Da steht er im Baum

Zur Wasservogelzählung im Dezember standen wir unter Beobachtung, hier durch einen Graureiher

So wie alle Reiher, kann auch der Graureiher aus dem Stand heraus mit einem Sprung starten und losfliegen. Das ist mit seiner Größe auch besser so, denn seine Flügelspannweite erstreckt sich von 1,75m-1,95m bei einer Körperlänge von 90-98cm.

Ab Spätsommer und vor allem im Winterhalbjahr kann man sie auch oft auf Äckern und Wiesen sehen, wo sie Jagd auf Wühlmäuse machen. Die Jagd an Gewässern wird nicht nur potenziell durch Eis, sondern auch durch die Winterstarre mancher Fische bzw. auch deren Wechsel in tiefe und somit warme Wasserbereiche, erschwert bis unmöglich.

Libellen und Falter in der Schaalsee-Region

Heute eine kleine Auswahl an Faltern und Libellen, die wir in Umgebung des Kuhlrader Moor und Röggeliner Sees im Juni ’22 gesehen haben.

Foto 1 zeigt eine Libelle, deren Bestimmung einen oft ins Grübeln bringt: Es ist ein junges Weibchen der Fledermaus-Azurjungfer (Coenagrion pulchellum). Diese Art ist besonders variabel und hilfreich bei der Bestimmung nach morphologischen Merkmalen ist der Blick aufs Pronotum (Brustsegment oben) und die Kopfoberseite. Dieses Individuum hat uns anfangs an die sehr viel seltenere weibl. Vogel-Azurjungfer (C. ornatum) denken lassen.

Foto 2 ist eine unsere häufigsten Libellen, eine männliche Gemeine Becherjungfer (Enallagma cyathigerum). Erinnert sei hierbei noch einmal an die fiese Tatsache, dass Weibchen den namensgebenden Becher auf dem 2. Segment nicht haben und dann auch noch auf den restlichen Segmenten ein vollkommen anderes Torpedo-ähnliches Muster aufweisen.

Foto 3 zeigt einen Spanner, der zumindest auf Fotos an die Gattung Scopula spec. erinnert – Die Kleinspanner. Im Feld oder mit einen Vegetationsvergleich auf dem Foto fallen diese aufgrund der winzigen Größe aus. Übrig bleiben zwei Weißspanner der Gattung Cabera spec., die mitunter – aber nicht nur – an er Stirnfärbung zu unterscheiden sind. Dies hier ist ein Braunstirn-Weißspanner (Cabera exanthemata). Der ist nicht nur stärker dunkel beschuppt als sein naher Verwandter die Wellenlinien sind mehr Kaffeebraun statt Grau, aber vor allem sind diese deutlich zackiger und unruhiger gezeichnet.

Foto 4 ist einer unserer häufigsten und am einfachsten zu bestimmenden Dickkopffalter, der Rostfarbige Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus). Die korrekte Bestimmung von Dickkopffaltern erfordert Erfahrung, gute Literatur und am besten ordentliche Makrofotos. Von den orangefarbigen Dickkopffaltern fliegen bei uns 5 Arten aus 3 Gattungen. Auch wenn teilweise abgeflogen, erkennt man die typischen schwach hellen Kästchenmuster und die ebenfalls (bei passender Perspektive) diagnostischen Häkchen an den Fühlerkolben, was alles andere sicher ausschließt.

Foto 5 widerspricht der Aussage, dass die Kleinschmetterlinge wie Motten oder Zünsler, allesamt langweilig grau-braun wären oder gar nur als “Luft-Plankton” betitelt werden. Dieser Falter mit der schönen Zeichnung der Hinterflügel ist ein weiblicher Wasserlinsen-Zünsler (Cataclysta lemnata). Bei den Männchen sind die Vorderflügeloberseiten wesentlich heller, oftmals sogar ganz weiß.

Feldhase im Sommer

Im Juni konnte ich diesen Feldhasen fotografieren. Bei Gefahr verstecken sich Feldhasen, tief geduckt und durch ihr Fell getarnt, in einer “Sasse” genannten Mulde. Einen Bau, wie es fälschlicherweise oft heißt, legen sie nicht an. Wenn man ein Eingangsloch zu einem Bau findet, kommen je nach Standort und Größe Arten wie der Rotfuchs, Dachs oder das Kaninchen in Betracht – Der Feldhase allerdings nicht.

Bin ich in der südamerikanischen Savanne gelandet?

Wenn man 1,4m hohe Laufvögel aus der südamerikanischen Savanne in der deutschen Landschaft herumstehen sieht, kann man sich schon einmal die Augen reiben. In Mecklenburg-Vorpommern, genauer gesagt in der Schaalsee-Region zur Grenze Schleswig-Holsteins, ist das seit dem Jahr 2000 aber nichts ungewöhnliches mehr: Einige Nandus sind aus einem ungenügend gesicherten Gehege eines Züchters entkommen und denken seitdem weder daran sich fangen zu lassen, noch wieder von der Bildfläche zu verschwinden.

Der neue unübersehbare Riesenvogel in der Landschaft ist zum Einen eine touristische Attraktion, zum Anderen für die Landwirte, deren Felder als Buffet herhalten, ein wahrhaft großes Ärgernis, da sich die Art entgegen anfänglich Erwartungen, wunderbar hier halten und vermehren kann. Aktuell schwankt die Population wohl irgendwo zwischen 150-300 Tiere und wird durch Bejagung und das Anbohren von Eiern reguliert. Zumindest Landwirte, deren Flächen in Meck-Pomm liegen, werden für Schäden an den Kulturen entschädigt.

Damit stellt sich aber auch unweigerlich die Frage, warum Ausgleichszahlungen für ein Neozoon verfügbar gemacht werden können, aber bspw. unsere Rebhühner dadurch aussterben, dass kein Geld und politischer Wille mehr für Brachflächen und Heckensäume da ist (siehe bspw. Änderung der Subvention nach GLÖZ-8 seit 2007).

Auch aus anderer Sicht ist es für den Naturschutz eine schwierige Situation, da Ressourcen wie Nahrung in unseren ausgeräumten Kulturlandschaften ohnehin rar sind und Nandus einen hohen Energiebedarf zu decken haben und dabei auch (Groß)insekten oder Eidechsen fressen und in Konkurrenz zur heimischen Fauna stehen.

Wenn man sie sieht, kann man sich als Außenstehender jedenfalls an dem surrealen Anblick erfreuen. Urkomisch ist es, wenn sich so ein Vogelkopf an einem langen dünnen Hals hinter einem Hügel wie ein U-Boot-Periskop nach oben schraubt und so aus dem Nichts in der Landschaft „auftaucht“

Mit Nandu ist hier übrigens der „Große Nandu“ (Rhea americana) gemeint, da das Taxon „Nandu“ nicht nur für die Art oder Gattung, sondern für eine ganze Familie verwandter Vögel steht.