Nun ist es nicht ganz korrekt die Kyritz-Ruppiner Heide in Brandenburg als Wüste zu bezeichnen, es handelt sich vom Lebensraumtyp um ein Mosaik aus Trockener Sandheide, Düne mit offenen Grasflächen, Dünen im Binnenland, Trockene Europäische Heide sowie Eichen- und Buchenwald. Zudem finden sich dort halboffene Trockenrasen mit einzelnen Gehölzen. Jedenfalls fühlt es sich mitten im Juni in der prallen Sonne und dem vielen feinen Sand dann doch sehr wie eine Wüste an
Seinen Ursprung hat das Naturschutz- und FFH-Gebiet in seiner Zeit als Nutzung als Truppenübungsplatz. Relikte davon finden sich in den vielen ungeräumten Bereich mit vielen Munitionsresten. Einer Verbuschung der Fläche wird durch einer Beweidung durch Schafe entgegengewirkt. Wie wertvoll dieses Biotop ist, zeigte sich schon Sekunden nach dem Aussteigen aus dem Auto: Zeitgleich waren Heidelerche, Grauammer und Wiedehopf zu hören. Neben dem Neuntöter, kommt dort sogar der Raubwürger als Brutvogel vor. Dass es Braun- und Schwarzkehlchen sowie Baumpieper, Pirole und viele weitere gibt, ist dann auch keine Überraschung mehr. Im heutigen Beitrag geht es um einige Schmetterlingsfotos, die ich an dem Tag machen konnte.
1. Es geht los mit einem typischen Bewohner offener und wärmebegünstigter Flächen, ein Bläuling des Silberfleck-Komplexes (Plebejus spec.). Wie meist hierzulande, handelt es sich um den Argus-Bläuling (Plebejus argus). Es ist die einzige Art des Komplexes mit Dornen an den Tibiae der Vorderbeine.
2. Die folgenden 3 Fotos zeigen ein Weibchen vom Braunen Feuerfalter Weibchen (Lycaena tityrus) – bei der Art sind die Weibchen nämlich farbiger, in dem Fall oranger, als die Männchen
3. Foto 5 zeigt den Großen Kohlweißling (Pieris brassicae) am Gewöhnliche Natternkopf. Eine Art, die ich bei mir nicht einmal ansatzweise so oft finde, wie P rapae oder P. napi vom danach folgenden Foto.
4. Der nächste Feuerfalter ist der Kleine Feuerfalter (Lycaena phlaeas) – das erste Individuum auf dem Weißen Steinklee, das andere ebenfalls am Gewöhnlichen Natternkopf.
5. Der darf natürlich nicht fehlen: Der häufigste unserer Braun-Dickkopffalter, der Rostfarbige Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus), der sich ebenfalls am Gew. Natternkopf gütlich tut.
6. Immer ein Grund zur Freude ist die Sichtung eines Scheckenfalters, zumindest solange, bis man sich an die Bestimmung macht. Hierbei haben wir es mit dem schwierigen Artkomplex Melitaea athalia/aurelia/britomartis zu tun. Eine sichere Bestimmung anhand morphologischer Merkmale ist nicht immer möglich, zudem sollten qualitativ gute Fotos von verschiedenen Seiten angefertigt werden. Wir sind uns in diesem Fall sicher, dass es sich um den Wachtelweizen-Scheckenfalter (M. athalia) handelt. Die Bestimmung erfolgt über die Kombination mehrerer Merkmale und ich kann dazu das entsprechende Bestimmungshilfeblatt vom Tagfalter-Monitoring (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung) empfehlen:
Zum Abschluss gibt es noch ein Panorama von einem Aussichtsturm, welches ich aus 15 Fotos erstellt habe. Die Originaldatei ist mit 29.526×5.869 Pixeln sehr detailliert geworden. So schaut es jedenfalls aus in der Wüste
Schon einiges hinter sich hat dieser abgeflogene Kleine Feuerfalter (Lycaena phlaeas) von vor einer Woche. Aus der Unterfamilie der Feuerfalter (Lycaeninae), die zur Familie der Bläulinge gehören (Lycaenidae), ist der Kleine Feuerfalter der häufigste Vertreter. Seinen Nektarbedarf hat er hier am Rainfarn gestillt, eine wichtige heimische Pionier- und Ruderalpflanze, die noch durch den Spätsommer bis in den frühen Herbst blüht.
