Eine zweite Begegnung mit dem Ohrentaucher

Mitte Januar konnten wir den Ohrentaucher, bei uns im Winter im Schlichtkleid zu sehen, ein zweites Mal auf einem der Leipziger Seen entdecken; er scheint es sich dort gemütlich für den Winter eingerichtet zu haben. Bei dieser Beobachtung war er auch innerhalb kurzer Zeit gleich zwei Mal bei der Unterwasserjagd erfolgreich und konnte Fische erbeuten. Ohrentaucher ernähren sich von allerlei Getier, was auf und im Wasser lebt: Insekten, Krebse und kleine Fische.

In seinen Brutgebieten, das rund um den Nordpol vom Norden Amerikas über Island bis nach Skandinavien und Ostsibirien reicht, baut er sein Nest auf einer Unterlage aus Schilf und Binsen meist in die Vegetation hinein bzw. an dieser verankert. Das Gelege besteht meist aus 4-5 Eiern, die Spannbreite reicht aber von 3-6. Es gibt eine leichte Tendenz, dass sich das Brutgebiet vom Ohrentaucher Richtung Süden verlagert, so brütet er heute auch im südlichen Norwegen und Schweden sowie in Schottland. Eine kleine Brutpopulation in Deutschland konnte sich allerdings nicht halten und seit 2002 gilt er bei uns nur noch als Wintergast.

Im Großstadtpark wenig Scheu – Teichhuhn

Das Teichhuhn gehört wie sein naher Verwandter, das Blässhuhn, zu den Rallen und die Bezeichnung Teichralle wäre der fachlich richtige Ausdruck. Ansonsten gibt es trotz der Vorliebe für stehende Gewässer einige Unterschiede: Das Teichhuhn kommt auf einem Gewässer nie in so starker Konzentration wie das Blässhuhn vor und lebt auch wesentlich zurückgezogener als dieses. In Großstadtparks mit Gewässern, so wie hier, haben sie zwar zumeist ihre Scheu verloren, aber in den ursprünglichen Habitaten auf dem Land verschwinden sie bei einer Störung schnell im Schilf und weisen eine erhebliche Fluchtdistanz auf.

Teichhühner bzw. Teichrallen sind auch weniger Vögel des offenen Gewässers, sondern halten sich am liebsten im Uferbereich auf, wo es auch Versteckmöglichkeiten für sie gibt. Im Unterschied zur Blässralle kann man sie auch öfter mal an Land beobachten. So suchen sie ihre Nahrung, die aus Schnecken und Insekten sowie viel pflanzlicher Kost wie Samen, Früchten, Trieben und Wurzeln besteht, in der Ufervegetation sowie auf Wiesen.

Durch die rallentypischen riesigen Füße, sehen Teichhühner beim Laufen oft etwas unbeholfen aus. Der Vorteil dieser großen Auflagefläche ergibt sich aus der Physik: Durch einen geringeren Auflagedruck, da sich das Gewicht des Vogels auf einer größeren Fläche verteilt, kann sich das Teichhuhn auch auf dünnem Eis und sogar schwimmenden Pflanzenteilen, wie bspw. Schwimmblättern, fortbewegen ohne dabei unterzugehen.

Möwenvielfalt im Winter an Leipziger Seen

Vor allem im Winter kann man im Binnenland immer wieder Überraschungen unter den Möwen entdecken. Das liegt daran, dass einige Arten mehr oder weniger weit in Überwinterungsgebiete ziehen, aber auch daran, dass vor allem junge Möwen während der Dispersion – Streuwanderung – angetroffen werden können. Sie reisen dabei relativ weit umher und deshalb sieht im Winter auch viele junge Möwen umherfliegen. Für die Bestimmung ist für den Einstieg “Handbuch Vögel beobachten” von Leander Khil hilfreich; spezifischer und detaillierter ist das neue Standardwerk für unseren Raum: “Die Möwen Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Der Bestimmungsführer”. Aufgrund individueller Variationen oder Abweichungen bestimmter Unterarten oder sogar nur einzelner Populationen, ist bei der Möwenbestimmung vor allem die Gesamtheit aller Indizien wichtig. Das einzelne diagnostische Merkmal gibt es so eigentlich kaum.

Bei der Altersangabe wird bei Möwen oft von Wintern anstelle von Kalenderjahren gesprochen. Da man viele Möwen vor allem im Winter bei uns beobachten kann, ist das sinnvoll: Eine juvenile Möwe ist damit sowohl im Dezember, als auch einen Monat später im Januar im x. Winter. Während die Kalenderjahres-Angabe einen Sprung gemacht hätte, ohne dass sich das Gefieder verändert hat. Fachlich korrekter ist die Bezeichnung “x. Zyklus”, da Möwen nicht von heute auf morgen ihr Gefieder verwechseln und auch Begriffsschwierigkeiten (Winter Nord-/Südhalbkugel) vermieden werden. Ich bleibe hier bei Winter, da es für diese Zwecke reicht und etabliert ist.

