Häuslicher Besuch

Dieses Mal ging es andersherum und nicht wir, sondern die Schwanzmeise hat uns besucht: Ein einzelnes Individuum hat sich an den Meisenknödeln bedient. Der lange Schwanz spielt übrigens nicht nur im Deutschen Trivialnamen eine Rolle, im Englischen heißt sie Long-tailed Tit (langschwänzige Meise), im Niederländischen mit Staartmees exakt wie im Deutschen oder auch im Französische mit Mésange à longue queue.

Selbst das Artepitheton des wissenschaftlichen Artbegriffs Aegithalos caudatus bezieht sich auf den markanten Schwanz: cauda ist Latein und bedeutet Schwanz.

Auffallende Besonderheit

Gerade mit der leuchtend weißen Unterseite und der Art wie der Vogel im Wasser lag, ist er uns letztes Wochenende auf einem großen See aufgefallen: Der Sterntaucher.

Der Sterntaucher ist einer von drei regelmäßig in Deutschland im Winter zu beobachtenden Arten, die aus ihren nordischen Brutgefilden hier überwintern. Allen 3 gemeinsam sind ihre guten Tauchfähigkeiten, die sie für die Jagd nach Fischen brauchen. Dass unser „Sterni“ nach vielen erfolglosen Versuchen, einen besonders dicken Fisch erwischt hat, zeigt die Collage. Wenn die Seetaucher-Arten hier nicht gerade übersommern oder besonders spät zurückfliegen, wird man sie fast ausschließlich in ihrem Ruhe- bzw. Schlichtkleid antreffen. Da bis zu 20% der europäischen Population in der Deutschen Nordsee überwintert und die Art somit von Offshore-Windparks bedroht ist, hat der Verein Jordsand den Sterntaucher zum Seevogel des Jahres 2024 gekürt.

Während die Bestimmung im Prachtkleid keinerlei Probleme bereitet und die Unterschiede extrem sind, ist die Bestimmung im Schlichtkleid schwieriger; zumal noch dazu kommt, dass die Seetaucher selten Grund haben in Ufernähe zu kommen und es oftmals vorjährige Jungvögel sind, die so tief im Binnenland überwintern. Der Schlüssel zur richtigen Bestimmung liegt deshalb auf der Kombination mehrerer Merkmale bzw. dem sogenannten Gesamteindruck.

Der Sterntaucher ist kleiner als der Pracht- und Eistaucher und weist von allen dreien auch den schmalsten Schnabel auf, welcher zudem leicht aufgeworfen ist. Das Foto zeigt ein adultes Individuum und hier ist schön die sehr reinweiße Unterseite an Hals, Brust und Bauch zu erkennen; Jungvögel sind etwas schmutziger. Das weite ausgedehnte Weiß der Altvögel im Schlichtkleid ist dabei schon aus der Ferne auffallend. Auch wenn sich der Deutsche Trivialname auf den roten Halsfleck des Prachtkleides bezieht, kann man auch die weißen Sprenkel auf dem Rücken im Schlichtkleid gut mit Sternen assoziieren – diese kontrastreiche Muster zeigen die Arten nicht in dieser Weise. Zu guter Letzt der Habitus: Pracht- und Eistaucher wirken etwas dickhalsig und tragen ihren Kopf tiefer, der Eistaucher besonders. Der Sterntaucher wirkt mit dem schlanken Hals filigraner und reckt diesen samt Kopf auch stärker nach oben. Wer bereits verschiedene Seetaucher-Arten in echt beobachten konnte, dem hilft dieses Merkmal schon von weitem.

Ringeltaubenschwärme im Oktober

Mit zunehmender Tendenz gibt es bei uns auch überwinternde Ringeltauben, aber ein großer Teil zieht im Winterhalbjahr mit dem Höhepunkt September/Oktober in mediterrane Bereiche oder nach Westeuropa. Gerade mit den Wegzüglern aus Nord- und Osteuropa sind im Herbst mitunter große Schwärme auszumachen, unter die sich auch bspw. Hohltauben oder Turteltauben mischen können!

