Frohes Neues mit erfolgreicher Eiersuche

Bei einer kleinen Runde an der Saale am Neujahrstag hat sich das Durchsehen der Ufervegetation, genauer gesagt der jungen Berg-Ulmen, gelohnt: Gerade an einer Stelle mit zwei jungen Bäumchen, konnte ich gleich 7 Eier vom Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album) finden. Interessant war auch, dass die ersten Knospen bereits mit dem Laubaustrieb begonnen haben.

Die Eier sind sehr markant geformt und gefärbt und immer in Knospennähe von verschiedenen Ulmenarten zu finden. Entlang der Saale wachsen bei mir am meisten Berg-Ulmen, aber auch vereinzelt Feld- und Flatter-Ulmen. An allen drei Arten konnten wir den Ulmen-Zipfelfalter nachweisen; das geht wesentlich systematischer und effektiver als die Suche nach Imagines im Sommer. Auch wenn der ausgewachsene Falter natürlich einen wunderbaren Anblick bietet.

Ansonsten wurden wir noch von Wasseramsel und Eisvogel ins neue Jahr begrüßt. Euch auch einen entsprechend guten Jahresstart mit tollen Stunden in der Natur!

Weihnachten sucht man Eier oder wie war das?

Bei Hochnebel, Sprühregen und einer schönen Ruhe draußen war ich im weiteren Umfeld auf der Suche nach Überwinterungsstadien von Faltern. Ich hätte mir gerne ein paar mehr Arten versprochen, aber ohne entsprechende Nahrungspflanzen wird das nix: Trotz Bachlauf mit Auen-Pflanzengesellschaften keine Ulmen (dafür super viele Eschen, sehr cool!) und trotz kleinerer Muschelkalk-Ausläufer kein Purgier-Kreuzdorn. Dafür gab es in den vorbildlichen Heckensäumen am Feldrand andere schöne Gewächse: Schlehe, Roter Hartriegel, Rote Heckenkirsche, Liguster, Hundsrose, Eingr. Weißdorn, Gew. Pfaffenhütchen – über die 2 Essigbäume sehe ich mal gekonnt hinweg. Bis auf die fehlenden Ulmen gab es ansonsten neben den erwähnten Eschen andere tolle Bäume: Salweide, Korb-Weiden als Kopf-Weiden, Berg- und Spitz-Ahorn, Stiel-Eichen (leider ohne Eier von Favonius quercus), Schwarz-Erlen, Sommer-Linde, Vogel-Kirsche usw.

Aber zurück zu den Faltern; Eier habe ich nur vom Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae) gefunden – siehe Fotos – dafür auf 700m ohne intensive Suche gleich 18 Stück! Nicht geplant war dagegen der Fund einer Gürtelpuppe, die am Eingriffeligen Weißdorn hing. Es handelt sich dabei um den Großen Kohlweißling (Pieris brassicae).

Na dann – Frohe Ostern!

Pflanzen aus dem April von A wie Armenische Traubenhyazinthe bis Z wie Zypressen-Wolfsmilch

Bei der gleichen Runde wie beim letzten Beitrag habe ich von den vielen erfassten Pflanzen auch einige mit dem Makro abgelichtet. Hier eine Auswahl:

1) Traubenhyazinthen sind eine einfach zu erkennende Gattung (Muscari), die Bestimmung bis auf Artebene ist oft etwas kniffelig. Hilfreich ist bspw. dieser Bestimmungsschlüssel von Klaus Adolphi & Claus Mückschel. Bei dem Exemplar auf dem Foto handelt es sich um die Armenische Traubenhyazinthe (Muscari armeniacum), die wie der Name vermuten lässt, hier ein Neophyt ist. Das ist heutzutage leider sehr oft der Fall, dass man von einer Gattung oder Unterfamilie eher die Vertreter aus Nahost, Fernost oder Nordamerika findet, anstelle der heimischen. Auch wenn es nicht gerne gehört wird: Hier sollten sich Gärtner endlich ihrer Verantwortung bewusst werden.

2) Die Gattung der Kreuzblumen (Polygala) ist bei uns recht überschaubar, oft steht man vor der Frage, ob man es mit dem Bitteren Kreuzblümchen (Polygala amara) oder Gewöhnlichen Kreuzblümchen (Polygala vulgaris) zu tun hat, da sie sich im Feld morphologisch nicht unterscheiden. Hier war es das Bittere – wie ich drauf gekommen bin? Hier hilft ein kurzer Biss in ein Blatt und der Rest ist Nomen est Omen (aber bitte nicht essen, sie ist leicht toxisch !)

