Wie meistens bei einem Vertreter aus der Familie der Grasmücken, bin ich durch seinen Gesang auf dieses Kerlchen aufmerksam geworden. Es handelt sich um die Dorngrasmücke.
Im Gegensatz zu ihren Verwandten, der Mönchs- und Klappergrasmücke, die man in naturnahen und strukturierten Gärten antreffen kann, ist „Dorni“ dort nicht anzutreffen. Diese bevorzugen offenere, weite Landschaften mit vereinzelten Büschen und Sträuchern. Ein Beispiel für so ein Habitat, wäre eine Heidelandschaft mit Weidetieren, welche gegen die Verbuschung im Einsatz sind oder auch strukturierte Feldsäume mit Sträuchern und Hecken.
Wenn sie da sind, dann hört man sie auch und es klingt in etwa so: „He, Sie da! Gehen Sie weg da!“ So kann man lautmalerisch nämlich die Phrasierung und Melodie des Gesangs der Dorngrasmücke umschreiben und wenn man es einmal mit diesen Worten versucht in richtiger Geschwindigkeit und im Ton nachzusprechen, dann prägt sich das gut ein. So gut, dass man in einer Heidelandschaft mit vielen Dorngrasmücken das Gefühl bekommt, man sei im Gebiet gar unerwünscht
Die Gesangsstrophe ist recht kurz, kaum verwechselbar und eher wenig variabel im Vergleich zu anderen Vögeln. Die Rufe fallen vor allem im Vergleich zu den anderen Grasmücken auf: Bei der Dorngrasmücke sind sind es nämlich nicht nur schnalzende, ratternde oder klickende Geräusche, sondern ein nasales, aufsteigendes „wähd“ in 2-3 facher Wiederholung. Für mich klingt es ein bisschen wie eine schnellere, öfter wiederholte und gequetschtere Version vom Ruf des Bergfinken.
Mit einer Population in Höhe von 600.000.-950.000 Brutpaaren in Deutschland, ist die Dorngrasmücke in etwa so oft vertreten wie die verwandte Gartengrasmücke und damit deutlich häufiger als die Klappergrasmücke, aber nicht so stark vertreten wie die Mönchsgrasmücke. Im Gegensatz zur erwähnten Verwandtschaft, die Sperbergrasmücke lassen wir als Rarität mal außen vor, kann man die Dorngrasmücke etwas besser beobachten, da sie zum Singen oft recht exponiert und mehr oder weniger frei sitzt. Die Singwarten sind oft außen an Ästen und Zweigen von Bäumen oder Sträuchern, während die anderen drei Grasmücken oft direkt aus dem Gestrüpp heraus singen.