Auch bei Vögeln, die gemeinhin nicht als Haubenträger bekannt sind, kann bei Erregung – oder wenn eine straffe Brise von Hinten kommt – ganz ordentlich die Haube hochgehen So wie hier bei der männlichen Rohrammer im Prachtkleid aus dem Juni. Die sperlingsgroße Rohrammer ist auch der Vogel, der mit dem volkstümlichen Begriff “Rohrspatz” gemeint ist.
Dadurch, dass die Rohrammer so ein weites Verbreitungsgebiet über den kompletten Eurasischen Kontinent samt Inseln aufweist, erscheint sie in 15-18 Unterarten.
Jetzt im Winterhalbjahr kann man den Teil der Population, der hier geblieben ist bzw. aus Skandinavien hier her gereist ist, oft zusammen vergesellschaftet mit Buchfinken, Bergfinken oder Goldammern bei der Nahrungssuche auf Feldern sehen.
Der letzte Sonntag hat mit der weiß daliegenden Landschaft und dem steten Schneefall noch einmal für eine zauberhafte Winterstimmung gesorgt. Nicht nur beim subjektiven Seheindruck, gerade auch bei den ISO-Werten bei hoher Blendenzahl und kurzer Belichtungszeit, macht sich das zurückgeworfene Licht der Schneedecke trotz bewölktem Himmel doch positiv bemerkbar.
Auf dem Stillgewässer im Gebiet hatten wir zwei adulte Höckerschwäne, die ihre Bahnen gezogen haben, während dieser Familientrupp umhergeflogen ist. Die Zusammensetzung der Familie klingt dabei wie eine Bestellung an der Kinokasse: 2 Erwachsene, 1 Kind.
Generell kann man sagen, dass länger haltende Familienbanden im Vogelreich doch eher ungewöhnlich sind, obgleich es natürlich Ausnahmen gibt. Gänse bspw. bleiben auch nach der Brutzeit, oft sogar lebenslang, in Familienverbänden zusammen. Bei den Höckerschwänen bleibt die Bindung zum Nachwuchs im Vergleich zu den meisten Vögeln auch sehr lang erhalten, endet aber mit dem Eintritt des Nachwuchses ins adulte Stadium. Dann wandern diese ab oder werden von den Eltern aus dem Revier vertrieben.
Bei so einem winzig kleinen Fluffball wie der Blaumeise bekommen viele Menschen unwillkürlich Mitleid, dass der arme Vogel sich im Winter den gefiederten Popo abfriert. Darauf beruht das
weit verbreitete Missverständnis, dass Vögel im Winter wegen der Kälte ziehen – tatsächlich geht es (wie bei Winterschlaf haltenden Säugern) ausschließlich um die Verfügbarkeit von Nahrung.
Die meisten Vögel sind ausreichend gegen Kälte isoliert und zumindest einige, vielleicht sogar alle, haben im Gegensatz zu uns Menschen die Möglichkeit ihre Mitochondrien-Zahl bei Kälte einfach zu erhöhen! Zudem besitzen sie die wärmeproduzierenden Mitochondrien auch in den Roten Blutzellen – Von diesem Heizsystem können wir kälteempfindlichen Menschen nur träumen, da wir weder einen biochemischen Automatismus haben, der die Anzahl in der kalten Jahreszeit erhöht, noch überhaupt welche in den Roten Blutzellen haben.
Herausgefunden wurde das in einer 2021 veröffentlichten Studie, an der Wissenschaftler der Lund University in Schweden und Glasgow University in Schottland gearbeitet haben. Untersucht wurde dies an Blau-, Kohl und Tannenmeisen und es spricht nichts dagegen, dass es bei anderen Vögeln ähnlich ist. Wichtig ist für Vögel im Winter also, dass sie ausreichend Energie in Form von kalorienhaltiger Kost vorfinden, mit der sie die Mitochondrien versorgen können.
In diesem Licht betrachtet ist es wohl eher so, dass die Blaumeise mit uns Menschen im Winter Mitleid haben könnte
Zur Katalogisierung und Kategorisierung haben wir Menschen viele Schubladen aufgemacht, die auch öfter ihrem Zweck dienen, der Komplexität der Realität aber selten gerecht werden. So ist das auch bei den Zugvögeln, die nach Nicht-, Teil-, Langstrecken- und Kurzstreckenzieher unterteilt werden. Schon bei Arten wie Turmfalke oder Bartmeise wird es schwierig, da Teile der Population oft nicht zielgerichtet gen Süden wandern, sondern teilweise einfach zu erfolgversprechenderen Nahrungsgründen wandern und den Landstrich wechseln – Strichvögel. Einige zerstreuen sich in Dispersionswanderungen, einige ziehen, einige bleiben.
Vom merkwürdigen Zug-, Überwinterungs- und Brutverhalten von Fichtenkreuzschnäbeln wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst anfangen – Das ist ein Thema für sich
Aber auch bei Arten, bei denen lange Zeit alles recht klar war, ist die Sache, wohl auch durch den Klimawandel, diffiziler geworden. So überwintern mittlerweile regelmäßig ca. 10.000 Kraniche in Deutschland. Wie variabel das Verhalten ist, wurde vielen Menschen Weihnachten 2021 vor Augen geführt, als Kraniche am 26.12. laut trötend über Mitteldeutschland zogen. Ganz offensichtlich ein Trupp, der hier überwintert hat, es sich dann mit dem Kälte- und Schneeeinbruch dann doch noch anders überlegt hat und weitergezogen ist. Die hier gezeigten Fotos von einem Kranichtrupp aus ca. 100 Individuen habe ich am 26.11.23 aufgenommen. Bis dahin war das Wetter milder als im langjährigen Durchschnitt und kurz nach dem Zug kam dann der Schnee- und Kälteeinbruch, vor dem sie weggeflogen sind.
Stare, bekannt als Zugvögel schlechthin, sind in Deutschland regelmäßig im Winter anzutreffen. Auch hier kann man beobachten, dass es bei einem Kälteeinbruch noch zu einem verspäteten Wegzug kommen kann. Das Foto zeigt nur einen winzigen Ausschnitt eines Schwarm aus mindestens 500 Individuen, die sich im Verlauf des Tages bis zum Abend hin gesammelt haben, um später weiterzuziehen.
Für schöne Farbtupfer in der Winterlandschaft hat der Trupp aus ca. 70 Stieglitzen gesorgt, der zusammen mit ca. 10 Bluthänflingen unterwegs war und zwischendurch kurz mit einem ca. 50er Trupp Erlenzeisigen vergesellschaftet war. Finken, Ammern und Meisen ziehen im Winter oft in gemischten Trupps umher, um das karge Nahrungsangebot des Winters optimal nutzen zu können.
Davon, dass im Winter nichts los ist oder alle Vögel weg sind, kann also nicht die Rede sein! Von einem der besonderen Wintergäste – der Kornweihe – habe ich ja gestern berichtet Also warm einpacken, Augen und Ohren auf: Es gibt auch im Winter immer was zu entdecken!