Wenn bei uns von einer Möwe die Rede ist, ist damit sehr oft die häufige Silbermöwe gemeint. Im ausgewachsenen Stadium ist sie am silbernen Rücken und Flügeloberseiten zu erkennen sowie am „grimmig“ wirkenden Blick, rosafarbenen Beinen und dem Gonyseck am Schnabel (rotgefärbte Ecke am Unterschnabel). Wie bei anderen Möwen auch, können einzelne Merkmale variieren. Die Bestimmung bei Möwen ist also immer wie bei Sherlock Holmes: Hinweise und Indizien sammeln, um zu einem schlüssigen Gesamtbild zu gelangen
Sehen kann man die Silbermöwe das ganze Jahr über an den Küsten. Auch Mülldeponien sind bei ihr ebenso beliebt wie auch Großstädte bzw Gewässer in Großstadtnähe. Dort kann sie lokal und vereinzelt auch weiter im Binnenland vorkommen. Ansonsten sind sie Koloniebrüter an den Küsten.
Mit einer Flügelspannweite von 138-150cm ist wie, wie auch die nah verwandte Steppen- und Mittelmeermöwe, deutlich größer als ein Mäusebussard. Da diese Fotos im letzten September entstanden sind, sieht man die Silbermöwe hier im Schlichtkleid; daher wirkt ihr Kopfgefieder schmutzig.
Diese Möwe hier, fotografiert letzten September, befindet sich im 1. KJ, man spricht meist vom 1. Winter. Die Unterscheidung zu den anderen Großmöwen im gleichen Alter ist mitunter sehr schwierig und nur durch Fotos und Vergleiche in guter Literatur möglich. Zu beachten sind dabei natürlich die individuellen Variationen unter Möwen.
Der dunkles Kopf, die dunklere und stark gestrichelte (Bauch)Unterseite, die Schnabelform sowie das grobe und weit verteilte Muster auf den Armdecken als auch das reichhaltige weiße Muster in den Schirmfedern, lassen hier jedoch eindeutig auf Silbermöwe schließen.
Oft zeigt die Art einen ernsten oder fiesen Blick, ähnlich wie beim Supraorbitalschild der Greifvögel. Bei diesem Individuum ist das nicht ganz so deutlich zu sehen. Die Strichel am Kopf zeigt die Silbermöwe im Schlichtkleid. Ein Merkmal, welches man nur im Detail sieht: Das Rot im Gonyseck reicht bei der Silbermöwe nicht bis auf den Oberschnabel; bei der ähnlichen Mittelmeermöwe geht es auch leicht auf diesen über. Andere Merkmale, die man auf diesem Foto nicht sieht, wie der hellgraue Rücken und tiefe graue Zungen sowie weniger dicke schwarze Bänder auf den Handschwingen, konnte ich auch ausmachen.
Die Silbermöwe gehört zu den Vierjahres-Möwen, d.h. ihr vollständig adultes Federkleid erreicht im 4. Kalenderjahr. Daran kann man schon abschätzen, dass sie wohl ein höheres Alter erreichen kann – eine in den Niederlanden beringte Silbermöwe hat ein Alter von 34 Jahren erreicht, eine in Deutschland beringt 30 Jahre. Das ist für ein Wildtier natürlich nicht die Regel und auch kein Durchschnittswert.
Das erste Foto zeigt eine diesjährige Silbermöwe im 1. Zyklus, auf dem folgenden Foto sieht man gleich drei verschiedene Altersklassen beisammen. Von vorne nach hinten: 1. Zyklus, 3. Zyklus, 2. Zyklus.