Kleine Meise, große Beute

Im Mai habe ich diese Tannenmeise bei der Einkaufstour für ihren Nachwuchs fotografieren können.

Im Winter werden vor allem Samen wie bspw. Fichtensamen gefressen, ansonsten werden Nadelbaumzweige akribisch und flink nach winzigen Insekten, Spinnen und Insekteneiern abgesucht.

Vor allem beim Herumklettern an Fichtenzapfen kommen der Meise ihre langen Hinterzehen zugute, mit denen sie sich im Zusammenspiel mit den Mittelzehen gut festhalten kann. Manchmal sind sie bei der Nahrungssuche an Zweigspitze auch im kurzen Rüttel-/Schwirrflug zu sehen und erinnern damit an das Verhalten von Wintergoldhähnchen.

Etwas Graues hockt im Weißdorn

In einer Heidelandschaft, die aus einem ehemaligen Truppenübungsplatz entstanden ist und durch Schafbeweidung offen gehalten wird, finden sich jährlich einige Brutpaare der Grauammer ein. Ein Individuum von ihnen zeigt das Foto aus dem April.

Über das komplizierte Zug- und Wanderverhalten habe ich bereits etwas geschrieben. In den Regionen, wo einige den Winter über hier bleiben, kann man sie in passenden Habitaten sogar in winterlichen Trupps bei der Nahrungssuche beobachten. Während sich die adulten Vögel im Winter auch mal von Beeren, den Sommer über vegetarisch von Sämereien und Getreidekörnern ernähren, werden Jungvögel zur Brutzeit zusätzlich und je nach Witterung mit Insekten, Spinnen und gelegentlich Weichtieren gefüttert. Das kennt man auch von anderen Vegetarianern wie bspw. dem Grünfink.

Blaues Doppelpack

Die Fotos der beiden Blaumeisen, welche gerade auf einem Purgier-Kreuzdorn ruhen, entstanden im April. Bei der Nahrungssuche sind die gerade einmal 10,5-12cm großen Blaumeisen selbst im Gegenlicht und bei Entfernung gut von der Kohlmeise zu unterscheiden: Keine andere Meise, auch nicht die kleine und wuselige Tannenmeise, ist so artistisch am Herumturnen und das sehr oft auch kopfüber.

Bei der Nahrungssuche zeigen sich die Blaumeisen mitunter ganz schön ausgefuchst. So werden im Winterhalbjahr gezielt Schilfrohre aufgehackt, um darin überwinternde Insekten(larven) zu erbeuten. Damit unterscheiden sie sich z.B. von der Kohlmeise, die auch gerne mal Nahrung auf dem Boden sucht.

Ich selbst habe auch schon öfter beobachtet, dass ich in Nähe von Binnengewässern mehr Blaumeisen – teils mehr als Kohlmeisen – als üblich beobachten konnte.

Lebendes Stück Rinde

Im April habe ich dieses Stück lebendige Rinde vor die Linse bekommen Es handelt sich um den gut getarnten Wendehals, den ich wohl ohne seine markanten Rufe, die mich an eine Mischung aus Grünspecht x Silbermöwe erinnern, nicht entdeckt hätte.

Der Wendehals gehört zur Familie der Spechte, dort jedoch in die eigene Unterfamilie der Wendehälse, während unsere anderen Spechte zur Unterfamilie der Echten Spechte gehören. Wenn man sich einige Eigenheiten der Art vor Augen führt, ist diese Abgrenzung nicht verwunderlich: So baut der Wendehals bspw. keine eigenen Höhlen. Auch ist er der einzige unserer Spechte, die im Herbst gen Süden ziehen und das sogar als Langstreckenzieher. Ein Trommeln zeigt sich höchstens zaghaft im Höhlenkontext (Balz, Bruthöhlenanzeige, Ablösung) auf sehr kurze Distanz und erinnert damit immerhin an das Verhalten vom Grünspecht. Den typischen Stützschwanz der anderen Spechte sucht man beim Wendehals vergebens, daher besiedelt er auch keine Wälder, wo er viele Bäume erklettern müsste, sondern halboffene-offene Landschaften wie Streuobstwiesen und Heiden.

