Von besonderen Libellen, knutschenden Fröschen und einfliegenden Gelblingen

Im heutigen Beitrag geht es um ein paar Fotos von gestern sowie Mitte August, die einige schöne Arten und besondere Momente zeigen.

1. In den Hochstaudenfluren von der Großen Brennnessel hat sich genauen Blick eine Puppe vom Admiral (Vanesse atalanta) versteckt. Solche glänzenden Goldflecken weisen auch Puppen vom Tagpfauenauge auf, aber beim genauen Blick lassen sich die Arten gut unterscheiden. Aufpassen muss auch bei den extrem variablen Raupen vom Admira, einige Morphe sehen denen vom Tagpfauenauge mitunter auch recht ähnlich.

2. Ein Erstfund für uns und sowohl das Gebiet, war diese Libelle aus der Familie der Falkenlibellen. Es handelt sich um die nicht häufige Glänzende Smaragdlibelle (Somatochlora metallica). Wie bei vielen Libellen sind wichtige Bestimmungsmerkmale oft recht filigrane Elemente. Das sicherste Merkmal hier ist die gelbe Zeichnung der Stirn.

3. Hier war eine weibliche Libelle immer wieder dabei, ihr Abdomenende stoßhaft ins Wasser zu tauchen – Also ein Weibchen bei der Eiablage. Die Art ist der Große Blaupfeil (Orthetrum cancellatum), Zustand und Färbung verraten ein fortgeschrittenes Alter.

4. Eine witzige Momentaufnahme boten diese beiden Grünfrösche, die in dieser Post verharrt haben

5. Hier kam im Gebiet von Kiesseen und aktivem Tagebau eine dicke Raupe des Weges gekrochen. Das Analhorn verrät schon beim ersten flüchtigen Blick die Zugehörigkeit zur Familie der Schwärmer (Sphingidae) und bei der Art handelt es sich um den Labkraut-Schwärmer. Der ist recht verbreitet, aber nirgends häufig und kommt nur vereinzelt vor – in Thüringen steht er auf der Roten Liste auf der 2, also stark gefährdet. Mit Weidenröschen- und Labkraut-Arten, scheint die Art zwar nicht sonderlich anspruchsvoll, aber die passende Larvalnahrung ist nur die halbe Miete. Mikroklima, Habitatrequisiten, passendes Substrat zum Eingraben (Schwärmerraupen graben sich in den Boden und verpuppen sich dort), uvm. spielt eine ebenso wichtige Rolle.

6. Neben vielen herumfliegenden Goldenen Achten (Colias hyale) konnten wir zweifelsfrei 3 Postillions bestimmen; die Fotos zeigen erst ein Männchen und dann das Weibchen mit den durchscheinenden weißen Punkten auf dem Schwarz der Apikalregion. Der Postillion oder Postillion heißt auch Wandergelbling – ein zutreffender Name, da dies eine südliche Art ist, die in unterschiedlicher Stärke zu uns einwandert. Für unsere Region eine schöne Besonderheit und dass es mal mit Bildern geklappt hat, war noch schöner.

7. Klar zu sehen eine Sedum-Art, also eine Art der Fetthennen/Mauerpfeffer. Hier ist es die Purpur-Fetthenne (Sedum telephium), die uns zuvor noch nicht aufgefallen war.

Da ist sie also – Die Kleine Pechlibelle

Irgendwann nach vielen Hunderten Großen Pechlibellen (Ischnura elegans), fragt man sich schon, wann man mal die nah verwandte Verwechslungsart Kleine Pechlibelle (Ischnura pumilio) zu Gesicht bekommt. Gestern war es dann endlich soweit und wie einige schöne Funde in letzter Zeit, so war auch dieser mal wieder in einem Tagebau zu finden.