Auf den ersten beiden Fotos sieht man eine Mittelmeermöwe im 3. Winter. Auffallend ist ein dickerer Lidring, der bei der ähnlichen Silbermöwe dunkler ist. Die Beinfarbe ist leider nur zu erahnen und sollte/könnte gelb sein. Die Hinterkopf-Strichelung wirkt wie die der Silbermöwe im Schlichtkleid, die Augenmaske und der Schnabel passen dann aber doch besser zur Mittelmeermöwe. Ein schwarzes Band auf der Handschwinge H5 ebenso. Die wenigen restlichen, aber deutlichen braunen Decken der Oberflügel sowie das noch viele Schwarz im Schnabel weisen dann aufs Alter hin.

Eine der typischen Larus-Möwen, die man auch im Sommer oft bei uns sehen kann, ist die Silbermöwe. Oft zeigt die Art einen ernsten oder fiesen Blick, ähnlich wie beim Supraorbitalschild der Greifvögel. Bei diesem Individuum ist das nicht ganz so deutlich zu sehen. Die Strichel am Kopf zeigt die Silbermöwe im Schlichtkleid. Ein Merkmal, welches man nur im Detail sieht: Das Rot im Gonyseck reicht bei der Silbermöwe nicht bis auf den Oberschnabel; bei der ähnlichen Mittelmeermöwe geht es auch leicht auf diesen über. Andere Merkmale, die man auf diesem Foto nicht sieht, wie der hellgraue Rücken und tiefe graue Zungen sowie weniger dicke schwarze Bänder auf den Handschwingen, konnte ich auch ausmachen.

Die Steppenmöwe wirkt beim genauen Blick darauf schon gleich etwas anderes – mal davon abgesehen, dass wir hier ein junges Individuum im 2. Winter haben. Die abfallende Stirn, der lange und parallelgerade Schnabel sowie die insgesamt eleganter und filigraner wirkende Erscheinung, unterscheidet sie gut von der Silber- und Mittelmeermöwe. Beim Jugendgefieder fällt die Steppenmöwe vor allem dadurch auf, dass sie unterseitig besonders hell ist, gerade im Bauch- und Achselbereich, aber auch bei den Flügeldecken. Auch das knopfartig wirkende Auge fällt bei der Art oft auf.

Auf dem letzten Foto sehen wir dann eine der Kleinmöwen, die Sturmmöwe. Das typische Schlichtkleid-Merkmal, der schwarze Schnabelring, hat nichts mit der Ringschnabelmöwe zu tun, die ein seltener amerikanischer Irrgast ist. Die Strichelung im Nackenbereich, die im Schlichtkleid zwar üblich, hier aber besonders stark ausgeprägt ist, deutet auf ihr fortgeschrittenes Jugendalter hin: 2. Winter. Kleinmöwen mausern schneller ins adulte Gefieder; eine Großmöwe würde im 2. Winter noch deutlich braun wirken.

Effektvolle “ping”-Geräusche aus dem winterlichen Schilf

Um die seltenen und quirligen Bartmeisen zu finden, sollte man sich mit dieser Art, ihrer Lebensweise und den Habitatvorlieben beschäftigen. Im Gegensatz zu vielen anderen Vögeln, ist die Bartmeise nämlich explizit auf große zusammenhängende Schilfbestände spezialisiert. Das macht es aber auch nicht gerade einfacher sie dort mitten drinnen zu entdecken. Sie bewegen sich oft in Bodennähe und sind dabei sehr ruhelos. Bei Windstille kann man am Schilfgewackel erahnen, wo sie vielleicht für einen kurzen Augenblick mal sichtbar werden könnten. An diesem windigen Wintertag war das nicht möglich, so blieb uns nur auf die auditive Ortung durch ihr Rufen zu vertrauen und eine Bewegung zwischen dem Schilf wahrnehmen zu können.

Ihre Rufe sind dann auch ein guter Indikator dafür, ob man im Habitat mit der Art rechnen kann oder umsonst in das Schilf stiert. Etwas Geduld sollte man aber schon haben, da zwischen Phasen intensiven Rufens auch mal längere Stille herrschen kann. Im Winter sind Bartmeisen in Deutschland oft Standvögel und sind in kleineren Trupps im Schilf unterwegs. Dort halten sie mit ihren ganz typischen Rufen zueinander Kontakt. Dieser klingt wie ein effektvolles „Ping“ oder „Tjüüh“ mit einer Art Nachhall. Wenn man den Ruf kennt, ist er sehr charakteristisch und unverwechselbar.