Hübscher Exot

Wenn sich ein nasal klingendes Stöhnen nähert, welches schon arg wehleidig klingt, könnte sich gerade eine Rostgans im Flug nähern – so wie hier Ende September in einem weitläufigen Teich- und Feuchtgebiet. Der hübsche Wasservogel ist mit einer Körperlänge von 58-70cm für einen Vogel, der „Gans“ im Namen trägt recht klein: Die Graugans bspw. erreicht eine Größe von 75-85cm. Allerdings gehört die Rostgans auch nicht zur Unterfamilie der Echten Gänse, sondern zu den Halbgänsen. Dort steht sie in Verwandtschaft mit der u.a. der Brandgans und der Nilgans.

Mit der Nilgans teilt sie noch eine weitere Gemeinsamkeit: Beide gehören zu den Neozoen, also Arten, die durch den Menschen hier eingebürgert wurden. Als Gefangenschaftsflüchtling von Parkanlagen aus, haben sich in Mitteleuropa verwilderte Brutpopulationen entwickelt. Ihr eigentliches Vorkommensgebiet liegt in den Steppen Zentralasiens und Nordafrika. Sie steht (noch) nicht auf der Unionsliste invasiver Arten der EU, wird jedoch vom BfN als potenziell invasiv geführt und das mit gutem Grund: Als Höhlenbrüter stehen sie in interspezifischer Konkurrenz um die heutzutage hart umkämpfe Ressource „große Baumhöhle/Nische“ und es wurde bereits nachgewiesen, dass die durchsetzungsstarke Rostgans Schleiereulen und Turmfalken aus Nistkästen und anderen Brutplätzen vertrieben hat.

Grrrrus Grrrrus

Trompetend kündigen sie sich Ende September mehrmals vor dem Überflug an und diese Rufe haben ihnen auch ihren wissenschaftlichen Namen Grus grus eingebracht: Ein Paar Kraniche.

Die Art brütet von April bis August in Feuchtgebieten, Mooren, Moor- und feuchten Bruchwäldern oder Feuchtgebieten wie Sümpfen und weitläufigen Teich- und Schwemmflächen. Das Wasser im Habitat dient vor allem dem Schutz des Geleges, welches aus i.d.R. 2 Eiern besteht. Dazu wird auf kleinen Inseln oder Erhebungen auf dem Wasser ein Nest, bestehend aus einem Haufen Pflanzenmaterial, angelegt. Das umgebende Wasser schützt die Brut vor Prädation dann ähnlich wie ein Burggraben.

Bevor es überhaupt zur Brut kommt, braucht es eine Balz, die im zeitigen Frühjahr meist in Trupps stattfindet. Bekannt und schön anzusehen sind die Balztänze, die an freudige Hüpfer erinnern und bei einem 1,2m großen und 5-7Kg schweren Vogel schon wie aus der Reihe gefallen wirken.