Kleine, süße Tierchen im Wald

Am 14. April waren sie bei warmem Wetter noch zu Tausenden bei ihren Balzflügen zu beobachten, jetzt die Tage waren einzelne ruhende Exemplare auf Blättern zu sehen: Grüne Langhornmotten (Adela reaumurella). Sie gehören mit zu den häufigsten und am einfachsten zu bestimmen der hier vorkommenden 34 Langhornmotten-Arten (Adelidae).

Ein ganz anderes kleines Tierchen war diese Waldmaus, wahrscheinlich eine junge aus einem frühen Wurf? Auffällig ist neben der besonders kleinen Gestalt, die nicht ganz so lange Nasenspitze wie üblich. Eine sehr ähnliche im Wald lebende Art ist die Gelbhalsmaus; das Unterscheidungsmerkmal, was man im Feld zu raten ziehen kann ist tatsächlich auch der Hals, der bei der Waldmaus ganz weiß ist, während bei der Gelbhalsmaus ein mehr oder weniger dickes bzw. dünnes ockerfarbenes Band zu sehen ist.

Mitte April auf Muschelkalk unterwegs Teil 2

Heute zeige ich euch den zweiten Teil von meiner Arteninventur auf einem Mager/Trockenrasen auf Muschelkalk am 12.04. und es geht um Schmetterlinge

Von einigen Arten wie dem Großen Fuchs (Nymphalis polychloros) habe ich nur Belegfotos zur Bestimmungsabsicherung gemacht, ebenso bei den Schwalbenschwänzen (Papilio machaon) – die ersten offiziell gemeldeten für Thüringen in 2024! Kommen wir nun zu den Fotos:

1. Eine schön zu bestimmende Art ist der Aurorafalter (Anthocharis cardamines), hier das Männchen. Oft vergessen wird, dass Weibchen keine orangen Flecken auf den Vorderflügeloberseiten zeigen, aber dafür ebenso das markant grüne Marmormuster auf den Flügelunterseiten. Hier sitzt er auf der Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) und trinkt Nektar. Gleichzeitig ist diese Pflanze mit dem Wiesen-Schaumkraut die wichtigste Raupennahrungspflanze.

2. Ein vorjähriger C-Falter (Polygonia c-album) hat sich auf einer Wiesen-Schlüsselbume (Primula veris) ablichten lassen.

3. Der Dunkle Dickkopffalter (Erynnis tages) war auch schon unterwegs.

4. Besonders gefreut habe ich mich über den Kleinen Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus malvae) (4 Fotos). Der wissenschaftliche Artname ist ein gutes Beispiel dafür, dass Namen nur Schall und Rauch sind: Für Malve interessiert er sich nämlich nicht, dass tut der Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae).

5. Eine tolle Charakterart dieses Biotop-Typs ist der Magerrasen-Perlmuttfalter (Boloria dia), der mit einer Spannweite von um die 30mm auch recht klein ist.

Von einem Sommertag Anfang April

Am Sonntag, der sich eher wie Juni als April angefühlt hat, habe ich in einem NSG und NABU-Gebiet 89 Arten erfasst. Vögel lassen wir erst einmal außen vor, die bekommen noch eigene Artbeiträge.

1) Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana) ist in voller Blüte auf einem Feldweg gewachsen und besitzt auf den ersten Blick einige Ähnlichkeit mit dem erst später blühenden Kriechenden Fingerkraut (Potentilla reptans).

2) Zwischen dem ganzen früh blühenden und eingeschleppten Persischen Ehrenpreis (Veronica persica), habe ich auch den Gamander-Ehrenpreis entdeckt (Veronica chamaedrys). Die Blütezeit wird normalerweise von Mitte April bis Mai angegeben, aber dieses Jahr ist ja so einiges 2 Wochen früher dran.

3) Noch erstaunlicher war der Gewöhnliche Erdrauch (Fumaria officinalis), der eigentlich nicht vor Mai blüht. Bei den aktuellen Temperaturen ist das Klimawandel sei Dank dann aber wohl normal.

4) Ein richtig schöner Nachtfalter aus der Familie der Spanner (Geometridae), ist der Braunstirn-Weißspanner (Cabera exanthemata). Die Artabgrenzung zum sehr ähnlichen Weißstirn-Weißspanner (Cabera pusaria) kann echt kniffelig sein. Mit Stirn ist dabei eher die Fläche zwischen Augen und Rüssel gemeint, also etwas tiefer als bei uns die Stirn sitzt. Bei frischen Individuen kann man da die Farbe erkennen, allerdings besteht diese nur aus wenigen Schuppen, die auch mal abfallen. Wenn die Wellenlinien auf den Flügeln allerdings eher bräunlich statt gräulich und die Fläche generell recht gepunktet ist, hat man noch zwei weitere Merkmale, die den Braunstirn-Weißspanner bestimmen.

