Hohltaube im Flug

Die Hohltaube fristet unter nicht ornithologisch bewanderten Leuten ein unbekanntes Dasein. Zum Einen wirkt sie aus der Ferne ein wenig wie die Straßen bzw. Stadttaube, zum anderen lebt sie wesentlich zurückgezogener als beispielsweise die Ringeltaube. Damit sind wir auch schon beim Vergleich zu anderen Tauben:

Im Gegensatz zur Straßentaube hat die Hohltaube eine dunkle Iris, ein kaum variables Äußeres mit grauen Unterflügeln, dem markanten glänzenden grünen Halsfleck, einer ganz grauen Oberseite und einem hellen Schnabel.

Die Ringeltaube ist dagegen wesentlich massiger, größer und weist den typischen weißen Hals-Ring und weiße Flügelbinden auf den Oberseiten auf – allerdings sollte man zur Nachbrutzeit sehr aufpassen, denn wenn Trupps aus jungen Ringeltauben unterwegs sind, wird man bei diesen noch keinen weißen Halsring sehen! Hier sind Fotos mit dem Teleobjektiv unverzichtbar, um vor allem auf die Iris zu achten. Die Trupps sind nämlich oft nicht artenrein und Hohl- und (junge) Ringeltauben bunt gemischt.

Schwanzmeisenbrutpaar bei der Fütterung

Die Fotos von mehreren Tagen aus dem Mai (Die Brut wurde nicht gestört, ich war zudem getarnt) zeigen ein nominotypisches Männchen (Typ EE), welches seine sehr helle Partnerin (Hybrid bzw. Typ CE) füttert. Ähnlich wie wir Menschen, machen sich auch die Schwanzmeisen dabei Gedanken um die Dämmung ihrer Unterkunft

Es ist bekannt, dass das Kugelnest der Schwanzmeisen von außen mit Flechten, Moosen, Spinnweben und Grashalmen gebaut und innen dann vor allem mit Federn isolierend ausgepolstert wird. In einer Studie von Forschern der University of Sheffield aus dem Jahr 2004, die in Functional Ecology erschienen ist, ging man der Frage nach, wie, warum, unter welchen Bedingungen das Nest gebaut und gepolstert wird und mit welchem Effekt das geschieht, da ganze 41% der Nestmasse den Federn zuteil werden.

Man hat festgestellt, dass der Federanteil im Laufe der Zeit abnimmt und zwar passend zur Zunahme der Umgebungstemperatur. Auch nach einem Experiment, bei dem man Nester zusätzlich mit Federn ausgestattet hat, konnte man feststellen, dass die Gesamtmasse an Federn sich im Vergleich zu Kontrollnestern angeglichen hat. Man kann daraus schlussfolgern, dass der Innenausbau mit Federn weniger von der Verfügbarkeit, der Zeit oder dem Zufall gesteuert wird, sondern einzig von der Umgebungstemperatur. Je wärmer es ist, desto weniger Federn werden als Isolationsmasse eingebracht und bei Kälte dann umso mehr.

Helfen lohnt sich

Die Fotos aus dem April zeigen ein Schwanzmeisenpaar, welches ein Nest in Flussufernähe gebaut hat. Während das Männchen nominotypische morphologische Merkmale der mitteleuropäischen Unterart zeigt, zeigte sich das Weibchen fast schon ganz weißköpfig, gehört aber wahrscheinlich (wenn kein Hybrid aus beiden Unterarten) auch zur mitteleuropäischen Unterart der Morphe Typ CE.

Sehr bekannt und in meinem Blog schon mehrfach erwähnt, ist die Tatsache, dass nichtbrütende adulte Schwanzmeisen, die in verwandtschaftlicher Beziehung (oft zum Männchen) eines Brutpaares stehen, ein brütendes Paar bei der Jungenaufzucht unterstützen. In einer Studie, die 2003 im Journal of Animal Ecology erschienen ist und von Forschern der University of Sheffield durchgeführt wurde, ging man der Frage nach, wie genau sich dieses Verhalten auf die Helfer als auch die Brut auswirkt.

