Kleine Oase

Auf einer kleinen feuchten Bodensenke, die als Ackerbrache nicht bewirtschaftet wird, finden sich sowohl zu den Zug-, aber auch Brutzeiten viele Vögel und auch besonders seltene und geschützte Arten ein, was den Wert solcher eigentlich sehr kleiner Maßnahmen unterstreicht. Anfang April waren hier 2 Waldwasserläufer und mind. 1 Flussregenpfeifer auszumachen.

Die Primärhabitate vom Flussregenpfeifer sind so gut wie nicht mehr bzw. nur noch rudimentär vorhanden: weite Kies- und Sandflächen an natürlichen Flussläufen, unbewachsene Inselchen, gelegentlich überschwemmte und offene Auwaldflächen an Flüssen. Mittlerweile findet sich die Art oft auf Sekundärhabitaten wie Dächern, Kiesgruben oder Baustellen ein, was eine Menge neuer Gefahren durch Bauaktivitäten, Freizeitdruck oder bei Dächern die Gefahr mit sich bringt zuviel Hitze abzubekommen bzw. dass die Küken in einer Falle sitzen und als nicht flüggen Nestfüchter keine Nahrung finden. Umso schöner, dass auf dieser Brachfläche sogar gebrütet wird.

Der Waldwasserläufer ist als Brutvogel extrem selten in Deutschland, dafür auf dem Zug regelmäßig anzutreffen. Man findet ihn dabei im Binnenland meist auf feuchten Schlammflächen und Brachen, wo er bei der Nahrungssuche witzig mit dem Hinterteil wippt Zur Abgrenzung ähnlicher Arten, vor allem von Flussufer- und Bruchwasserläufer, sind folgende Merkmale wichtig:

-reinweißer Bauch & Brust (schmutzige Brustfleckung des Bruchwasserläufers geht ins Bauchgefieder über)

-weiße Zügel, kein Über- oder Hinteraugenstreif (Abgrenzung zu Flussufer- und Bruchwasserläufer)

-filigrane weiße Punkte (wie Sterne) auf dem Rückengefieder (Bruchwasserläufer grobe weiße Flecke, Flussuferläufer hellbraune Federsäume)

-wirkt generell sehr kontrastreich (Flussufer- und Bruchwasserläufer weniger stark)

-kein weißer Keil an Schulter (Abgrenzung zu Flussuferläufer)

Bluthänfling veranstalten eine Knusperparty in der Wald-Kiefer

Eine interessante Beobachtung konnte ich Anfang April machen, als ein Trupp Stieglitze zusammen mit den hier gezeigten Bluthänflingen in einer Wald-Kiefer waren und an den Kiefernzapfen geknuspert haben. Für gewöhnlich nutzen männliche Bluthänflinge Bäume als Sitzwarten für den Gesang, ihre Nahrung suchen sie eher am Boden und an Stauden. In einer ornithologischen Beobachtungs-Mitteilung der OGBW von W. Nothdurft (2016) wird auch nach Sichtung der Literatur darauf verwiesen, dass Koniferenzapfen eher selten auf dem Speiseplan stehen, eine Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) wird nicht erwähnt. Keine Überraschung, die Schnäbel sind daran auch nicht adaptiert, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen

Wenn es im Gebüsch klappert

Na dann wird es wohl die Klappergrasmücke sein, denn ihren Deutschen Trivialnamen hat sie aufgrund ihres Gesangs erhalten. Die Fotos sind von Anfang April und ab der Zeit kann auch man wieder mit ihnen im Land rechnen, da sie dann vom Winterquartier zurückkommen. Wie die verwandte Gartengrasmücke und Dorngrasmücke, ist auch die Klappergrasmücke ein Langstreckenzieher, dessen Überwinterungsquartier von Nordost-Afrika bis im Osten südlich der Sahara reicht.

