Der erste Malven-Dickkopffalter Thüringens ’25 und weitere schöne Falter

Vom gleichen Ausflug wie die Pflanzen aus dem letzten Beitrag, geht es heute um einige der dort kartierten Schmetterlinge. Der Fokus lag auf den Tagfaltern, Nachtfalter wurden natürlich wie immer mit erfasst, falls sie gesehen wurden. 16 Arten an Tagfaltern konnten wir auf der Tour nachweisen – erfreulich dafür, dass es gerade Mal Mitte April ist. Folgend einige Makrofoto-Impressionen mit kurzen Artenvorstellungen.

1. Ein sehr häufiger Nachtfalter aus der Familie der Eulenfalter (Noctuidae) ist die Braune Tageule (Euclidia glyphica). Der Name deutet bereits an, dass es sich hierbei um einen tagaktiven Nachtfalter handelt; daher und aufgrund keiner sehr hohen Ansprüche bei Raupenfutterpflanzen und Standort, wird die Art oft gefunden – Trotzdem immer wieder gern gesehen!

2. Dass umgangssprachliche Motten, genauer ausgedrückt Kleinschmetterlinge, nicht nur graubraun und langweilig sind, zeigt dieser Zünsler: Es ist der Goldzünsler (Pyrausta aurata). Verwechslugnsgefahr besteht mit zwei weiteren Arten: P. purpuralis und P. ostrinalis. Es kommt bei der Bestimmung auf die Lage mehrerer Linien zueinander an, das ist wichtig, da einige Arten auch gehörig in der Ausprägung von Mustern variieren können. Hilfreich ist wieder immer das Lepiforum.

3. Der kleine Magerrasen-Perlmuttfalter (Boloria dia) fliegt dort in der Umgebung zum Glück regelmäßig und gut erhalten. Seine einzige Raupenfutterpflanze habe ich im Pflanzenbeitrag des Gebiets vorgestellt, es ist das Rauhaarige Veilchen (Viola hirta). Auf dem letzten Foto ist ein flugunfähiges Individuum zu sehen, was einen deformierten linken Vorderflügel aufweist. So eine Fehlfaltung kann bei Störung während der sensiblen Phase des Auffaltens bzw. aufpumpen und trocknen der Flügel entstehen und hat uns auch einmal in die Situation gebracht, einen flugunfähigen Blauen Eichenzipfelfalter beobachten können – eine Art, die quasi fast nie den Kronenbereich von Bäumen verlässt.

4. Der erfreulichste Fund waren die Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae)! Ich wusste, dass es dort welche geben sollte, da wir dort bereits Raupenfunde an Malven hatten, aber die Imagines konnte ich letztes Jahr nicht finden. Über die Fotomöglichkeit habe ich mich sehr gefreut, da die Art besonders schön gezeichnet ist. Eine weitere Besonderheit war, dass dies für die Kartiersaison ’25 der erste offiziell gemeldete Nachweis für Thüringen ist

5. Auch wenn Ostern bald vor der Tür steht: Der April läutet bei der Falterkartierung so langsam das Ende der Eiersuche an Die Knospen treiben aus und die Raupen möchten ihr enges Zuhause verlassen, um sich vollzufressen. Je nach Art und Fortschritt von Blüte oder Belaubung, ist es mal mehr, mal weniger sinnvoll nach Eiern zu suchen. Beinahe fanatisch haben wir an einer bekannten Stelle die wenigen Purgier-Kreuzdorne abgesucht, um den in der Gegend sehr seltenen Kreuzdorn-Zipfelfalter (Satyrium spini) zu finden – mit Erfolg! Zwar leider nur 1 Ei statt der sonst üblichen Eispiegel aus bis zu 9 auf einen Haufen, aber immerhin!

Das und viel mehr blüht gerade im April

Letztes Wochenende ging es erst Vögel kartieren und dann wurden die Gebiete – lichter Buchen-Eichenwald auf Muschelkalk sowie Trockenrasen und Schutthänge auf Muschelkalk – noch nach Faltern und Pflanzen abgegrast. Natürlich habe ich nur einen Bruchteil davon fotografiert und ein paar schöne Arten stelle ich heute vor.

1. Sicher einer unserer schönsten Frühblüher ist das Lungenkraut (Pulmonaria spec.), hier haben wir das Dunkle Lungenkraut (Pulmonaria obscura). Im Gegensatz zum etwas bekannteren und ebenfalls häufigen Gefleckten Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) zeigen die Laubblätter gar keine hellen Flecken. Die unterschiedliche Färbung der Blüten hat chemische Gründe und ist sehr interessant: Durch die Bestäubung einer Blüte, ändert sich der ph-Wert des Zellsaftes und die Blüten färben sich von Rosa über Violett bis hin zu Blau.