Knifflig wird es, da auch diesjährige Jungvögel in den Schwärmen zu finden sind und diese oft ähnlich wie bei Staren, gerade ab Spätsommer, sich in eigenen Schwärmen zusammenfinden. Knifflig deshalb, weil den Jungvögeln der namensgebende weiße Ringel am Hals fehlt. Außerdem zeigen juvenile Ringeltaube eine dunklere Iris sowie einen gräulichen Schnabel. Glücklicherweise sind immerhin die weißen Flügelstreifen auch bei den juvenilen Individuen zu sehen und unterscheiden sich anhand dieses Merkmals klar von Hohltauben.

Diese Saison nur wenige gefunden

2024 war es mit vielen Schmetterlingsarten recht mau und auch die winterliche Suche nach Eiern vom Blauen Eichenzipfelfalter (Favonius quercus) lief 24/25 eher frustrierend. Das Foto stammt vom Oktober 2023 und zeigt das Ei an der Knospe einer Stiel-Eiche in einem Teichgebiet.

In normalen Jahren findet man sehr viele von ihnen und die Eier lassen sich leichter auffinden – und somit die Art nachweisen – als die Suche nach Imaginalstadien, da der Falter ausschließlich in den Baumwipfeln herumfliegt. Das hat zwei Gründe: Dieses Tree-Topping (ähnlich wie Hill-Topping beim Schwalbenschwanz) ist eine Art unausgesprochener Treffpunkt zur Balz und erleichtert diese damit. Zum anderen interessiert sich die Art nicht sonderlich für Nektar, dafür für den Honigtau von Blattläusen! Dadurch sieht man die erwachsenen Falter nur selten in fotogener oder beobachtbarer Position.

Die Pfeifenten aus dem Norden – mit einer Besonderheit

Es gibt einige tolle und seltene Entenarten in Deutschland, aber die Pfeifente würde ich mit zu den seltensten zählen, da sie im Gegensatz zu anderen seltenen Enten, hier so gut wie gar nicht als Brutvogel vorkommt (20-35 BP) und man sie nur im Winterhalbjahr beim Rasten und Überwintern sehen kann. Das liegt ganz einfach daran, dass es eine nordische Entenart ist, die im Norden Eurasiens brütet. Wenn man den Globus weiterdreht, wird die Art am anderen Ende der Welt in Amerika durch die Kanadapfeifente abgelöst. Zwischen den beiden Arten kommt es in Grenzbereich, vor allem am Pazifik, auch oft zu Hybridisierung.

Die daraus hervorgehenden Nachkommen sind fruchtbar! So kommt es dann zu mit den ursprünglichen Eltern-Arten zu weiteren Rückkreuzungen und die Merkmale werden über die Generationen wieder diffuser. Und genau damit sind wir beim ersten Foto: Es kommt öfter vor, Pfeifenten-Erpel etwas grünlichen Schimmer hinter dem Auge zeigen, aber der Anteil des Individuums auf dem ersten Bild ist auffallend groß. Es ist definitiv kein Hybride der ersten Generationen, aber man kann begründet darauf spekulieren, dass es in der genetischen Linie dieses Individuums einmal gemischte Vorfahren gab. Dazu passt auch, dass dieses morphologische Erscheinungsbild mit viel grünem Schimmer vor allem im pazifischen Grenzbereich der Kanada- und Eurasischen Pfeifente beobachtet wird. 10% der Population in Ostasien zeigen dieses Merkmal.

Abschließend geklärt bzw. genetisch zweifelsfrei bewiesen ist das aber noch nicht, hier ist definitiv noch Forschung nötig!

Das zweite und fünfte Foto zeigt einen Erpel im Prachtkleid, das dritte Foto im Übergangskleid und auf dem vierten sieht man hinter dem Erpel ein blasser gefärbtes Weibchen.