Das passt zu den Habitatansprüchen der Art, da sie kein Generalist wie die Große Pechlibelle ist, sondern sich auf vegetationsarme Tümpel, temporäre Schwemmflächen oder wassergefüllte Fahrspuren spezialisiert hat. Damit passt sie gut zu Ruderal- und Ödlandflächen wie auf aktiven Tagebauen oder ehemalige Tagebaue, sofern dort der Sukzession Einhalt geboten werden sollte.

Die sichere Bestimmung gelingt beim Männchen über die Abdominalsegmente 8 und 9. Während bei der Großen Pechlibelle das 8. Segment ganz blau gefärbt ist, ist dieses bei der Kleinen Pechlibelle nur zu 1/3 gefärbt, dafür ist aber das 9. komplett blau. Das Weibchen dagegen ist im jungen Stadium knallig orange und wird später türkisfarben und zeigt auf den hinteren Segmenten gar keines dieser “Schlusslichter”, ist also durchgehend schwarz.

Einige schöne Insekten der letzten Zeit

Heute zeige ich ein paar schöne Insektenbeobachtungen der letzten Zeit, über die ich bisher noch nicht berichtet habe.

Bei einer 10km Kartierrunde in einem schönen lichten, strukturierten und beweideten Wald, der auch Naturschutz- und Vogelschutzgebiet ist, habe ich nach über 30 Kaisermänteln und 7 Russischen Bären, dann auch diesen Falter gefunden: Der Feurige Perlmuttfalter (Fabriciana adippe), der hier Nektar von einer Lanzett-Kratzdistel aufnimmt.

Der kleine Dickkopffalter, der hier auf einer feuchten Wiese auf Großem Wiesenknopf ruht, ist ein noch verhältnismäßig neuer Bewohner in Thüringen. Es ist der Zweibrütige Dickkopffalter (Pyrgus armoricanus), der aus eher wärmeren Gegenden die letzten Jahre von Südwesten her nach Deutschland eingewandert ist und mittlerweile weit verbreitet zu finden ist.

Dieses Libellenmännchen mit den spitzen Zackenmustern auf den hinteren Segmenten des Abdomens, der pokalähnlichen Zeichnung auf dem zweiten Abdomen sowie den leuchtend saphirblauen Augen, ist das Saphirauge, früher Pokal-Azurjungfer (Erythromma lindeni) genannt. In Thüringen wird die Art in der Roten Liste als R geführt – Extrem selten. Wir haben sie in einem Kiesabbau gefunden und das passt zu Literaturangaben, nachdem sie Tagebaue und andere xerotherme Ruderalflächen bevorzugt und oft mit der Westlichen Keiljungfer im gleichen Gebiet vorkommt. Letztgenannte Art konnten wir schon vor einiger Zeit im Gebiet nachweisen. Mit zunehmenden Klimawandel ist auch mit einer Zunahme des Saphirauges zu rechnen; ähnliche Entwicklungen konnte man bei anderen wärmeliebenden, südlichen Arten bereits beobachten: Wespenspinne, Gottesanbeterin, Zweibrütiger Dickkopffalter uvm.

Eine besonders schöne Beobachtung konnten wir hier machen: Ein Schwalbenschwanz-Weibchen (Papilio machaon) bei der Ei-Ablage an jungen Exemplaren der Wilden Möhre. Hier am Rand des Kies-Tagebaus haben die gelben, kugelrunden Eier tatsächlich eine realistische Chance auf eine volle Entwicklung. Das ist mit dem exzessiven Mähen von Gärten, aber auch von städtischen Flächen, leider mittlerweile eine Ausnahme geworden. Entweder gehen die Eier bzw. Raupen beim Mähen verloren oder alles ist millimeterkurz kahlgeschoren, sodass keine Pflanzen mehr zur Eiablage vorhanden sind. Dabei ist der Schwalbenschwanz eine eher anspruchslose Art und bevorzugt für seine Raupen lediglich Doldenblütler, wie Wilde Möhre oder Pastinak, die als typische Ruderalgewächse überall quasi von alleine wachsen – wenn man sie denn mal lässt und nicht als Unkräuter vernichtet.

