Wolli ist wieder da!

Irgendwann im März kann man die ersten Jahr für Jahr wieder erblicken: Große Wollschweber (Bombylius major). Vor allem im weiteren Frühlingsverlauf sollte man aufpassen, dass man nicht jede pelzige, in der Luft stehende Flug-Kugel mit langem Rüssel für den Großen Wollschweber hält, denn je nach Einflug und Zählweise, ist hierzulande mit 30-40 Arten zu rechnen, was in populären Bestimmungsbüchern leider nicht erwähnt wird.

Gerade Arten wie der Gefleckte Wollschweber (Bombylius discolor), Mittlerer Wollschweber (Bombylius medius), Schwarzborstiger Wollschweber (Bombylius venosus) und viele weitere sehen nicht nur im Flug, sondern beim ersten entfernten Blick auch in Ruheposition einander sehr ähnlich. Fliegen und zu denen gehören die Wollis allesamt, gelten gemeinhin nicht gerade als attraktive Arten. Das schlägt sich nicht nur in der Bestimmungsliteratur wider, sondern es gibt auch im wissenschaftlichen Bereich oft größere Wissenslücken. Das momentan beste, wenn auch leicht angestaubte, Werk zur Bestimmung der Wollis, ist dieser Bestimmungsschlüssel von Klaus von der Dunk (1994).

Im Sonnenschein dösen

Mit Beginn der Brutzeit war am Schlafplatz statt zwei beisammen sitzender Waldkäuze, nur noch einer zu sehen, was den begründeten Verdacht nahelegt, dass hier das Männchen sitzt und das Weibchen in der Höhle brütet. Im Gegensatz zum Stereotyp der gruseligen, nächtlichen Wesens der Eulen gelten tatsächlich alle Arten als ausgesprochen sonnenhungrig und lassen sich am Tageseinstand gerne die Sonne auf den Bauch scheinen.

Auch wenn es innerhalb der Eulen viele Übereinstimmungen bspw. in der Anatomie gibt, kann man viele Aussagen zu Sinnesleistungen oder zur Verhaltensbiologie von Eulen nicht verallgemeinern, da verschiedene Eulenarten ausgesprochen unterschiedliche ökologische Nischen besetzen und sich entsprechend unterschiedlich an die dortigen Bedingungen adaptiert haben. Zeit dazu hatten sie genug, denn Eulen sind nach aktuellem Wissensstand eine sehr alte Ordnung, deren ältestes Fossil sich auf ein Alter von 65 Mio. Jahren zurückdatieren lässt! Und nicht nur das, alle heutigen Nachfahren lassen sich auf diese Ur-Eule zurückführen – Die Eule wurde von der Evolution also nur einmal entwickelt. Das ist anders als bspw. bei den Falken, deren Ähnlichkeit zu den Greifvögeln auf konvergenter Evolution basiert, sich also ähnliche Adaptionen an ähnliche Bedingungen nochmals neu entwickelt haben, sie aber nichts mit den eigentlichen Greifvögeln zu tun haben.

Damit zurück zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden bei den Eulen, wovon es reichlich gibt. Das friedliche Beisammenschlafen der Waldkäuze am Tag bspw., wie in einem älteren Beitrag auf Fotos zu sehen, zeigt sich nur bei Arten, welche ganzjährig ein Revier besetzen und monogam leben so wie Steinkauz und Waldkauz. Absolut unvorstellbar wäre dies bei Arten wie dem Sperlingskauz, deren Partner sich selbst zur Brutzeit weitgehend aus dem Weg gehen und die das ganze Jahr über sehr aggressiv ihr Revier gegenüber Artgenossen verteidigen.

Beim genauen Blick

Bei einer Runde heute hat sich zwischen Buschwindröschen, Gelben Windröschen und Gefleckter Taubnessel auch vereinzelt das Frühlings-Fingerkraut der ersten beiden Fotos gezeigt (Potentilla neumanniana). Die Fingerkräuter (Potentilla spec.) lassen sich meist aufgrund ihrer typischen Blattform schon beim ersten Blick bis zur Gattung bestimmen. Das gilt nun wahrhaftig nicht für alle gelben Blüher – Ich sag’ nur Korbblütler

Hier an der Saale gibt es einige Ecken mit schönen heimischen und standorttypischen Gehölzen, darunter auch die seltene Flatter-Ulme (Ulmus laevis) oder wie hier auf dem Foto die knospende Feld-Ulme (Ulmus minor). Ganz ohne Grund habe ich sie natürlich nicht abgesucht und nochmal, bevor die Blätter sprießen, nach Zipfelfalter-Eiern gesucht und bin fündig geworden. Das letzte Foto zeigt ein Ei vom Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album) bzw. ein leeres Ei, denn die Raupe hat es bereits verlassen. Ei-Fund zu Ostern – So muss das sein

Unscheinbar im Blattwerk

…ist dieser Fitis im Juni herumgeturnt. Zum Glück hat er mit seinem Gesang auf sich aufmerksam gemacht, da war dann gleich klar, was da zwischen Blättern herumhuschte. Während seine Zwillingsart Zilpzalp schon im ganzen März zu hören war, muss man sich beim Fitis immer etwas mehr gedulden: Als Langstreckenzieher kommt er frühestens ab Ende März zu uns zurück.

