Schwarzspecht

Sie machen sich zumindest optisch trotz ihrer Größe recht rar und sind seltener als die überall präsenten Buntspechte Oft bleibt einem nur ihrem wirklich schönem Ruf zu lauschen. Die Wahrscheinlichkeit einen zu hören, ist daher stets größer als sie beobachten zu können. Ihr wunderschöner sehnsüchtiger Ruf (Klijüüüüüü) erinnert an eine Mischung aus Mäusebussard und einer Eule wie dem Sperlingskauz.

Auf dem Foto sieht man das Weibchen; übrigens daran zu erkennen, dass der rote Schopf weniger ausgeprägter und kürzer ist als beim Männchen. Dieses Individuum war ein sehr ruffreudiges, welches sich wirklich perfekt positioniert hatte. Schwarzspechte sind die größten europäischen Spechte und werden ungefähr so groß wie Rabenkrähen. Und ich finde, sie sind auch die schönsten.

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Es war schon eine ziemlich surreale Situation im Juni: Da sieht man auf einem toten, morschen Baum mitten im Moor einen kleinen, interessant wirkenden Vogel sitzen, den man anschließend als seltenen Kleinspecht bestimmt. Und während unser kleinster heimischer Specht so dasitzt, landet im gleichen Baum, eine Etage höher, unser größter heimischer Specht: Der Schwarzspecht. Da saßen nun die beiden seltenen Spechte, die unterschiedlicher kaum sein könnten, im gleichen Baum.

Zur Einordnung: Der Kleinspecht ist 40-50 Mal so selten wie der Buntspecht, der Schwarzspecht 20-30 Mal so selten. Für ein gemeinsames Foto hat es aufgrund der Entfernung und Brennweite dann leider nicht gereicht, aber immerhin für folgende Fotos vom Schwarzspecht. (Beim Kleinspecht hat es immerhin noch für ein Belegfoto gereicht)

Der Schwarzspecht ist eine ausgesprochen insektivore Art, die mit Vorliebe Ameisen und Borkenkäferlarven frisst. Unter der Rinde sind die Insekten auch nicht wirklich sicher vor ihm: Mit seinem außerordentlich kräftigen und langen Meißelschnabel kann er die Rinde mühelos abschlagen. Den braucht er auch für seine besonders großen und ovalen (bei andere Spechten runden), Bruthöhlen.

Die Fotos zeigen ein adultes, männliches Individuum.

Die Fotos vom Schwarzspecht entstanden letzten März an einem Waldrand mit viel altem Baumbestand. Hier waren gleich 3 Individuum im Ringen um Revier und Partner lautstark miteinander beschäftigt. Aufgrund ihres generell starken Revier-Verteidigungstriebs und ihres Einzelgängertums, ist die Spechtbalz immer ein wahres Schauspiel, umso mehr bei den imposanten Schwarzspechten! Daher bezeichnet man dieses gegenseitige Jagen von Männchen und Weibchen auch als Drohbalz. Das letzte Foto ist wegen der Entfernung und Dunkelheit nicht so schön geworden, zeigt aber wie sich Spechte am Baum gegenseitige belauern und jagen.

Schwarzspechte brüten oft in vorjährigen Höhlen – kein Wunder, sind ihre Bruthöhlen auch über Jahre besonders beständig. Das liegt zum Teil auch an dem cleveren Design der Höhle: Schwarzspechte pflegen ihre Höhlen nicht nur, in dem sie regelmäßig den Wundrand des Baumes entfernen und sie nicht zuwächst, sondern sie bauen oben eine Tropfkante und unten einen Wasserablauf an, um das Eindringen von Regenwasser zu verhindern.

Schwarzspechte denken und planen auch langfristig. Sie können nicht nur mithilfe der Klopf-Resonanz erkennen, welche Bäume von innen faulen und sich für Höhlen eignen würden, sondern bereiten diese Bäume über Jahre und teilweise Generationen vor. Dazu hacken sie sogenannte Initialhöhlen in den Splint: Die intakte und harte Hülle um den faulenden Kern. Denn dort ist das Holz bevorzugter Bäume, vor allem Buchen, auch für den Schwarzspecht noch zu hart bzw. zu aufwendig herauszuschlagen. Durch diese kleinen Löcher dringen Feuchtigkeit und Pilze ein und machen das Holz weicher. Nach einigen Jahren und Nachbesserungen, entsteht irgendwann eine richtige Höhle daraus. Das Prozedere kann sich bis zu 5 Jahre hinziehen! Zudem bauen sie sich auch Schlafhöhlen, die nicht der Brut, sondern zum Nächtigen und als Schutz bei Unwetter dienen.

Wo finde ich hier was zum Zerklopfen?

So jedenfalls interpretiere ich den kecken Blick dieser Schwarzspecht-Dame, die ich im April fotografiert habe. Wie üblich bei Spechten, trommelt auch das Schwarzspecht-Weibchen, allerdings etwas kürzer als das Männchen und nicht so häufig. Das kräftige Trommeln von Männchen ist in einer Entfernung von bis zu 1,8Km zu hören!

Ende März bei etwas Niesel war aus einer älteren Rotbuche ein Klopfen zu vernehmen, aber nichts zu sehen. Nur der Eingang einer Schwarzspechthöhle war zu sehen – Und ein langer Schnabel, der sich kurz darauf heraus geschoben hat Hier war nämlich das Schwarzspechtmännchen fleißig zugange, um das Höhleninnere weiter auszubauen.

Die beständigen Höhlen mit Regenschutz oben und Wasserablauf unten werden oft mehrere Jahre benutzt und wenn nicht bzw. nach der Brut stehen Nachmieter schon Schlange: Bereits Stunden nach dem Flüggewerden der jungen Schwarzspechte, nehmen bspw. Hohltauben die Höhle für ihre Brut in Beschlag. Neben den erwähnten Hohltauben gehört der Raufußkauz zu den Arten, die ganz explizit auf das Vorhandensein von Schwarzspechthöhlen angewiesen sind und ansonsten gar nicht zur Brut schreiten. Insgesamt sind es um die 60 Arten, die explizit oder in besonderem Maße von diesen Höhlen abhängig sind, darunter Schellenten, Dohlen und Baummarder.

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