Weißstorch

Der Weißstorch ist der einzige Großvogel, der als Kulturfolger gilt und oftmals mitten in Dörfern auf Dächern bzw Nisthilfen brütet.

Er wird auch Klapperstorch genannt, da sein Stimmapparat nur schwach ausgebildet ist und er deshalb zum Klappern der Schnäbel, als Mittel zur Kommunikation, greift. Es wird genutzt, um den Partner am Nest zu begrüßen, zur Balz und auch, um Revier-Eindringlinge zu vertreiben.

Das Dachgeschoss im Dorf hat folgender Storch bewohnt. Weißstörche sind bei uns hauptsächlich Zugvögel & Langstreckenzieher. Allerdings hat sich gerade bei Störchen, die normalerweise die westlichen Routen fliegen (Straße von Gibraltar), gezeigt, dass sie immer öfter eine Zwischenraststation als Endstation nehmen, vor allem Mülldeponien.

Wozu auch weiterfliegen, wenn dort Nahrung im Überfluss vorhanden ist? Was für uns unappetitlich ist, ist für die Weißstörche bequem. Diese Deponien halten natürlich neue Gefahrenquellen bereit: scharfkantiger Müll, Plastik, Gifte usw. Auf der anderen Seite vermeiden sie damit risikoreiche und anstrengende Langstreckenflüge südlich der Sahara.

Den Nachwuchs vom Weißstorch kann man gut daran erkennen, dass ihre Schnäbel noch nicht ausgefärbt sind. Sie geben somit eine wirklich schöne Erscheinung in Schwarz-Weiß ab. Man beachte auch das enorme Nest!

Störche sind ausgesprochen standort- bzw nesttreu. Da jedes Jahr weiter am Nest gebaut, können diese immer weiter wachsen und auf ein Gewicht von bis zu 2 Tonnen kommen. Das ist eine Verhaltensweise, die man auch von einigen Greifvögeln und deren Horsten kennt, bspw. vom Seeadler.

Den ebenso bekannten wie beliebten Weißstorch konnte ich hier im Juni beim Fliegen fotografieren. Störche, die nicht bei uns überwintern und klassisches Zugverhalten zeigen, fliegen bis nach Afrika südlich der Sahara. Ob dabei die Ostroute (über den Bospurus) oder Westroute (über die Straße von Gibraltar) gewählt wird, ist vom Standort des Storches abhängig. Die grobe Trennlinie dieser Zugscheide verläuft vom Alpenrand bis in die Niederlande. Die jeweilig benutzte sogenannte Zugstraße eines Individuums wird dann auch immer beibehalten.

Dass diese beiden Wege statt direkter Luftlinien gewählt werden, liegt darin begründet, dass Störche zwar wie auch bspw. Greifvögel, gute Segel- und Gleitflieger sind, aber über dem Meer die dafür nötige Thermik weniger stabil und auch keine Rast möglich ist. Strecken übers offene Meer werden so aufs Minimalste reduziert.

Sehr anmutig ist dieser Weißstorch im Abendlicht auf einer feuchten Ackerbrache auf der Suche nach Nahrung herumstolziert. Weißstörche gehören mit zu den Vögeln, die man lange Zeit, sicher auch aufgrund früherer gesellschaftlicher Konventionen, zu den streng monogam in Dauerehe lebenden Vögeln zählte. Spätestens aber seit Jahrzehnten der Beringung, Telemetrie, Webcambeobachtungen und immer besserer und billigerer optischer Ausrüstung, hat sich das Bild wie auch bei anderen Arten zumindest differenziert.

Störche besitzen vor allem eine starke Bindung an den einmal in Anspruch genommenen Horst und etwas weniger an den Partner. Es wurden mittlerweile auch ohne, dass einer des Brutpaares verstorben wäre, schon Neuverpaarungen beobachtet. Falls es zum Tod eines der beiden Partner kommt, findet die Balz und eine Neuverpaarung i.d.R. noch in der gleichen Brutsaison statt. Nichtsdestotrotz finden sich auch oft Paare, die beisammen bleiben, auch wenn diese Monogamie nicht so stark ausgeprägt ist, wie bei den revierstarken und streng monogam lebenden Arten wie bspw. Waldkauz oder Steinadler.

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