Eleganter unverkennbarer Flieger

Der 31-37cm große Turmfalke weist eine Flügelspannweite von 68-78cm auf und ist selbst im Gegenlicht gut an seiner spitzflügeligen Silhouette mit dem langen schmalen Schwanz zu erkennen wie auch am Flugbild, was sich durch einen geradlinigen Flug mit mechanisch wirkenden Flügelschlägen auszeichnet sowie durch die vielen bekannten Rüttelflüge, die man aber aus Gründen des Energieverbrauchs hauptsächlich im Sommerhalbjahr beobachten kann.

Die Fotos zeigen einen Terzel (Männchen), welcher durchschnittlich eine Größe von 87% im Vergleich zum Weibchen erreicht. Gerade auf Brutwebcams zeigt sich der Unterschied deutlich; vor allem dann, wenn das Männchen nach der Brutablösung selbst auf das Gelege klettern muss. Bei größeren Gelegen oder bereits geschlüpften Küken hat der Terzel mehr Probleme als das Weibchen alle die Eier gleichmäßig zu bebrüten bzw. die Küken zu hudern.

Ahnungslos trifft auf vorbereitet

Ich lag an diesem Sonntagmorgen im Juni ab Sonnenaufgang getarnt auf dem Kiesbett, um ungestört und auf Augenhöhe Wasseramseln fotografieren zu können. Die Fotos dazu habe ich zuletzt gepostet

Bei uns in der Gegend sind die Graureiher extrem scheue Gesellen und schwer zu fotografieren, dieser hier kam allerdings ahnungslos ans andere Ufer geflogen, um auf Nahrungssuche zu gehen, da er mich nicht bemerkt hat. Ich dachte, es wäre mal interessant eine kleine Background-Story zu teilen, da viele Außenstehende immer noch denken, die Kamera müsste möglichst teuer sein oder macht das Bild gar von selbst etc.

Neben dem technischen Verständnis von Belichtungszeit, Blende, ISO-Wert, Fokus, Belichtungskorrektur etc. spielt auch die Vorbereitung eine Rolle: Wo und wann steht die Sonne, wo sind die Himmelsrichtungen? Ebenso kommt bei der wildlife-Fotografie das Verständnis für die lebenden Motive dazu: Wie verhält sich die Art? Was macht sie als nächstes? Wie sieht ihr Tagesablauf aus oder wie bewegt sie sich? Auch die künstlerische Gestaltung ist mindestens so wichtig wie die technisch saubere Ausführung: Wer Fotos aus der Hüfte schießt und denkt, dass die Bilder mit einer teuren Kamera weniger langweilig wirken, hat die Fotografie nicht verstanden. Man muss den Tieren auf Augenhöhe begegnen, eine Freistellung mit Bokeh erzeugen und gestalterische Elemente nach Möglichkeit nutzen sowie auch eine ansprechende Bildkomposition mit dem Beherzigen von Linien, Goldenem Schnitt, Fluchten, Blickrichtungen etc.

Am Ende kommt der Feinschliff und das rohe Foto, die RAW-Datei, wird nach eigenem Gusto fertig bearbeitet – das macht Arbeit, aber andernfalls würde man diese Einstellungen der Kamera-Automatik bei dem Nutzen von JPEG-Fotos überlassen. Daher ist die oft aufkommende Frage „Wurde dieses Bild bearbeitet?“ falsch gestellt; Das Licht, das vom Sensor in elektrische Signale umgewandelt wird, muss interpretiert und immer bearbeitet werden. Die Frage ist nur, ob man das der Kamera überlässt oder selbst tätig wird.

Ich hoffe, ich konnte damit einen nicht zu langweiligen Umriss über das wildlife-Fotografieren zusammenfassen.

Ein Kasten voller Leben und Trubel

Diese 4 prächtig gewachsenen Turmfalken-Kinder haben sich im Juli in einer Nisthilfe an einer alten Dorfkirche gezeigt.

In der biologischen Forschung wird seit vielen Jahren diskutiert und durch Studien untersucht inwieweit verschiedene Variablen Einfluss auf das auszubildende Geschlecht des Nachwuchses haben. Insbesondere wurde auch viel an Greifvögeln bzw. Falken und speziell Turmfalken geforscht. In einer bei dieser Thematik noch recht aktuellen Studie aus dem Jahr 2010 (Wu et al. 2010) konnte man bestätigen, dass ein saisonal früher Brutbeginn eher die Entwicklung von Männchen fördert, während ein späteres Gelege eher Weibchen fördert. Aber auch Faktoren wie Gelegegröße (kleineres Gelege, mehr Weibchen) sowie Eimasse (höhere Masse, mehr Männchen) haben einen Einfluss auf die Ausbildung des Geschlechts einer zukünftigen Turmfalkengeneration.