Früher bekam die Klappergrasmücke vom Volksmund den Namen Zaungrasmücke, was darauf zurückzuführen ist, dass sie einst ein häufiger Gartenvogel war. Das waren allerdings Zeiten vor millimeterkurzen Rasen, Mährobotern, Giftausbringung, einer Ordnung wie im Wohnzimmer und daraus folgender Strukturarmut und nicht zuletzt auch vor Zeiten in denen mehr eingeschleppte bzw. künstlich gezüchtete als heimische Gewächse in den Gärten waren. Die Klappergrasmücke ernährt sich nämlich im Sommer von Insekten und Spinnen, die sie oft in unaufgeräumten Laub- und Strauchecken findet und ab Herbst dann gerne von Beeren und Sämereien. Damit erfüllen heutige Gärten in weiten Teilen nicht mehr ihre Lebensraumansprüche.

Während dieser ehemalige Gartenvogel also sogar so bekannt war, dass der Volksmund ihm einen eigenen Namen gab, so ist er heutzutage außerhalb ornithologisch interessierter Kreise nur noch wenigen Leuten bekannt. Also Augen oder besser Ohren auf, wenn es aus einem Busch ab April klappert

Von einem Sommertag Anfang April

Am Sonntag, der sich eher wie Juni als April angefühlt hat, habe ich in einem NSG und NABU-Gebiet 89 Arten erfasst. Vögel lassen wir erst einmal außen vor, die bekommen noch eigene Artbeiträge.

1) Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana) ist in voller Blüte auf einem Feldweg gewachsen und besitzt auf den ersten Blick einige Ähnlichkeit mit dem erst später blühenden Kriechenden Fingerkraut (Potentilla reptans).

2) Zwischen dem ganzen früh blühenden und eingeschleppten Persischen Ehrenpreis (Veronica persica), habe ich auch den Gamander-Ehrenpreis entdeckt (Veronica chamaedrys). Die Blütezeit wird normalerweise von Mitte April bis Mai angegeben, aber dieses Jahr ist ja so einiges 2 Wochen früher dran.

3) Noch erstaunlicher war der Gewöhnliche Erdrauch (Fumaria officinalis), der eigentlich nicht vor Mai blüht. Bei den aktuellen Temperaturen ist das Klimawandel sei Dank dann aber wohl normal.

4) Ein richtig schöner Nachtfalter aus der Familie der Spanner (Geometridae), ist der Braunstirn-Weißspanner (Cabera exanthemata). Die Artabgrenzung zum sehr ähnlichen Weißstirn-Weißspanner (Cabera pusaria) kann echt kniffelig sein. Mit Stirn ist dabei eher die Fläche zwischen Augen und Rüssel gemeint, also etwas tiefer als bei uns die Stirn sitzt. Bei frischen Individuen kann man da die Farbe erkennen, allerdings besteht diese nur aus wenigen Schuppen, die auch mal abfallen. Wenn die Wellenlinien auf den Flügeln allerdings eher bräunlich statt gräulich und die Fläche generell recht gepunktet ist, hat man noch zwei weitere Merkmale, die den Braunstirn-Weißspanner bestimmen.

5) Der Gefleckte Wollschweber (Bombylius discolor) ruht für einen winzigen Augenfleck, im Gegensatz zu seinem Verwandten auf Bild 6), dem Großen Wollschweber (Bombylius major). Zur Bestimmung von Wollschwebern erinnere ich gerne an meinen Beitrag von neulich.

7) Ja, auch jetzt (und im Winter) kann man Libellen sehen, wenn man das möchte. Es ist – Nomen est Omen – die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca). Im Gegensatz zu so ziemlich fast allen anderen Libellen überwintern sie als Imagines – erwachsene Tiere.

8 ) Schon gut unterwegs und auch häufig zu sehen ist der Grünader- bzw. Raps-Weißling (Pieris napi).