Die Flugzeit vom Kleinen Feuerfalter ist theoretisch recht lang und reicht je nach Bedingungen vor Ort von Mitte April bis Ende Oktober. Bei mir in der Region (TH, SLF-RU) finde ich sie dagegen meist erst im Spätsommer.
Gestern war ich auf Wiesen mit Heckensäumen und an Weideflächen unterwegs und konnte einige schöne Beobachtungen machen. Unter den 14 Tagfalterarten, waren allein 5 Bläulingsarten – Ein schöner Lichtblick in diesem mauen Jahr. Einige der Arten habe ich auf den Sensor gebannt und stelle sie euch im Beitrag vor.
Die ersten beiden Fotos zeigen ein Männchen vom Braunen Feuerfalter (Lycaena tityrus) auf Gewöhnlichen Hornklee. Bei dieser Art ist es so, dass es das Weibchen ist, welches mit bunten Farben auffällt und dem Männchen diese orange Färbung fehlt. Dafür irisiert die Oberseite, je nach Lichteinfallswinkel, in bunten Farbtönen. Das dritte Foto zeigt dann ein Weibchen auf der Gewöhnlichen Schafgarbe – Hier sieht man schön die orange Färbung.
Das vierte Bild zeigt unseren häufigsten Bläuling, den Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus). Genauer gesagt, sieht man ein Paar bei der Kopulation, links das etwas abgeflogene Männchen und rechts ein noch recht frisches Weibchen. Da die Geschlechtsorgane bei Schmetterlingen nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip aufgebaut sind, sind diese in schwierigen Fällen nicht nur für die Bestimmung Ausschlag gebend (Genitaluntersuchung), sondern bi der Kopulation auch fest miteinander verhakt, sodass sie sich nicht mal eben so wieder trennen können.
Foto Nr. 5 zeigt einen weiteren Bläuling der Unterfamilie der Feuerfalter Lycaeninae, es ist der Kleine Feuerfalter (Lycaena phlaeas), der hier Nektar aus einer Wiesen-Witwenblume trinkt. Unter den Feuerfaltern ist es diese Art, die man noch am häufigsten antreffen kann.
Die Fotos 6&7 zeigen einen Bläuling, der schon im Flug etwas anders gewirkt hat: sehr klein, heller Unterseite und ein sehr unruhiger Zickzack-Flug. Der Blick auf die Unterseite und die namensgebenden Zipfel haben dann gezeigt: Es handelt sich um den Kurzschwänzigen Bläuling (Cupido argiades). Als Art der Gattung Cupido ist er damit nah mit dem Zwerg-Bläuling (Cupido minimus) verwandt.
Zum Abschluss gibt es noch einen Dickkopffalter, der die letzten Jahre eine steile Karriere mit positiver Bestandsentwicklung und weiterer nordöstlicher Ausbreitung hingelegt hat: Es ist der Zweibrütiger Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus armoricanus). Die Bestimmung der Dickkopffalter kann mitunter kniffelig sein, hier ist Gewissenhaftigkeit gefragt. Der Deutsche Trivialname der Art leitet sich davon ab, dass dieser Dickkopffalter noch eine zweite Generation im Jahr hervorbringt, bei passenden Bedingungen auch eine dritte, mitunter unvollständige – Davon leitet sich ein weiterer Trivialname ab: Mehrbrütiger Würfel-Dickkopffalter.
Mit Genehmigung und im Auftrag der UNB sind wir in der Region zum Kartieren von Nachtfaltern aktiv, welche mit Licht und Köder gelockt und – soweit dies ohne Genitaluntersuchung und Barcoding möglich ist (was meist der Fall ist) – bestimmt sowie erfasst werden. Nachts im Wald erlebt man dann natürlich noch einige andere bemerkenswerte Vorkommnisse. In der Nacht hatten wir neben 60 Nachtfalterarten, auch Laufkäfer, Bockkäfer, Marienkäfer, Skorpionsfliegen und andere Insekten. Die Waldkäuze waren für Mitte August außerordentlich aktiv. Es waren nicht nur Rufe von Männchen und Weibchen zu hören, sondern auch das im Balz-Kontext vorgetragene Nestanzeige-Rollern des Männchens. Meist geht es bei den Waldkäuzen ab September mit der Herbstbalz los, diese hier scheinen schon ganz heiß drauf zu sein.
