Mit ihm ist gut Kirschen essen ;-)

Im Juni ist uns diese männliche Mönchsgrasmücke (schwarze Kappe) aufgefallen, wie sie sich an Kirschen gütlich getan hat. Auch wenn die Mönchsgrasmücke mit ihrem spitzen Pinzettenschnabel optimal für die Insektenjagd ausgestattet ist, kann sie mit diesem ähnlich wie auch ein Star wunderbar Früchte wie Kirschen oder Holunderbeeren aufpicken.

Für die Ornithologie, genauer für die Vogelzug-Forschung und Mikroevolution, hat die Mönchsgrasmücke eine ganz besondere Bedeutung im Lauf der Jahre erlangt. Vor allem die Studien der ornithologischen Koryphäe Prof. Dr. Peter Berthold haben mit vielen Mythen und Unklarheiten aufgeräumt. So ist es ihm nicht nur gelungen innerhalb weniger Generationen Standvögel zu Zugvögeln umzuzüchten und Zugvögel zu Standvögeln, sondern er konnte damit auch Nachweis erbringen, dass das Zugverhalten komplett genetisch veranlagt ist und sich durch evolutive Prozesse innerhalb kurzer Zeit an veränderte Bedingungen anpassen kann. Die nächste große Erkenntnis war, dass dies auch auf die Richtung des Zuges zutrifft.

Genetische Mutationen bei der Zeugung der nächsten Generation führen bekanntermaßen immer zu kleineren Abweichungen der Allele, die entweder vorteilhafte, nachteilige oder unbedeutende Auswirkungen haben können. So gab es sicher auch schon immer vereinzelte Mönchsgrasmücken, die eher einen genetisch verursachten Drang hatten in andere Richtungen zu ziehen. Das blieb solange ohne selektive Auswirkungen, bis sich die Vogelfütterung in England zu einem Volkssport entwickelt hat und Vögel mit einer genetischen Tendenz im Winter nicht nach Süden, sondern nach Nordwesten Richtung England zu zogen, plötzlich selektive Vorteile hatten – Da ihre Futterversorgung im Winter sichergestellt war.

Diese Anpassungen haben dazu geführt, dass es aufgrund milderer Winter in Deutschland auch immer mehr überwinternde Mönchsgrasmücken gibt und viele der ziehenden Mönchsgrasmücken nicht mehr in den Mittelmeerraum, sondern Richtung England ziehen.

Im Zuge der Klimaerwärmung ist das sicher eine hoffnungsvolle Erkenntnis und zeigt einmal mehr, dass die Bedrohung durch Lebensraumverlust, Nahrungsmangel, etc. für die meisten Arten noch mehr ein Problem darstellt, was sie nicht selbst lösen können, was aber medial leider doch sehr untergeht oder nach wie vor belächelt wird.

Er hat sich durch seinen Gesang verraten

Vielleicht wäre er uns Mitte Juni gar nicht aufgefallen, wenn er nicht lautstärk geträllert hätte: Der Fitis.

Damit war auch ein Problem, vor dem man bei der Art stehen kann, gleich gelöst: Mit dem nah verwandten und ähnlichen Zilpzalp besteht große Verwechslungsgefahr, weshalb man die beiden auch als Zwillingsarten bezeichnet. Zur Brutzeit ist die sichere Bestimmung und Erfassung anhand des Gesangs definitiv der leichteste Weg, da der Fitis singt wie ein Buchfink ohne Überschlag. Der ähnliche Zilpzalp singt…nunja…zilp-zalp-zilp-zalp-zilp-zalp

Die Differenzierung über den Ruf ist dagegen äußerst schwierig, da beide eine Art aufsteigendes Pfeifen (huiid) von sich geben. Beim Fitis ist dieses tendenziell zweisilbiges und erst im zweiten Teil aufsteigend. Eine zweifelsfreie Bestimmung anhand des Rufes ist meiner Meinung nach nur bei ausgeprägt und markant rufenden Individuen möglich, da jedes Tier wie angesprochen ein ist und es immer eine gewisse Variationsbreite gibt.

Stoff für anregende Debatten unter Ornis sorgt immer wieder die Bestimmung anhand morphologischer Merkmale auf Fotos, die mal mehr oder auch weniger deutlich ausgeprägt sein können. Wichtig ist hierbei der Gesamteindruck, der sich aus der Kombination vieler Einzelmerkmale ergibt. Der Fitis hat:

-ein eher gelblicheres, farbigeres Gefieder (Zilpzalp bräunlicher und weniger intensiv)

-einen meist deutlichen ausgeprägten Überaugenstreif (einige Zilpzalpe mitunter auch!)

