Bin ich in der südamerikanischen Savanne gelandet?

Wenn man 1,4m hohe Laufvögel aus der südamerikanischen Savanne in der deutschen Landschaft herumstehen sieht, kann man sich schon einmal die Augen reiben. In Mecklenburg-Vorpommern, genauer gesagt in der Schaalsee-Region zur Grenze Schleswig-Holsteins, ist das seit dem Jahr 2000 aber nichts ungewöhnliches mehr: Einige Nandus sind aus einem ungenügend gesicherten Gehege eines Züchters entkommen und denken seitdem weder daran sich fangen zu lassen, noch wieder von der Bildfläche zu verschwinden.

Der neue unübersehbare Riesenvogel in der Landschaft ist zum Einen eine touristische Attraktion, zum Anderen für die Landwirte, deren Felder als Buffet herhalten, ein wahrhaft großes Ärgernis, da sich die Art entgegen anfänglich Erwartungen, wunderbar hier halten und vermehren kann. Aktuell schwankt die Population wohl irgendwo zwischen 150-300 Tiere und wird durch Bejagung und das Anbohren von Eiern reguliert. Zumindest Landwirte, deren Flächen in Meck-Pomm liegen, werden für Schäden an den Kulturen entschädigt.

Damit stellt sich aber auch unweigerlich die Frage, warum Ausgleichszahlungen für ein Neozoon verfügbar gemacht werden können, aber bspw. unsere Rebhühner dadurch aussterben, dass kein Geld und politischer Wille mehr für Brachflächen und Heckensäume da ist (siehe bspw. Änderung der Subvention nach GLÖZ-8 seit 2007).

Auch aus anderer Sicht ist es für den Naturschutz eine schwierige Situation, da Ressourcen wie Nahrung in unseren ausgeräumten Kulturlandschaften ohnehin rar sind und Nandus einen hohen Energiebedarf zu decken haben und dabei auch (Groß)insekten oder Eidechsen fressen und in Konkurrenz zur heimischen Fauna stehen.

Wenn man sie sieht, kann man sich als Außenstehender jedenfalls an dem surrealen Anblick erfreuen. Urkomisch ist es, wenn sich so ein Vogelkopf an einem langen dünnen Hals hinter einem Hügel wie ein U-Boot-Periskop nach oben schraubt und so aus dem Nichts in der Landschaft „auftaucht“

Mit Nandu ist hier übrigens der „Große Nandu“ (Rhea americana) gemeint, da das Taxon „Nandu“ nicht nur für die Art oder Gattung, sondern für eine ganze Familie verwandter Vögel steht.

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