Es wird Frühling

Letztes Wochenende war ich an der Saale und umliegenden Wiesen gut unterwegs und habe neben der Avifauna vor allem auch auf Schmetterlinge und Frühblüher geachtet.

Überraschend für meine Gegend waren die verhältnismäßig vielen Großen Füchse (Nymphalis polychloros), die unterwegs waren. Ansonsten waren sehr viele Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) und ein Kleiner Fuchs (Aglais urticae) zu sehen. Einer der Großen Füchse ist auch auf dem ersten Foto zu sehen.

Auch die Phänologie der Frühblüher war interessant und es scheint verdammt schnell voranzugehen: Die Winterlinge sind im Prinzip schon durch und das Kleine Schneeglöckchen blüht vielerorts schon wieder ab. Dafür waren nun Salweide (Salix caprea), Scharbockskraut (Ficaria verna) (erste beiden Pflanzenfotos) und Wald-Gelbstern (Gagea lutea) (folgende Fotos), in voller Blüte zu sehen, der Huflattich (Tussilago farfara) war hier schon Mitte Februar am Blühen.

Bei Gelbstern-Arten (Gagea spec.) sollte man aufpassen, da es einige ähnliche Arten gibt. Der Wald-Gelbstern zeichnet sich nicht nur durch seinen Standort im Bereich von Waldrändern und lichten Waldstrukturen aus, sondern auch anhand morphologisch einfach zu entdeckender Merkmale, da dieser unbehaart ist und die Blätter an der Spitze in einer Kapuze enden – Damit ist die Bestimmung abgesichert.

Weiblicher Winterbesuch aus dem Norden

Diesen überwinternden Raubwürger auf seinem Ansitz konnte ich Anfang März ablichten. Das weibliche Geschlecht verrät der Unterschnabel, welcher hier deutlich hell von der Basis ausgehend gefärbt ist.

Als Lebensraum bevorzugt dieser größte Vertreter aus der Familie der Würger halboffene Landschaften; gern etwas weiter und offener als beim Neuntöter. Sträucher und einzelne Bäume dienen ihm als Ansitzwarte, von welcher er auf die Jagd geht. Landschaften wie Moore, Brachflächen, Heiden sowie Mager- und Streuobstwiesen entsprechen diesen Vorlieben. Für das Brutrevier werden 20 bis 100 Hektar verteidigt, im Winterquartier nimmt ein Raubwürger 40 bis 80 Hektar in Beschlag. Für so einen kleinen Vogel ist das beachtlich, hat seine Begründung aber in der Art und Weise des Beuteerwerbs, da Raubwürger anteilig mehr Wirbeltiere jagen als ihre kleineren Verwandten wie die Neuntöter.

Eine außergewöhnliche Begegnung und ein Blickkontakt, der durch Mark und Bein geht

Einen besonderen Wintergast hatte ich Anfang März in einer Bergbaufolgelandschaft mit See. So paradox es klingt, aber diese Art von Sekundärlebensraum ähnelt, wenn die Sukzession nicht zu weit fortschreitet, ursprünglichen und seltenen Lebensräume wie offenen Magerwiesen, Hochmooren, Felsfluren und weiten Flussbetten. Neben Rebhühnern, Bluthänflingen und einem überwinternden Raubwürger habe ich dann auch diesen Offenlandbewohner gesehen bzw. sie zuerst mich: zwei Sumpfohreulen.

Einst war die Sumpfohreule auch in Mitteleuropa und speziell auch Deutschland ein verbreiteter Brutvogel. Aufgrund der Umstellung der Landnutzung teilt sie als Bodenbrüter und Offenlandbewohner mit Kornweihe, Kiebitz und co ziemlich die gleiche Geschichte: Nach der Entwässerung von Feuchtgebieten, hat sie versucht auf Grünland und Äckern zu brüten und fiel dort dem Mähwerk bzw. Erntemaschinen zum Opfer. Zurück blieben für ganz Deutschland noch 40-50 Brutpaare, wovon die meisten auf Inseln im Wattenmeer brüten. Immerhin ein Trostpflaster: Die Art ist weltweit sehr weit verbreitet und glücklicherweise wird nicht überall mit dem Land so umgegangen wie in Deutschland. Jedenfalls wird man sie hierzulande hauptsächlich im Winter beobachten können.

In eine feste Schublade, ob Zug- oder Standvogel, ob reviertreu oder vagabundierend, lässt sich die Sumpfohreule nicht stecken, da sie abhängig von der Situation (Mäusegradation, Wintereinbruch mit hohen Schneedecken etc.) flexibel auf vorherrschenden Bedingungen reagiert. Ib Überwinterungsgebieten können sie mitunter invasionsartig einfallen und auch recht verträglich beisammen sein, was am Brutplatz undenkbar wäre, da sie hier harsch und aggressiv ihr Revier und empfindliches Bodennest verteidigen.

Für gewöhnlich sind auch Sumpfohreulen meist dämmerungs- und nachtaktiv. Sie sind allerdings flexibler als bspw. Schleiereule und Waldkauz und vor allem zur Brutzeit auch am Tag sehr aktiv, um genügend Nahrung – hauptsächlich Wühlmäuse und von denen primär die Feldmaus – für den Nachwuchs zu erbeuten, aber jagen auch ansonsten noch bis in die Morgenstunden, falls das notwendig sein sollte.

Ebenso süßer wie nimmersatter Rauchschwalbennachwuchs

An diesem Junitag war hier ein Rauchschwalbenbrutpaar damit beschäftigt seinen nimmersatten Nachwuchs vor allem mithilfe von Azurjungfern und Pechlibellen zur Ruhe zu bringen. Witzig ist die eine Aufnahme, in der das Elterntier seinem bettelnden Kind entgegenruft; vielleicht ja so etwas wie: “Nun gib mal Ruhe, du hattest erst vor 5 Sekunden eine letzte Mahlzeit!” Auf einer weiteren Aufnahme, ragt sogar noch die letzte Libelle aus dem Schnabel des vorderen Kükens hervor, aber wenn das Geschwisterchen etwas bekommt, dann möchte man natürlich trotzdem noch einmal was haben

Die ersten Schwalben kann man vereinzelt schon im März sehen, je nach Wetterlage ist das Gros bis Ende April, Mitte Mai wieder hier. Meist gibt es bei ihnen 2 Jahresbruten, bei sehr guten Bedingungen auch mal 3 mit einer Gelegegröße von 3-6 Eiern. Und wenn der Nachwuchs dann wird es für die Eltern erst richtig stressig wie man auf den Fotos erahnen kann.