Zu einer schönen Fotosession hat sich diese Bachstelze überreden lassen, als ich sie morgens am Kiesbett eines Flusses abgelichtet habe.
Seit vielen Jahren findet man die Bachstelze auch fernab von Ufern, da sie sich als Kulturfolger etabliert hat und sich das auch in einem Bestand von 475.000-680.000 Brutpaaren niederschlägt. Das ist gleich ganze Größenordnungen über dem, was die verwandten Gebirgs- und Wiesenschafstelzen als Lebensraumspezialisten vorweisen können.
Ich lag an diesem Sonntagmorgen im Juni ab Sonnenaufgang getarnt auf dem Kiesbett, um ungestört und auf Augenhöhe Wasseramseln fotografieren zu können. Die Fotos dazu habe ich zuletzt gepostet
Bei uns in der Gegend sind die Graureiher extrem scheue Gesellen und schwer zu fotografieren, dieser hier kam allerdings ahnungslos ans andere Ufer geflogen, um auf Nahrungssuche zu gehen, da er mich nicht bemerkt hat. Ich dachte, es wäre mal interessant eine kleine Background-Story zu teilen, da viele Außenstehende immer noch denken, die Kamera müsste möglichst teuer sein oder macht das Bild gar von selbst etc.
Neben dem technischen Verständnis von Belichtungszeit, Blende, ISO-Wert, Fokus, Belichtungskorrektur etc. spielt auch die Vorbereitung eine Rolle: Wo und wann steht die Sonne, wo sind die Himmelsrichtungen? Ebenso kommt bei der wildlife-Fotografie das Verständnis für die lebenden Motive dazu: Wie verhält sich die Art? Was macht sie als nächstes? Wie sieht ihr Tagesablauf aus oder wie bewegt sie sich? Auch die künstlerische Gestaltung ist mindestens so wichtig wie die technisch saubere Ausführung: Wer Fotos aus der Hüfte schießt und denkt, dass die Bilder mit einer teuren Kamera weniger langweilig wirken, hat die Fotografie nicht verstanden. Man muss den Tieren auf Augenhöhe begegnen, eine Freistellung mit Bokeh erzeugen und gestalterische Elemente nach Möglichkeit nutzen sowie auch eine ansprechende Bildkomposition mit dem Beherzigen von Linien, Goldenem Schnitt, Fluchten, Blickrichtungen etc.
Am Ende kommt der Feinschliff und das rohe Foto, die RAW-Datei, wird nach eigenem Gusto fertig bearbeitet – das macht Arbeit, aber andernfalls würde man diese Einstellungen der Kamera-Automatik bei dem Nutzen von JPEG-Fotos überlassen. Daher ist die oft aufkommende Frage „Wurde dieses Bild bearbeitet?“ falsch gestellt; Das Licht, das vom Sensor in elektrische Signale umgewandelt wird, muss interpretiert und immer bearbeitet werden. Die Frage ist nur, ob man das der Kamera überlässt oder selbst tätig wird.
Ich hoffe, ich konnte damit einen nicht zu langweiligen Umriss über das wildlife-Fotografieren zusammenfassen.
Die Wasseramsel wird verkürzt und liebevoll gerne Wamsel genannt, mit unserer Amsel hat sie aber bis auf den kugeligen Körper so gar nichts am Hut, außer dass beide zu den Sperlingsvögeln bzw. Singvögeln gehören. Die Wasseramsel bildet ihre eigene taxonomische Familie und steht damit in keinem Verwandtschaftsverhältnis zur Amsel und unterscheidet sich auch im Körperbau und Verhalten grundlegend.
Wasseramseln sind sehr reviertreu und bei keiner Verschlechterung des Habitats zuverlässig immer wieder dort zu finden. Problematisch wären mitunter Gewässerverunreinigungen, welche die Entwicklung von Insektenlarven beinträchtigen oder ein Austrocknen des Gewässers durch die Klimaerwärmung.