3) Die wuschelige Blume hier steht auf sämtlichen Roten Listen und steht auch unter besonderem gesetzlichen Schutz, es handelt sich um die Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris), auch Küchenschelle genannt. Sowohl für ganz Deutschland als auch speziell Thüringen ist sie als gefährdet (3) eingestuft. Also bitte auch stehen lassen und höchstens Fotos mitnehmen.

4) Es ist gleich erkennbar, dass man es hier mit einem Fingerkraut (Gattung Potentilla) zu tun hat, genauer gesagt mit dem Rötlichen Fingerkraut (Potentilla heptaphylla), was ich selten mal finde. Wie dem Lehrbuch nach, ist die Pflanze dort auf kalkhaltigen Sandboden gewachsen.

5) Eine der wichtigsten Schmetterlingspflanzen überhaupt und zudem eine Nektar- und Pollenbombe für alle Insekten, die früh unterwegs sind: Die Salweide (Salix caprea). Dieser Strauch ist zweihäusig getrenntgeschlechtlich, also gibt es rein männliche und weibliche Individuen. Das Foto zeigt Frau Salweide

6) Ganz anders ist es bei der Schlehe (Prunus spinosa), die Blüten sind zwittrig und einhäusig – also beide Geschlechter finden sich nicht nur auf der gleichen Pflanze, sondern sogar in der gleichen Blüte. Interessant bei der Schlehe ist, dass die Blüte VOR dem Laubaustrieb stattfindet.

7) Eine schöne Wegrand- und Acker-Begleitpflanze ist das Stängelumfassende Hellerkraut (Microthlaspi perfoliatum), die auf dem ersten Blick dem Acker-Hellerkraut sehr ähnlich sieht.

8 ) Die Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris) ist immer schön anzusehen und sicher auch heute noch eine einigermaßen bekannte heimische Pflanze.

9) Die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) ist mit den markanten Blüten sowie den koniferenartigen Blättern zu jeder Zeit gut zu erkennen und einfach zu bestimmen. Ein genauer Blick lohnt sich im Sommer an sonnenexponierten, wärmebegünstigten Stellen an Wegesrändern, denn dort findet man u.U. die wunderschönen Raupen vom Zypressen-Wolfsmilchschwärmer.

Insekten aus dem April auf einem ehem. Truppenübungsplatz

Das Krabbelgetier vom heutigen Beitrag stammt vom April aus einem ehem. Truppenübungsplatz, der als Heidelandschaft unter Naturschutz steht und durch extensive Beweidung offen gehalten wird.

1) Es geht los mit dem Schwarzblauen Ölkäfer (Meloe proscarabaeus), im Volksmund auch Maiwurm genannt – hier ein weibliches Individuum. Der Name kommt daher, da der Ölkäfer bei Bedrohung ein öliges und sehr giftiges Sekret aus seinen Gelenken absondern kann. Für Medien wie SPIEGEL Online war das bereits Grund genug, Panik machende Artikel bar jeder Vernunft und Fakten zu schreiben. Die Hysterie geht mittlerweile soweit, dass sogar Spielplätze wegen Käfern gesperrt wurden. Dabei braucht man den Käfer bloß weder zu ärgern, noch sich dieses bis zu 35mm große wehrhafte Tier in den Mund zu stecken. Was machen eigentlich die Leute oder speziell SPIEGEL-Autoren, wenn sie erfahren, dass die Bisse ihrer Hauskatzen in 30-50% der Fälle zu schwerwiegenden Infektionen führen, weshalb auch prinzipiell jeder Biss ärztlich versorgt werden muss?

2) Weniger im Rampenlicht stehen für gewöhnlich die Schwebfliegen, von denen wir in Deutschland um die 450 Arten beherbergen. Das Foto zeigt eine Frühe Gelbrandschwebfliege (Xanthogramma citrofasciatum).

3) Wolli! Hier ruht sich der Große Wollschweber (Bombylius major) aus. Wie immer bei Wollschwebern gilt: Genau hinschauen, wir haben in Deutschland 30-40 Arten, die mitunter kniffelig zu unterscheiden sind, auch wenn einige Naturführer aus dem hause Kosmos suggerieren, es gäbe nur 1-2 Arten.