Die biochemischen bzw. hormonellen Details sind noch nicht erforscht, aber es macht natürlich Sinn, dass verschiedene Variablen Einfluss auf die Herausbildung bestimmter Geschlechter haben und es wird in der Forschung spekuliert, ob u.a. Turmfalken gezielt die Entwicklung in die eine oder andere Richtung verschieben können. Alternativ gibt es auch genug zufällige und umweltbedingte sowie genetische Einflussgrößen, die dafür Sorge tragen, dass das Verhalten von Turmfalken breit gestreut wird.

Vogelkalender 2025

Nach der Qual der Wahl über Vogelarten, Motive und ein bisschen Abwechslung, habe ich nun die Fotos für meinen Vogelkalender 2025 herausgesucht. Ich denke, es ist wieder abwechslungsreich und zeigt sowohl seltene als auch Allerweltsarten und eine bunte Auswahl über verschiedene Vogelfamilien.

Wer einen haben möchte, kann mir per E-Mail oder über PN der Social Media-Kanäle Bescheid geben:

Facebook oder Instagram (@naturafotografie)

Saatkrähen im Winter

Ein nicht ganz so häufiger Vertreter unserer heimischen Vertreter der Rabenvögel ist die Saatkrähe, die in Deutschland mit 105.000 Brutpaaren vorkommt, welche regional stark unterschiedlich verteilt sind. So gibt es weite flächendeckende Regionen ohne Vorkommen und wieder punktuell Regionen welche mit höherer Dichte, was auch daran liegt, da Saatkrähen im Gegensatz zu den Rabenkrähe Koloniebrüter sind.

Das (Brut-)Vorkommen dieser Art wird durch die hier überziehenden und überwinternden Trupps aus Europas Norden und Nordosten von vielen Krähenhassern stark überbewertet – so wie bei den Tieren auf den Fotos, welche lediglich in Leipzig überwintern und im Frühjahr wieder abziehen. Für einige Leute sind speziell Saatkrähen ein Dorn im Auge, da es in den Brutkolonien in Bäumen oft hoch her geht: Da wird sich unter lautem Gezeter gegenseitig Nestmaterial geklaut und um Nistplätze gekämpft, gebalzt und geworben und natürlich entsprechend viel bei den sozialen und intelligenten Rabenvögeln kommuniziert.

Man kann natürlich auch die Frage aufwerfen, warum auf den Dörfern, wo sich die Leute beschweren, wöchentliches Rasenmähen, Laubbläser im Herbst, laut aufdrehende Motorräder, Fußball-Feiern bis in die Nacht, Feuerwerk zu jedem Anlass etc. nicht als Lärm gilt, während die natürliche Geräuschkulisse auf dem Land als störend empfunden wird.

Ein Foto zeigt einen bläulichen Schleier auf dem Auge – Das ist die schließende Nickhaut, die übrigens keine Besonderheit von Vögeln ist. Ganz im Gegenteil, die Nickhaut ist sozusagen als drittes Augenlid bei Wirbeltieren generell ein weit verbreiteter Normalzustand, oft auch transparent. Es sind wir Menschen und weitere Primaten, die mit einer zurückgebildeten Nickhaut die Ausnahme bilden.

Meine Insel, meine Eier

Auf einer kleinen Insel in einem Stillgewässer, hat dieser Höckerschwan im Mai sein Gelege bebrütet. Trotz seiner Größe besteht dieses aus 5-8 Eiern und wird wie auch die später schlüpfenden Küken streng bewacht. Das Brutpaar ist sich dabei meist nicht nur in der Saison, sondern lebenslang treu, wobei es keine Regel ohne Ausnahme gibt: Es wurden auch schon jährliche Neuverpaarung dokumentiert. Was einmal mehr zeigt, dass Allgemeinplätze und Biologie schlecht zusammenpassen.

Höckerschwäne können ohne Probleme 15-20 Jahre alt werden, das bislang älteste beringte Individuum hat es sogar auf unglaubliche 40 Jahre gebracht!

Ein Gurren aus dem Baum

Die Anwesenheit unserer kleinsten heimische Taube, der Turteltaube, nimmt man meist durch ihr typisches hohes Gurren war (grrrrrruuuuu). Meist sitzt sie dabei erhöht auf einem Baum. Obwohl sie gewissermaßen in den alltäglichen Deutschen Wortschatz übergegangen ist (turteln, Turteltäubchen), ist diese Art den meisten doch eher unbekannt. Das dürfte sicher am drastischen Rückgang begründet liegen: Seit den 80ern sind die Deutschen Brutbestände von 150.000 Paaren auf nur noch 16.500 Paare zurückgegangen, ein Minus von 89%! Auch in jedem anderen europäischen Land kennt der Trend nur eine Richtung und der ist negativ.

Die Ursachen sind klar: Zum Einen geht es der Turteltaube wie anderen Offenland- und Halboffenlandarten und ihr geht schlichtweg der Lebensraum wie auch die Nahrungsgrundlage, durch die industrialisierte Intensiv-Landwirtschaft verloren. Als wäre das nicht genug, wird sie als Langstreckenzieher während des Zuges massiv bejagt. Teilweise illegal, aber unglaublicherweise ist das in einigen Ländern sogar noch legal.

