Eine Kopfnuss bei der Nahrungssuche

An einem heißen Junitag rechnet man mitten in einer trockenen Sandheide mit Sträuchern und Kiefernbeständen nicht unbedingt mit einer Rohrweihe. Falls dieses Männchen zu einem brütenden Paar gehört, dann hat er sich ca. 4,5Km von der nächsten Schilffläche an einem Gewässer entfernt. Das wiederum ist gar nicht so ungewöhnlich. Je nach Nahrungsverfügbarkeit und Habitat können sich Greifvögel viele Kilometer vom Horst entfernen, um Jagd auf Beute zu machen und an einer wärmebegünstigten Fläche wie dort zudem die Thermik zum Segeln nutzen und damit viel Energie sparen.

Nicht ganz so alltäglich war dann einer der dort im Gebiet brütenden Raubwürger – was schon besonders genug ist – und dem es gar nicht gefiel, dass ein potenzieller Nestprädator ins Revier kam, sodass der Raubwürger dem nahrungssuchenden Rohrweihen-Terzel kurzerhand eine derbe Kopfnuss verpasst hat! Das wusste wohl jemand. dass die Rohrweihe im Niederländischen nicht ohne Grund “kuikendief” (Kükendieb/räuber) heißt, wobei es sich i.d.R. um junge Wasservögel handelt, die von der Rohrweihe prädiert werden.

Jedenfalls hat sich die Rohrweihe nach kurzer Zeit getrollt und woanders hoffentlich bessere Chanen auf eine ungestörte Jagd vorgefunden. Das ist bei den 3-6 Eiern, die bei einer Jahresbrut ins Schilfnest gelegt werden, auch nötig. Von den Jungen überlegen meist aber nur die 2-3 fittesten Individuen. Falls das erste Gelege verloren geht, kann es auch zu einem Nachgelege kommen.

Sommerlicher Ausflug in der Wüste

Nun ist es nicht ganz korrekt die Kyritz-Ruppiner Heide in Brandenburg als Wüste zu bezeichnen, es handelt sich vom Lebensraumtyp um ein Mosaik aus Trockener Sandheide, Düne mit offenen Grasflächen, Dünen im Binnenland, Trockene Europäische Heide sowie Eichen- und Buchenwald. Zudem finden sich dort halboffene Trockenrasen mit einzelnen Gehölzen. Jedenfalls fühlt es sich mitten im Juni in der prallen Sonne und dem vielen feinen Sand dann doch sehr wie eine Wüste an

Seinen Ursprung hat das Naturschutz- und FFH-Gebiet in seiner Zeit als Nutzung als Truppenübungsplatz. Relikte davon finden sich in den vielen ungeräumten Bereich mit vielen Munitionsresten. Einer Verbuschung der Fläche wird durch einer Beweidung durch Schafe entgegengewirkt. Wie wertvoll dieses Biotop ist, zeigte sich schon Sekunden nach dem Aussteigen aus dem Auto: Zeitgleich waren Heidelerche, Grauammer und Wiedehopf zu hören. Neben dem Neuntöter, kommt dort sogar der Raubwürger als Brutvogel vor. Dass es Braun- und Schwarzkehlchen sowie Baumpieper, Pirole und viele weitere gibt, ist dann auch keine Überraschung mehr. Im heutigen Beitrag geht es um einige Schmetterlingsfotos, die ich an dem Tag machen konnte.

1. Es geht los mit einem typischen Bewohner offener und wärmebegünstigter Flächen, ein Bläuling des Silberfleck-Komplexes (Plebejus spec.). Wie meist hierzulande, handelt es sich um den Argus-Bläuling (Plebejus argus). Es ist die einzige Art des Komplexes mit Dornen an den Tibiae der Vorderbeine.

2. Die folgenden 3 Fotos zeigen ein Weibchen vom Braunen Feuerfalter Weibchen (Lycaena tityrus) – bei der Art sind die Weibchen nämlich farbiger, in dem Fall oranger, als die Männchen

3. Foto 5 zeigt den Großen Kohlweißling (Pieris brassicae) am Gewöhnliche Natternkopf. Eine Art, die ich bei mir nicht einmal ansatzweise so oft finde, wie P rapae oder P. napi vom danach folgenden Foto.