Insekten am Oberen Stinkersee beim Neusiedleer See

Von einem schönen Ausflug Ende Mai, an einem der Salzlacken beim Neusiedler See, stelle ich heute eine kleine Insektenauswahl vor.

1. Regelmäßig und deutlich verbreiteter als in unseren heimischen Gefilden, haben wir die Ackerwinden-Trauereule (Tyta luctuosa) gefunden, deren Raupen passend zum Namen tatsächlich gerne an Acker-Winde gehen.

2. Unter den Graszünslern gibt es echte Schönheiten wie der hier gezeigte Chrysocramboides craterella. Eine sichere Artabgrenzung zu C. linetella ist nur über Genitaluntersuchung möglich; die starke Zeichnung, Verbeitung und das Vorkommen am Neusiedler See, sprechen aber wahrscheinlich für die C. craterella.

3. Ein dicker Krabbelkäfer kam hier des Weges gelaufen und erinnerte etwas an unsere Mistkäfer, vor allem an den Wald-Mistkäfer. Es ist (Dank eines Hinweises) ein Riesenkäfer der Gattung Pentodon.

4. Ein Männchen der Großen Pechlibelle (Ischnura elegans) – eine häufige und gut zu bestimmende Libellenart.

5. Mancherorts ist diese Allerweltsart, wie auch sein zeitiger auftretender naher Verwandter (Maikäfer), schon selten geworden: Der Junikäfer (Amphimallon solstitiale).

6. Eine schöne Beobachtung war dieses Libellenpärchen der Kleinen Königslibelle (Anax parthenope) beim sogenannten Tandem. Jede Libellenart hat eigene und unterscheidbare Verhaltensweisen, so auch bei der Eiablage. Bei dieser Art ist es so, dass das Männchen das Weibchen nach der Paarung und anschließend während der Eiablage weiter festhält – so kann kein Konkurrent zum Zug kommen. Die Eier werden vom Weibchen mithilfe eines Lebebohrers in Pflanzenteile gelegt.

7. Zwei Fotos von einem etwas abgeflogenen Mauerfuchs (Lasiommata megera), der Nektar von einer Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) aufnimmt.

8. Richtig klasse war die Sichtung dieser Libelle, die wir anschließend öfter die Tage rund um den Neusiedler See hatten; die Südliche Binsenjungfer Weibchen (Lestes barbarus). Es ist eine eher mediterrane Art, die allerdings auch recht wanderfreudig ist und auch gelegentlich mal in Deutschland auftaucht.

9. Eine weitere mediterrane und zum Wandern neigende Libellenart, ist die Südliche Mosaikjungfer (Aeshna affinis), die wir regelrecht in Massen vorgefunden haben. An einigen Orten gab es alle paar Hundert Meter regelrechte Wolken dieser und weiterer Großlibellen – Das war am Neusiedler See normal. Eine Erinnerung daran wie kaputt eigentlich die Biosphäre in Deutschland ist.

10. Ein weiterer hübscher Zünsler ist Thisanotia chrysonuchella, der mit einem etwas verwaschenen und stark punktierten Muster auffällt.

11. Bei dieser Art Falter fällt einem gleich die Zugehörigkeit zu einer der beiden Gattungen Idaea oder Scopula auf. Hier handelt es sich um Scopula immutata, den Vierpunkt-Kleinspanner. Wichtig bei der Bestimmung dieser Falter sind nicht nur der exakte Wellenlinienverlauf, sondern auch wo im Verhältnis zu den Linien die Punkte zu sehen sind. Unter oder über der Linie? Mittig oder nah an einer Linie? Gibt es eine Bucht um die Punkte? Das sind Details, die bei der Bestimmung dieser Spanner relevant sind.