Langstreckenzieher heißt in dem Fall, dass dieser gerade einmal 6,5-12g leichte und 17-22cm kurze Vogel je nach Lage zwischen 6.000-13.000km zurück legt, um zu den Winterquartieren südlich der Sahara bzw. wieder zurück zu gelangen! Die Hauptzugroute mitteleuropäischer brütender Fitise geht über die Südwest-Route bei der Straße von Gibraltar.

Zur Unterscheidung von seiner Zwillingsart habe ich hier bereits einiges geschrieben.

Bei dem Wetter die Höhle verlassen?

Ende März bei etwas Niesel war aus einer älteren Rotbuche ein Klopfen zu vernehmen, aber nichts zu sehen. Nur der Eingang einer Schwarzspechthöhle war zu sehen – Und ein langer Schnabel, der sich kurz darauf heraus geschoben hat Hier war nämlich das Schwarzspechtmännchen fleißig zugange, um das Höhleninnere weiter auszubauen.

Schwarzspechte denken und planen auch langfristig. Sie können nicht nur mithilfe der Klopf-Resonanz erkennen, welche Bäume von innen faulen und sich für Höhlen eignen würden, sondern bereiten diese Bäume über Jahre und teilweise Generationen vor. Dazu hacken sie sogenannte Initialhöhlen in den Splint: Die intakte und harte Hülle um den faulenden Kern. Denn dort ist das Holz bevorzugter Bäume, vor allem Buchen, auch für den Schwarzspecht noch zu hart bzw. zu aufwendig herauszuschlagen. Durch diese kleinen Löcher dringen Feuchtigkeit und Pilze ein und machen das Holz weicher. Nach einigen Jahren und Nachbesserungen, entsteht irgendwann eine richtige Höhle daraus. Das Prozedere kann sich bis zu 5 Jahre hinziehen! Zudem bauen sie sich auch Schlafhöhlen, die nicht der Brut, sondern zum Nächtigen und als Schutz bei Unwetter dienen.

Die beständigen Höhlen mit Regenschutz oben und Wasserablauf unten werden oft mehrere Jahre benutzt und wenn nicht bzw. nach der Brut stehen Nachmieter schon Schlange: Bereits Stunden nach dem Flüggewerden der jungen Schwarzspechte, nehmen bspw. Hohltauben die Höhle für ihre Brut in Beschlag. Neben den erwähnten Hohltauben gehört der Raufußkauz zu den Arten, die ganz explizit auf das Vorhandensein von Schwarzspechthöhlen angewiesen sind und ansonsten gar nicht zur Brut schreiten. Insgesamt sind es um die 60 Arten, die explizit oder in besonderem Maße von diesen Höhlen abhängig sind, darunter Schellenten, Dohlen und Baummarder.

Der Graue Herr beim Ausflug in Gartenanlagen

Im März habe ich diesen männlichen Grauspecht bei seinem Ausflug in eine Gartenanlage ablichten können. Grauspechte sind vor allem als Bewohner totholzreicher und gut strukturierter Buchenwälder der Mittelgebirgsregionen bekannt. Als so genannter Erdspecht (siehe dreckigen Schnabel auf den Fotos), ist er aber auch gerne außerhalb von Wäldern auf anliegenden Flächen wie Magerrasen, Auen, Parkanlagen und manchmal Gärten unterwegs, um am Boden nach Ameisen zu suchen. Im Gegensatz zu unserem anderen Erdspecht, dem Grünspecht, ist er allerdings weniger auf Ameisen spezialisiert. So frisst er auch sehr gerne Käferlarven, Raupen und ist auch Obst und Beeren nicht abgeneigt.

Ein weiterer Unterschied zum ähnlichen Grünspecht stellt das Trommelverhalten dar: Während der grüne Verwandte nur sehr selten und zart im Kontext des Höhlenanzeigens der Balz trommelt, trommelt der Grauspecht auch richtig, um sein Revier anzuzeigen. Überhaupt wird man einen Grauspecht auch eher hören, als dass man diese scheue Art direkt beobachten kann. Die Differenzierung zu den ähnlichen Lautäußerungen des Grünspechts bereitet gerade Anfängern beim Erkennen von Vogelstimmen oft Probleme, vor allem, da es draußen im Wald oft nicht so schön deutlich zugeht wie im Lehrbuch und eine Strophe wegen Störung oder dergleichen auch mal bei der Hälfte abgebrochen wird.