Das war Grund genug, dass die Turteltaube 2020 vom NABU zum Vogel des Jahres gewählt wurde. Im Zuge dessen wurden und werden auch Forschungsprojekte mit Besenderung initiiert, um die Zugstrecken sowie die exakten Problemstellen besser kennen zu lernen. Nicht zuletzt spielen bei Überwinterern in der Subsahara-Zone auch die Bedingungen im Winterquartier eine Rolle.

Das Foto entstand im weiteren Bereich um den Neusiedler See, wo es große Fläche extensiv genutzten bzw. geschützten Grünlandes gibt und die Art dadurch flächig und regelmäßig verbreitet ist.

Zusammen und mit kleinen Handgriffen viel bewirken

Heute mal ein etwas anderer Beitrag von mir, auch wenn meine Fotos vorkommen, spielen diese nicht die Hauptrolle: Als Mitglied der Fachgruppe Ornithologie und Artenschutz Unteres Schwarzatal habe ich an einer Broschüre gearbeitet, die ich euch hier auch digital zur Verfügung stellen möchte. Um was geht es?

Nun, alle Privatgärten zusammen stellen eine größere Fläche als alle Naturschutzgebiete und viele Menschen möchten etwas gegen das Insektensterben unternehmen. Allerdings ist vielen Leuten nicht klar wieviel Schaden nicht heimische Pflanzen anrichten und was es sonst noch so alles für Mythen gibt.

Die Broschüre ist ein Praxisleitfaden, was man tun KANN, wenn man es MÖCHTE und zeigt viele Beispiele und Vorschläge, wie das geht.

Die Broschüre

Unüberhörbar

Wenn sie anwesend sind und an dem Tag im FFH-Gebiet waren es um die 10, dann hört man sie auch: Baumpieper. Schaut man sich die Familie der Pieper an und die Art und Weise wie sie fliegen, verwundert es nicht, dass sie recht nah mit den Lerchen verwandt sind.

Der Baumpieper ist dem Wiesenpieper recht ähnlich, ist an den Flanken aber weniger stark gestrichelt und bewohnt andere Habitate. Weder richtiger Wald-, noch Feldvogel, bevorzugt der Baumpieper halboffene, strukturierte Landschaften mit Gehölzanteil. Das können wie hier im Gebiet weite Waldwiesen- und lichtungen oder Kahlschläge sein, aber auch Waldränder im Übergang zur Offenlandschaft wie bspw. Heiden.

Man könnte sagen, der Baumpieper piept sozusagen vom Baum, da er gerne von hohen Warten wie Baumspitzen aus singt bzw. steigt er von diesen auf und lässt sich – lerchenähnlich – beim Vollgesang wieder auf die Warte hinuntergleiten. Die Umschreibung des Gesangs als Piepen war eher dem Wortwitz geschuldet, in Wahrheit ist der Gesang eher ein Trillern, was recht effektvoll und kräftig nach hinten ausläuft. Der Baumpieper wird dabei im Gegensatz zum Wiesenpieper immer langsamer, was eine Bestimmung über den Gesang und das Flugverhalten sicherer und einfacher macht als die optische Bestimmung.

Adulter Mäusebussard in heller Morphe im Überflug

Zumindest was die Morphe, also das Erscheinungsbild anbelangt, kann man sagen, dass dieser Mäusebussard ein ganz schön heller ist Diese hellen Morphen sorgen regelmäßig für Verwirrungen bei Bestimmungen und so werden helle Mäusebussarde oft als Raufußbussarde fehlbestimmt, obwohl Raufußbussarde (u.a.) oft sogar viel dunkler sind als die hellen Morphen des Mäusebussards. Auch wird die Häufigkeit von Raufußbussarden im Winter oft massiv überschätzt; wenn man sich wirklich jeden Bussard in vielen verschiedenen Gebieten im Winterhalbjahr anschaut, liegt die Wahrscheinlichkeit darunter einen Raufußbussard zu entdecken irgendwo in der Größenordnung im Bereich zwischen 1:x00 – 1:x.000 (abhängig von Geographie, Einflug und den Bedingungen zur zweifelsfreien Bestimmung).

Alles zur Bestimmung zum seltenen Raufußbussard habe ich HIER niedergeschrieben.

Damit aber erst einmal zurück zum Mäusebussard, liebevoll auch „Mausi“ oder früher oft „Mauser“ genannt. Anfang März, als ich dieses Individuum fotografiert habe, findet auch die Balz statt. Reviere werden dabei, oft auch paarweise, durch ausdauerndes Rufen beim Kreisen verteidigt. Das Männchen zeigt zur Balzzeit die als Girlandenflug bezeichneten Balzflüge, bei der er sich aus der Höhe herabstürzen lässt, wieder hinaufsteigt und die Stürzflüge dabei oft immer steiler, tiefer und rasanter werden, um dem Weibchen seine Fitness zu präsentieren.