Einige Eindrücke der gestrigen Tour in heimischen Gefilden zeigt der heutige Beitrag. Das Habitat war ein Naturschutzgebiet auf Silikat-Steilhängen, teils mit Mischwald, teils mit Waldkiefern bewachsen. Im waldigen Bereich, wo u.a. Elsbeere und Wildbirne gewachsen ist, waren rufende Kleinspechte eines der avifaunistischen Highlights. Besonders interessant – vor allem für Insekten – waren die offenen Felshänge, extensives Grünland auf der Kuppe und: Die offen gehaltenen Schneisen für Stromtrassen!
Man muss sich heutzutage immer wieder vor Augen halten, dass wir nicht mehr in den 60ern oder 70ern leben. Ob nun aktive oder ehemalige Tagebaue, große Industriegelände oder Schneisen für Stromtrassen – all diese Sekundärbiotope, die auf den ersten Blick nach Zerstörung aussehen, gehören mittlerweile zu den wertvollsten Biotopen überhaupt. Das sagt natürlich auch viel über unseren Umgang mit Äckern, Gärten, oder Grünlandflächen aus.
Aber schauen wir uns an, was es auf den Fotos zu sehen gibt:
1. Für ein Widderchen (Zygaenidae) leicht zu bestimmen und ein besonders schöner Anblick obendrein, ist das Esparsetten-Widderchen, auch Krainer Widderchen genannt (Zygaena carniolica). Es labt sich hier am Nektar des Gewöhnlichen Dostes (Origanum vulgare) oder auch einfach: Wilder Oregano. In Thüringen ist die Art recht lückig verbreitet und ein Fund immer wieder eine tolle Sache.
2. Der Besucher, der sich zum Widderchen dazugesellt hat, ist der Magerrasen-Perlmuttfalter (Boloria dia). Die Art gehört zu den kleineren Perlmuttfaltern (Argynnini) und lebt auf mageren Halbtrockenrasen und Muschelkalkrasen. Wie so viele Perlmuttfalter sind die Raupen zwingen auf Veilchen (Viola spec.) angewiesen, die Art bevorzugt vor allem das Raue Veilchen (Viola hirta).
3. Auf den leuchtend gelben Blüten des Jakobs-Kreuzkrautes, auch Jakobs-Greiskraut (Jacobaea vulgaris) genannt, fand sich diese interessante Motte beim Nektarschlürfen ein. Es handelt sich um Scythris scopolella, also um einen Vertreter der Ziermotten (Scythrididae). Die Art bewohnt gerne felsige, trockene Orte und man vermutet u.a. Weißen Mauerpfeffer als Nahrungspflanze der Raupen – aber so ganz genau weiß es bislang niemand. Ein Beispiel dafür, dass es auch hierzulande noch unzählige Arten gibt, über die ganz relevante Informationen zur Biologie komplett fehlen oder ungesichert sind.