Von einem Sommertag Anfang April

Am Sonntag, der sich eher wie Juni als April angefühlt hat, habe ich in einem NSG und NABU-Gebiet 89 Arten erfasst. Vögel lassen wir erst einmal außen vor, die bekommen noch eigene Artbeiträge.

1) Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana) ist in voller Blüte auf einem Feldweg gewachsen und besitzt auf den ersten Blick einige Ähnlichkeit mit dem erst später blühenden Kriechenden Fingerkraut (Potentilla reptans).

2) Zwischen dem ganzen früh blühenden und eingeschleppten Persischen Ehrenpreis (Veronica persica), habe ich auch den Gamander-Ehrenpreis entdeckt (Veronica chamaedrys). Die Blütezeit wird normalerweise von Mitte April bis Mai angegeben, aber dieses Jahr ist ja so einiges 2 Wochen früher dran.

3) Noch erstaunlicher war der Gewöhnliche Erdrauch (Fumaria officinalis), der eigentlich nicht vor Mai blüht. Bei den aktuellen Temperaturen ist das Klimawandel sei Dank dann aber wohl normal.

4) Ein richtig schöner Nachtfalter aus der Familie der Spanner (Geometridae), ist der Braunstirn-Weißspanner (Cabera exanthemata). Die Artabgrenzung zum sehr ähnlichen Weißstirn-Weißspanner (Cabera pusaria) kann echt kniffelig sein. Mit Stirn ist dabei eher die Fläche zwischen Augen und Rüssel gemeint, also etwas tiefer als bei uns die Stirn sitzt. Bei frischen Individuen kann man da die Farbe erkennen, allerdings besteht diese nur aus wenigen Schuppen, die auch mal abfallen. Wenn die Wellenlinien auf den Flügeln allerdings eher bräunlich statt gräulich und die Fläche generell recht gepunktet ist, hat man noch zwei weitere Merkmale, die den Braunstirn-Weißspanner bestimmen.

5) Der Gefleckte Wollschweber (Bombylius discolor) ruht für einen winzigen Augenfleck, im Gegensatz zu seinem Verwandten auf Bild 6), dem Großen Wollschweber (Bombylius major). Zur Bestimmung von Wollschwebern erinnere ich gerne an meinen Beitrag von neulich.

7) Ja, auch jetzt (und im Winter) kann man Libellen sehen, wenn man das möchte. Es ist – Nomen est Omen – die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca). Im Gegensatz zu so ziemlich fast allen anderen Libellen überwintern sie als Imagines – erwachsene Tiere.

8 ) Schon gut unterwegs und auch häufig zu sehen ist der Grünader- bzw. Raps-Weißling (Pieris napi).

9) Mit den langen Haaren und den Farbtupfern könnte man bei der Raupe ja fast an Bärenspinner denken, aber die hier war extrem viel kleiner. Kein Wunder, der Falter, der mal daraus wird, ist es nämlich auch. Es wird mal ein Dunkles bzw. Heide-Grünwidderchen (Rhagades pruni). Das Artepitheton das wissenschaftlichen Namens sagt auch gleich worauf ich sie gefunden habe, auf der Schlehe (Prunus spinosa).

10) Auf der Schlehe war noch mehr los, denn noch zahlreiche Eier vom Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae) haben ihrer Entdeckung geharrt. Hier waren außer der Reihe mal gleiche 3 beisammen, wovon 2 bereits leer sind.

11) Auch wenn er braun ist, handelt es sich um eine Art des Grünfrosch-Artkomplexes. Farblich sind viele Frösche sehr variabel, bei der Bestimmung spielen andere Dinge eine Rolle (Größe und Verortung des Trommelfells, Zeichnungselemente, Fersenhöcker, Rufe, usw).

Gute Bekannte bei der Weinverkostung

Bei der warm-trocknen nächtlichen Luft, die beinahe schon an den Sommer erinnert, war der Köder nicht so gut besucht. Immerhin eine gute Bekannte mit mehreren Individuen ließ sich blicken: Conistri vaccinii, die Veränderliche bzw. Heidelbeer-Wintereule.

Jetzt im April geht deren Flugzeit langsam zu Ende, für einen Eulenfalter (Noctuidae) hat sie ein erstaunlich langes Leben geführt, da sie meist im September schlüpfen und den Winter in milden Nächten sogar fliegend verbringen, bei Frostnächten Winterruhe halten. Interessanterweise findet die Paarung und die Eiablage bei den Wintereulen dann erst im Frühjahr statt, solange müssen sie also durchhalten.

Die Lebenserwartung der meisten Eulenfalter liegt irgendwo zwischen einigen Wochen oder sogar nur wenigen Tagen. Mit über einem halben Jahr sind die Wintereulen schon Methusalems

Typische Waldblume im Frühjahr

Im Gegensatz zur Echten bzw. Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris), ist die hier von mir Ende März fotografierte Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) eine Waldpflanze. Da es in lichten bzw. Randbereichen durchaus mal Überschneidungen des Habitats der beiden schönen früh blühenden Blumen geben kann, folgen noch drei Merkmale, anhand derer man die Hohe Schlüsselblume schnell identifiziert hat:

-Blütenfarbe viel helleres bzw. blasseres Gelb

-Blütenkelch liegt enger an

-Stängelbehaarung stärker

Nicht jeder, der untertaucht, hat etwas zu verbergen ;-)

So wie dieser männliche Gänsesäger, der Anfang März über die Saale schipperte. Vor dem wortwörtlichen Untertauchen zeigen Gänsesäger ein interessantes Verhalten: Sie halten beim Schwimmen den Kopf unter Wasser und suchen die nähere Umgebung nach lohnenswerter potenzieller Beute, also kleine Fische, ab. Wenn nichts in Sicht ist oder der voraussichtliche Jagderfolg zu gering, dann wird keine Energie für einen Tauchgang verschwendet und weitergesucht. Diese Verhalten, was an Schnorcheln erinnert, kann man auf dem dritten Foto sehen.