4) Mal einen ganz anderen Bockkäfer habe ich hier vorgefunden, es handelt sich um den Rothaarbock (Pyrrhidium sanguineum).

5) Ein häufiger und oft gesehener Käfer: Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata). Es gibt noch eine nicht ganz einfach zu bestimmende Zwillingsart, die ähnlich aussieht, den Ameisen-Siebenpunkt-Marienkäfer.

6) Ein besonderer Weißling hat sich hier gezeigt, ein Vertreter aus dem Artenkomplex der Tintenfleck-Weißlinge (Leptidea juvernica/sinapis). Theoretisch gehört zum Komplex auch noch L. reali, aber der fliegt hier nicht.

Von besonderen Libellen, knutschenden Fröschen und einfliegenden Gelblingen

Im heutigen Beitrag geht es um ein paar Fotos von gestern sowie Mitte August, die einige schöne Arten und besondere Momente zeigen.

1. In den Hochstaudenfluren von der Großen Brennnessel hat sich genauen Blick eine Puppe vom Admiral (Vanesse atalanta) versteckt. Solche glänzenden Goldflecken weisen auch Puppen vom Tagpfauenauge auf, aber beim genauen Blick lassen sich die Arten gut unterscheiden. Aufpassen muss auch bei den extrem variablen Raupen vom Admira, einige Morphe sehen denen vom Tagpfauenauge mitunter auch recht ähnlich.

2. Ein Erstfund für uns und sowohl das Gebiet, war diese Libelle aus der Familie der Falkenlibellen. Es handelt sich um die nicht häufige Glänzende Smaragdlibelle (Somatochlora metallica). Wie bei vielen Libellen sind wichtige Bestimmungsmerkmale oft recht filigrane Elemente. Das sicherste Merkmal hier ist die gelbe Zeichnung der Stirn.

3. Hier war eine weibliche Libelle immer wieder dabei, ihr Abdomenende stoßhaft ins Wasser zu tauchen – Also ein Weibchen bei der Eiablage. Die Art ist der Große Blaupfeil (Orthetrum cancellatum), Zustand und Färbung verraten ein fortgeschrittenes Alter.

4. Eine witzige Momentaufnahme boten diese beiden Grünfrösche, die in dieser Post verharrt haben

5. Hier kam im Gebiet von Kiesseen und aktivem Tagebau eine dicke Raupe des Weges gekrochen. Das Analhorn verrät schon beim ersten flüchtigen Blick die Zugehörigkeit zur Familie der Schwärmer (Sphingidae) und bei der Art handelt es sich um den Labkraut-Schwärmer. Der ist recht verbreitet, aber nirgends häufig und kommt nur vereinzelt vor – in Thüringen steht er auf der Roten Liste auf der 2, also stark gefährdet. Mit Weidenröschen- und Labkraut-Arten, scheint die Art zwar nicht sonderlich anspruchsvoll, aber die passende Larvalnahrung ist nur die halbe Miete. Mikroklima, Habitatrequisiten, passendes Substrat zum Eingraben (Schwärmerraupen graben sich in den Boden und verpuppen sich dort), uvm. spielt eine ebenso wichtige Rolle.

6. Neben vielen herumfliegenden Goldenen Achten (Colias hyale) konnten wir zweifelsfrei 3 Postillions bestimmen; die Fotos zeigen erst ein Männchen und dann das Weibchen mit den durchscheinenden weißen Punkten auf dem Schwarz der Apikalregion. Der Postillion oder Postillion heißt auch Wandergelbling – ein zutreffender Name, da dies eine südliche Art ist, die in unterschiedlicher Stärke zu uns einwandert. Für unsere Region eine schöne Besonderheit und dass es mal mit Bildern geklappt hat, war noch schöner.

7. Klar zu sehen eine Sedum-Art, also eine Art der Fetthennen/Mauerpfeffer. Hier ist es die Purpur-Fetthenne (Sedum telephium), die uns zuvor noch nicht aufgefallen war.