Winterliche Ententrupps

Im Oktober haben sich in einem Teichgebiet größere Trupps von hier überwinternden und rastenden Enten gezeigt, hier vor allem Schnatter- und Pfeifenten, wobei die Schnatterenten heute im Fokus stehen.

Mit einem Brutbestand von 9.500-12.500 Paaren ist die Schnatterente als Brutvogel ca. 20-30x seltener in Deutschland anzutreffen als die Stockente. Im Winterhalbjahr können wir hierzulande dagegen auf eine maximale Individuendichte von bis zu 55.000 Individuen stoßen – Tendenz steigend.

Mit einer Körperlänge von 46-56cm und einer Flügelspannweite von 78-90cm ist die Art etwas kleiner als die Stockente und brütet in eutrophen Feuchtgebieten, die reichlich Ufervegetation sowie Schwimmpflanzen bieten. Dort bevorzugt sie naturnahe Ufer von Seen, Teichen und gelegentlich langsam fließenden Gewässern.

Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen genießen

Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen der Nachmittagssonne im Februar hat sich dieses Waldkauzpärchen aufs Gefieder fallen lassen. Der Waldkauz gehört mit einer Größe von 40-42cm nach dem Uhu (am größten) und dem nur im Bayerischen Wald vorkommenden Habichtskauz (zweitgrößte), in Deutschland als Nummer 3 zu den größten Eulen.

Da wir schon beim Erscheinungsbild sind: Der Waldkauz kommt in verschiedenen Farbmorphen vor, die eher gräulich, graubraun oder rostbraun sein können. Der jeweilige Farbtyp ist dabei genetisch festgelegt und hat nichts mit Alter oder Geschlecht zu tun. Bei der Vererbung dominieren die beiden bräunlichen über die gräuliche Variante und bei Verpaarungen von Individuen unterschiedlicher Farbmorphe zeigt sich der Nachweis in verschiedenen Übergängen der beiden elterlichen Morphen.

Interessant ist, dass diese Farbmorphen über Europa nicht homogen verteilt sind. In Mitteleuropa überwiegen braune Morphen (57% braun, 31% rot, 11% grau), in Westeuropa dagegen rötliche (70% rot, 30% grau). Im Norden und Nordosten Europas dominieren dagegen deutlich die gräulichen Typen. Das eigentlich interessante aber ist, dass Studien ergeben haben, dass die Morphe Einfluss auf Stoffwechsel, Temperaturtoleranz, Lebenserwartung, und Reproduktionsleistung hat!

Die rostbraunen Morphen haben einen intensiveren Stoffwechsel mit hohem Energieverbrauch. Die Vorteile: stärkeres Immunsystem, mehr Mauser und damit intakteres Gefieder, hohe Wärmetoleranz, flexiblere Jagdstrategien, hohe Reproduktionsraten. Das hat selbstredend einen Preis: diese Population altert auch wesentlich schneller.

Die grauen Morphen gelten dafür als kältetoleranter und langlebiger, weisen ein deutlich dichteres Gefieder und langsameren Stoffwechsel auf. In Mangeljahren verzichten sie auf eine Brut.

Langzeitbeobachtungen haben ergeben, dass in Litauen seit den 80ern die grauen Morphen zu Gunsten der graubraunen signifikant abgenommen haben. Das wird interpretiert als eine Anpassung an durch den Klimawandel veränderte Umweltbedingung. Konkret heißt das, dass es 1985-1994 noch noch einen Anteil der grauen Morphe von ca. 55% und der graubraunen von knapp 30% gab. Im Zeitraum 2005-2014 hat sich das Blatt gedreht: Graue Morphen machen nur noch ca. 25% aus, die graubraunen dagegen ca. 65%.