Zum Thema bemerkenswerte andere Beobachtungen: Da sollte die Nadelwald-Säbelschrecke (Barbitistes constrictus) erwähnt werden. Das Foto zeigt ein Weibchen und das bemerkenswerte ist, dass die Art hier selten vorkommt, da ihre nördliche Arealgrenze bei Thüringen-Sachsen-Sachsen-Anhalt verläuft.
Der Laufkäfer mit dem schönen bläulich-metallisch leuchtenden Rand ist die Goldleiste oder auch Violettrandiger Laufkäfer (Carabus violaceus).
Ein netter Besucher war auch die zuerst ankrabbelnde junge Erdkröte (Bufo bufo), welche später Gesellschaft von einem wirklich großen weiblichen und adulten Individuum bekam.
Mit einer Liste von 60 Nachtfalter-Arten erschlage ich hier niemanden; Bei Interesse an Informationen zu einer Art einfach fragen
Heute zeige ich ein paar schöne Insektenbeobachtungen der letzten Zeit, über die ich bisher noch nicht berichtet habe.
Bei einer 10km Kartierrunde in einem schönen lichten, strukturierten und beweideten Wald, der auch Naturschutz- und Vogelschutzgebiet ist, habe ich nach über 30 Kaisermänteln und 7 Russischen Bären, dann auch diesen Falter gefunden: Der Feurige Perlmuttfalter (Fabriciana adippe), der hier Nektar von einer Lanzett-Kratzdistel aufnimmt.
Der kleine Dickkopffalter, der hier auf einer feuchten Wiese auf Großem Wiesenknopf ruht, ist ein noch verhältnismäßig neuer Bewohner in Thüringen. Es ist der Zweibrütige Dickkopffalter (Pyrgus armoricanus), der aus eher wärmeren Gegenden die letzten Jahre von Südwesten her nach Deutschland eingewandert ist und mittlerweile weit verbreitet zu finden ist.
Dieses Libellenmännchen mit den spitzen Zackenmustern auf den hinteren Segmenten des Abdomens, der pokalähnlichen Zeichnung auf dem zweiten Abdomen sowie den leuchtend saphirblauen Augen, ist das Saphirauge, früher Pokal-Azurjungfer (Erythromma lindeni) genannt. In Thüringen wird die Art in der Roten Liste als R geführt – Extrem selten. Wir haben sie in einem Kiesabbau gefunden und das passt zu Literaturangaben, nachdem sie Tagebaue und andere xerotherme Ruderalflächen bevorzugt und oft mit der Westlichen Keiljungfer im gleichen Gebiet vorkommt. Letztgenannte Art konnten wir schon vor einiger Zeit im Gebiet nachweisen. Mit zunehmenden Klimawandel ist auch mit einer Zunahme des Saphirauges zu rechnen; ähnliche Entwicklungen konnte man bei anderen wärmeliebenden, südlichen Arten bereits beobachten: Wespenspinne, Gottesanbeterin, Zweibrütiger Dickkopffalter uvm.
Eine besonders schöne Beobachtung konnten wir hier machen: Ein Schwalbenschwanz-Weibchen (Papilio machaon) bei der Ei-Ablage an jungen Exemplaren der Wilden Möhre. Hier am Rand des Kies-Tagebaus haben die gelben, kugelrunden Eier tatsächlich eine realistische Chance auf eine volle Entwicklung. Das ist mit dem exzessiven Mähen von Gärten, aber auch von städtischen Flächen, leider mittlerweile eine Ausnahme geworden. Entweder gehen die Eier bzw. Raupen beim Mähen verloren oder alles ist millimeterkurz kahlgeschoren, sodass keine Pflanzen mehr zur Eiablage vorhanden sind. Dabei ist der Schwalbenschwanz eine eher anspruchslose Art und bevorzugt für seine Raupen lediglich Doldenblütler, wie Wilde Möhre oder Pastinak, die als typische Ruderalgewächse überall quasi von alleine wachsen – wenn man sie denn mal lässt und nicht als Unkräuter vernichtet.