4. Der nächste Feuerfalter ist der Kleine Feuerfalter (Lycaena phlaeas) – das erste Individuum auf dem Weißen Steinklee, das andere ebenfalls am Gewöhnlichen Natternkopf.

5. Der darf natürlich nicht fehlen: Der häufigste unserer Braun-Dickkopffalter, der Rostfarbige Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus), der sich ebenfalls am Gew. Natternkopf gütlich tut.

6. Immer ein Grund zur Freude ist die Sichtung eines Scheckenfalters, zumindest solange, bis man sich an die Bestimmung macht. Hierbei haben wir es mit dem schwierigen Artkomplex Melitaea athalia/aurelia/britomartis zu tun. Eine sichere Bestimmung anhand morphologischer Merkmale ist nicht immer möglich, zudem sollten qualitativ gute Fotos von verschiedenen Seiten angefertigt werden. Wir sind uns in diesem Fall sicher, dass es sich um den Wachtelweizen-Scheckenfalter (M. athalia) handelt. Die Bestimmung erfolgt über die Kombination mehrerer Merkmale und ich kann dazu das entsprechende Bestimmungshilfeblatt vom Tagfalter-Monitoring (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung) empfehlen:

Bestimmungshilfe Scheckenfalter

Zum Abschluss gibt es noch ein Panorama von einem Aussichtsturm, welches ich aus 15 Fotos erstellt habe. Die Originaldatei ist mit 29.526×5.869 Pixeln sehr detailliert geworden. So schaut es jedenfalls aus in der Wüste

Ein Gurren aus dem Baum

Die Anwesenheit unserer kleinsten heimische Taube, der Turteltaube, nimmt man meist durch ihr typisches hohes Gurren war (grrrrrruuuuu). Meist sitzt sie dabei erhöht auf einem Baum. Obwohl sie gewissermaßen in den alltäglichen Deutschen Wortschatz übergegangen ist (turteln, Turteltäubchen), ist diese Art den meisten doch eher unbekannt. Das dürfte sicher am drastischen Rückgang begründet liegen: Seit den 80ern sind die Deutschen Brutbestände von 150.000 Paaren auf nur noch 16.500 Paare zurückgegangen, ein Minus von 89%! Auch in jedem anderen europäischen Land kennt der Trend nur eine Richtung und der ist negativ.

Die Ursachen sind klar: Zum Einen geht es der Turteltaube wie anderen Offenland- und Halboffenlandarten und ihr geht schlichtweg der Lebensraum wie auch die Nahrungsgrundlage, durch die industrialisierte Intensiv-Landwirtschaft verloren. Als wäre das nicht genug, wird sie als Langstreckenzieher während des Zuges massiv bejagt. Teilweise illegal, aber unglaublicherweise ist das in einigen Ländern sogar noch legal.

Das war Grund genug, dass die Turteltaube 2020 vom NABU zum Vogel des Jahres gewählt wurde. Im Zuge dessen wurden und werden auch Forschungsprojekte mit Besenderung initiiert, um die Zugstrecken sowie die exakten Problemstellen besser kennen zu lernen. Nicht zuletzt spielen bei Überwinterern in der Subsahara-Zone auch die Bedingungen im Winterquartier eine Rolle.

Das Foto entstand im weiteren Bereich um den Neusiedler See, wo es große Fläche extensiv genutzten bzw. geschützten Grünlandes gibt und die Art dadurch flächig und regelmäßig verbreitet ist.

Schon ordentlich ausgeblichen

Schon einiges hinter sich hat dieser abgeflogene Kleine Feuerfalter (Lycaena phlaeas) von vor einer Woche. Aus der Unterfamilie der Feuerfalter (Lycaeninae), die zur Familie der Bläulinge gehören (Lycaenidae), ist der Kleine Feuerfalter der häufigste Vertreter. Seinen Nektarbedarf hat er hier am Rainfarn gestillt, eine wichtige heimische Pionier- und Ruderalpflanze, die noch durch den Spätsommer bis in den frühen Herbst blüht.

Die Flugzeit vom Kleinen Feuerfalter ist theoretisch recht lang und reicht je nach Bedingungen vor Ort von Mitte April bis Ende Oktober. Bei mir in der Region (TH, SLF-RU) finde ich sie dagegen meist erst im Spätsommer.