Der Bunte bei der Nahrungssuche

Voll konzentriert bei der Nahrungssuche war dieser männliche Buntspecht; das zweite Foto zeigt wie er mit der Zunge etwas unter der weggehackten Rinde aufschleckert. Aufgrund dieser Art des Nahrungserwerbs bezeichnet zählt man ihn zu den Hackspechten – wie auch den Schwarzspecht, Weißrückenspecht, Blutspecht.

Diese Spechte sammeln bis auf den Schwarzspecht ihre Nahrung im Gegensatz zu den Erdspechten (Grau- und Grünspecht) nicht im Kropf, sondern im Schnabel. Im Gegensatz zu den erwähnten Erdspechten sind die Hackspechte auch weniger auf Ameisen spezialisiert und suchen durch das Aufhacken der Borke nach fetten Insektenlarven. So kann man dann den Buntspecht öfter mit vollgepackten Schnabel in hoher Frequenz zurück zur Bruthöhle fliegen sehen.

Glanzkopf

Glanzkopf – So heißt die Sumpfmeise im Niederländischen, nämlich Glanskop. Das ist trefenderer Trivialname als der Deutsche, denn die glänzende Kopfplatte ist eines der Unterscheidungsmerkmale zur Zwillingsart Weidenmeise.

Mit einem Brutbestand von 405.000-530.000 Paaren bei einem stabilen Trend, gehört die Sumpfmeise zu den häufigen und nicht gefährdeten Vögeln. Von den Körpermaßen her ist sie mit 11,5cm Länge sowie einem Gewicht von 10-12,7g eher an der Blau- als Kohlmeise dran.

Auch wenn die Art Nistkästen gelegentlich annimmt, scheint sie Naturhöhlen zu bevorzugen. Zu Beginn der Brutzeit sucht sie passende Orte dafür ab, bspw. Spechthöhlen oder Faulstellen und bearbeitetet diese ggf. auch selbst weiter, bis es passt. Ähnlich wie die Weidenmeise scheint die Sumpfmeise auch gelegentlich eigene Höhlen zu hacken oder Vorarbeiten der Weidenmeise zu Ende zu bringen.

Junge Amsel mit Beerenhunger

Die Fotoreihe vom Februar zeigt ein vorjähriges Amselmännchen beim Verzehren von Efeubeeren – Der etwas bedröppelte Blick auf dem letzten Foto war der Tatsache geschuldet, dass die Beere heruntergefallen ist Aber es gab ja noch reichlich Ersatz.

Dass es ein Männchen im 2. Kalenderjahr (KJ) ist, erkennt man daran, dass noch Reste der dunklen Schnabelfärbung des juvenilen Stadiums zu sehen sind, als auch an den restlichen juvenilen Handschwingen, die typisch für junge Amselmännchen noch eher bräunlich sind. Erst mit der nächsten Mauser wachsen dann schwarze Handschwingen.

Ganz Allgemein gibt es aber auch andere Gründe, warum sonst schwarze Gefiederanteile eher bräunlich sein können. Der hohe Melaninanteil von dunklen Federn setzt eine entsprechende Zufuhr an wertvollen Nahrungsbestandteilen wie Mineralien voraus – Dementsprechend kann Mangelernährung die Synthese von Melanin beeinträchtigen. Dann wird generell weniger Melanin oder mehr Phaeomelanin anstelle von Eumelanin produziert. Auch Stress wie auch lang einwirkende Sonnen- bzw. UV-Einstrahlung können zu einer bräunlichen Färbung führen. Ersteres stört ebenfalls die Melaninsynthese und letzteres Phänomen kennt man allgemein unter dem Begriff „Ausbleichen“.

Bei dem jungen Amselmann war aber alles soweit wie es dem Alter entsprechend sein sollte. Er ist in dem Habitat den Winter über auch super mit (Efeu)beeren versorgt. Wer also etwas für Vögel gerade zur kargen Winterzeit tun möchte, der sollte Efeu wachsen lassen. Davon profitieren nachweislich über 60 Vogelarten!