Es liegt schon eine gewisse Ironie in dem Sachverhalt, dass unsere Felder und Flure, allen voran das Grünland, immer mehr an Arten und Individuen verarmen und man ausgerechnet auf, mit brachialer Gewalt bearbeiteten, Flächen wie Tagebauen bessere Lebensbedingungen vorfindet. So wie letztes Wochenende an einem ehemaligen Tagebau auf Muschelkalk-Grund, der von Trockenrasen und Ruderal- sowie Sukzessionsflächen umgeben ist. 30 Silbergrüne Bläulinge auf 3 Hektar waren dort genauso normal wie 4 Russische Bären an einer einzigen Wollköpfigen Kratzdistel oder seltene Spezialisten wie die Rotflügelige Schnarrschrecke (RL in TH:2) oder der Mattscheckige Braundickkopffalter. Auch Vögel wie Waldwasserläufer, Wachtel, Uhu und weitere avifaunistische Besonderheiten fühlen sich dort wohl. Botanisch gab es neben typischen Ruderalgewächsen (Wilde Möhre, verschiedene Kratzdisteln, Rainfarn, Weißer Steinklee), auch Magerrasen-Arten (Wiesen-Witwenblume, Tauben-Skabiose, Wiesen- und Skabiosen-Flockenblumen, Wundklee, Pfirsichbl. Glockenblume) sowie viele Kräuter (Arznei-Thymian, Echter Dost). 107 Arten haben wir in 4,5h erfasst, eine kleine Auswahl folgt als Bild.
1. Obwohl ich die Art schon einmal mit dem Makro schön aufgenommen habe, habe ich sie wegen ihrer starken Variabilität nicht wiedererkannt. Klar war natürlich, dass es ein Graszünsler ist und man gleich bei der Unterfamilie der Crambinae gucken kann. Es ist der Magerrasen-Graszünsler Agriphila inquinatella.
2. Die nächste wohlbekannte Art, die ganz anders gewirkt hat, war der Braunbinden-Wellenstriemenspanner (Scotopteryx chenopodiata). Im normalen Ruhezustand fallen sowohl die breiten Deltaflügel als auch die schöne breite Bänderung auf. Beim aktiven Blütenbesuch, hier auf der Skabiosen-Flockenblume, wirkt die Art schon ganz anders.
3. Wenn es groß und weiß ist und deutlich ein Spanner, dann kann man gleich bei Cabera spec. schauen. Fast immer finden wir dabei den Braunstirn-Weißspanner (Cabera exanthemata), so wie auch hier.
4. Ja, die Flechtenbärchen sind mitunter kniffelig bei der Bestimmung. Bei diesem Rollflügel-Typ hat uns u.a. der Verlauf der äußeren orangen Randlinie zu Eilema complana geführt.
5. Ein weiteres Flechtenbärchen war Eilema pygmaeola, dessen Unterscheidung, gerade zu Eilema palliatella, mit Rest-Unsicherheit behaftet ist.
6.-8. Vor allem, wo es warm, mager und kalkig ist, kann man den Feurigen Perlmuttfalter (Fabriciana adippe) (hier an der Lanzett-Kratzdistel) antreffen. Der hier hat schon einiges hinter sich, ein ganz frischer flog aber auch durch die Gegend.
9. Manchmal erlaubt sich die Natur einen Spaß und lässt einen etwas dumm aus der Wäsche gucken. Diese Pflanze ist tatsächlich einfach nur eine Gew. Wegwarte – allerdings in einer Form, die man gelegentlich bei Pflanzen antreffen kann, nämlich ganz in Weiß. Man nennt das dann einen Weißling.
10.+11. Eine Paarung von Schmetterlingen beobachten und fotografieren zu können, ist immer etwas besonderes. Hier handelt es sich um Hauhechel-Bläulinge (Polyommatus icarus). Das zweite Foto zeigt noch einen eifersüchtigen Herren, der gerne auch mal wollte, aber mit Flügelschlägen des Pärchen schnell abgewehrt wurde.
12. Anspruchsvoller als die Zwillingsart Goldene Acht (Colias hyale), ist der hier vorkommende Hufeisenklee-Gelbling (Colias alfacariensis). Das Foto zeigt ein Weibchen am Gew. Bitterkraut. Man könnte beinahe sagen, eine stinklangweilige Unkraut-Ruderalpflanze – aber extrem beliebt bei Insekten.