-in den meisten Fällen helle Beine (Zilpzalp in den meisten Fällen dunkle Beine)

-eine deutlich längere Handschwingenprojektion von ~90% (Zilpzalp ~60%; Mauserstatus und juvenile Individuen beachten!)

Mit 0,8-1,2 Mio. Brutpaaren ist der Fitis zudem deutlich weniger häufig als der Zilpzalp mit 3,3-4,6Mio Brutpaaren.

Skorpionsfliegen und Libellen am See

Die Fotos vom heutigen Beitrag habe ich im Juni in der Schaalsee-Region aufgenommen.

2018 war sie Insekt des Jahres: Die Gemeine Skorpionsfliege (Panorpa communis), hier ein Weibchen.

Das 2. Foto ist zwar ebenfalls eine Skorpionsfliege, aber eine andere Art und zwar die ebenfalls häufige Deutsche Skorpionsfliege (Panorpa germanica). Das Foto zeigt ein Männchen mit dem namensgebenden Genitalapparat, der wie ein Stachel geformt ist.

Das witzige Libellen-Hochhaus war natürlich ein Foto wert; es sind allesamt Männchen der sehr häufigen Gemeinen Becherjungfer (Enallagma cyathigerum).

Eine ebenfalls sehr häufige Libelle, ist die folgende: Die Große Pechlibelle (Ischnura elegans), hier ein junges Männchen.

Zuletzt eine Libelle, die mit ihrem leuchtenden Blau im Flug aufgefallen ist, die Kleine Königslibelle (Anax parthenope). Sie mag eher größere Stillgewässer und mit der Sichtung Mitte Juni haben wir sie genau zum Start der regulären Flugzeit angetroffen.

Schmetterlinge, Bockkäfer und Spinne – Gekrabbel vom August im Wald

Letzten August habe ich, ausgerüstet mit dem Makro, den Fokus in einem unserer schön strukturierten Naturschutz-Wälder wortwörtlich mal eher auf Pflanzen und Insekten gelegt. Die Pflanzen habe ich im letzten Beitrag vorgestellt, heute geht’s um Insekten (und eine Spinne).

Es geht los mit dem Admiral auf einer beliebten Nektarquelle, dem Gewöhnlichen Wasserdost.

Er dachte wirklich, er könnte sich vor mir verstecken, aber er ist dann doch noch auf einem Foto gelandet: Der Blasse Nesselzünsler (Patania ruralis), der sich hier an der Unterseite eines Brennnesselblattes versteckt hält.

Eine Besonderheit im Gebiet war die folgende Fliege, bei der man kein Experte sein muss, um zu sehen, dass sie schon auffällig ist: Abgesehen vom schönen orangen Wuschel, haben die Flügel deutlich Blau das Licht reflektiert. Es handelt sich hierbei um ein Männchen der Blauschiller-Wanzenfliege (Phasia hemiptera). Die Besonderheit bei der Beobachtung ist, dass sie eine eher wärmeliebende Art ist und ich sie in einem eher feuchten Mischwald auf 403 m ü. NHN gefunden habe. Wie der Name andeutet, parasitiert sie Wanzen.

Dieser bekannte und häufige Falter auf dem Gewöhnlichen Wasserdost ist der C-Falter. Das namensgebende C sieht man auf der Hinterflügelunterseite und spiegelt sich auch im Artepitheton des wissenschaftlichen Namens wieder: Polygonia c-album.

Auch, wenn sie Gartenkreuzspinne heißt, kann man diese ebenso schön wie markant gezeichnete Spinne im Wald finden.

Die beiden Bockkäfer der folgenden Fotos gehören einer Art an, dem Rothalsbock (Stictoleptura rubra). Verwirrend ist nicht nur, dass die Art bereist mehreren anderen Gattungen zugeordnet wurde, sondern auch der Geschlechtsdimorphismus: Das erste Bild mit den ockergelben Flügeldecken zeigt das Männchen, während das zweite Foto mit dem namensgebenden roten Hals das Weibchen zeigt.

Zuletzt ein richtiger Oschi von einem Käfer, der eilig über den Waldboden geflitzt ist: Ein weiblicher Sägebock.