5) Der Gefleckte Wollschweber (Bombylius discolor) ruht für einen winzigen Augenfleck, im Gegensatz zu seinem Verwandten auf Bild 6), dem Großen Wollschweber (Bombylius major). Zur Bestimmung von Wollschwebern erinnere ich gerne an meinen Beitrag von neulich.

7) Ja, auch jetzt (und im Winter) kann man Libellen sehen, wenn man das möchte. Es ist – Nomen est Omen – die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca). Im Gegensatz zu so ziemlich fast allen anderen Libellen überwintern sie als Imagines – erwachsene Tiere.

8 ) Schon gut unterwegs und auch häufig zu sehen ist der Grünader- bzw. Raps-Weißling (Pieris napi).

9) Mit den langen Haaren und den Farbtupfern könnte man bei der Raupe ja fast an Bärenspinner denken, aber die hier war extrem viel kleiner. Kein Wunder, der Falter, der mal daraus wird, ist es nämlich auch. Es wird mal ein Dunkles bzw. Heide-Grünwidderchen (Rhagades pruni). Das Artepitheton das wissenschaftlichen Namens sagt auch gleich worauf ich sie gefunden habe, auf der Schlehe (Prunus spinosa).

10) Auf der Schlehe war noch mehr los, denn noch zahlreiche Eier vom Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae) haben ihrer Entdeckung geharrt. Hier waren außer der Reihe mal gleiche 3 beisammen, wovon 2 bereits leer sind.

11) Auch wenn er braun ist, handelt es sich um eine Art des Grünfrosch-Artkomplexes. Farblich sind viele Frösche sehr variabel, bei der Bestimmung spielen andere Dinge eine Rolle (Größe und Verortung des Trommelfells, Zeichnungselemente, Fersenhöcker, Rufe, usw).

Gute Bekannte bei der Weinverkostung

Bei der warm-trocknen nächtlichen Luft, die beinahe schon an den Sommer erinnert, war der Köder nicht so gut besucht. Immerhin eine gute Bekannte mit mehreren Individuen ließ sich blicken: Conistri vaccinii, die Veränderliche bzw. Heidelbeer-Wintereule.

Jetzt im April geht deren Flugzeit langsam zu Ende, für einen Eulenfalter (Noctuidae) hat sie ein erstaunlich langes Leben geführt, da sie meist im September schlüpfen und den Winter in milden Nächten sogar fliegend verbringen, bei Frostnächten Winterruhe halten. Interessanterweise findet die Paarung und die Eiablage bei den Wintereulen dann erst im Frühjahr statt, solange müssen sie also durchhalten.

Die Lebenserwartung der meisten Eulenfalter liegt irgendwo zwischen einigen Wochen oder sogar nur wenigen Tagen. Mit über einem halben Jahr sind die Wintereulen schon Methusalems

Beim genauen Blick

Bei einer Runde heute hat sich zwischen Buschwindröschen, Gelben Windröschen und Gefleckter Taubnessel auch vereinzelt das Frühlings-Fingerkraut der ersten beiden Fotos gezeigt (Potentilla neumanniana). Die Fingerkräuter (Potentilla spec.) lassen sich meist aufgrund ihrer typischen Blattform schon beim ersten Blick bis zur Gattung bestimmen. Das gilt nun wahrhaftig nicht für alle gelben Blüher – Ich sag’ nur Korbblütler

Hier an der Saale gibt es einige Ecken mit schönen heimischen und standorttypischen Gehölzen, darunter auch die seltene Flatter-Ulme (Ulmus laevis) oder wie hier auf dem Foto die knospende Feld-Ulme (Ulmus minor). Ganz ohne Grund habe ich sie natürlich nicht abgesucht und nochmal, bevor die Blätter sprießen, nach Zipfelfalter-Eiern gesucht und bin fündig geworden. Das letzte Foto zeigt ein Ei vom Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album) bzw. ein leeres Ei, denn die Raupe hat es bereits verlassen. Ei-Fund zu Ostern – So muss das sein

Drei Zipfelfalter-Arten bei der Eiersuche

Drei Zipfelfalter-Arten haben sich bei der Suche an den arttypischen Raupennahrungspflanzen die letzten Tage nachweisen lassen.