Sommerlicher Ausflug in der Wüste

Nun ist es nicht ganz korrekt die Kyritz-Ruppiner Heide in Brandenburg als Wüste zu bezeichnen, es handelt sich vom Lebensraumtyp um ein Mosaik aus Trockener Sandheide, Düne mit offenen Grasflächen, Dünen im Binnenland, Trockene Europäische Heide sowie Eichen- und Buchenwald. Zudem finden sich dort halboffene Trockenrasen mit einzelnen Gehölzen. Jedenfalls fühlt es sich mitten im Juni in der prallen Sonne und dem vielen feinen Sand dann doch sehr wie eine Wüste an

Seinen Ursprung hat das Naturschutz- und FFH-Gebiet in seiner Zeit als Nutzung als Truppenübungsplatz. Relikte davon finden sich in den vielen ungeräumten Bereich mit vielen Munitionsresten. Einer Verbuschung der Fläche wird durch einer Beweidung durch Schafe entgegengewirkt. Wie wertvoll dieses Biotop ist, zeigte sich schon Sekunden nach dem Aussteigen aus dem Auto: Zeitgleich waren Heidelerche, Grauammer und Wiedehopf zu hören. Neben dem Neuntöter, kommt dort sogar der Raubwürger als Brutvogel vor. Dass es Braun- und Schwarzkehlchen sowie Baumpieper, Pirole und viele weitere gibt, ist dann auch keine Überraschung mehr. Im heutigen Beitrag geht es um einige Schmetterlingsfotos, die ich an dem Tag machen konnte.

1. Es geht los mit einem typischen Bewohner offener und wärmebegünstigter Flächen, ein Bläuling des Silberfleck-Komplexes (Plebejus spec.). Wie meist hierzulande, handelt es sich um den Argus-Bläuling (Plebejus argus). Es ist die einzige Art des Komplexes mit Dornen an den Tibiae der Vorderbeine.

2. Die folgenden 3 Fotos zeigen ein Weibchen vom Braunen Feuerfalter Weibchen (Lycaena tityrus) – bei der Art sind die Weibchen nämlich farbiger, in dem Fall oranger, als die Männchen

3. Foto 5 zeigt den Großen Kohlweißling (Pieris brassicae) am Gewöhnliche Natternkopf. Eine Art, die ich bei mir nicht einmal ansatzweise so oft finde, wie P rapae oder P. napi vom danach folgenden Foto.

4. Der nächste Feuerfalter ist der Kleine Feuerfalter (Lycaena phlaeas) – das erste Individuum auf dem Weißen Steinklee, das andere ebenfalls am Gewöhnlichen Natternkopf.

5. Der darf natürlich nicht fehlen: Der häufigste unserer Braun-Dickkopffalter, der Rostfarbige Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus), der sich ebenfalls am Gew. Natternkopf gütlich tut.

6. Immer ein Grund zur Freude ist die Sichtung eines Scheckenfalters, zumindest solange, bis man sich an die Bestimmung macht. Hierbei haben wir es mit dem schwierigen Artkomplex Melitaea athalia/aurelia/britomartis zu tun. Eine sichere Bestimmung anhand morphologischer Merkmale ist nicht immer möglich, zudem sollten qualitativ gute Fotos von verschiedenen Seiten angefertigt werden. Wir sind uns in diesem Fall sicher, dass es sich um den Wachtelweizen-Scheckenfalter (M. athalia) handelt. Die Bestimmung erfolgt über die Kombination mehrerer Merkmale und ich kann dazu das entsprechende Bestimmungshilfeblatt vom Tagfalter-Monitoring (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung) empfehlen:

Bestimmungshilfe Scheckenfalter

Zum Abschluss gibt es noch ein Panorama von einem Aussichtsturm, welches ich aus 15 Fotos erstellt habe. Die Originaldatei ist mit 29.526×5.869 Pixeln sehr detailliert geworden. So schaut es jedenfalls aus in der Wüste

Schon ordentlich ausgeblichen

Schon einiges hinter sich hat dieser abgeflogene Kleine Feuerfalter (Lycaena phlaeas) von vor einer Woche. Aus der Unterfamilie der Feuerfalter (Lycaeninae), die zur Familie der Bläulinge gehören (Lycaenidae), ist der Kleine Feuerfalter der häufigste Vertreter. Seinen Nektarbedarf hat er hier am Rainfarn gestillt, eine wichtige heimische Pionier- und Ruderalpflanze, die noch durch den Spätsommer bis in den frühen Herbst blüht.

Die Flugzeit vom Kleinen Feuerfalter ist theoretisch recht lang und reicht je nach Bedingungen vor Ort von Mitte April bis Ende Oktober. Bei mir in der Region (TH, SLF-RU) finde ich sie dagegen meist erst im Spätsommer.