Besondere Großlibellen, Dickkopffalter und Neuntöter von Anfang der Woche

Bei einer renaturierten Kiesgrube und in Saalenähe haben sich Anfang der Woche einige tolle Arten präsentiert. Eine kleine Auswahl samt Fotos, gibt es im heutigen Beitrag.

Gar nicht auf dem Schirm und für mich ein Erstfund, war die wirklich hübsche Keilfleck-Mosaikjungfer (Isoaeschna isoceles)! Die Imagines fliegen von Mai bis August und sind in Deutschland selten so finden. Als Habitat bevorzugt sie schilfreiche Altwasser oder langsam fließende Bäche und Gräben.

Der Falter ist unzweifelhaft ein Dickkopffalter und gehört zur Unterfamilie der Hesperiinae, von der bei uns 5 recht ähnliche Arten vorkommen. Im Gebiet gab es 3 davon; Dies hier ist der Schwarzkolbige Braun-Dickkopffalter (Thymelicus lineola). Er hat im Gegensatz zum Rostfarbigen Dickkopffalter und zum Komma-Dickkopffalter keine hellfleckige Musterung auf den Flügeln und ist dabei aber farbkräftiger als der Mattscheckige Dickkopffalter. Vom ähnlichen Braunkolbigen Dickkopffalter unterscheidet sich die Art durch die Unterseite der Spitzen der Fühlerkolben – sie sind hier Schwarz. Die Betonung liegt explizit auf >Unterseite< der Fühlerkolben, das Merkmal ist das tatsächlich sehr klein und ohne Makrofoto/Lupe nicht zu erkennen.

Eine andere nette Großlibelle im Gebiet war eine der gelben Keiljungfern und zwar eine verhältnismäßig häufigere Vertreterin der Gattung, die Westliche Keiljungfer (Gomphus pulchellus); was aber nicht heißt, dass man sie an jedem Gewässer finden würde. Im Gegensatz zu den anderen Vertretern der Familie, mag diese Art keine Fließ- sondern Stehgewässer.

Der Neuntöter hat sich im Gebiet mit 5 Revieren gezeigt und Nachwuchs gab es erfreulicherweise auch zu sehen. Frühestens ab Mitte/Ende April sind sie wieder bei uns zu sehen und so ergibt sich eine Brutzeit, die von Mai bis Juni andauert. Das Gelege aus 4-7 Eiern wird einem Strauch aus Gras, Moos, Federn, Zweigen und Unrat gebaut und wirkt nicht so ordentlich wie bspw. das Net einer Amsel.

Tolle Arten auf einem renaturierten Sandtagebau

Bei bestem Wetter war ich Samstag auf Tour bei einem ehemaligen und mittlerweile renaturierten Sandtagebau, welcher nicht nur Ödland-Charakter aufweist, sondern auch einige schöne Kleinbiotope wie Tümpel bietet und an Wald- und Strauchgebiete grenzt.

1) Die sehr großen gelben Schmetterlingsblütler-Blüten sowie der Standort lassen gleich einen Ginster (Genista spec.) vermuten, vor allem die seidig behaarten Blattunterseiten verraten auch die genaue Art: Der Behaarte Ginster (Genista pilosa).

2) Den Dünen-Sandlaufkäfer (Cicindela hybrida) wollte ich schon länger mal sehen und fotografieren – Was für schöne Käfer! Und verdammt flink sind sie auch. Auf den Bildern kannibalisieren sie sich übrigens nicht gegenseitig: Das Männchen verbeißt sich zur Paarung an seiner Auserwählten. Von roten Rosen und Kerzenscheindinner haben sie anscheinend noch nichts gehört

3) Von den Frühen Adonislibellen (Pyrrhosoma nymphula) waren auch einige unterwegs. Kein Wunder, der Name deutet es an: Ihre Flugzeit beginnt bereits ab April.