  1. Blauer Eichen-Zipfelfalter (Favonius quercus) an Stiel-Eiche (Quercus robur). Eine dieser Arten, die häufiger ist als man denkt, da die Imagines, also die erwachsenen Falter, auf Grund ihrer Lebensweise in den Baumkronen schwer zu entdecken sind. Die Eier, welche den Winter überdauern, lassen sich weit verbreitet und gut finden.
  2. Zwei Fundstellen und Fotos vom Kreuzdorn-Zipfelfalter (Satyrium spini) am Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), welcher sowohl für Thüringen als auch Deutschland auf der Roten Liste der Tagfalter als gefährdet (Kategorie 3) eingestuft wird. Die Schwierigkeit bei dieser Art besteht erst einmal am Finden und Erkennen des Kreuzdorns, der im Überwinterungszustand einige Ähnlichkeit mit dem Gewöhnlichen Liguster (Ligustrum vulgare) besitzt, dabei aber nur auf kalkhaltigen Böden vorkommt. Der Falter gilt als wärmeliebende Art und kommt vor allem in xerothermen Habitaten vor (sonnenbeschienene Trocken-Magerrasen).
  3. Das 4. Foto zeigt das Überwinterungsstadium bzw. Ei eines sehr weit verbreiteten und häufigen Falters, nämlich vom Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae). Auch, wenn man den Falter nicht so häufig zu Gesicht bekommt, da er oft in oder auf Schlehen-Gebüschen sitzt, zeigen die Eiernachweise seine weite Verbreitung an. Als Raupennahrungspflanzen ist er auf Arten von Prunus spec. angewiesen, also Pflaume (Prunus domestica) und ganz wichtig Schlehe (Prunus spinus).

Es wird Frühling

Letztes Wochenende war ich an der Saale und umliegenden Wiesen gut unterwegs und habe neben der Avifauna vor allem auch auf Schmetterlinge und Frühblüher geachtet.

Überraschend für meine Gegend waren die verhältnismäßig vielen Großen Füchse (Nymphalis polychloros), die unterwegs waren. Ansonsten waren sehr viele Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) und ein Kleiner Fuchs (Aglais urticae) zu sehen. Einer der Großen Füchse ist auch auf dem ersten Foto zu sehen.

Auch die Phänologie der Frühblüher war interessant und es scheint verdammt schnell voranzugehen: Die Winterlinge sind im Prinzip schon durch und das Kleine Schneeglöckchen blüht vielerorts schon wieder ab. Dafür waren nun Salweide (Salix caprea), Scharbockskraut (Ficaria verna) (erste beiden Pflanzenfotos) und Wald-Gelbstern (Gagea lutea) (folgende Fotos), in voller Blüte zu sehen, der Huflattich (Tussilago farfara) war hier schon Mitte Februar am Blühen.

Bei Gelbstern-Arten (Gagea spec.) sollte man aufpassen, da es einige ähnliche Arten gibt. Der Wald-Gelbstern zeichnet sich nicht nur durch seinen Standort im Bereich von Waldrändern und lichten Waldstrukturen aus, sondern auch anhand morphologisch einfach zu entdeckender Merkmale, da dieser unbehaart ist und die Blätter an der Spitze in einer Kapuze enden – Damit ist die Bestimmung abgesichert.

Buntes Potpourri an Schmetterlingen aus dem Juni

Heute gibt’s eine bunte Faltervielfalt von einer Tour um einen See im Biosphärenreservat Schaalsee.

Die ersten beiden Bilder zeigen einen tagaktiven Vertreter aus der Unterfamilie der Bärenspinner (Arctiinae), es ist der Jakobskrautbär (Tyria jacobaeae) bzw. auch Blutbär oder Karminbär genannt. Der Name kommt nicht von ungefähr, so entwickeln sich die Raupen gerne am Jakos-Greiskraut.

Der häufigste der Perlmuttfalter ist der folgende, es ist der Kleine Perlmuttfalter (Issoria lathonia).

Art Nummer 3 zeigt einen der Micros (von Microlepidoptera – Kleinschmetterlinge), genauer gesagt einen Wickler mit dem Namen Pandemis cerasana; einen richtigen Trivialnamen hat das schöne Tierchen nicht. P. cerasana ist weit verbreitet und häufig, da er polyphag lebt, d.h. an vielen verschiedenen Pflanzen frisst und sich nicht spezialisiert hat. In seinem Fall heißt das, dass die Raupe an allen möglichen Laubgewächsen knabbert.

Ein wirklich toller Anblick und als Imago nicht so oft zu sehen, ist der Pflaumen-Zipfelfalter (Satyrium prunis). Noch lieber als an Pflaumen, scheint er seine Eier an Schlehen abzulegen. Kein Wunder, da beide Pflanzen nah miteinander verwandt sind (Gattung Prunus) und die Schlehe die Stammform unserer Pflaume ist.