Schöner Faltersichtungen am Sonntag

Gestern war ich auf Wiesen mit Heckensäumen und an Weideflächen unterwegs und konnte einige schöne Beobachtungen machen. Unter den 14 Tagfalterarten, waren allein 5 Bläulingsarten – Ein schöner Lichtblick in diesem mauen Jahr. Einige der Arten habe ich auf den Sensor gebannt und stelle sie euch im Beitrag vor.

Die ersten beiden Fotos zeigen ein Männchen vom Braunen Feuerfalter (Lycaena tityrus) auf Gewöhnlichen Hornklee. Bei dieser Art ist es so, dass es das Weibchen ist, welches mit bunten Farben auffällt und dem Männchen diese orange Färbung fehlt. Dafür irisiert die Oberseite, je nach Lichteinfallswinkel, in bunten Farbtönen. Das dritte Foto zeigt dann ein Weibchen auf der Gewöhnlichen Schafgarbe – Hier sieht man schön die orange Färbung.

Das vierte Bild zeigt unseren häufigsten Bläuling, den Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus). Genauer gesagt, sieht man ein Paar bei der Kopulation, links das etwas abgeflogene Männchen und rechts ein noch recht frisches Weibchen. Da die Geschlechtsorgane bei Schmetterlingen nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip aufgebaut sind, sind diese in schwierigen Fällen nicht nur für die Bestimmung Ausschlag gebend (Genitaluntersuchung), sondern bi der Kopulation auch fest miteinander verhakt, sodass sie sich nicht mal eben so wieder trennen können.

Foto Nr. 5 zeigt einen weiteren Bläuling der Unterfamilie der Feuerfalter Lycaeninae, es ist der Kleine Feuerfalter (Lycaena phlaeas), der hier Nektar aus einer Wiesen-Witwenblume trinkt. Unter den Feuerfaltern ist es diese Art, die man noch am häufigsten antreffen kann.

Die Fotos 6&7 zeigen einen Bläuling, der schon im Flug etwas anders gewirkt hat: sehr klein, heller Unterseite und ein sehr unruhiger Zickzack-Flug. Der Blick auf die Unterseite und die namensgebenden Zipfel haben dann gezeigt: Es handelt sich um den Kurzschwänzigen Bläuling (Cupido argiades). Als Art der Gattung Cupido ist er damit nah mit dem Zwerg-Bläuling (Cupido minimus) verwandt.

Zum Abschluss gibt es noch einen Dickkopffalter, der die letzten Jahre eine steile Karriere mit positiver Bestandsentwicklung und weiterer nordöstlicher Ausbreitung hingelegt hat: Es ist der Zweibrütiger Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus armoricanus). Die Bestimmung der Dickkopffalter kann mitunter kniffelig sein, hier ist Gewissenhaftigkeit gefragt. Der Deutsche Trivialname der Art leitet sich davon ab, dass dieser Dickkopffalter noch eine zweite Generation im Jahr hervorbringt, bei passenden Bedingungen auch eine dritte, mitunter unvollständige – Davon leitet sich ein weiterer Trivialname ab: Mehrbrütiger Würfel-Dickkopffalter.

Gewusel in der Nacht

Mit Genehmigung und im Auftrag der UNB sind wir in der Region zum Kartieren von Nachtfaltern aktiv, welche mit Licht und Köder gelockt und – soweit dies ohne Genitaluntersuchung und Barcoding möglich ist (was meist der Fall ist) – bestimmt sowie erfasst werden. Nachts im Wald erlebt man dann natürlich noch einige andere bemerkenswerte Vorkommnisse. In der Nacht hatten wir neben 60 Nachtfalterarten, auch Laufkäfer, Bockkäfer, Marienkäfer, Skorpionsfliegen und andere Insekten. Die Waldkäuze waren für Mitte August außerordentlich aktiv. Es waren nicht nur Rufe von Männchen und Weibchen zu hören, sondern auch das im Balz-Kontext vorgetragene Nestanzeige-Rollern des Männchens. Meist geht es bei den Waldkäuzen ab September mit der Herbstbalz los, diese hier scheinen schon ganz heiß drauf zu sein.

Zum Thema bemerkenswerte andere Beobachtungen: Da sollte die Nadelwald-Säbelschrecke (Barbitistes constrictus) erwähnt werden. Das Foto zeigt ein Weibchen und das bemerkenswerte ist, dass die Art hier selten vorkommt, da ihre nördliche Arealgrenze bei Thüringen-Sachsen-Sachsen-Anhalt verläuft.