9) Mit den langen Haaren und den Farbtupfern könnte man bei der Raupe ja fast an Bärenspinner denken, aber die hier war extrem viel kleiner. Kein Wunder, der Falter, der mal daraus wird, ist es nämlich auch. Es wird mal ein Dunkles bzw. Heide-Grünwidderchen (Rhagades pruni). Das Artepitheton das wissenschaftlichen Namens sagt auch gleich worauf ich sie gefunden habe, auf der Schlehe (Prunus spinosa).

10) Auf der Schlehe war noch mehr los, denn noch zahlreiche Eier vom Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae) haben ihrer Entdeckung geharrt. Hier waren außer der Reihe mal gleiche 3 beisammen, wovon 2 bereits leer sind.

11) Auch wenn er braun ist, handelt es sich um eine Art des Grünfrosch-Artkomplexes. Farblich sind viele Frösche sehr variabel, bei der Bestimmung spielen andere Dinge eine Rolle (Größe und Verortung des Trommelfells, Zeichnungselemente, Fersenhöcker, Rufe, usw).

Gute Bekannte bei der Weinverkostung

Bei der warm-trocknen nächtlichen Luft, die beinahe schon an den Sommer erinnert, war der Köder nicht so gut besucht. Immerhin eine gute Bekannte mit mehreren Individuen ließ sich blicken: Conistri vaccinii, die Veränderliche bzw. Heidelbeer-Wintereule.

Jetzt im April geht deren Flugzeit langsam zu Ende, für einen Eulenfalter (Noctuidae) hat sie ein erstaunlich langes Leben geführt, da sie meist im September schlüpfen und den Winter in milden Nächten sogar fliegend verbringen, bei Frostnächten Winterruhe halten. Interessanterweise findet die Paarung und die Eiablage bei den Wintereulen dann erst im Frühjahr statt, solange müssen sie also durchhalten.

Die Lebenserwartung der meisten Eulenfalter liegt irgendwo zwischen einigen Wochen oder sogar nur wenigen Tagen. Mit über einem halben Jahr sind die Wintereulen schon Methusalems

Typische Waldblume im Frühjahr

Im Gegensatz zur Echten bzw. Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris), ist die hier von mir Ende März fotografierte Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) eine Waldpflanze. Da es in lichten bzw. Randbereichen durchaus mal Überschneidungen des Habitats der beiden schönen früh blühenden Blumen geben kann, folgen noch drei Merkmale, anhand derer man die Hohe Schlüsselblume schnell identifiziert hat:

-Blütenfarbe viel helleres bzw. blasseres Gelb

-Blütenkelch liegt enger an

-Stängelbehaarung stärker

Nicht jeder, der untertaucht, hat etwas zu verbergen ;-)

So wie dieser männliche Gänsesäger, der Anfang März über die Saale schipperte. Vor dem wortwörtlichen Untertauchen zeigen Gänsesäger ein interessantes Verhalten: Sie halten beim Schwimmen den Kopf unter Wasser und suchen die nähere Umgebung nach lohnenswerter potenzieller Beute, also kleine Fische, ab. Wenn nichts in Sicht ist oder der voraussichtliche Jagderfolg zu gering, dann wird keine Energie für einen Tauchgang verschwendet und weitergesucht. Diese Verhalten, was an Schnorcheln erinnert, kann man auf dem dritten Foto sehen.

Schlicht- oder Prachtkleid? Streng genommen beides!

Anfang März entstanden die Fotos von diesem Star, der sich gerade im Übergangskleid von Schlicht- zu Prachtkleid befindet. Aber streng genommen gibt es beim Star nur ein Federkleid bzw. eine Jahresvollmauser, die im Sommer stattfindet. Es ist nämlich nicht so, dass alle Vögel jeweils einmal im Jahr ins Schlichtkleid und dann nochmals ins Prachtkleid mausern.