4) Einer der unzähligen Verursacher des Quak-Konzertes aus dem Tümpel zeigt sich hier auf dem Foto, es ist eine Art aus dem Grünfrosch- bzw. Wasserfrosch-Artenkomplex bestehend aus Kleiner Wasserfrosch, Teichfrosch, Seefrosch. Die exakte Bestimmung ist sehr kniffelig und dazu sollte man das Tier am besten in der Hand haben (wie bei Krötenzaun-Erfassungen), noch dazu ist bis heute nicht abschließend geklärt inwiefern die sich munter miteinander paarenden Arten überhaupt eigenständige Arten sind.

5) Ein tolle Besonderheit und Charakterart dieses Biotop-Typs ist die Kreuzkröte! Der Name leitet sich von dem Strich auf dem Rücken (Kreuz) ab, der sich bei aller Variation immer zeigt. Sehr markant waren auch die arttypischen Rufe, die deutlich anders klangen als das übliche Gequake. Sowohl Kaulquappen als auch Laichschnüre dürften höchstwahrscheinlich von ihr stammen (Aussehen, Phänologie, Anwesenheit der Art).

6) Sicher einer unser häufigsten Kleinschmetterlinge, der auch gut am Tag zu beobachten ist, ist der Olivbraune Zünsler (Pyrausta despicata), den man oft in größeren Individuenzahlen findet.

7) Immer wieder imposant ist die Erscheinung des Plattbauchs (Libellula depressa), hier ein Weibchen von beiden Seiten.

8 ) Ein Besucher aus dem anliegenden Wald hat sich mit zwei Individuen auch gezeigt und zwar der Trauermantel (Nymphalis antiopa). Diese zu den Edelfaltern gehörenden Tagfalter erwischt man eher selten am Nektar, dafür sollen sie wohl öfter an blutenden Baumstämmen beim Aufschleckern der Baumsäfte zu beobachten sein. Außerdem mögen sie, wie auch einige andere Falter, vergorenes Fallobst im Herbst. Die Raupen entwickeln sich hauptsächlich an Hängebirken und Salweiden.

Gewusel im April

1. Ganz ohne Libellen muss man auch im Winter und Frühjahr nicht auskommen, denn die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca) ist die einzige heimische Libellenart, die man auch zu dieser Zeit als Imago finden kann.

2. Es ist immer lohnenswert sich überfliegende Tauben genau anzuschauen, denn obwohl Hohltauben typische Waldvögel sind, kann man sie beim Zug, bei Wanderungen oder der Nahrungssuche auch außerhalb ihres Habitats antreffen.

3. Rohrweihen sind nicht nur in Gewässernähe zu beobachten, sondern bauen ihr Bodennest auch in Ufernähe, da sie es in dichten Schilfbeständen anlegen. Am Nestbau, für den Schilfrohr eingebracht wird, beteiligen sich beide Geschlechter des Brutpaares gleichermaßen. Allerdings legt sich das Männchen oft einen weiteren Platz an, der als Ruhe- und Futterplatz dient. Das Foto zeigt ein weibliches Individuum.

4. Die zu den Wühlmäusen gehörende Rötelmaus (siehe kurzer Schwanz), mag Habitate mit strukturiertem Unterholz und Versteckmöglichkeiten. Das findet sie nicht nur in Wäldern, sondern je nachdem auch auf Wiesen und Gärten. Im Gegensatz zur ähnlichen Erdmaus ist der Bauch deutlich hell, die Ohren ragen aus dem Fell heraus und das Rückenfall Rotbraun.