Der Laufkäfer mit dem schönen bläulich-metallisch leuchtenden Rand ist die Goldleiste oder auch Violettrandiger Laufkäfer (Carabus violaceus).

Ein netter Besucher war auch die zuerst ankrabbelnde junge Erdkröte (Bufo bufo), welche später Gesellschaft von einem wirklich großen weiblichen und adulten Individuum bekam.

Mit einer Liste von 60 Nachtfalter-Arten erschlage ich hier niemanden; Bei Interesse an Informationen zu einer Art einfach fragen

Intakte Natur auf Sekundärbiotop

Es liegt schon eine gewisse Ironie in dem Sachverhalt, dass unsere Felder und Flure, allen voran das Grünland, immer mehr an Arten und Individuen verarmen und man ausgerechnet auf, mit brachialer Gewalt bearbeiteten, Flächen wie Tagebauen bessere Lebensbedingungen vorfindet. So wie letztes Wochenende an einem ehemaligen Tagebau auf Muschelkalk-Grund, der von Trockenrasen und Ruderal- sowie Sukzessionsflächen umgeben ist. 30 Silbergrüne Bläulinge auf 3 Hektar waren dort genauso normal wie 4 Russische Bären an einer einzigen Wollköpfigen Kratzdistel oder seltene Spezialisten wie die Rotflügelige Schnarrschrecke (RL in TH:2) oder der Mattscheckige Braundickkopffalter. Auch Vögel wie Waldwasserläufer, Wachtel, Uhu und weitere avifaunistische Besonderheiten fühlen sich dort wohl. Botanisch gab es neben typischen Ruderalgewächsen (Wilde Möhre, verschiedene Kratzdisteln, Rainfarn, Weißer Steinklee), auch Magerrasen-Arten (Wiesen-Witwenblume, Tauben-Skabiose, Wiesen- und Skabiosen-Flockenblumen, Wundklee, Pfirsichbl. Glockenblume) sowie viele Kräuter (Arznei-Thymian, Echter Dost). 107 Arten haben wir in 4,5h erfasst, eine kleine Auswahl folgt als Bild.

1. Obwohl ich die Art schon einmal mit dem Makro schön aufgenommen habe, habe ich sie wegen ihrer starken Variabilität nicht wiedererkannt. Klar war natürlich, dass es ein Graszünsler ist und man gleich bei der Unterfamilie der Crambinae gucken kann. Es ist der Magerrasen-Graszünsler Agriphila inquinatella.

2. Die nächste wohlbekannte Art, die ganz anders gewirkt hat, war der Braunbinden-Wellenstriemenspanner (Scotopteryx chenopodiata). Im normalen Ruhezustand fallen sowohl die breiten Deltaflügel als auch die schöne breite Bänderung auf. Beim aktiven Blütenbesuch, hier auf der Skabiosen-Flockenblume, wirkt die Art schon ganz anders.

3. Wenn es groß und weiß ist und deutlich ein Spanner, dann kann man gleich bei Cabera spec. schauen. Fast immer finden wir dabei den Braunstirn-Weißspanner (Cabera exanthemata), so wie auch hier.

4. Ja, die Flechtenbärchen sind mitunter kniffelig bei der Bestimmung. Bei diesem Rollflügel-Typ hat uns u.a. der Verlauf der äußeren orangen Randlinie zu Eilema complana geführt.

5. Ein weiteres Flechtenbärchen war Eilema pygmaeola, dessen Unterscheidung, gerade zu Eilema palliatella, mit Rest-Unsicherheit behaftet ist.

6.-8. Vor allem, wo es warm, mager und kalkig ist, kann man den Feurigen Perlmuttfalter (Fabriciana adippe) (hier an der Lanzett-Kratzdistel) antreffen. Der hier hat schon einiges hinter sich, ein ganz frischer flog aber auch durch die Gegend.

9. Manchmal erlaubt sich die Natur einen Spaß und lässt einen etwas dumm aus der Wäsche gucken. Diese Pflanze ist tatsächlich einfach nur eine Gew. Wegwarte – allerdings in einer Form, die man gelegentlich bei Pflanzen antreffen kann, nämlich ganz in Weiß. Man nennt das dann einen Weißling.