Solange die Witterung im Winter nicht zu ungemütlich wird, kann man die Wasseramsel auch im Winter im Revier antreffen.
Der Brutplatz wird vom Männchen gegenüber dem Weibchen angezeigt, das passiert schon im Winter, denn Wasseramseln beginnen bereist sehr früh mit der Brut – je nach Witterung und Lokalklima kann es schon im Februar oder März losgehen. Das Nest kann sich in Ritzen oder Abstufungen hinter Wasserfällen befinden (wie auf den Fotos), hängend an Ufersteilwänden zwischen Wurzeln, unter Brücken auf Trägern oder auch an Nisthilfen, die oft unter Brücken zu finden sind. Das Nest selbst ist kugelig und besteht zum Großteil aus Moos, drinnen wird ein Napf aus aus Gras und Blättern eingerichtet.
Die Wasseramsel ist es gewohnt nasse Füße zu haben und nicht nur das: Als einziger Singvogel ist sie in der Lage sowohl zu tauchen als auch zu schwimmen und so ihre Nahrung unter Wasser zu erbeuten. Dazu gehören vor allem Insektenlarven wie Köcherfliegenlarven, kleine Fischchen, Krebstiere und verschiedene Mollusken.
Sie ist extrem an ihren Lebensraum angepasst und auch an diesen gebunden; rasch fließende Flüsse und Gebirgsbäche, die sauber sind und nicht kanalisiert und komplett aufgeräumt. Wie man auf den Fotos sieht, nutzt sie oft Steine und Kiesbänke als Ansitzwarte oder Ruheplatz. Dabei kann man sie nicht nur beim arttypischen Knicksen und Rufen beobachten, sondern auch beim Zwinkern ihre wunderschönen weißen Augenlider sehen.
…kommt dieser Mauersegler im Juli aus einer Kirche. Eile hat er nicht ohne Grund, denn als insektivor lebende Art muss er es schaffen pro Tag 50g Insekten für die Versorgung seiner Brut zu fangen – Das entsprich ca. 20.000 Insekten!
Daraus ergibt sich natürlich auch die Schlussfolgerung, dass es beim Vogelschutz nicht mit dem Anbieten von Nisthilfen getan ist und ein Blick auf das ganze Ökosystem wichtig ist. Arten wie der Mauersegler, andere Vögel, aber auch Fledermäuse uvm. sind besonders vom Insektenschwund der letzten Jahre betroffen.
Problematisch für den Mauersegler als Kulturfolger sind zudem Neubauten und Sanierungen ohne dass Tieren dabei ein Platz angeboten wird, aber auch die Kombination aus hitzeabsorbierenden Materialien (Wellblechdächer, schwarzer Dachbelag, etc.) mit zunehmenden Klimawandel: Bei der Hitzewelle 2022 in Spanien sind vielerorts Abertausende nicht flügge Mauersegler aus ihren Bruthöhlen gesprungen, um der Hitze zu entkommen – mit oft fatalen Folgen.
Wenn es piept, schnarrt, herumturnt und eine Kugelgestalt mit extra langem Schwanz hat, dann ist wohl ein Schwanzmeisentrupp eingefallen, so wie hier im Februar in einem Stadtpark. Gerade durch hinzugezogene Wintergäste, die wuselige Trupp-Aktivität und das fehlende Laub im Winter lässt sich die Art öfter als im Sommer beobachten. Im Sommerhalbjahr geht man in Deutschland von 93.000-170.000 Brutpaaren aus, wobei sich die Populationsgröße auf diesem Niveau eingependelt hat.
Wiesenschafstelzen-Männchen vom Mai. Ab April, vereinzelt im März, kann man sie hier wieder beobachten, sofern man noch intakte Landschaftsteile vorfindet, denn den Winter verbringen sie in Afrika. Als Langstreckenzieher fliegen sie südlich der Sahara ins Winterquartier.
Bereits ab Ende Juli können sich die ersten kleineren Trupps bilden, der eigentliche Zug findet dann hauptsächlich von Mitte August bis Anfang September statt und läuft im Oktober aus.