Apropos Schlehe: Das nächste Foto zeigt den Schlehenspanner (Angerona prunaria) und auch hier kann man beim Artepitheton “prunaria” die Anspielung auf die Schlehe erkennen, wobei die Art sehr polyphag lebt und nicht zwingend auf Schlehe angewiesen ist. Bemerkenswert ist die extrem hohe Variabilität der Art in Bezug auf ihr morphologisches Erscheinungsbild.

Zum Abschluss ein ganz besonders ästhetisch und filigran anmutender Schmetterling: Ein Vertreter aus der Familie der Federmotten (Pterophoridae). Das zweite Foto zeigt gut, warum man sie Federmotten nennt. In Deutschland muss man mit über 60 vorkommenden Arten rechnen, wobei viele davon selten anzutreffen sind. Die Bestimmungsschwierigkeit reicht davon von einfach, über kniffelig bis hin zu unmöglich nach rein morphologischen Merkmalen und sicher nur bis zur Gattungs-Ebene. Diese Art hier ein häufiger, großer und markanter Vertreter, es ist die Weiße Winden-Federmotte Pterophorus pentadactyla. Der alte Trivialname “Schlehengeistchen” wird nicht mehr genutzt, da die polyphag lebende Art nicht zwingend auf Schlehen angewiesen ist. Ganz irreführend und falsch ist jedwede Bezeichnung mit “Federgeistchen”, da eine ganz andere Schmetterlingsfamilie so heißt. Das ist so, als würde man die Art Mäusebussard mit der falschen Familie Turmfalke ansprechen oder die Art Schlehe mit der falschen Familie der Korbblütler.

Winterliche Osterparty ;D

Dass man auch schon lange vor Ostern wunderbar Eier suchen kann, habe ich heute wieder gemerkt. Neben der Erfassung der Avifauna habe ich im Gebiet (Weidewiesen, Feldkultur, Waldrand, Heckensäume, Bachlauf) nach Raupen-Nahrungspflanzen Ausschau gehalten und dort nach Überwinterungsstadien von Faltern gesucht.

Die ersten beiden Fotos zeigen jeweils ein Ei des Blauen Eichenzipfelfalters (Favonius quercus) an der Stiel-Eiche. Als Imago lebt der Falter das Leben eines Phantoms und hält sich meist im Kronenbereich von Eichen auf, wo man ihn nur schwer bewundern kann.

Die nächsten Fotos sind vom Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae), dessen Eier man im Winter an Schlehe und Pflaume finden kann. Mit Tausenden von Schlehensträuchern hatte ich dabei genug Auswahl und bin des Öfteren fündig geworden

Schöne Insekten aus dem April

Im April in einem strukturierten NSG-Mischwald habe ich ein paar hübsche Insekten vors Makro bekommen. Den Trauermantel, der dort auch vorkam, habe ich ja neulich erst gezeigt.

Die ersten Fotos zeigen Wolli, den Wollschweber! Genauer gesagt den Großen Wollschweber (Bombylius major) am Huflattich. In vielen populären Bestimmungsführern über Insekten wird leider mit keiner Silbe erwähnt, dass Verwechslungsgefahr mit einer ganzen Handvoll Wollschwebern besteht und zumindest über 30 und je nach Einflug bis hin zu 41 Wollschweberarten in Deutschland potenziell anzutreffen sind.

Etwas einfacher ist es da schon mit dem Tagpfauenauge (Aglais io) als einer der wenigen Falter, die noch der breiten Öffentlichkeit bekannt sind. Ganz anders wirkt er, wenn er die Flügel hochklappt und uns seine wie verbrannte Rinde wirkenden Unterseiten auf dem zweiten Foto präsentiert.

Das Waldbrettspiel (Pararge aegeria) ist ein richtiger Wald-Schmetterling und auch weniger auf nektarspendende Blüten angewiesen wie andere Arten. Ich selbst habe sie auch schon auf matschigen Brombeeren sitzen und Fruchtsaft Rüsseln sehen. Auf dem Foto sieht man die hübschen Unterseiten.

Eine weitere häufige Allerweltsart ist der Zitonenfalter (Gonepteryx rhamni), hier das besonders farbintensive Männchen. Zitronenfalter überwintern nicht nur als Imagines, sondern auch ungeschützt, da sie in ihrem Blut eine Art Frostschutzmittel haben, was ein Einfrieren bzw. die Bildung von zerschneidenden Kristallen im Blut verhindern.