Vögel wie der Star, aber auch Ammern, Haussperling und Finken mausern im Sommer in ein Abnutzungskleid. Das Prachtkleid ist sozusagen in bzw. unter das Schlichtkleid integriert und wird durch Abnutzung freigesetzt. Der Star ist dabei ein ganz besonders schönes Anschauungsbeispiel, da man hier bereits im Winter teilweise das metallisch-bunte Schimmern des späteren Prachtkleides erkennen kann, während die darüber liegenden Federpartien mit den weißen Punkten noch viel verdecken. Im Lauf der Zeit nutzt sich darüber liegende Schicht immer weiter ab, bis dann irgendwann so ab April herum, je nach Abnutzung, das darunter verborgene Prachtkleid ganz zum Vorschein kommt.

Turmfalken-Dame schaut vom Ansitz aus durch die Landschaft

Im März zeigte sich diese Turmfalken-Dame auf ihrer Ansitzwarte im Sonnenlicht, von wo aus sie sicher nach leichter Beute Ausschau gehalten hat. Dass Turmfalken gerne Mäuse jagen und besonders die zu den Wühlmäusen zählenden Feldmäuse, ist auch außerhalb ornithologisch interessierter Kreise wohlbekannt. Bei Mäusemangel oder günstiger Gelegenheit wird der Speiseplan gerne auch um Großinsekten wie Libellen oder Heupferde erweitert. Auch bei Amphibien, Reptilien und Vögeln – vor allem Jungvögel – kommt es vor, dass das letzte, was sie in ihrem Leben erblicken, ein (zugegeben süßes) Turmfalkengesicht ist.

Interessant beim Nahrungsspektrum ist vor allem der Aspekt des Standortes. Während bei unseren Turmfalken vor allem Kleinsäuger das Gros der Nahrung ausmachen und gelegentlich mit Insekten und Vögeln ergänzt wird, zeigt sich in Südeuropa eine andere Nahrungszusammensetzung: Hier dominieren Vögeln, Eidechsen und Insekten den Speiseplan.

Auch lokale Begebenheiten können Einfluss auf die Zusammensetzung der Beute haben, wenn es in der Nähe gute Plätze für Fledermäuse gibt, können sich daraus lokale Spezialisierungen beim Beuteerwerb auf die Fledertiere ergeben. So gibt es auch Orte mit steilen Felsen, an denen sich die lokale Population von Turmfalken auf das Plündern von Mehlschwalbennestern spezialisiert hat. Man nimmt halt, was man kriegen kann

Anspruchslos und früh blühend – Huflattich

Der Huflattich gehört zu unseren Frühblühern und die ersten Blüten sind teilweise bereits im Februar zu sehen, hier habe ich ihn in hoher Dichte Anfang März vorgefunden und abgelichtet. Das Habitat war eine frische Bergbaufolgelandschaft im Ödlandzustand und entspricht auch dem, was man über seine bevorzugten Lebensräumen lesen kann: Schuttplätze, Wegränder, Kiesgruben. Damit gibt sich der Huflattich klar als sogenannte Pionierart bzw. Pionierpflanze zu erkennen.

Pionierpflanzen sind Arten, die als erste (oder manchmal einzige) bestimmte vegetationsarme Lebensräume besiedeln und an schwierige Bedingungen angepasst sind. Sie sind damit ökologische (Nischen-)Spezialisten, generell eher konkurrenzschwach und können sich in anderen Lebensraumtypen wie bspw. gedüngten Grünland mit hohem Nährstoffanteil nicht gegen Generalisten durchsetzen.

Damit erfüllen sie wichtige ökologische Funktionen, da sie für Insekten und damit das weitere Nahrungsnetz, das Fundament überhaupt erst bereit stellen. Die Samen könne wiederum Vögeln als Nahrung dienen und im weiteren Verlauf gesellen sich mehr Pflanzen dazu.

Vorkommen von Pionierarten müssen dabei nicht unbedingt auf erwähnten Sekundärlebensräumen wie Schotterflächen oder Bergbaufolgelandschaften wachsen, sondern können ebenso auf natürlichem Wege entstandenen Brachflächen ihre Pionierdienste leisten wie bspw. nach Erdrutschen, Überschwemmungen, Naturkatastrophen usw.