5. Die Situation in Deutschland mit aktuell nur noch 2.000-3.000 Brutpaaren und einem seit Jahrzehnten steilen Abwärtstrend wird in wenigen Jahren ohne konsequente Gegenmaßnahmen zu einem sicheren Aussterben führen. Auch in anderen mitteleuropäischen Ländern sieht es mitunter nicht besser aus. Hat der Steinschmätzer so hohe Ansprüche? Eher das Gegenteil ist der Fall: Als Habitat bevorzugt der Steinschmätzer offenes Gelände mit karger Vegetation und Nischen für die Brut wie Steinhaufen und Felsspalten. Geboten wird das von Heiden, ehem. Truppenübungsplätzen als Naturschutzgebieten, Steinhängen, Kies- und Sandgruben sowie steinigen Küsten.

Im Lebensraumverlust liegt dann auch die Ursache am Verschwinden dieser Art: Brachflächen werden zu Bauland (60 Ha werden täglich versiegelt), Sandheiden wachsen durch immer höhere Eutrophierung zu oder werden aufgeforstet (mehr Wald an sich muss nämlich keine ausschließlich positive Sache sein), ehem. Weiden werden zu Hochleistungswiesen oder Ackerland.

Kurzum, was uns Menschen als Fläche ungenutzt und verödet erscheint und „beackert“ und umgewandelt und effizient werden muss, ist genau das, was dem Steinschmätzer eig. schon ausreicht.

Hier ist ein Steinschmätzer im Prachtkleid Mitte April in passendem Habitat in einem NSG zu sehen.

    Von einem Sommertag Anfang April

    Am Sonntag, der sich eher wie Juni als April angefühlt hat, habe ich in einem NSG und NABU-Gebiet 89 Arten erfasst. Vögel lassen wir erst einmal außen vor, die bekommen noch eigene Artbeiträge.

    1) Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana) ist in voller Blüte auf einem Feldweg gewachsen und besitzt auf den ersten Blick einige Ähnlichkeit mit dem erst später blühenden Kriechenden Fingerkraut (Potentilla reptans).

    2) Zwischen dem ganzen früh blühenden und eingeschleppten Persischen Ehrenpreis (Veronica persica), habe ich auch den Gamander-Ehrenpreis entdeckt (Veronica chamaedrys). Die Blütezeit wird normalerweise von Mitte April bis Mai angegeben, aber dieses Jahr ist ja so einiges 2 Wochen früher dran.

    3) Noch erstaunlicher war der Gewöhnliche Erdrauch (Fumaria officinalis), der eigentlich nicht vor Mai blüht. Bei den aktuellen Temperaturen ist das Klimawandel sei Dank dann aber wohl normal.

    4) Ein richtig schöner Nachtfalter aus der Familie der Spanner (Geometridae), ist der Braunstirn-Weißspanner (Cabera exanthemata). Die Artabgrenzung zum sehr ähnlichen Weißstirn-Weißspanner (Cabera pusaria) kann echt kniffelig sein. Mit Stirn ist dabei eher die Fläche zwischen Augen und Rüssel gemeint, also etwas tiefer als bei uns die Stirn sitzt. Bei frischen Individuen kann man da die Farbe erkennen, allerdings besteht diese nur aus wenigen Schuppen, die auch mal abfallen. Wenn die Wellenlinien auf den Flügeln allerdings eher bräunlich statt gräulich und die Fläche generell recht gepunktet ist, hat man noch zwei weitere Merkmale, die den Braunstirn-Weißspanner bestimmen.

    5) Der Gefleckte Wollschweber (Bombylius discolor) ruht für einen winzigen Augenfleck, im Gegensatz zu seinem Verwandten auf Bild 6), dem Großen Wollschweber (Bombylius major). Zur Bestimmung von Wollschwebern erinnere ich gerne an meinen Beitrag von neulich.

    7) Ja, auch jetzt (und im Winter) kann man Libellen sehen, wenn man das möchte. Es ist – Nomen est Omen – die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca). Im Gegensatz zu so ziemlich fast allen anderen Libellen überwintern sie als Imagines – erwachsene Tiere.

    8 ) Schon gut unterwegs und auch häufig zu sehen ist der Grünader- bzw. Raps-Weißling (Pieris napi).