13. Wenn man ihn einmal kennt, ist er schnell bestimmt: Es ist Idaea ochrata; etwas ähnlich ist bspw. I. serpentata. Meist haben die anderen aber unterschiedliche lokale Verbreitungen.
14.+15. Die Dickkopffalter habe ich besonders liebgewonnen und die Bestimmung hält die Hirnzellen frisch Nach längerer Zeit und vielen Gebieten, gab es endlich mal wieder gleich mehrere Mattscheckige Dickkopffalter (Thymelicus acteon). Der Zweite war noch etwas verpeilt, da mir sein Gewusel dann doch zuviel wurde und der Kescher zum Einsatz kam Nach kurzer Entwirrung und Peilung der Lage, zischte er wieder von dannen, um vielleicht den nächsten Kartierer zum Wahnsinn zu treiben.
16.-17. Es ist schön, wenn man eine Art, die man winters pausenlos als Ei sieht, dann doch mal wieder in ganzer Pracht erleben kann: Es ist der Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae).
18. Ein Rätsel war auch dieses Kraut, was sich als mediterrane Salbei-Art (Neophyt) entpuppte: Der Quirblütige Salbei.
19. Der Klassiker unter den Dickkopffaltern durfte natürlich nicht fehlen: Der Rostfarbige Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus) an einer Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis).
20. Ich dachte, die Hitze schlägt mir irgendwann doch aufs Gehirn: Ist da gerade ein viel zu dickes rotes Widderchen langgeflogen, was klang, als sitze es auf einem Moped? Der Verursacher wurde zum Glück identifiziert: Es handelte sich um eine männliche Rotflügelige Schnarrschrecke; in Thüringen steht die Art auf der Roten Liste als 2 = stark gefährdet.
21. Einmal und nie wieder hielt mich diese Art, in noch stärker abgeflogener Variante, mal zum Narren; da waren gerade noch so Mittelflecken-Häckchen zu sehen. Es ist der Rotrandbär (Diacrisia sannio). Die Art scheint innerhalb kurzer Zeit ganz besonders schnell ihre Farbschuppen zu verlieren; noch vor kurzem hatten wir nur frische, knallig bunte Individuen, an dem Tag nur mehr oder weniger weißliche.
22.-25. Immer wieder ein Hingucker ist der tagaktive Bärenspinner Russischer Bär (Euplagia quadripunctaria). Eine nach Anhang II der FFH-Richtlinie besonders geschützte Art, die sich sehr über den Wollköpfigen-Kratzdistel gefreut hat und im Nektarrausch auch plötzlich ganz fotogen wurde.
26. Ein besonders schönes Erlebnis war die Paarung der Silbergrünen Bläulinge (Lysandra coridon), die wir als individuenstärkste Tagfalter-Art im Gebiet hatten. Nach den ganzen Kohlweißlings-, Schachbrett- und Ochsenaugen-Listen mit nix anderem die letzte Zeit eine echte Wohltat.
27.+28. Es ist immer schwierig und langwierig in fremden Gebieten zu “wildern” und ohne Peilung der Gattungen und Familien etwas zu bestimmen, aber bei der schönen Wespe musste das sein. Es ist die Gelbschwarze Blattwespe (Tenthredo vespa) an Wilder Möhre (Daucus carota).
29.+30. Die dritte Bläulingsart im Gebiet, war eine, die ihren Namen zurecht trägt: Zwerg-Bläuling. Grob abgeschätzt hat er die halbe Größe vom typischen Hauhechel-Bläuling und im Vergleich zum Silbergrünen ist er sicher nur 1/3. Ein toller Falter, der sich hier an 2 schönen Pflanzen zeigt: Gew. Hornklee und Wundklee.
Montag waren wir quasi gleich vor der Haustür auf Kalk-Magerrasen und Schutthängen unterwegs, um etwas zum Schmetterlings-Monitoring für die RL in Thüringen beitragen zu können. Mit Fotos habe ich mich bewusst zurückgehalten, da ich noch Unmengen unbearbeiteter Bilder habe, daher nur ein paar wenige Fotos. Abseits der fotografierten Arten gab es noch sehr viele Silbergrüne Bläulinge, Kaisermäntel, Löwenzahnbären, Graubindiger Mohrenfalter, Esparsetten-Widderchen usw.