Das Rotkehlchen, auch liebevoll „Robin“ genannt (so heißt es übrigens im Englischen tatsächlich), ist einer unserer typischen Wintervögel. Es wäre aber falsch ihn zu den Standvögeln zu zählen, nur weil man sie das ganze Jahr über beobachten kann. Tatsächlich ziehen einige unserer Brutvögel in den Mittelmeerraum, während einige bleiben. Damit ist das Rotkehlchen ist Deutschland ein Teilzieher. Im Winter kann man dennoch ziemlich viele Individuen beobachten, da die Rotkehlchen aus Skandinavien Richtung Süden ziehen und teilweise bei uns überwintern.
Vor allem zur Übergangszeit, in welcher viele Rotkehlchen noch da sind, die ersten Wintergäste aber schon da sind, kann man wesentlich größere Dichten feststellen als zur Brutzeit im Sommer. Da das revierstarke Rotkehlchen auch außerhalb er eigentlichen Balz auch in Herbst und Winter oft singt und noch öfter ruft, kann man die oft im Unterholz umherhuschende Art gut nachweisen und zählen.
Saatkrähentrupps können sich bei der Artbestimmung manchmal als kniffelig herausstellen, da oftmals – wie hier – auch Rabenkrähen mit dabei sind. Auf dem ersten Foto bspw. die beiden Rabenvögel links außen, schon gut am dickeren Schnabel zu erkennen. Denn der weiße Schnabelgrund allein reicht nicht zur Unterscheidung der beiden Arten, wenn man die Jungvögel der Saatkrähen mit einbezieht. Diese haben nämlich, je nach Alter, gar keinen oder nur schwach erkennbaren weißen Schnabelgrund, zudem ist der Schnabel wie bei Rabenkrähen befiedert. In der Mitte des ersten Bildes, hinter der deutlich adulten Saatkrähe, ist eine jüngere Saatkrähe zu sehen, bei der sich der helle Schnabelgrund gerade erst anfängt herauszubilden.
Was bei Saatkrähen auch auffällig ist, ist das je nach Lichteinfall ölig-metallisch bunt irisierende Gefieder, ähnlich wie bei Schwarzstorch, Kormoran oder Braunem Sichler.
Aus einem vergangenem schneereichen Winter, habe ich heute einige Fotos der allseits bekannten Amsel fertig gemacht. Dass das erste Bild ein Männchen und der Rest Weibchen zeigt, bekommen auch viele Nicht-Ornithologen hin. Allerdings ist das nicht immer so klar, da vor allem das Gefieder von Weibchen enormen individuellen, genetischen Unterschieden unterliegt.
Es geht schon los beim Braunton des weiblichen Federkleids: Von Hellbraun, einem beinahe schwarzen Dunkelbraun oder eher einem rötlichen Braun, ist alles möglich. Auch die aufgehellten Bereiche an Hals und Bauch können von einem weißlichen Beige bis zu Dunkelbraun variieren und dabei mal mehr oder weniger Strichmuster aufweisen.
Da könnte man meinen, dass es beim Schnabel einfacher ist, denn Amselweibchen weisen für gewöhnlich einen gräulich-bräunlich überhauchten Schnabel mit wenig Orange auf. Aber auch hier gibt es genetische, hormonelle als auch altersbedingte Variationen. Vor allem zur ersten Brutzeit hellt sich der Schnabel etwas auf und wird gelblicher, was mit jeder weiteren Saison zunehmen kann. Außerhalb der Brutzeit färbt sich der Schnabel dann wieder ins Bräunliche. Wie es aussieht, wenn ein Amselweibchen sowohl ein besonders dunkles Gefieder aufweist, als auch einen hormonell und altersbedingt besonders gelben Schnabel zeigt, ist auf dem Webcam-Clip einer niederländischen Amselbrut sichtbar. Die Geschlechter sind auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden! Das Weibchen ist das Individuum oben im Bild.