    9) Mit den langen Haaren und den Farbtupfern könnte man bei der Raupe ja fast an Bärenspinner denken, aber die hier war extrem viel kleiner. Kein Wunder, der Falter, der mal daraus wird, ist es nämlich auch. Es wird mal ein Dunkles bzw. Heide-Grünwidderchen (Rhagades pruni). Das Artepitheton das wissenschaftlichen Namens sagt auch gleich worauf ich sie gefunden habe, auf der Schlehe (Prunus spinosa).

    10) Auf der Schlehe war noch mehr los, denn noch zahlreiche Eier vom Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae) haben ihrer Entdeckung geharrt. Hier waren außer der Reihe mal gleiche 3 beisammen, wovon 2 bereits leer sind.

    11) Auch wenn er braun ist, handelt es sich um eine Art des Grünfrosch-Artkomplexes. Farblich sind viele Frösche sehr variabel, bei der Bestimmung spielen andere Dinge eine Rolle (Größe und Verortung des Trommelfells, Zeichnungselemente, Fersenhöcker, Rufe, usw).

    Skorpionsfliegen und Libellen am See

    Die Fotos vom heutigen Beitrag habe ich im Juni in der Schaalsee-Region aufgenommen.

    2018 war sie Insekt des Jahres: Die Gemeine Skorpionsfliege (Panorpa communis), hier ein Weibchen.

    Das 2. Foto ist zwar ebenfalls eine Skorpionsfliege, aber eine andere Art und zwar die ebenfalls häufige Deutsche Skorpionsfliege (Panorpa germanica). Das Foto zeigt ein Männchen mit dem namensgebenden Genitalapparat, der wie ein Stachel geformt ist.

    Das witzige Libellen-Hochhaus war natürlich ein Foto wert; es sind allesamt Männchen der sehr häufigen Gemeinen Becherjungfer (Enallagma cyathigerum).

    Eine ebenfalls sehr häufige Libelle, ist die folgende: Die Große Pechlibelle (Ischnura elegans), hier ein junges Männchen.

    Zuletzt eine Libelle, die mit ihrem leuchtenden Blau im Flug aufgefallen ist, die Kleine Königslibelle (Anax parthenope). Sie mag eher größere Stillgewässer und mit der Sichtung Mitte Juni haben wir sie genau zum Start der regulären Flugzeit angetroffen.

    Filigrane Schönheit: Die Blauflügelige Prachtlibelle

    An der Saale sind im Sommer die Fotos dieser betörenden Schönheit entstanden, bei der selbst nicht so insekten- oder libellenaffine Menschen ins Schwärmen kommen. Es handelt sich um die Blauflügelige Prachtlibelle (Calopteryx virgo), welche Fließgewässer als Lebensraum und Eiablageplatz benötigt.

    Das Männchen zeichnet sich durch die namensgebenden prächtigen Flügel aus, die sich in einem samtig dunklen, dabei gleichzeitig metallisch glänzenden, Blau präsentieren. Ihre Pracht lassen sie nicht ungenutzt und versuchen damit im Uferbereich Weibchen mit Balzflügel zu betören.

    Die Weibchen fallen mit einem nicht minder schönen grünlich-bronzenen Körper auf und weisen bronzefarbene Flügel auf. Gerade bei den Weibchen besteht Verwechslungsgefahr mit der oft im gleichen Habitat lebenden Gebänderten Prachtlibelle (C. splendens). Letztere haben einen eher grünlichen Körper und deutlich grüne Flügel. Bei abgeflogenen Flügeln oder schwierigen Lichtverhältnissen ist die Bestimmung über strukturelle Merkmale aber sicherer, da die Gebänderte Prachtlibelle ein anderes Längenverhältnis zwischen Nodus (Flügelknoten), Flügelmal und Flügelspitze aufweist. Ein genauer Blick – wie immer bei Libellen – sollte also nicht fehlen.