Bruchwasserläufer stochert im Tagebau herum

Während Tagebaue, hier ein Sand-Tagebau in Thüringen, immer noch als Zerstörung und Symbol für einen rücksichtslosen Umgang mit der Natur gelten, sind sie in Wahrheit Refugien für bedrohte Arten geworden. Wo sonst in der Landschaft mit an Nährstoffen übersättigten, bis zum letzten Meter mit Hochleistungsgewächsen genutzten und trocken gelegten Feldern, findet man magere und offene sandige Böden mit Tümpeln und Schlickflächen in verschiedene Tiefen, unordentliche Steinhaufen und Schuttberge und (ironischerweise) mehr Ruhe vor Freizeitdruck, freilaufenden Haustieren etc. als in Tagebauen?

Im September hat sich beim Herbstzug zusammen mit anderen Limikolen dieser Bruchwasserläufer bei der Rast gezeigt, um Nahrung als Energie für den Weiterflug zu finden. Zur den Zugzeiten stellt sich bei so einer Erscheinung – wenn man von größeren Seltenheiten absieht – meist die Frage, ob Bruchwasser-, Waldwasser- oder Flussuferläufer. Markant für den Bruchwasserläufer ist ein Augenstreif, der nicht nur aus Zügel besteht, sondern deutlich und lang hinter dem Auge weiter verläuft. Der Übergang vom fleckigen Brustgefieder zum weißlich-schmutzigen Bauch ist nicht scharf begrenzt und generell zeigt die Art weniger scharfe Kontraste als bspw. der Waldwasserläufer.

Die Art gilt als typischer Durchzügler, dabei war der Bruchwasserläufer einst ein regulärer Deutscher Brutvogel! Er hat in Mooren der norddeutschen Tiefebene gebrütet, bis die Zerstörung und Trockenlegung von Mooren ihm den Lebensraum genommen hat. Aktuell gilt die Art als Brutvogel ausgestorben in Deutschland und tritt hier nur noch als Zug- und Rastvogel auf.

Frau Riesenlöffel

Im September hat sich in einem geschützten Teichgebiet u.a. diese weibliche Löffelente gezeigt. Wie auch bei den meisten anderen Enten findet die Balz mit anschließender Paarbildung nach der spätsommerlichen Vollmauser im Herbst statt. Die Erpel machen bei der Balz im Gegensatz zu anderen Enten (Stockente, Pfeifente, Krickente, Schnatterente etc.) deutlich weniger mit Lauten auf sich aufmerksam.

Nach der Balz folgt bekanntlich die Paarung; bei der Löffelente finden diese erst kurz vor Brutzeit (April) statt. Das Gelege eines Nestes, welches als Bodenmulde in der Verlandungszone am Wasser in der Vegetation versteckt angelegt wird, umfasst 8-12 Eier.

Mama Haubi mit hungrigem Kind

Die Fotos aus dem September zeigen Mama Haubentaucher mit ihrem dauernd hungrigen Nachwuchs, welcher diesen Hunger mit einem permanenten Quietschen zum Ausdruck bringt. Mit etwas Fantasie kann man in diese Laute ein „Fisch! Fisch! Fisch! Fisch! Fisch“ interpretieren Denn kleine Fische bilden neben wirbellosen Wassertierchen die Hauptnahrung.

Es ist bei dieser Art nicht ungewöhnlich, dass man noch im September bettelnde Jungtiere in ihrem zebra-artigen Juvenil-Gefieder vorfindet. Das haben übrigens alle zur Familie der Lappentaucher gehörenden Vögel gemeinsam: Dass der Nachwuchs dieses Gefieder mit Zebrastreifen aufweist.

Der Nachwuchs stammt aus einem Gelege, das für gewöhnlich 2-6 Eier umfasst und auf einer Art Floß angelegt wird: Am Rande von Röhricht- und Schilfgürteln wird abgestorbenes Pflanzenmaterial gesammelt, woraus ein kleines Inselchen gebaut und an Totholz oder der Wasservegetation verankert wird. 4 Wochen werden die anfänglich weißen Eier bebrütet – durch die verrottenden Pflanzen färben diese sich allmählich bräunlich; eine super Tarnung, die quasi von selbst entsteht!

