Selten und bekannt für ihre Beutelnester ist die Beutelmeise. Ihre Nester sind wahrlich richtige Kunstwerke, welche aus Samenhaaren und Bastfasern verschiedener Pflanzen sowie Tierhaaren geflochten werden. Sie werden an Zweigen hängend gebaut und weisen eine große und durchgängige ovale Öffnung auf, mit einer Tasche in der Tiefe – wie ein Beutel.
Mit Meisen haben die Beutelmeisen, ähnlich wie die Bartmeisen, nichts weiter zu tun, sondern bilden ebenfalls eine eigene Familie. Bartmeisen sind vor allem wegen des Schilfes an Stillgewässer gebunden, bei Beutelmeisen ist es ähnlich. Sie sind nur in Gewässernähe zu finden und neben Schilf und Rohrkolben oder Brennnesselstauden, benötigen sie, im Gegensatz zur Bartmeise, vor allem auch einen Baumbestand in Gewässernähe. Das sind Arten wie Erlen, Birken, Pappeln oder Weiden, die aufgrund ihrer Toleranz gegenüber Nässe natürlicherweise an Flüssen, Seen und Teichen wachsen oder dort gepflanzt werden.
Mit einem Bestand von gerade einmal 1.700-3.000 (!) Brutpaaren ist die Beutelmeise sogar noch seltener anzutreffen als die, ebenfalls stark an Gewässer und Schilf gebundene, Bartmeise und damit auch eine ganz besondere Sichtung.
Ursprünglich hatte die Beutelmeise ihr Brutareal weiter östlich auf dem eurasischen Kontinent und hat sich erst in den letzten Jahrzehnten mit einer Ausbreitung Richtung Westen bei uns etabliert. Mittlerweile hat sich der Trend leider wieder umgekehrt und die Bestände nehmen stetig ab.
Man vermutet dabei mehrere Ursachen: Zum einen scheinen Beutelmeisen, die hier Kurzstreckenzieher sind, lieber näher an den Winterquartieren in Südwesteuropa zu brüten, zum anderen können auch negative Umwelteinflüsse und damit einhergehende Bestandseinbußen im östlichen Ursprungsgebiet, dazu führen, dass gleichzeitig zur Südwest-Abwanderung sich nicht mehr genügend Beutelmeisen bei ihrer Wanderschaft hier niederlassen.
Letztes Jahr an einem heißen Junitag, habe ich sie ein zweites Mal vor die Linse bekommen können: die (in Deutschland) sehr seltene Beutelmeise.
Mit gerade einmal 8-11,5g Gewicht, sind sie sogar noch ein klein wenig leichter als die bekannte Blaumeise.
Mit unscheinbaren Pfeifgeräuschen und dem Geraschel im Schilf haben sie sich verraten: Beutelmeisen auf der Durchreise mit einer Rast hier im Landkreis SLF-RU in einem NSG – eine echte Besonderheit hier.
An der noch schwach ausgeprägten Gesichtsmaske sowie dem nicht so kontrastreichen Gefieder erkennt man, dass es sich noch um diesjährige Jungvögel handelt. Sie sind gerade auf der Durchreise ins Überwinterungsgebiet am Mittelmeer.
Zur Brutzeit im Mai bis Juni sind die Paare nur kurz aneinander und mehr ans Nest und die Brut gebunden. Das zeigt sich im polygamen Verhalten beider Geschlechter: Oft verlässt das Männchen nach der Eiablage des Weibchens die Brut und beginnt ein neues Nest für ein weiteres Weibchen zu bauen. Es kommt aber auch vor, dass das Weibchen das Nest verlässt und das Brutgeschäft dem Männchen überlassen bleibt.