Im Müritz Nationalpark gibt es mit die größte Dichte an Fischadler-Beständen in Deutschland. Nach einer sehr dramatischen Vergangenheit in Deutschland und Europa durch Bejagung, DDT (Pestizid) & Brutplatzmangel haben sich Bestände dank intensiver Schutzbemühungen wieder deutlich erholt und sind weiterhin positiv im Trend.
Der Fischadler bildet neben den Habichtartigen eine eigene Familie der Greifvögel. Im Gegensatz zu dem oft im gleichen Habitat anzutreffenden Seeadler, frisst der Fischadler tatsächlich ausschließlich Fisch. Wenn er nach Beute Ausschau hält, tut er dies in kurzen Rüttelflügen (auf der Stelle schweben) und lässt sich bei der passenden Gelegenheit nach unten stürzen. Kurz vor der Wasseroberfläche wirft er seine Fänge nach vorne und taucht dann mit einem lauten Platsch ganz ins Wasser ein.
Anschließend muss er sich selbst und die Beute, nur mithilfe vom Auftrieb seiner Flügel, wieder in die Luft bringen. Er nimmt also das mit dem „sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen“ sehr wörtlich Kein Wunder, dass er im Verhältnis zu seiner recht geringen Körpergröße von nur 50-60cm eine enorme Flügelspannweite benötigt: 150-170 cm! Damit ist das Verhältnis von Spannweite zu Körpergröße wesentlich größer als beim Seeadler (der insgesamt natürlich viel größer ist). Außerdem sind Fischadler einfach wunderschöne und meine Lieblings-Greife
Diesen wunderschönen Fischadler konnten wir diesen Sommer entdecken. Der Fisch in den Fängen ist sicher für den nimmersatten Nachwuchs bestimmt gewesen, sodass er sich dann unter Zuhilfenahme der Thermik kreisend aufsteigend ließ, bis er in entsprechender Höhe dann fort flog.
Die Fänge sind eines von mehreren anatomischen (und verhaltensbiologischen) Besonderheiten des Fischadlers, die ihm eine eigene Stellung in der Taxonomie bescherten. Die Krallen der Fänge sind auch im Vergleich zu anderen Greifvögeln extrem lang und besonders stark gebogen, zudem sind die Hornschuppen der Fänge selbst beim Fischadler besonders grob und rau strukturiert. Beides dient dem gleichen Zweck: glitschige Fisch optimal festhalten zu können.
Wunderschöne Vögel
Direkt an der Müritz, im Bereich des Nationalparks, ist dieser wunderschöne Fischadler an der Beobachtungshütte vorbeigeflogen. Der Geschlechtsdimorphismus ist bei Fischadlern in zumindest in der Gefiederzeichnung mal mehr und mal weniger klar erkennbar. Hier sehen wir ein Männchen: Der Brustfleck ist nur schwach sichtbar und auf den Unterflügeldecken am Bereich der Schwungfedern sind keine „Klaviertasten“-Muster wie beim Weibchen zu erkennen. Die Männchen sind durchschnittlich außerdem ca. 15% kleiner als die Weibchen.
Mit aktuell 700-750 Brutpaaren in Deutschland und einem sehr positiven Trend, hat der Fischadler dank massiver Schutzbemühungen seine schwierigsten Zeiten hinter sich gelassen.
In 4 Unterarten, welche leichte Variationen in der Gefiederfärbung und im Verhalten (Brutplatzwahl bspw.) aufweisen, kommt der Fischadler auf jedem Kontinent außer der Antartkis vor.
In Europa (und auf gleichen Breitengraden in Asien und Nordamerika) sind Fischadler ausgesprochene Zugvögel, sodass man sie zur Zugzeit ab August und vor allem im September, auch außerhalb ihres typischen Brut-Gebietes mit etwas Glück mal antreffen kann – vorrangig natürlich an einem Gewässer, wo sie sich den einen oder anderen Fisch zur Stärkung gönnen.
Das Foto(set) des Jahres 2021 gelang mir ganz unverhofft, als wir auf einem sehr zugewachsenen und wenig benutzten Weg in einem Naturschutzgebiet, genauer gesagt einem Moor mit vielen Gewässerflächen, unterwegs waren. Versteckt zwischen meterhohem Schilf ist dieser wunderschöne Fischadler direkt in unsere Richtung und (verhältnismäßig) knapp über uns drüber geflogen. Den Fisch hat er gerade erst erbeutet, man sieht noch überall die Wassertropfen.
Entstanden ist die Fotoreihe Ende Juni, zu dieser Zeit müssen die Jungvögel nicht mehr gehudert werden und das Weibchen geht ebenfalls jagen und genau so eines sehen wir hier auch. Wenn man die verschiedenen Merkmale kennt und kombiniert, kann man die Geschlechter nach einiger Zeit unterscheiden: Klaviertastenmuster auf den Unterflügeldecken, ein relativ breites Brust- und Halsband, breite Karpalflecken und deutlich breitere Flügel. Wenn das Paar beim Nest beisammen steht, sind die Unterschiede noch besser sichtbar, auch der Größenunterschied wird dann deutlich: Die Weibchen bringen durch den größeren Körper 20-30% mehr auf die Waage und haben 10-15% längere Flügel.
Apropos Gewicht: Dadurch, dass der Nachwuchs immer zuerst den Fisch abbekommt, die Anstrengungen des Brütens sowie der Mauser – nur das Weibchen mausert schlauerweise während der Brut, da sie die erste Zeit sowieso meist im Nest sitzen muss-, verliert das Weibchen einiges an Gewicht während der Brutzeit. Daher kommt es auch, dass die Weibchen am Ende der Brutsaison, nachdem die flüggen Jungvögel noch ca 2 Monate betreut wurden, zuerst das Nest verlässt. Allerdings nicht, um sofort in den Süden zu ziehen, sondern um wieder Fettreserven aufzutanken.
Das Männchen bleibt noch in Nestnähe und füttert noch kurze Zeit den Nachwuchs. Bis diese dann selbst dafür verantwortlich werden und das Männchen wegzieht. Als letztes ziehen dann die Jungvögel.