10.+11. Eine Paarung von Schmetterlingen beobachten und fotografieren zu können, ist immer etwas besonderes. Hier handelt es sich um Hauhechel-Bläulinge (Polyommatus icarus). Das zweite Foto zeigt noch einen eifersüchtigen Herren, der gerne auch mal wollte, aber mit Flügelschlägen des Pärchen schnell abgewehrt wurde.

12. Anspruchsvoller als die Zwillingsart Goldene Acht (Colias hyale), ist der hier vorkommende Hufeisenklee-Gelbling (Colias alfacariensis). Das Foto zeigt ein Weibchen am Gew. Bitterkraut. Man könnte beinahe sagen, eine stinklangweilige Unkraut-Ruderalpflanze – aber extrem beliebt bei Insekten.

13. Wenn man ihn einmal kennt, ist er schnell bestimmt: Es ist Idaea ochrata; etwas ähnlich ist bspw. I. serpentata. Meist haben die anderen aber unterschiedliche lokale Verbreitungen.

14.+15. Die Dickkopffalter habe ich besonders liebgewonnen und die Bestimmung hält die Hirnzellen frisch Nach längerer Zeit und vielen Gebieten, gab es endlich mal wieder gleich mehrere Mattscheckige Dickkopffalter (Thymelicus acteon). Der Zweite war noch etwas verpeilt, da mir sein Gewusel dann doch zuviel wurde und der Kescher zum Einsatz kam Nach kurzer Entwirrung und Peilung der Lage, zischte er wieder von dannen, um vielleicht den nächsten Kartierer zum Wahnsinn zu treiben.

16.-17. Es ist schön, wenn man eine Art, die man winters pausenlos als Ei sieht, dann doch mal wieder in ganzer Pracht erleben kann: Es ist der Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae).

18. Ein Rätsel war auch dieses Kraut, was sich als mediterrane Salbei-Art (Neophyt) entpuppte: Der Quirblütige Salbei.

19. Der Klassiker unter den Dickkopffaltern durfte natürlich nicht fehlen: Der Rostfarbige Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus) an einer Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis).

20. Ich dachte, die Hitze schlägt mir irgendwann doch aufs Gehirn: Ist da gerade ein viel zu dickes rotes Widderchen langgeflogen, was klang, als sitze es auf einem Moped? Der Verursacher wurde zum Glück identifiziert: Es handelte sich um eine männliche Rotflügelige Schnarrschrecke; in Thüringen steht die Art auf der Roten Liste als 2 = stark gefährdet.

21. Einmal und nie wieder hielt mich diese Art, in noch stärker abgeflogener Variante, mal zum Narren; da waren gerade noch so Mittelflecken-Häckchen zu sehen. Es ist der Rotrandbär (Diacrisia sannio). Die Art scheint innerhalb kurzer Zeit ganz besonders schnell ihre Farbschuppen zu verlieren; noch vor kurzem hatten wir nur frische, knallig bunte Individuen, an dem Tag nur mehr oder weniger weißliche.

22.-25. Immer wieder ein Hingucker ist der tagaktive Bärenspinner Russischer Bär (Euplagia quadripunctaria). Eine nach Anhang II der FFH-Richtlinie besonders geschützte Art, die sich sehr über den Wollköpfigen-Kratzdistel gefreut hat und im Nektarrausch auch plötzlich ganz fotogen wurde.

26. Ein besonders schönes Erlebnis war die Paarung der Silbergrünen Bläulinge (Lysandra coridon), die wir als individuenstärkste Tagfalter-Art im Gebiet hatten. Nach den ganzen Kohlweißlings-, Schachbrett- und Ochsenaugen-Listen mit nix anderem die letzte Zeit eine echte Wohltat.

27.+28. Es ist immer schwierig und langwierig in fremden Gebieten zu „wildern“ und ohne Peilung der Gattungen und Familien etwas zu bestimmen, aber bei der schönen Wespe musste das sein. Es ist die Gelbschwarze Blattwespe (Tenthredo vespa) an Wilder Möhre (Daucus carota).

29.+30. Die dritte Bläulingsart im Gebiet, war eine, die ihren Namen zurecht trägt: Zwerg-Bläuling. Grob abgeschätzt hat er die halbe Größe vom typischen Hauhechel-Bläuling und im Vergleich zum Silbergrünen ist er sicher nur 1/3. Ein toller Falter, der sich hier an 2 schönen Pflanzen zeigt: Gew. Hornklee und Wundklee.