2. Es gibt hierzulande unzählige Ehrenpreis-Arten (Veronica spec.) anzutreffen und für die Bestimmung muss man sich mit deren Details wie bspw. der Form der Blattspreite befassen. Dies ist der Efeu-Ehrenpreis (Veronica hederifolia), der seinen Namen von der Form der Laubblätter hat: Grob 3-lappig wie die Blätter des Efeus.

3. Eine sehr schöne Pflanze, die man nicht überall findet und die dem Gew. Hornklee gleicht, ist der Gewöhnliche Hufeisenklee (Hippocrepis comosa). Die Art findet man auf mageren und trockenen Kalkböden und ist eine der wichtigsten Raupenfutterpflanzen des Hufeisenklee-Gelblings (Colias alfacariensis).

4. Veilchen sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch knifflig in der Bestimmung! Die Kombination aus Merkmale des Sporns (Form und Farbe), Geruch sowie Behaarung führen dann zum Ergebnis: Hier ist es zweifelsfrei das Rauhaarige Veilchen (Viola hirta). Zur Bestätigung hatten wir dort auch eine ordentlich Population des Magerrasen-Perlmuttfalters (Boloria dia), dessen Raupe genau an diesem einen Veilchen frisst.

5. Aus ein paar Metern Entfernung wirkt diese Pflanze wie eine Mischung aus Wechselblättrigen Milzkraut und Zypressen-Wolfsmilch. Es ist die Sonnwend-Wolfsmilch (Euphorbia helioscopia).

Bruchwasserläufer stochert im Tagebau herum

Während Tagebaue, hier ein Sand-Tagebau in Thüringen, immer noch als Zerstörung und Symbol für einen rücksichtslosen Umgang mit der Natur gelten, sind sie in Wahrheit Refugien für bedrohte Arten geworden. Wo sonst in der Landschaft mit an Nährstoffen übersättigten, bis zum letzten Meter mit Hochleistungsgewächsen genutzten und trocken gelegten Feldern, findet man magere und offene sandige Böden mit Tümpeln und Schlickflächen in verschiedene Tiefen, unordentliche Steinhaufen und Schuttberge und (ironischerweise) mehr Ruhe vor Freizeitdruck, freilaufenden Haustieren etc. als in Tagebauen?

Im September hat sich beim Herbstzug zusammen mit anderen Limikolen dieser Bruchwasserläufer bei der Rast gezeigt, um Nahrung als Energie für den Weiterflug zu finden. Zur den Zugzeiten stellt sich bei so einer Erscheinung – wenn man von größeren Seltenheiten absieht – meist die Frage, ob Bruchwasser-, Waldwasser- oder Flussuferläufer. Markant für den Bruchwasserläufer ist ein Augenstreif, der nicht nur aus Zügel besteht, sondern deutlich und lang hinter dem Auge weiter verläuft. Der Übergang vom fleckigen Brustgefieder zum weißlich-schmutzigen Bauch ist nicht scharf begrenzt und generell zeigt die Art weniger scharfe Kontraste als bspw. der Waldwasserläufer.

Die Art gilt als typischer Durchzügler, dabei war der Bruchwasserläufer einst ein regulärer Deutscher Brutvogel! Er hat in Mooren der norddeutschen Tiefebene gebrütet, bis die Zerstörung und Trockenlegung von Mooren ihm den Lebensraum genommen hat. Aktuell gilt die Art als Brutvogel ausgestorben in Deutschland und tritt hier nur noch als Zug- und Rastvogel auf.

Frau Riesenlöffel

Im September hat sich in einem geschützten Teichgebiet u.a. diese weibliche Löffelente gezeigt. Wie auch bei den meisten anderen Enten findet die Balz mit anschließender Paarbildung nach der spätsommerlichen Vollmauser im Herbst statt. Die Erpel machen bei der Balz im Gegensatz zu anderen Enten (Stockente, Pfeifente, Krickente, Schnatterente etc.) deutlich weniger mit Lauten auf sich aufmerksam.

Nach der Balz folgt bekanntlich die Paarung; bei der Löffelente finden diese erst kurz vor Brutzeit (April) statt. Das Gelege eines Nestes, welches als Bodenmulde in der Verlandungszone am Wasser in der Vegetation versteckt angelegt wird, umfasst 8-12 Eier.