Verschiedene schöne Insekten aus dem Juni

Heute zeige ich ein paar Insektenfotos, die ich während eines Urlaubs in der Schaaleeregion im Juni ’22 machen konnte. Die vorgestellten Arten sind überwiegend häufig und weit verbreitet.

Zwar weit, aber lückenhaft in Deutschland verbreitet ist der Frühlings-Wollafter (Eriogaster lanestris) – Hier im Juni als ausgewachsene Raupe fotografiert, da die Falter sehr früh und kurz von Anfang März bis Mitte April fliegen. Die Raupen schlüpfen recht bald aus den Eiern an Schlehen oder anderen Laubgehölzen und sind ab Ende April bis Juli, oft gesellig in einem Gespinst, zu sehen. Die oft mehrere Jahre andauernde Überwinterung findet im Puppenstadium statt.

Die Fotos 2-4 zeigen alle die Gemeine Becherjungfer (Enallagma cyathigerum). Zu beachten ist der enorme Geschlechtsdimorphismus bei der diagnostischen Musterung der Segmente. Das erste Foto ohne namensgebenden Becher und mit vielen schwarzen “Torpedos” zeigt ein typisches Weibchen; die anderen beiden Fotos zeigen jeweils das selbe Männchen in 2 verschiedenen Perspektiven – mit Becher

Foto 5 ist eine unsere markantesten Libellen und trägt mit dem stark verbreiterten Abdomen zurecht den Namen Plattbauch (Libellula depressa). Zu sehen ist hier ein weibliches Individuum.

Foto 6&7 zeigt den Wuschelkopf mit den großen Glubschern: Den Rostfarbigen Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus). Es gibt mehrere sehr ähnliche Arten, aber die Häkchen an den Fühlerkolben sowie die (schwach) erkennbare Musterung auf den Flügeln machen die Bestimmung verhältnismäßig einfach.

Foto 8 dürfte selbst in heutigen Zeiten noch allen Leuten ein Begriff sein – Zumindest in der Form als Imago. Hier sehen wir nämlich das bekannte und häufige Tagpfauenauge (Aglais io) als gesellig lebende Raupen an ihrer Lieblings-Nahrungspflanze – Brennnessel. Man kann es auch so ausdrücken: Kein “Unkraut”, keine Schmetterlinge.

Die letzten Fotos zeigen eine der Skorpionsfliegen, die mittlerweile mit zu meinen Lieblingsinsekten gehören. Sie sehen schon verdammt cool aus, was? Wir haben in Deutschland einige sehr ähnlich aussehende Arten. Bei der Bestimmung muss man die Flügelmerkmale sorgsam mit einem Bestimmungsschlüssel abgleichen. Hier haben wir 2 weibliche Individuen der Weiden-Skorpionsfliege (Panorpa vulgaris).

Wintereulen im November mit schönen Überraschungen

Letztes Wochenende war ich u.a. im stadtnahen Mischwald (SLF-RU) unterwegs und das nette Wetter zum Beobachten und Kartieren von Vögeln genutzt. Da das Wetter genau dafür günstig war (mild, ordentlich Wind, Luftfeuchte und später Niesel), habe ich gleich ein paar Köderstellen für Eulenfalter präpariert. Beim abendlichen Durchgang konnte ich dann ein paar schöne Beobachtungen – auch abseits der Köder – machen.

Auf dem ersten Foto sieht man die Paarung des Kleinen Frostspanners (Operophtera brumata). Oben, erkennbar an den Stummelflügelchen, ist das flugunfähige Weibchen zu sehen, was nachts auf den Anflug der Männchen wartet, die gut unterwegs waren.

Verwechslungsgefahr besteht mit dem Buchen-Frostspanner (Operophtera fagata) der folgenden beiden Fotos. Auffallend ist, dass diese Art reinweiße und kaum bestäubte Hinterflügel zeigt und wenn eine Linienzeichnung vorhanden ist, dann meist deutlich. Bei O. brumata ist dies sehr variabel und verwaschen.

Foto 4 zeigt eine der Herbsteulen, die noch unterwegs waren: Die Gelbbraune Herbsteule (Agrochola macilenta).

Die nächsten Fotos mit dem abschließenden Porträt zeigen eine freudige Überraschung: Die Rotkopf-Wintereule (Conistra erythrocephala), die mit 13 Individuen an die 5 Köderstellen geflogen kam. Sie ist in Deutschland nur lokal verbreitet, in Thüringen steht sie auf der Roten Liste Kategorie 2 (stark gefährdet).

