wann sie auftreten.

Mit dem bunten Gefieder und dem kräftigen Schnabel haben sie schon etwas papageienhaftes an sich, sie gehören aber zu den Finken. Ihr gebogener Schnabel ist eine Adaption, um geschickt wie auch effizient an die Samen von Koniferenzapfen zu kommen. Herumgepult wird dabei nicht nur an den namensgebenden Fichtenzapfen, sondern auch an denen von Lärche, Kiefer oder Tanne.

Das leuchtend orange-rote Gefieder zeigt ein Männchen an, die Weibchen variieren von Olivgrün bis gelblich.

Besonderes Gebiet mit einigen Rote Liste-Pflanzen

In einem schönen Thüringer FFH-Gebiet konnten wir neben unzähligen besonderen Faltern und Vögeln, auch viele schöne Pflanzen kartieren. Einige der im Mai fotografierten Arten stelle ich heute im Beitrag vor. Viele der Pflanzen haben unzählige Trivialnamen, wer sie unter einem anderen Namen kennt, kann das ja mit dem wissenschaftlichen Namen in Klammern abgleichen.

1. Das Gelbe bzw. Gewöhnliche Sonnenröschen (Helianthemum nummularium) steht (zumindest als nominotypische Unterart H. n. nummularium) in Thüringen auf der Roten Liste als stark gefährdet (2).

Die Art wächst gerne auf Kalk und fällt mit ihrer niedrigen Wuchshöhe auf, da die Stängel liegend sind. Wir haben sie auf einem kalkigen Trockenrasen am Rande einer Steinhalde gefunden. Erst im Nachhinein wird mir klar, dass man auch etwas Glück mit dieser Art braucht: Die Blüten öffnen sich nur bei Sonnenschein über 20°C und die Kronblätter fallen nach dem Öffnen bereits Ende des nachmittags am selben Tag noch ab!

2. Die Knäuel-Glockenblume (Campanula glomerata) haben wir hier zum ersten Mal gefunden – kein Wunder, auch sie ist eine Rote Listen-Art (3). Während man die Rundblättrige, Pfirsichblättrige, Wiesen-, Acker- und Nesselblättrige Glockenblume immer mal wieder findet, schaut es bei dieser Art schon anders aus. Sie bevorzugt kalkreiche und sonnenwarme Trockenrasen und auf solchen haben wir sie auch gefunden.

3. Leicht zu erkennen, haben wir es hier mit einer Orchidee zu tun: Es ist das Stattliche Knabenkraut (Orchis mascula ssp. mascula). Die Art steht nicht nur wie alle Orchideen unter besonderem Schutz, sondern steht in Thüringen auch auf Roten Liste als gefährdet (3). Es erinnert etwas an das Purpurrote Knabenkraut, die Blütenfarbe geht aber mehr ins Lila und das mittlere Kelchblatt ist breiter. Die helle Blütenbasis ist mit wenigen Punkten gesprenkelt.

Etwas Graues hockt im Weißdorn

In einer Heidelandschaft, die aus einem ehemaligen Truppenübungsplatz entstanden ist und durch Schafbeweidung offen gehalten wird, finden sich jährlich einige Brutpaare der Grauammer ein. Ein Individuum von ihnen zeigt das Foto aus dem April.

Über das komplizierte Zug- und Wanderverhalten habe ich bereits etwas geschrieben. In den Regionen, wo einige den Winter über hier bleiben, kann man sie in passenden Habitaten sogar in winterlichen Trupps bei der Nahrungssuche beobachten. Während sich die adulten Vögel im Winter auch mal von Beeren, den Sommer über vegetarisch von Sämereien und Getreidekörnern ernähren, werden Jungvögel zur Brutzeit zusätzlich und je nach Witterung mit Insekten, Spinnen und gelegentlich Weichtieren gefüttert. Das kennt man auch von anderen Vegetarianern wie bspw. dem Grünfink.

Eleganter unverkennbarer Flieger

Der 31-37cm große Turmfalke weist eine Flügelspannweite von 68-78cm auf und ist selbst im Gegenlicht gut an seiner spitzflügeligen Silhouette mit dem langen schmalen Schwanz zu erkennen wie auch am Flugbild, was sich durch einen geradlinigen Flug mit mechanisch wirkenden Flügelschlägen auszeichnet sowie durch die vielen bekannten Rüttelflüge, die man aber aus Gründen des Energieverbrauchs hauptsächlich im Sommerhalbjahr beobachten kann.

Die Fotos zeigen einen Terzel (Männchen), welcher durchschnittlich eine Größe von 87% im Vergleich zum Weibchen erreicht. Gerade auf Brutwebcams zeigt sich der Unterschied deutlich; vor allem dann, wenn das Männchen nach der Brutablösung selbst auf das Gelege klettern muss. Bei größeren Gelegen oder bereits geschlüpften Küken hat der Terzel mehr Probleme als das Weibchen alle die Eier gleichmäßig zu bebrüten bzw. die Küken zu hudern.

Frohes Neues mit erfolgreicher Eiersuche

Bei einer kleinen Runde an der Saale am Neujahrstag hat sich das Durchsehen der Ufervegetation, genauer gesagt der jungen Berg-Ulmen, gelohnt: Gerade an einer Stelle mit zwei jungen Bäumchen, konnte ich gleich 7 Eier vom Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album) finden. Interessant war auch, dass die ersten Knospen bereits mit dem Laubaustrieb begonnen haben.

Die Eier sind sehr markant geformt und gefärbt und immer in Knospennähe von verschiedenen Ulmenarten zu finden. Entlang der Saale wachsen bei mir am meisten Berg-Ulmen, aber auch vereinzelt Feld- und Flatter-Ulmen. An allen drei Arten konnten wir den Ulmen-Zipfelfalter nachweisen; das geht wesentlich systematischer und effektiver als die Suche nach Imagines im Sommer. Auch wenn der ausgewachsene Falter natürlich einen wunderbaren Anblick bietet.

Ansonsten wurden wir noch von Wasseramsel und Eisvogel ins neue Jahr begrüßt. Euch auch einen entsprechend guten Jahresstart mit tollen Stunden in der Natur!