Aber woher stammt eigentlich der Name? So kann der Wendehals seinen Kopf nicht nur um mehr als 180° verdrehen, sondern nutzt dies auch eindrucksvoll in Bedrohungssituationen: Mit aufgespreizten Federn, lang gestreckten und sich verdrehendem Kopf in Kombination mit zischenden Lauten, gleicht er damit eher einer beschworenen Schlange denn einem Vogel! Dieses Verhalten dient als passive Verteidigungsstrategie gegenüber Feinden.

Feld & Foto

Auf dem Foto sieht man ein anschauliches Beispiel dafür wie schwer man es sich machen kann, wenn man Arten erst im Nachhinein anhand von Bildern bestimmen will und nicht vom Gesamteindruck im Feld. Denn hierbei handelt es sich zweifelsfrei um einen Baumpieper, ein Individuum mit einer außergewöhnlich starken Strichelung an den Flanken, welche an die vom Wiesenpieper erinnern. Natürlich sollte man bei sogenannten Zwillingsarten ohnehin nicht nur auf ein Merkmal schauen, der deutlich dickere Schnabel passt zum Baumpieper, wie auch das, was man auf dem Foto nicht mehr sieht: Das Verhalten & der Gesang, auf welches ich in einem vorherigen Beitrag bereits eingegangen bin.

Mit einer Körperlänge von gerade einmal 15cm und einer Spannweite von 25-27cm ist der Baumpieper in Wahrheit wesentlich kleiner als er auf Fotos wirkt.

100 bunte Vögel

Die Fotos zeigen einen kleinen Ausschnitt eines 100er Schwarms Stieglitzer Anfang Dezember.

Finken, Ammern und Meisen ziehen im Winter oft in gemischten Trupps umher, um das karge Nahrungsangebot des Winters optimal nutzen zu können.

Davon, dass im Winter nichts los ist oder alle Vögel weg sind, kann also nicht die Rede sein! Von besonderen Wintergästen – wie Kornweihen, Seetaucher, uvm. –ganz zu schweigen Also warm einpacken, Augen und Ohren auf: Es gibt auch im Winter immer was zu entdecken!

Posieren am Kiesbett

Zu einer schönen Fotosession hat sich diese Bachstelze überreden lassen, als ich sie morgens am Kiesbett eines Flusses abgelichtet habe.

Seit vielen Jahren findet man die Bachstelze auch fernab von Ufern, da sie sich als Kulturfolger etabliert hat und sich das auch in einem Bestand von 475.000-680.000 Brutpaaren niederschlägt. Das ist gleich ganze Größenordnungen über dem, was die verwandten Gebirgs- und Wiesenschafstelzen als Lebensraumspezialisten vorweisen können.

Ahnungslos trifft auf vorbereitet

Ich lag an diesem Sonntagmorgen im Juni ab Sonnenaufgang getarnt auf dem Kiesbett, um ungestört und auf Augenhöhe Wasseramseln fotografieren zu können. Die Fotos dazu habe ich zuletzt gepostet

Bei uns in der Gegend sind die Graureiher extrem scheue Gesellen und schwer zu fotografieren, dieser hier kam allerdings ahnungslos ans andere Ufer geflogen, um auf Nahrungssuche zu gehen, da er mich nicht bemerkt hat. Ich dachte, es wäre mal interessant eine kleine Background-Story zu teilen, da viele Außenstehende immer noch denken, die Kamera müsste möglichst teuer sein oder macht das Bild gar von selbst etc.

