Der Winter bringt nicht nur den Schnee

…sondern so manches Mal auch andere schöne Überraschungen wie diese weibliche adulte Kornweihe als Wintergast. Einst war die Kornweihe auch in Deutschland ein verbreiteter regelmäßiger Brutvogel; in Teilen der norddeutschen Tiefebene mit seine Mooren und Heidelandschaften sogar häufiger als die Rohrweihe. Davon übrig geblieben waren in den 2000ern noch 40-60 Brutpaare, bei der letzten Kartierung der Brutvögel 2011-2016 noch 8-9 Brutpaare – deutschlandweit.

Die Gründe für den Rückgang betreffen auch viele andere Arten, kumulieren sich bei der Kornweihe aufgrund ihrer Lebensweise aber alle gemeinsam. Entgegen dem, was der Name suggeriert, benötigt sie karge Offenlandschaften wie Feuchtwiesen, Moore, Verlandungszonen, trockenes Grünland und Dünen. Habitate also, die zur landwirtschaftlichen Nutzung trockengelegt (Moore, Feuchtwiesen), für den Torfabbau für Blumenerde noch immer zerstört (Moore) oder für Futtermittel intensiv samt Gelege der Kornweihe gemäht werden (Grünland).

Ausweichmöglichkeiten wie Getreidefelder enden spätestens mit der Ernte dabei tödlich.

Auf Dünen trifft dies nicht zu, so bieten bspw. die Ostfriesischen Inseln noch optimale Bedingungen. Hier ist das Problem anderer Art: die touristische Übernutzung und ganz konkret das Ignorieren von Schutzgebieten und Hinweisen, nicht angeleinte Hunde, Drohnen etc.

Auch die Prädation von Gelegen durch Kulturfolger wie Fuchs und Wildschwein spielen eine Rolle wie auch frei herumlaufende Haustiere wie Hauskatzen und Hunde. Nördliche Kornweihen teilen mit allen anderen Zugvögeln das Problem massiver Wilderei vor allem im Mittelmeerraum; aber auch mitten in der EU – wie auch in Deutschland – ist Greifvogelwilderei nach wie vor ein Thema.

Neuntöter-Männchen auf Ansitzwarte

Ein Neuntöter-Männchen im Juni bei seiner Lieblingsbeschäftigung: Nämlich auf seinem Ansitz auf passende Beute zu warten. Momentan wird man sie aber erst einmal nicht mehr sehen, denn Neuntöter sind bei uns Zugvögel, die in Afrika überwintern und ungefähr im August beginnt die Zugzeit für diese Vögel.

Zuerst ziehen dabei die adulten Tiere, daher wird man im August mit jedem voranschreitenden Tag immer mehr diesjährige Neuntöter als ausgewachsene entdecken, da die Eltern zuerst Richtung Afrika fliegen, während die Jungvögel zuvor noch in verschiedene Richtungen streuen und später ebenfalls wegziehen, um dann (hoffentlich) im nächsten Mai wiederzukommen.

Elegant und Flink – Flussseeschwalbe im Binnenland im Juni

Momentan dürften sie, wenn sie denn wohlbehalten angekommen sind, in West- und Südafrika auf Winterurlaub sein; auf dem Foto vom Juni waren sie noch im Lande: Flussseeschwalben.

Die ältesten Flussseeschwalben erreichen in freier Wildbahn ein beeindruckendes Alter von bis zu 30 Jahren. Allerdings ist die Sterblichkeit nicht nur bei diesjährigen Jungvögeln, sondern auch noch bei vorjährigen sehr hoch und leider sogar zunehmend. Man führt dies auf die Verschlechterung der Nahrungssituation in den vollkommen überfischten Küstenräumen zurück, womit vor allem jagdunerfahrene Vögel Probleme haben, was aber auch zu geringeren Bruterfolgen bei Altvögeln führt.

Vor allem für die im Binnenland lebenden Populationen ist das Hauptproblem aber der Schwund natürlicher Lebensräume; also naturnahe Flüsse mit weiten Auenlandschaften, Inseln und Kiesbänken. Etwas Abhilfe wurde mit Nistflößen geschaffen, welche aber auch für andere Arten wie (Lach)Möwen interessant sind und was dort entsprechend zu hoher interspezifischer Konkurrenz führt. Es führt also langfristig nichts drum herum, dass es Ruhezonen, natürliche Flussläufe und Kiesinseln braucht, um die Art zu erhalten.

Steile Frisuren und winterliche Gäste

Es geht los mit der Haubenmeise, die überall da, wo Nadelgehölze vorkommen häufig zu finden ist.

Zusammen mit der Weidenmeise, ist sie die einzig Meise, die sich ihre Höhlen in morsches Holz selbst hacken kann.

Die Haubenmeise brütet von allen Meisen am frühesten und hat entsprechend eine Strategie entwickelt, um mit den noch widrigen Temperaturen klarzukommen: Ihre selbst gezimmerten Baumhöhlen sind besonders stark mit Moosen, Tierhaaren u.ä. ausgepolstert und dadurch entsprechend gut isoliert. Außerdem hat sie von allen Meisen ja wohl die coolste Frise

Heute hatte ich einen ordentlich Bergfinken-Schwarm mit mindestens 250 Individuen, der auch typisches Schwarmverhalten gezeigt hat, wie man es bspw. von Staren kennt.

Bergfinken sind hier ausschließlich Wintergäste. Wieviele bei uns letztendlich überwintern, hängt von den Bedingungen in ihren nordischen Heimatländern ab: je strenger und schneereicher dort die Winter sind, desto mehr kommen hierher, um zu überwintern.

Bevor man sie gesehen oder anhand morphologischer Merkmale bestimmt hat, verraten sie sich oft schon durch ihre Laute: Bergfinken. Sehr markant ist er arttypische Ruf „wuäähd wuäähd“, der mich stark an eine länger gezogene, langsamere und tiefere Version des Dorngrasmücken-Rufes erinnert, welche zu der Zeit aber Winterurlaub in Afrika macht. Später im Winter kann man auch den Gesang hören, der lustigerweise Ähnlichkeit mit dem Ruf des Grünfinken hat, dabei aber höher ist. Lautmalerisch und als Eselsbrücke gedacht, klingt er für mich wie: „Beeerrrrrrrrrrrrrg!“. Etwas schwieriger ist der Flugruf, der an den Buchfinken erinnert, dabei aber nicht so weich klingt; aber meist folgt dann sowieso noch der typische und markante Kontaktruf.