Hier geht es um den nicht (mehr) ganz so häufigen Gartenrotschwanz. Im Gegensatz zu seinem nahen Verwandten, dem Hausrotschwanz, mag er als Vogel, der ursprünglich wohl primär in lichten Wäldern vorkam, vor allem älteren sowie lockeren Baumbestand.
Der Gartenrotschwanz ist ein Halbhöhlenbrüter, also baut seine Nester gerne in hohle Strukturen mit größerer Öffnung. Treffen kann man ihn heutzutage vor allem an Streuobstwiesen, gut strukturierten Parks und in den namensgebenden Gärten, falls diese keine ökologische Wüste sind, was leider heutzutage häufig der Fall ist.
Spätestens ab September müssen wir uns jedenfalls erst einmal von ihm verabschieden, denn er ist nicht nur Zugvogel – sondern auch ein Langstreckenzieher, den es bis in die Sahelzone Afrikas treibt.
Das markante Männchen vom Gartenrotschwanz lässt sich gut erkennen. Bei den Weibchen der beiden heimischen Rotschwanz-Arten muss man schon etwas genauer hingucken (oder auf die Rufe achten).
Hier lässt sich zumindest eine leichte Orangetönung im Bauchgefieder erkennen, während das Hausrotschwanz-Weibchen dort etwas dunkler und nur bräunlich ist.
Rot leuchtend auf der Ansitzwarte sitzt das Gartenrotschwanz-Männchen!
Sie gehören zu den Langstreckenziehern und kommen erst ab Mitte April wieder. Das bereitet ihnen oft Probleme, da andere und vor allem häufigere Höhlen- oder Halbhöhlenbrüter wie verschiedene Meisenarten entsprechende Baumlöcher oder Nistkästen schon besetzt halten. Bedingt durch den Klimawandel ziehen einige Vogelarten weniger oder nicht mehr so weit oder fliegen nachweislich früher aus ihren nicht so weit entfernten Winterquartieren zurück und können sich einen Brutplatz sichern. Gerade Langstreckenzieher wie Gartenrotschwänze haben da mehr Probleme früher zurückzukehren.
Die bisherigen Bestandseinbrüche haben allerdings andere Ursachen. Oft ist das Nahrungsangebot für reine Insektenfresser in modernen Gärten nicht mehr ausreichend, das Fällen alter Bäume und damit der Verlust von Baumhöhlen spielen auch eine Rolle. Die Industrialisierung und Flurbereinigungen der Landwirtschaft seit den 60ern hat wie bei so vielen Vögeln, auch beim Gartenrotschwanz negative Auswirkungen gezeigt. Oft vergessen werden aber auch Bedingungen in den Überwinterungsgebieten. Ob anhaltende Dürren in der Sahelzone, unsachgemäßer Pestizideinsatz oder auch die Jagd auf Singvögel: Zugvögel und insbesondere Langstreckenzieher sind mit noch mehr Gefahren konfrontiert als andere Arten.
Immerhin scheint der negative Bestandstrend beim Gartenrotschwanz vorerst gestoppt und die Population hat sich auf einem – im Vergleich zu früher – niedrigen Niveau eingependelt; nämlich bei 91.000-155.000 Brutpaaren in Deutschland.
Der Wecker – Verzeihung, Gartenrotschwanz, gehört zu den allerersten Vögeln, die frühmorgens ihren Gesang übers Revier erklingen lassen. I.d.R. fangen Männchen dieser Art damit 80min. vor Sonnenaufgang an, was im Sommer sehr früh sein kann. Je nach Region, Beleuchtung etc. kann man den ersten Vogel dann auch schon einmal halb oder um 3 hören.
Der Gesang ist eigentlich unverwechselbar und so ganz anders als der vom nah verwandten Hausrotschwanz: sehr melodisch, rein und immer mit einem „mjühüü“ beginnend, auf welches einige sich wiederholende Elemente folgen. Nach der arttypischen Strophe hängen manche Individuen noch eine Vogelimitation mit dran, bspw. von einer Stockente, Mäusebussard oder was sie in ihrer jeweiligen Gegend so gelernt haben
Der reguläre Standort-/Revier-Ruf ist dagegen ganz und gar nicht unverwechselbar, da er sehr stark an das pfeifende „huuiiiit“ des Zilpzalp erinnert. Da der Gartenrotschwanz – zumindest die Herren der Schöpfung – aber oft exponiert und rot leuchtend da sitzt und auch den ganzen Tag über viel singt, lässt sich die Art zu jeder Tageszeit sehr gut und problemlos nachweisen.