Auf dem Wasser stehen

Mehr oder weniger auf bzw. über dem Wasser standen diese Kormorane Ich hatte in der Vergangenheit bei Beiträgen zu meinen Kormoranfotos schon mit allen gängigen Mythen aufgeräumt, daher heute mal einige grundsätzliche Daten zum Kormoran.

Mit einer Flügelspannweite von ungefähr 120-150cm ist der 77-94cm lange Kormoran etwas größer als der Mäusebussard. Die große Flügelfläche ist auch wichtig, immerhin bringt es die Art auf ein Gewicht von 2-2,5Kg.

Porträt im Flug

Ein Höckerschwan hat im Oktober fix noch für ein Porträtfoto vorbeigeschaut Im Winter kommen durch den Zuzug nördlich brütender Schwäne bis zu 79.000 Individuen zum überwintern nach Deutschland. Im Sommerhalbjahr gibt es bei uns einen stabilen Brutbestand von 10.500-14.500 Paaren. Weltweit geht man sogar von ca. 630.000 Individuen aus, was auch daran liegt, weil dieser elegante und schöne Vogel in aller Herren Länder in Startparks eingeführt wurde, von wo aus sie sich weiterverbreitet haben.

Ursprünglich stammt die Art wohl aus Nordosteuropa, mittlerweile kommt dieser Schwan lückenhaft verstreut über den ganzen Eurasischen Kontinent sowie Nordamerika vor.

Deutliche Silhouette

Der Kolkrabe ist nur auf den ersten Blick mit der typischen Krähe, der Aas- bzw. Rabenkrähe, zu verwechseln, denn dieser weist eine Flügelspannweite wie ein Mäusebussard auf, mitunter sogar noch mehr. Sein Körper ist dabei noch länger als der vom Bussard und dabei mit bis zu 1,5Kg auch wesentlich schwerer. Dagegen wirkt die Rabenkrähe beinahe winzig, dieser kommt man allerdings auch wesentlich näher als dem sehr scheuen Kolkraben. Seine enormen Maße machen Kolkraben zum weltweit größten Vertreter der Sperlingsvögel.

Im Flug zeigt der Kolkrabe besonders lange, einzeln abstehende Finger (Handschwingen) und einen markant keilförmigen Schwanz. Der Schnabel ist massiver und dessen oberseitige Befiederung länger. Auch unverwechselbar sind die länglichen Halsfedern, die beim Rufen regelrecht abstehen und seinem Hals ein dickes Aussehen verleihen. Gerade die markante Silhouette zeigt sich gut auf dem Foto.

Fliegend und rastend: Die weiße Gartenfigur ;-)

Wie auch der Graureiher und andere Verwandte, so zieht auch der 85-100cm lange Silberreiher seinen Hals im Flug ein – siehe folgendes Foto. Mit einer Flügelspannweite die von 1,4m bis zu 1,7m reicht liegt die Art genau zwischen Mäusebussard und Rotmilan.

Das zweite Bild zeigt einige Silberreiher zwischen Graureihern, Kormoranen und u.a. Mittelmeermöwen bei der Rast bzw. überwintern im Oktober. Von all den Reihern ist der Silberreiher derjenige, der die weiteste Verbreitung aufweist und sich dabei als Kosmopolit zeigt: Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika sowie Australien. Weltweit wird der Bestand auf 0,6-2,2Mio. Individuen geschätzt.

Der bunte Schmied

Im Oktober hat sich dieser männliche Buntspecht wunderbar dabei beobachten und fotografieren lassen wie er Fichtenzapfen in einer Spechtschmiede eingeklemmt und anschließend bearbeitet hat, um an die inne liegenden Samen zu kommen.

Von einer „Schmiede“ spricht man in der Ornithologie, wenn ein Objekt als Hilfsmittel bei der Nahrungsbeschaffung genutzt wird. Drosselschmieden sind z.B. Steine, die von Singdrosseln zum Zertrümmern von Schneckengehäusen genutzt werden, um an die Weichtiere zu gelangen. Analog dazu nennt man solche Hilfsobjekte, die von manchen bei Spechten genutzt werden, Spechtschmieden.

Dazu nutzen sie Spalten in Baumstämmen oder Astgabeln, um Baumzapfen oder Nüsse darin einzuklemmen und an die Samen bzw. Kerne zu gelangen. Das ist schon nicht blöd, aber es wird noch interessanter:

Spechte gehören zu den überdurchschnittlich intelligenten Vögeln und speziell der Buntspecht nutzt nicht nur solche Hilfsmittel, sondern baut sie auch zielgerichtet! Das setzt Verständnis, Planung, Investition und auch eine Menge Gedächtnisarbeit voraus.