Neben dem technischen Verständnis von Belichtungszeit, Blende, ISO-Wert, Fokus, Belichtungskorrektur etc. spielt auch die Vorbereitung eine Rolle: Wo und wann steht die Sonne, wo sind die Himmelsrichtungen? Ebenso kommt bei der wildlife-Fotografie das Verständnis für die lebenden Motive dazu: Wie verhält sich die Art? Was macht sie als nächstes? Wie sieht ihr Tagesablauf aus oder wie bewegt sie sich? Auch die künstlerische Gestaltung ist mindestens so wichtig wie die technisch saubere Ausführung: Wer Fotos aus der Hüfte schießt und denkt, dass die Bilder mit einer teuren Kamera weniger langweilig wirken, hat die Fotografie nicht verstanden. Man muss den Tieren auf Augenhöhe begegnen, eine Freistellung mit Bokeh erzeugen und gestalterische Elemente nach Möglichkeit nutzen sowie auch eine ansprechende Bildkomposition mit dem Beherzigen von Linien, Goldenem Schnitt, Fluchten, Blickrichtungen etc.

Am Ende kommt der Feinschliff und das rohe Foto, die RAW-Datei, wird nach eigenem Gusto fertig bearbeitet – das macht Arbeit, aber andernfalls würde man diese Einstellungen der Kamera-Automatik bei dem Nutzen von JPEG-Fotos überlassen. Daher ist die oft aufkommende Frage „Wurde dieses Bild bearbeitet?“ falsch gestellt; Das Licht, das vom Sensor in elektrische Signale umgewandelt wird, muss interpretiert und immer bearbeitet werden. Die Frage ist nur, ob man das der Kamera überlässt oder selbst tätig wird.

Ich hoffe, ich konnte damit einen nicht zu langweiligen Umriss über das wildlife-Fotografieren zusammenfassen.

Wamsel

Die Wasseramsel wird verkürzt und liebevoll gerne Wamsel genannt, mit unserer Amsel hat sie aber bis auf den kugeligen Körper so gar nichts am Hut, außer dass beide zu den Sperlingsvögeln bzw. Singvögeln gehören. Die Wasseramsel bildet ihre eigene taxonomische Familie und steht damit in keinem Verwandtschaftsverhältnis zur Amsel und unterscheidet sich auch im Körperbau und Verhalten grundlegend.

Wasseramseln sind sehr reviertreu und bei keiner Verschlechterung des Habitats zuverlässig immer wieder dort zu finden. Problematisch wären mitunter Gewässerverunreinigungen, welche die Entwicklung von Insektenlarven beinträchtigen oder ein Austrocknen des Gewässers durch die Klimaerwärmung.

Solange die Witterung im Winter nicht zu ungemütlich wird, kann man die Wasseramsel auch im Winter im Revier antreffen.

Der Brutplatz wird vom Männchen gegenüber dem Weibchen angezeigt, das passiert schon im Winter, denn Wasseramseln beginnen bereist sehr früh mit der Brut – je nach Witterung und Lokalklima kann es schon im Februar oder März losgehen. Das Nest kann sich in Ritzen oder Abstufungen hinter Wasserfällen befinden (wie auf den Fotos), hängend an Ufersteilwänden zwischen Wurzeln, unter Brücken auf Trägern oder auch an Nisthilfen, die oft unter Brücken zu finden sind. Das Nest selbst ist kugelig und besteht zum Großteil aus Moos, drinnen wird ein Napf aus aus Gras und Blättern eingerichtet.

Immer nasse Füße

Die Wasseramsel ist es gewohnt nasse Füße zu haben und nicht nur das: Als einziger Singvogel ist sie in der Lage sowohl zu tauchen als auch zu schwimmen und so ihre Nahrung unter Wasser zu erbeuten. Dazu gehören vor allem Insektenlarven wie Köcherfliegenlarven, kleine Fischchen, Krebstiere und verschiedene Mollusken.

Sie ist extrem an ihren Lebensraum angepasst und auch an diesen gebunden; rasch fließende Flüsse und Gebirgsbäche, die sauber sind und nicht kanalisiert und komplett aufgeräumt. Wie man auf den Fotos sieht, nutzt sie oft Steine und Kiesbänke als Ansitzwarte oder Ruheplatz. Dabei kann man sie nicht nur beim arttypischen Knicksen und Rufen beobachten, sondern auch beim Zwinkern ihre wunderschönen weißen Augenlider sehen.