Wenig überraschend hatte der Nachwuchs aus Helfer-Bruten eine deutlich höhere Überlebensrate als der Nachwuchs aus Nicht-Helfer-Bruten. Noch interessanter ist aber die Tatsache, dass auch die jährliche Überlebensrate der adulten Helfer selbst signifikant stieg und zwar von den üblichen 46% auf 56%! Allerdings nimmt mit der Helfer-Rolle die Wahrscheinlichkeit einer eigenen erfolgreichen Brut im Folgejahr auf 27% ab, wenn man das mit dem Wert von nicht helfenden Nicht-Brütern (38%) vergleicht. Trotzdem überwiegen auch die Selektionsvorteile für die Helfer: Zum einen helfen sie dabei, dass auch Teile ihrer Gene weitergegeben werden, da sie in verwandtschaftlicher Beziehung zum Brutpaar stehen, zum anderen erhöht sich durch die Vergesellschaftung ihre eigene Überlebensrate.

Gänsesäger-Familie schippert auf der Saale herum

In der dritten Junidekade hatte ich das Glück und die Freude eine Gänsesägerfamilie auf der Saale fotografieren zu können. Höchstwahrscheinlich handelt es sich dabei um die Brut von der Schwarza, die aus 8 Küken bestand, von denen es ganze 6 ins Jugendalter geschafft haben. Bei einem laut dem letzten Thüringer Brutvogelatlas Brutbestand von 3 Paaren für Thüringen eine echte Besonderheit. Während die Art auf der Roten Liste der Bundesrepublik als gefährdet (3) geführt wird , gilt sie in Thüringen als extrem selten (R).

Gänsesäger sind Höhlenbrüter und brüten bevorzugt in Baumhöhlen – eine tolle Vorstellung bei so großen Wasservögeln! Die Baumhöhlen für die 8-12 Eier müssen natürlich groß genug sein und sind entsprechend nur in alten und großen Bäumen zu finden. Aufgrund des Mangels an alten Baumbeständen in der Uferbesäumung gibt es weniger Gänsesäger als die Habitate ansonsten hergeben würden. Deshalb wird mitunter mit entsprechend großen Nistkästen nachgeholfen.

Vogelaktivitäten an Kiesseen

Mitte September haben sich an Erfurter Kiesseen in Nähe zu aktivem Tagebau 59 Vogelarten gezeigt, darunter auch viele Besonderheiten wie: Pfeif-, Krick-, Spieß-, Tafel-, Schnatterente, Brandgans, Kiebitz, Kampfläufer, Steppenmöwe, Rohrweihe, Schwanzmeise, Eisvogel, Feldsperling, Bluthänfling und und und.

Die süßen Schwanzmeisenfotos sowie diejenigen vom Postillon der Raupe vom Labkraut-Schwärmer, habe ich ja bereits neulich gezeigt

Ein schöner Anblick war, als diese junge Gruppe Höckerschwäne in Reih und Glied dicht an uns vorbeigewatschelt ist.

Ein genauer Blick in die Lachmöwen hat sich auch gelohnt, denn dort gab es nicht nur Kiebitze zu sehen, sondern auch zwei diesjährige Kampfläufer im Jugendkleid!

Kampfläufer sind vor allem ob ihrer komplexen Balz und den Prachtkleidern der Männchen bekannt. Umso aufmerksamer muss man zur Zugzeit sein, wenn vor allem viele diesjährige Vögel, oft auch separiert und unter sich, auftauchen. Zugegeben: Auf den ersten Blick erinnern sie gerade von hinten am Rücken schon an junge Alpis, aber die hochstaksigen, gelblichen Beine, die Größe und der ungefleckte Bauch sind deutliche Unterschiede.

Der maximale Bestand im Winterhalbjahr der hier rastenden Gäste aus dem Norden beträgt zwischen 3.000-8.000 Individuen mit einem Maximal im zeitigen Frühjahr.

Unglaublich knuffig

Mitte September hat sich an der Ufervegetation von rekultivierten und verfüllten Kiesgruben ein Schwanzmeisentrupp bemerkbar gemacht: Die typischen 4er-Rufreihen aus hohen Piepsern sowie das sanft schnarrende “brrrrd” als Kontaktlaut, haben die Anwesenheit der Art schon vor der Sichtung verraten. Beim Blick in die Sträucher zeigte sich dann, dass es sich um einen kleinen 4er Trupp gehandelt hat.

Bei der oft angegebenen Körperlänge von 13-15cm sollte man bedenken, dass dabei über 60% allein auf die Schwanzlänge entfallen; denn tatsächlich sind Schwanzmeisen sehr kleine Vögel, was sich bei einem Gewicht mit gerade einmal 6-10g bemerkbar macht. Der auf den ersten Blick unpraktisch und übertrieben lang wirkende Schwanz dient bei der artistischen Nahrungssuche auf Zweigen und Knospen als hilfreiche Balancierstange.