Gefreut habe ich mich über die Schwarzgefleckte Wintereule (Conistra rubiginosa) auf Foto 10. Die hatten wir schon in mehreren Gebieten im Umkreis gefunden, aber nie in großer Zahl; sondern wie hier vereinzelt – eine hübsche Eule!

Eine gute Bekannte ist die Eule auf den letzten Fotos, bei der mir von beiden Trivialnamen Heidelbeer-Wintereule bzw. Veränderliche Wintereule (Conistra vaccinii) definitiv der letzte besser gefällt, weil es ideal zu ihrer morphologischen Erscheinung passt. Trotzdem lässt sie sich mit ihren wiederzuerkennenden Zeichnungselementen (Nierenmakel, geschwungene Punkte im Submarginal-Bereich, schmalflügelig) mit bereits wenig Erfahrung schnell identifizieren.

Schwanzmeise im Herbstporträt

Sie waren mit ihren Kontaktrufen schon deutlich zu hören und zu bestimmen, bevor ich sie heute gesehen habe: Schwanzmeisen mit einem 4-fachen hohen Piepen und den typischen Schnarrlauten: brrrrd.

Dann hat sich der 10er Trupp vor mich in einem Strauch niedergelassen. Die eine war so nah, dass ich mir den Autofokus gleich gespart habe und es manuell versucht habe – glücklicherweise erfolgreich

Dieses Individuum des Typs EC war Teil eines 10er Trupps mit Schwanzmeisen der beiden Mischtypen EC und CE.

Schwanzmeisen haben nicht nur ein ausgeprägtes, sondern auch ein hochinteressantes Sozialverhalten mit einigen Besonderheiten, denn bei der Aufzucht, genauer gesagt der Fütterung, der Jungen bekommt ein Schwanzmeisenpaar gelegentlich Hilfe von Artgenossen! Das sind Individuen, die nicht gebrütet haben oder deren eigene Brut gescheitert ist. Die Helfer sind dabei mit einem der beiden Brutvögel verwandt.

Nach der Brutphase bilden sich dann Trupps aus den Eltern, Kindern und Helfern, die lange bis zur nächsten Brutphase zusammenbleiben. Um sich nicht zu verlieren halten die Trupps ausdauernd über hochfrequente ziiih-ziiih-ziiih-Rufe sowie ihre schnurrenden brrrrrrd-Rufe akustisch Kontakt miteinander. So eine Truppbildung ist nicht nur bei der Nahrungssuche hilfreich, sondern vor allem in frostigen Winternächten, da sich die Individuen dann eng aneinander kuscheln, um möglichst wenig Wärme zu verlieren. Aber natürlich ist man gemeinsam auch stärker, gerade wenn man eine kleine süße Plüschkugel mit meist 7-9g (6-10g)Gewicht ist.

Singdrossel mit widerspenstigem Essen

Auf den Fotos vom Juni sieht man unsere kleinste mitteleuropäische Drossel, die Singdrossel, bei ihrer typischen langgestreckten Haltung, die sie bei der Nahrungssuche immer wieder zum Sichern einnimmt, um bspw. nicht von einem Sperber überrascht zu werden. Eben diese Suche nach Nahrung hat sie hier zu einer Raupe des Braunen Bärs geführt, aber die ganze Angelegenheit war ihr dann im Wortsinn wohl doch zu haarig.

Wenn man sie nicht sieht, kann man sie zumindest ab Frühjahr wieder hören – Und wie! Ihr Reviergesang ist nicht nur unheimlich laut, sondern trotz der extremen Variation unverkennbar. Jedes Strophenmotiv wird dabei mehrmals, oft 2-3 mal, manchmal auch 4-5 mal, wiederholt. Ein arttypischer Laut, der immer zu hören ist, ist das lautmalerisch umschriebene “Kuh-Dieb! Kuh-Dieb!”, ansonsten imitiert sie auch sehr gerne Vogellaute aus der Umgebung. Eine Singdrossel an der Müritz konnten wir so bspw. bei der Imitation von Seeadler-Rufen beobachten, im Wald kann es auch mal passieren, dass sich der Schwarzspecht von der Singdrossel veräppeln lassen muss. Als im Thüringer Wald diesen Jahres der Krü-Krü-Krü-Krü-Krü-Flugruf des Schwarzspechts ohne Bewegung aus einem Baum kommt, war ebenfalls eine Singdrossel der Urheber.