Über Parasiten, Ökosysteme und Feldsperlinge

Diese zwei Feldsperlings-Individuen konnte ich letztes Jahr im Juni fotografieren. Während der eine einen blätternden, gefärbten Schnabel zeigte und ansonsten fit war, zeigte sich der andere recht lethargisch und wies auch fehlende Federn am Schnabelgrund auf. Vermutlich handelt es sich dabei um einen Parasitenbefall wie bspw. durch (Grab-)Milben. Das ist allerdings nicht sicher zu sagen, da es eine riesige Fülle an Parasiten gibt, die – wie überraschend – nun wahrlich keinen guten Ruf genießen.

Dabei zeigt die neuere Forschung, vor allem aus dem Bereich der Ökologie, dass Parasiten ein essenzieller und unabdingbarer Teil von intakten Ökosystemen sind. Sie halten Nahrungsnetze am laufen und erzeugen genug Selektionsdruck, um den Genpool fit und wehrhaft zu halten. Kein Wunder, denn wie man heute annimmt, müssen sich potenzielle Wirte schon seit ca. 500 Millionen Jahren mit parasitischen Lebensformen herumschlagen. So sagen Ökologen wie bspw. Peter Hudson von der Penn State University auch, dass ein gesundes Ökosystem auch reich an Parasiten ist.

Wir Menschen, die gut und gerne heutzutage 80 Jahre und älter werden, haben an ein gesundes Leben natürlich auch andere Maßstäbe. Die meisten Singvögel allerdings leben bis auf Ausnahmen i.d.R. nur 2-5 Jahre.

Ein Gesicht wie eine Eule am Mittag machen

Diese Redensart kann man hier, mittags im Oktober, mit dem dösenden Waldkauzpaar wörtlich nehmen. Waldkäuze bleiben als Standvögel das ganze Jahr über ihrem Revier treu. Wenn sich Paare gefunden haben, bleiben sie sich im Gegensatz zu einem Großteil anderer Vögel monogam oft bis zum Tod treu; bei manchen Paaren kommen da ganze 15 Jahre zusammen.

An ihren Schlafplätzen, von denen sie in ihrem Revier mehrere beherberbergen, vertrauen sie – wie man sieht auch zurecht – voll auf ihre Tarnung. Wenn die Eulen von ihrer potenziellen Beute doch einmal entdeckt werden, geht richtig die Post ab im Wald. Allgemein bekannt ist, dass bspw. Eichelhäher mit lauten Warnrufen versuchen Greifvögel und Eulen zu vertreiben. Aber auch andere Vögel, vom Kleiber bis zur Kohlmeise, machen richtig Radau, wenn sie einen Waldkauz am Schlafplatz entdecken.

Eine unvergessene Anekdote ist, wie wir einmal einen ebenso laut wie energisch schimpfenden Vierer-Trupp Amseln im Wald gehört haben, die sich um ihre innerartlichen Reviergrenzen mitten im Sommer in dem Moment keine Gedanken mehr gemacht haben, als sie einen Waldkauz am Schlafplatz entdeckt haben. Zusammen sind sie solange auf die Eule drauf los gegangen, bis diese nach mehreren Zwischenstopps das Waldstück verlassen hat. Denn Waldkäuze sind nicht wählerisch bei ihrer Beute und auch, wenn Mäuse den Hauptteil ihrer Nahrung ausmachen, lassen sie sich günstige Gelegenheiten zur Prädation von Vögeln oder anderen Tieren nicht entgehen; das scheint sich herumgesprochen zu haben

Blaumeisen-Nachwuchs wird gefüttert

Die piepsenden Bettelrufe wurden erhört: Da kommt das Futter!

Kein Wunder, sind es vor allem die Eltern selbst, die ihre noch nicht flüggen Jungvögel oft nach draußen locken, indem sie weniger Futter ins Nest bringen und auffordernd von draußen rufen. Teilweise kommen so Jungvögel aus dem Nest, die noch mehrere Tage bis zu einer Woche brauchen, um überhaupt flugfähig zu sein, was natürlich ein enormes Potenzial für Prädationsereignisse hergibt. Dies bildet sich entsprechend auch in den Daten zur Überlebensrate ab, die in dieser Ästlingsphase am geringsten ist.

Da stellt sich natürlich die Frage: Warum forcieren Vogeleltern dieses Verhalten dann? In einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 wird genau dieser Frage nachgegangen und man kommt nach Auswertung mehrerer Studien zum Schluss, dass damit zwar der Verlust einzelner Individuen erhöht, dafür aber das Risiko die komplette Brut durch ein einzelnes Ereignis (vor allem Prädation) zu verlieren, verringert wird.