Löffler im Brutgebiet & Prachtkleid

So schön es ist seltene Vögel beim Zug und der Rast zu beobachten: wesentlich interessanter und als Beobachtung wertvoller ist es dann, die jeweilige Art im Brutgebiet beobachten zu können – so wie hier die Löffler. Unsere erste Begegnung mit der Art hatten wir mal im September beim Herbstzug am Wattenmeer, die Fotos vom Beitrag heute stammen aus dem Mai und aus dem weiten Gebiet des Neusiedler Sees.

Im Prachtkleid zeigt sich der 80-93cm lange und in der Flügelspannweite 1,20-1,35m große Löffler mit langen Schmuckfedern, die vom Kopf bis knapp zur Schulter reichen. Der Brutplatz liegt im Schilf, oft aber auch im Baum und besteht aus Zweigen und Halmen, die eine flache Plattform ergeben. Dort brüten die geselligen Löffler als Teil einer Kolonie – oft auch gemischt mit anderen Arten wie verschiedenen Großmöwen, Graureihern und Weißstörchen.

Flussregenpfeifer-Pärchen am Gelege

Ende Mai gelangen mir die Fotos von diesem Flussregenpfeifer-Pärchen an seinem gut getarnten Boden-Nest mitsamt eines Eies. Das vollständige Gelegen besteht aus 4 Eiern, die im rechten Winkel zueinander abgelegt werden – Eine Tatsache, die man bei vielen Limikolen findet. Neben der Balance zwischen Kosten und Nutzen, liegen die Eier damit optimal am Boden, rollen weniger weg und lassen sich gut gleichmäßig bebrüten.

Diese sind so gut im Kies getarnt, dass man kaum sieht – Heutzutage eine Gefahr für die wenigen Brutpaare, da aufgrund zunehmenden Freizeitdruckes viele Menschen abseits von Wegen unterwegs sind und so die Nester an Kiesbänken oder Stränden gefährden. Die Fotos hier sind von einem Beobachtungsturm aus entstanden – Das Ei habe ich erst hinterher bei der Fotobearbeitung entdeckt

Nähert sich ein potenzieller Prädator oder Störer dem bebrüteten Nest, fängt das Weibchen obligatorisch mit dem „Verleiten“ an: es lässt einen Flügel hängen und humpelt vom Nest weg. Das soll dem potenziellen Nesträuber eine einfache Beutemöglichkeit suggerieren. Dem Weibchen geht es indes natürlich darum, den Störenfried vom gut getarnten Gelege möglichst weit weg zu führen. Falls dieser zuschlagen will, fliegt das Weibchen natürlich rechtzeitig weg.

Rotschenkel im Brutgebiet

Vielerorts kennt man den Rotschenkel nur als Durchzügler oder Wintergast, dabei ist – und vor allem war – er ein mitteleuropäischer Brutvogel. War deshalb, da vielerorts auf Grund von Lebensraumverlust (Trockenlegung von Feuchtwiesen & Mooren, Intensivbewirtschaftung von Grünland) die Brutbestände abgenommen haben und regional erloschen sind. Diese Limikole ist dabei gar nicht so streng an einen bestimmten Typ Biotop angepasst: Ob Salzmarschen, Feuchtwiesen, Sumpfgebiete oder in den weit östlich liegenden Lebensräumen sogar Steppenlandschaften – Hauptsache Offenland, Nahrungsverfügbarkeit und keine Gefahr der Zerstörung des am Boden liegenden Nestes.

Die Fotos entstanden Ende Mai im Bereich des Neusiedler Sees, daheim in Deutschland gibt es inselartige Brutbestände nur noch in guten Schutzgebieten in weitläufigen Feuchtlebensräumen oder an den Küsten. Insgesamt sind es wohl noch um die 8.500 Brutpaare mit weiter negativer Tendenz, wobei die Zahlen im Zuge der neuen ADEBAR2-Kartierungen sicher deutlich aktualisiert und geändert werden müssen.

Vor allem zur Zugzeit im Herbst kann der Rotschenkel mit dem Dunklen Wasserläufer verwechselt werden, da beide ihr jeweiliges Schlichtkleid tragen. Letzterer hat aber einen deutlich längeren Schnabel und im Flug fällt auf, dass die Flügelhinterkanten oberseitig kein breites weißes Band wie Rotschenkel eines aufweisen.