Die Pflanzenvielfalt auf solch mageren, basischen Böden war auch super: 3 Dost-Arten, Färber-Hundskamille, Tauben-Skabiose, Wiesen-Witwenblume, Kleine Braunelle, Moschus-Malve uvm. 99 Arten an primär Faltern, Pflanzen und Vögeln haben wir am Nachmittag erfasst.
1. Die Berg-Aster (Aster amellus) wird nicht ohne Grund auch Kalk-Aster genannt, mag sie doch magere und kalkhaltige Böden. In Deutschland steht sie auf der Roten Liste als gefährdet, schön ist sie obendrein.
2. Der Winzling, der sich sofort der Gattung Idaea zuordnen lässt, hat schon einige Schuppen vom namensgebenden Merkmal verloren, es ist der Graurandige Zwergspanner (Idaea fuscovenosa).
3. Die Imagines des Artenpaares Goldene Acht/Hufeisenklee-Gelbling (Colias hyale/alfacariensis) lassen sich im Feld nur schwer unterscheiden. Außerhalb von Kalk-Gebieten kann man begründet auf Goldene Acht bestimmen, in solchen Gegenden ist prinzipiell mit beiden zu rechnen. Unser Koordinator von Tagfalter-Thüringen und dessen Rote Liste, hat mir hier den Hufeisenklee-Gelbling nahegelegt.
4. Es gibt so einige ähnliche Grünspanner, aber dieser mit dem schön rot gefleckten Saum ist leicht zu bestimmen: Es ist der Magerrasen-Grünspanner (Thalera fimbrialis). Die Art sollte man nie ohne den wissenschaftlichen Namen erwähnen, denn auch Phaiogramma etruscaria wird auch oft unter dem gleichen Trivialnamen angesprochen.
Samstag war ich in heimischen Gefilden bei Mager-Trockenrasen auf Kalk unterwegs sowie am anliegenden hügeligen lichten Wäldchen. Vor Ort gab es nicht nur drückende Sommerhitze, sondern auch einige nette Falterbeobachtungen, von denen ich euch einen Teil hier im Beitrag vorstelle.
1. In der Gegend unverwechselbar und ein wirklich schöner Fund, ist das Esparsetten- bzw. Krainer-Widderchen (Zygaena carniolica) – auf dem zweiten Foto bei der Paarung zu sehen. In Deutschland stehen sie auf der Roten Liste als vorgewarnt.
2. Außergewöhnlich lang hing ich doch bei der Bestimmung vom häufigen und eigentlich einfach zu erkennenden Faulbaum-Bläuling (Celastrina argiolus). Das Individuum war schon etwas abgeflogen und hatte dickere Dots als gewöhnlich, da ich es noch in der Hand hatte, hat sich gezeigt, dass es ein Weibchen ist (dicke, dunkle Flügel-Oberseitenränder).
3. Der Klassiker unter den Bläulingen durfte natürlich nicht fehlen: Der Gemeine bzw. Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus), hier ein Weibchen.
4. Die rotfleckigen Widderchen können mitunter ganz schön kniffelig werden; dieser hier entpuppte sich beim genauen Blick dann doch als Hufeisenklee-Widderchen (Zygaena transalpina), eine seltenere und anspruchsvollere Art als das sehr ähnliche Sechsfleck-Widderchen. Die Unterschiede sind: weiter auseinander liegende und deutlich scharf abgegrenzte rote Flecken, meist weiße Fühlerspitzen, schwarze Endbinde der Hinterflügel meist dicker, Vorderflügel eher nicht durchscheinend, Unterseite der Vorderflügel deutlich rot gefärbt (daher auch kaum durchscheinend im Gegensatz zum Sechsfleck).
5. Gut unterwegs waren Falter von Idaea ochrata. Es giobt 2-3 ähnliche Arten, hier sollte man genau auf den Verlauf der Wellenlinien gucken und wo die Buchten mit ggf. vorhandenen Punkten verlaufen.