Erfolgreich hinters Licht geführt

Dass es ein Kuckucksweibchen im Gebiet geschafft hat ein Brutpaar einer anderen Art, wahrscheinlich einen der Rohrsänger, hinters Licht zu führen, beweist dieser flügge junge Kuckuck. Aufgrund der Entfernung und der mäßigen Bildqualität dachte ich erst an an Weibchen, da diese in verschiedenen Farbmorphen auftreten. Die weiße Bänderungen bzw. der helle Saum der Rückenfedern spricht aber eindeutig für einen diesjährigen Jungvogel; die Fotos entstanden Mitte August.

Die Gelegegröße ist beim Kuckuck genauso variabel wie auch die an die Wirtstiere angepasste Färbung der Eier und beträgt zwischen 1-25 Eiern. Wobei der Begriff “Gelege” hier nicht so recht passt, da das Kuckucksweibchen in jedes fremde Gelege immer nur jeweils 1 Ei legt. Es werden also zwischen 1-25 fremde Nester parasitiert, wobei die Regel bei ungefähr 9 Nestern liegt. Das wirkt mehr als man für gemeinhin annimmt, macht aber Sinn, da viele Vögel das falsche Spiel durchschauen und die fremden Kuckuckseier wieder aus dem Nest befördern. Mit der hohen Anzahl an parasitierten Nestern sorgt der Kuckuck also dafür, es zumindest einige seiner großen, nimmersatten Küken schaffen.

Hungriger Fitis-Nachwuchs

Eine schöne Sichtung in einem Kiefernwäldchen am Rand einer Sand-Strauch-Trocken-Heide war die kleine Fitis-Familie im Juni, rechts auf dem Foto sieht man den bettelnden Jungvogel.

Das kleine überdachte Nest wird nah am Boden oder an dichter Vegetation gebaut und besteht aus Laub, Gras und Moos. Innen wird vor allem mithilfe von Federn gepolstert. Hier ist es allein das Weibchen, welches 5-7 Tage am Nest baut, im Gegensatz zum Beispiel zum Zaunkönig. Das Gelege besteht i.d.R. aus 4-8 Eiern.

Ein Strauch tut’s auch

In der Kyritz-Ruppiner Heide hat sich dieser Baumpieper im Juni auch mit einem Strauch als Singwarte begnügt; in der xerothermen Landschaft war es vielleicht auch einfach zu anstrengend bis hoch auf die wenigen Bäume zu fliegen

Mit 252.000-360.000 Brutpaaren steht der Baumpieper auf der Roten Liste bedrohter Arten in Deutschland auf der Vorwarnstufe, da seine Bestände langfristig abgenommen haben und mittlerweile auf dem niedrigen Niveau stagnieren. Damit geht es ihm von unseren Piepern immer noch weitaus am besten; gerade Brach- oder Wiesenpieper nehmen weiterhin massiv aufgrund von Lebensraumzerstörung und Verlusten von Gelegen – Pieper sind allesamt Bodenbrüter – ab.

Der Baumpieper ist auf dem Eurasischen Kontinent recht weit verbreitet: Die Südgrenze liegt auf der Höhe von Nordspanien und das Brutgebiet reicht bis ans Nordkap. Nach Osten hin wird die Verbreitung schmaler und zieht sich in einem schmalen Band durch die sibirische Taiga. Unsere mitteleuropäischen Baumpieper ziehen ab Ende Juli und August bis spätestens Oktober in die Savannen West- und Ostafrikas und kommen ungefähr ab Mitte April zurück.

Darum Distelfink

Ausgestattet mit einem extralangen und besonders spitzen Finkenschnabel, ist der Stieglitz wie geschaffen dafür, um auch tiefer gelegene Samen aus der Wilden Karde oder Kratzdistel-Arten zu puhlen. Mit seinen 13-19g Körpergewicht hangelt er sich artistisch an die passende Position oder nutzt das Gewicht, um einen Pflanzenstängel so umzubiegen, dass er den Samenstand in der Horizontalen besser erreichen kann.

Auf den beiden Fotos vom August sitzt der auch Distelfink genannte Stieglitz auf einer Krausen (Ring)distel und gönnt sich ein schönes Abendbrot.

Es sind solche Gewächse, mit denen man unseren Wildtieren und der Natur einen Gefallen tun kann. Kratzdisteln bieten nicht nur Samen für Vögel und schöne lila Blüten fürs Augen, sondern Nektar für spezialisierte Wildbienen, viele Schmetterlinge, Schwebfliegen und einige Schmetterlingsarten entwickeln sich als Raupe an ihnen.