Durchmustern von Tausenden Wintergänsen

Da stehen oder wahlweise laufen sie auch, durchgeknallte Leute – solche wie wir – an kalten Wintertagen an Seeufern und Durchmustern stundenlang Gänsetrupps. Besondere Aufregung macht sich breit, wenn diese Abfliegen und eventuell sogar in Beobachterrichtung fliegen. An dem Tag haben wir im Gebiet neben anderen Vögeln ca. 1.000 Blässgänse, 1.400 Tundrasaatgänse und 60 Graugänse aufmerksam durchgesehen. Der Lohn der Mühe wird im heutigen Beitrag vorgestellt.

Die beiden Gänse, die etwas separat unten fliegen, zeigen einen etwas kürzeren Schnabel, aber noch wichtiger: Die Schnabelbinde ist nicht gelb-orange, sondern rosa! Ebenso wie die Beine, was man je nach Schattenwurf und Haltung im Gefieder im Flug aber nicht immer deutlich sieht. Das sind Kurzschnabelgänse, die der Tundrasaatgans zum Verwechseln ähnlich sehen. Ganze 3 Individuen konnten wir zweifelsfrei unter den 1.400 Tundrasaatgänsen entdecken.

Die Brutgebiete der Kurzschnabelgans teilen sich auf 2 Populationen auf: eine brütet auf Spitzbergen, die andere in Östgrönland und Zentralisland.

Zugegeben: Das Foto aus weiter Entfernung gewinnt keinen Preis, aber ist eine ausreichende Dokumentation. Achtet mal auf die beiden Saatgänse ganz vorne; links und rechts am Bildrand.

Ich hatte mir die Bilder Zuhause am PC nochmal in Ruhe angesehen und dabei sind mir folgende Merkmale förmlich ins Auge gesprungen: Längerer Schnabel & dünner schwanenartiger Hals. Diese strukturellen Merkmale sprechen zweifelsfrei für die hier seltener zu findende Unterart der Saatgans, die Waldsaatgans (Anser fabalis fabalis). Ein Merkmal, was öfter als bei der Tundrasaatgans (A. f. rossicus) zu finden ist, ist der weiß befiederte Schnabelgrund; dieser ist allerdings kein sicheres Merkmal und tritt auch gelegentlich bei den Tundras auf. Ein weiteres unsichere Indizienmerkmal ist die gelb-orange Schnabelbinde, die bei den Waldsaatis weniger Variantenreichtum aufweist, als bei den Tundras.

Die Brutgebiete der Waldsaatgans liegen in der Taiga Westsibiriens und reichen bis nach Zentralskandinavien. Im Winter erreicht uns ein Maximum an Individuen von maximal 11.500 mit sinkender Tendenz – deutlich weniger als die 430.000 Tundrasaatgänse.

Häufige Wintergäste aus dem Norden: Saatgänse

Im Winter kann man auf größeren Seen und natürlich auch an der Küste, unter den Graugänsen (und einigen Seltenheiten) vor allem noch zwei andere Arten ausmachen: Die Blässgans sowie die Tundrasaatgans. Dass die beiden gerne zusammen rasten und überwintern, kann man auf dem ersten Foto sehen. Von der Saatgans (Anser fabalis) ist im Winterhalbjahr vor allem mit 2 Unterarten zu rechnen: Die mit weitem Abstand häufigste, welche auch auf den Fotos zu sehen ist, ist die Tundrasaatgans (A. f. rossicus). Nur vereinzelt bei uns zu sehen ist dabei die Unterart Waldsaatgans (A. f. fabalis).

Mit einem Überwinterungsbestand von 430.000. Individuen ist die recht dunkle Tundrasaatgans in den entsprechenden Habitaten häufig zu beobachten. Neben dem erwähnten dunkleren Eindruck im Vergleich zu anderen Feldgänsen (Anser spec.), der vor allem durch den dunkel gefärbten Kopf entsteht, ist der schwarze Schnabel mit der gelb-orangen Binde markant. Die Ausprägung, Form und Größe dieser Binde ist dabei extrem variabel.

Der Name deutet es an: Die Art brütet im Sommerhalbjahr in der russischen Tundra auf unbewaldetem Gebiet.