6. Klar, Kaisermäntel (Argynnis paphia) waren auch da. Hier nuckelt ein Männchen an der Drüsenblättrigen Kugeldistel – Ein Neophyt. Ähnlich wie bei den Flieder-Arten oder dem Drüsigen Springkraut, bieten solche Arten zwar Nektar, aber die Raupen unserer Falter sowie spezialisierte Wildbienen, können mit solchen Arten meist nichts anfangen. Problematisch wird es dann, wenn sich Neophyten selbstständig weiter verbreiten und damit heimische Pflanzen verdrängen. Daher bitte nur heimische Pflanzen in den Garten!
7. Wenn man Erfahrung hat, kann man sie erkennen, wenn sie schnurstracks Waldwege entlangschießen, denn manchmal haben sie einfach keine Lust, sich mal hinzusetzen: Kleine Eisvögel (Limenitis camilla). Insekten und speziell auch Schmetterlinge gelten allgemein als wärmeliebend, aber das stimmt so nicht. Diese Art bspw. mag es eher feucht und kühl und daher findet man sie eher in Wäldern und an Waldrändern mit Bächen und Vorkommen ihrer Nahrungspflanze, der Roten Heckenkirsche.
8. Ein weiterer schöner Bläulingsfund war dieser Kleine Sonnenröschen-Bläuling (Aricia agestis) auf dem Gew. Hornklee.
9. Gerade jetzt ab Juli sollte man bei den Braundickkopffaltern genau hinsehen, zumindest in guten Habitaten ist mit weiteren Arten als den Üblichen zu rechnen. Hier an der Skabiosen-Flockenblume sitzt der Mattscheckige Braundickkopffalter (Thymelicus acteon).
10. Ein typische Art von Ruderalflächen, Ödland, Tagebauen, Fels und Schuttflächen ist der Mauerfuchs (Lasiommata megera), hier sehen wir ein Weibchen.
11. Der häufigste unter den Braundickkopffaltern ist zweifellos der Rostfarbige Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus), der auf dem ersten Foto Nektar aus einer Breitblättrigen Platterbse lutscht. Neben dem Kästchenmuster, verrät sich die Art durch das einmalige Merkmal der Häkchen an den Fühlerkolbenspitzen, was sonst keiner der Braundickkopffalter hat. Wenn man sich langsam und vorsichtig nähert, kann man das Merkmal (im richtigen Winkel) auch ohne Makro nur per Auge erkennen.
12. Das anspruchsloseste und häufigste unserer Widderchen ist das Sechsfleck-Widderchen oder Blutströpfchen (Zygaena filipendulae). Auf den Fotos sieht man den Blütenbesuch bei Wiesen-Witwenblumen und der Tauben-Skabiose.
13. Im Gebiet flogen einige Tintenflügel-Weißlinge (Artkomplex Leptidea juvernica/sinapi) und da hat sich tatsächlich einer vor mich hingesetzt und das Abdomen in typischer Weise an die Vogelwicke gehangen. Bei der Kontrolle hat sich die Beobachtung bestätigt: Ein Weibchen hat ein Ei gelegt
14. Schmetterlinge stehen in der Nahrungskette ziemlich weit unten, aber nicht nur die Raupen sind willkommene Beute. Es kommt öfter mal vor, dass Imagines (ausgewachsene Falter) als Happen einer Veränderlichen Krabbenspinne enden, so wie hier das Große Ochsenauge (Maniola jurtina).
15. Mit aufmerksamen Blick kann man auch ohne Köderung und Lichtfang immer mal auf Touren Nachtfalter beim Ruhen oder tagaktive beim Blütenbesuch entdecken. Hier hat sich ein Wolfsmilchspanner (Minoa murinata) gütlich am Jakobs-Kreuzkraut getan.
Von einem schönen Ausflug Ende Mai, an einem der Salzlacken beim Neusiedler See, stelle ich heute eine kleine Insektenauswahl vor.
1. Regelmäßig und deutlich verbreiteter als in unseren heimischen Gefilden, haben wir die Ackerwinden-Trauereule (Tyta luctuosa) gefunden, deren Raupen passend zum Namen tatsächlich gerne an Acker-Winde gehen.
2. Unter den Graszünslern gibt es echte Schönheiten wie der hier gezeigte Chrysocramboides craterella. Eine sichere Artabgrenzung zu C. linetella ist nur über Genitaluntersuchung möglich; die starke Zeichnung, Verbeitung und das Vorkommen am Neusiedler See, sprechen aber wahrscheinlich für die C. craterella.
