Von Spannern und Sackträgern

Auch an kühlen Winterabenden sind bei wenigen Plusgrade noch Falter aktiv und viele nur zu dieser Zeit. Zumindest solange es nicht zu kalt wird und diese auf eine günstigere Witterung warten. Trotz geringer Plusgrade in der Umgebung war es im Kartiergebiet (Feuchter, offen halb strukturierter Mischwald, >400m üNHN) dann doch zu frostig, sodass nicht wirklich was los war – das kommt vor. Immerhin zogen zur Dämmerung noch Kolkrabentrupps durch, der Schwarzspecht machte mit einem Flugruf auf sich aufmerksam und die Dunkelheit wurde mit gellendem Bellen von Rehen (=Schrecklaut) begleitet.

Immerhin ein Falter im Imaginalstadium war unterwegs und lustigerweise am Köder statt Licht: ein Männchen vom Kleinen Frostspanner (Operophtera brumata), die um diese Zeit mitunter zu Hunderten in unseren Wäldern unterwegs sind.

Im Schein der Stirnlampe haben sich dann aber andere Sachen offenbart, wie der Raupensack vom Großer Rauch-Sackträger (Psyche crassiorella). Das ist sozusagen die Bude von der Raupe, in der sie überwintert. Während die Männchen die Behausung verlassen und sich auf die Suche nach Weibchen begeben, bleiben Weibchen ihr Leben lang in der Behausung und warten auf anfliegende Männchen. Verwechslungsgefahr besteht bei dieser Art mit dem Kleinen Rauch-Sackträger (Psyche casta). Bei diesem ist der Raupensack etwas kleiner und die Stöckchen schmaler und weniger geordnet. Übrigens…das Weiß ist Markierungsfarbe von Forstarbeiten

Auf dem dritten Bild sieht man, dass Zufall, aufmerksames Gucken und die Stirnlampe eine weitere Art der Echten Sackträger (Psychidae) haben entdecken lassen haben: den Röhren-Sackträger (Taleporia tubulosa), der hier halb unter einem Rindenstück auf stehendem Totholz hing.

Posieren am Kiesbett

Zu einer schönen Fotosession hat sich diese Bachstelze überreden lassen, als ich sie morgens am Kiesbett eines Flusses abgelichtet habe.

Seit vielen Jahren findet man die Bachstelze auch fernab von Ufern, da sie sich als Kulturfolger etabliert hat und sich das auch in einem Bestand von 475.000-680.000 Brutpaaren niederschlägt. Das ist gleich ganze Größenordnungen über dem, was die verwandten Gebirgs- und Wiesenschafstelzen als Lebensraumspezialisten vorweisen können.

Ahnungslos trifft auf vorbereitet

Ich lag an diesem Sonntagmorgen im Juni ab Sonnenaufgang getarnt auf dem Kiesbett, um ungestört und auf Augenhöhe Wasseramseln fotografieren zu können. Die Fotos dazu habe ich zuletzt gepostet

Bei uns in der Gegend sind die Graureiher extrem scheue Gesellen und schwer zu fotografieren, dieser hier kam allerdings ahnungslos ans andere Ufer geflogen, um auf Nahrungssuche zu gehen, da er mich nicht bemerkt hat. Ich dachte, es wäre mal interessant eine kleine Background-Story zu teilen, da viele Außenstehende immer noch denken, die Kamera müsste möglichst teuer sein oder macht das Bild gar von selbst etc.

Neben dem technischen Verständnis von Belichtungszeit, Blende, ISO-Wert, Fokus, Belichtungskorrektur etc. spielt auch die Vorbereitung eine Rolle: Wo und wann steht die Sonne, wo sind die Himmelsrichtungen? Ebenso kommt bei der wildlife-Fotografie das Verständnis für die lebenden Motive dazu: Wie verhält sich die Art? Was macht sie als nächstes? Wie sieht ihr Tagesablauf aus oder wie bewegt sie sich? Auch die künstlerische Gestaltung ist mindestens so wichtig wie die technisch saubere Ausführung: Wer Fotos aus der Hüfte schießt und denkt, dass die Bilder mit einer teuren Kamera weniger langweilig wirken, hat die Fotografie nicht verstanden. Man muss den Tieren auf Augenhöhe begegnen, eine Freistellung mit Bokeh erzeugen und gestalterische Elemente nach Möglichkeit nutzen sowie auch eine ansprechende Bildkomposition mit dem Beherzigen von Linien, Goldenem Schnitt, Fluchten, Blickrichtungen etc.

Am Ende kommt der Feinschliff und das rohe Foto, die RAW-Datei, wird nach eigenem Gusto fertig bearbeitet – das macht Arbeit, aber andernfalls würde man diese Einstellungen der Kamera-Automatik bei dem Nutzen von JPEG-Fotos überlassen. Daher ist die oft aufkommende Frage „Wurde dieses Bild bearbeitet?“ falsch gestellt; Das Licht, das vom Sensor in elektrische Signale umgewandelt wird, muss interpretiert und immer bearbeitet werden. Die Frage ist nur, ob man das der Kamera überlässt oder selbst tätig wird.

Ich hoffe, ich konnte damit einen nicht zu langweiligen Umriss über das wildlife-Fotografieren zusammenfassen.

Wamsel

Die Wasseramsel wird verkürzt und liebevoll gerne Wamsel genannt, mit unserer Amsel hat sie aber bis auf den kugeligen Körper so gar nichts am Hut, außer dass beide zu den Sperlingsvögeln bzw. Singvögeln gehören. Die Wasseramsel bildet ihre eigene taxonomische Familie und steht damit in keinem Verwandtschaftsverhältnis zur Amsel und unterscheidet sich auch im Körperbau und Verhalten grundlegend.

Wasseramseln sind sehr reviertreu und bei keiner Verschlechterung des Habitats zuverlässig immer wieder dort zu finden. Problematisch wären mitunter Gewässerverunreinigungen, welche die Entwicklung von Insektenlarven beinträchtigen oder ein Austrocknen des Gewässers durch die Klimaerwärmung.

Solange die Witterung im Winter nicht zu ungemütlich wird, kann man die Wasseramsel auch im Winter im Revier antreffen.

Der Brutplatz wird vom Männchen gegenüber dem Weibchen angezeigt, das passiert schon im Winter, denn Wasseramseln beginnen bereist sehr früh mit der Brut – je nach Witterung und Lokalklima kann es schon im Februar oder März losgehen. Das Nest kann sich in Ritzen oder Abstufungen hinter Wasserfällen befinden (wie auf den Fotos), hängend an Ufersteilwänden zwischen Wurzeln, unter Brücken auf Trägern oder auch an Nisthilfen, die oft unter Brücken zu finden sind. Das Nest selbst ist kugelig und besteht zum Großteil aus Moos, drinnen wird ein Napf aus aus Gras und Blättern eingerichtet.