3. Ein dicker Krabbelkäfer kam hier des Weges gelaufen und erinnerte etwas an unsere Mistkäfer, vor allem an den Wald-Mistkäfer. Es ist (Dank eines Hinweises) ein Riesenkäfer der Gattung Pentodon.
4. Ein Männchen der Großen Pechlibelle (Ischnura elegans) – eine häufige und gut zu bestimmende Libellenart.
5. Mancherorts ist diese Allerweltsart, wie auch sein zeitiger auftretender naher Verwandter (Maikäfer), schon selten geworden: Der Junikäfer (Amphimallon solstitiale).
6. Eine schöne Beobachtung war dieses Libellenpärchen der Kleinen Königslibelle (Anax parthenope) beim sogenannten Tandem. Jede Libellenart hat eigene und unterscheidbare Verhaltensweisen, so auch bei der Eiablage. Bei dieser Art ist es so, dass das Männchen das Weibchen nach der Paarung und anschließend während der Eiablage weiter festhält – so kann kein Konkurrent zum Zug kommen. Die Eier werden vom Weibchen mithilfe eines Lebebohrers in Pflanzenteile gelegt.
7. Zwei Fotos von einem etwas abgeflogenen Mauerfuchs (Lasiommata megera), der Nektar von einer Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) aufnimmt.
8. Richtig klasse war die Sichtung dieser Libelle, die wir anschließend öfter die Tage rund um den Neusiedler See hatten; die Südliche Binsenjungfer Weibchen (Lestes barbarus). Es ist eine eher mediterrane Art, die allerdings auch recht wanderfreudig ist und auch gelegentlich mal in Deutschland auftaucht.
9. Eine weitere mediterrane und zum Wandern neigende Libellenart, ist die Südliche Mosaikjungfer (Aeshna affinis), die wir regelrecht in Massen vorgefunden haben. An einigen Orten gab es alle paar Hundert Meter regelrechte Wolken dieser und weiterer Großlibellen – Das war am Neusiedler See normal. Eine Erinnerung daran wie kaputt eigentlich die Biosphäre in Deutschland ist.
10. Ein weiterer hübscher Zünsler ist Thisanotia chrysonuchella, der mit einem etwas verwaschenen und stark punktierten Muster auffällt.
11. Bei dieser Art Falter fällt einem gleich die Zugehörigkeit zu einer der beiden Gattungen Idaea oder Scopula auf. Hier handelt es sich um Scopula immutata, den Vierpunkt-Kleinspanner. Wichtig bei der Bestimmung dieser Falter sind nicht nur der exakte Wellenlinienverlauf, sondern auch wo im Verhältnis zu den Linien die Punkte zu sehen sind. Unter oder über der Linie? Mittig oder nah an einer Linie? Gibt es eine Bucht um die Punkte? Das sind Details, die bei der Bestimmung dieser Spanner relevant sind.
Wer denkt, dass nur geschlüpfte Schmetterlinge bunt und imposant erscheinen, der wird durch die Raupen vom Wolfsmilchschwärmer (Hyles euphorbiae) eines besseren belehrt. Die Fotos zeigen nacheinander verschiedene Raupenstadien, beginnend bei den jüngsten. Schmetterlingsraupen durchlaufen während der Entwicklung 4 Häutungen, zeigen sich also in 5 Larvalstadien (L1-L5). Bis auf das dunkle L1-Stadium konnten wir alle an der Nahrungspflanze finden: Der Zypressen-Wolfsmilch.
Hilfreich war das Video vom Lepidopterologen Toni Kasiske, der auf seinem Youtube-Kanal immer mal wieder anschaulich zeigt wie man Falter in verschiedenen Stadien findet. Hier war es dann auch wie im Lehrbuch und wir fanden die Raupen an südexponierter, wärmebegünstiger Lage am Wegrand an vorwiegend kleinwüchsigen Exemplaren der Wolfsmilch.
Die kleinsten 2-3cm großen Raupen mit dem schwarzen “Dorn”, dem sogenannten Analhorn, sind im Stadium L2/L3. Die größeren Exemplare mit dem orangen Analhorn sind L4 und die 8cm großen rot-schwarzen Raupen befinden sich im letzten Raupenstadium vor der Verpuppung: L5.