Der Balz- und Reviergesang des Grünspechts ist die das bekannte Kichern; es kann durchaus etwas in der Höhe und auch von Individuum zu Individuum variieren. Beim Grauspecht ist aber deutlich zu hören, wie die Strophe im Verlauf an Geschwindigkeit und Tonhöhe abnimmt. Vom Klangcharakter klingen sie weniger hell und scharf und sind beim Grauspecht auch deutlich seltener zu hören; meist tatsächlich nur zur Balzzeit im März und April sowie während einer kurze Phase zur Herbstbalz. Ein weiterer markanter Laut ist das Keckern, was oft als Alarm-, Warn- oder Distanzruf genutzt wird. Beim Grünen ist es ein lautes, kräftiges und gleich laut loslegendes Kjük-Kjük! Die Anzahl der Elemente der Rufreihe ist höchst variabel. Bei Störungen und beim Abfliegen werden sie oft Zweimal geäußert, als Flugruf, um auf sich aufmerksam zu machen, oft in einer langen, scharf klingenden Reihe.

Beim Grauspecht ist auch hier ein weicherer und langsamerer Klang zu vernehmen; als Stör- und Warnruf eingesetzt, ist beim Abflug oft nur ein Element zu hören: “Kjüüük”

Kraniche im Sommer

Bei einer Vernässungsfläche im Bereich des Biosphärenservats Schaalsee konnte ich diese überfliegenden Kraniche fotografieren. Am Rand der Fläche hat sich sogar weit entfernt und etwas versteckt ein Brutpaar mit seinem…naja… – Küken kann man ja eigentlich gar nicht sagen – Riesenkind bei der Nahrungssuche gezeigt.

Die Jungen, die aus den i.d.R. 2 Eiern schlüpfen, sind Nestflüchter und gehen von Anfang an selbstständig mit auf Nahrungssuche. Dabei werden sie natürlich von den wachsamen Augen der Elterntiere betreut. Dieser kleine Familienverband bleibt dann im Gegensatz zu den meisten anderen Vögeln, von den sozialen Gänsen einmal abgesehen, auch noch im Winterquartier erhalten.

Der späte Vogel

Am 21.06.22 konnten wir bei einem Hof diese Nisthilfe für Turmfalke sehen und was für eine Überraschung: Es war nicht nur ein Brutpaar mit 3 Nestlingen zu sehen, sondern die Kleinen waren auch noch sehr junge Dunenjunge. Entweder hat dieses Brutpaar also einfach recht spät mit der Eiablage begonnen oder aber es handelte sich um ein Ersatzgelege einer gescheiterten Erstbrut. Durch die aufwendige Aufzucht der Jungen findet bei Turmfalken nur eine Jahresbrut statt. Falls diese jedoch in einem frühen Stadium scheitert, wird ein neuer Versuch gestartet. Diese Strategie verfolgen einige Vögeln, die im Normalfall nur eine Jahresbrut anlegen.

Die 3-6 Eier eines Geleges werden im Gegensatz zu den echten Greifvögeln (Accipitriformes) erst richtig bebrütet, wenn das Gelege vollständig ist. Das stellt sicher, dass alle Jungen einen ähnlichen Entwicklungsstand aufweisen. Das Ausbrüten dauert dabei 27-31 Tage und noch einmal solange dauert es (27-35 Tage), bis der Nachwuchs flügge wird, dann aber noch einen weiteren Monat von den Eltern abhängig ist und von diesen versorgt wird. Das nennt man dann die Bettelflugphase.

Porträt-Shooting mit der Rauchschwalbe

Nicht nur an der Vogelbeobachtungshütte, sondern auch in selbiger, hat uns diese Rauchschwalbe im Juni besucht. Das war nicht ganz grundlos, da sie im Gebälk der Hütte ein Nest hatte. Glücklicherweise sind Rauchschwalben nicht gerade scheue Vögel und so konnte jeder mit der Anwesenheit des anderen leben – Auch, wenn man beim Einflug öfter mal Angst hatte, dass man gleich eine Schwalbe gegen den Kopf bekommt Für ein kleines Shooting auf einem Ast vor der Hütte war dann auch noch Zeit.

Der Bau des Napfnestes aus Lehm und Stroh geht mit einer Dauer von durchschnittlich 8-12 Tagen recht flink vonstatten. Es wird für die Schwalben aber zunehmend schwieriger bei immer mehr Versieglung noch passende Schlammflächen zu finden. Der starke Negativtrend seit den 70ern wird aber vor allem mit Nahrungsmangel erklärt, der seine Ursache im Insektenschwund durch Pestizideinsatz und Intensivierung der Landwirtschaft hat. Auch die Ausbreitung von Ballungszentren und mitunter das gezielte und illegale Entfernen von Nestern setzen den Schwalben in Kombination mit weiteren Faktoren (Gefahren auf dem Zug, moderne Bauten ohne Brutmöglichkeiten etc.) zu.

Fluffige Kullerkugeln mit artistischen Fähigkeiten

Die Zeit der winterlichen Trupps ist auch bei den Schwanzmeisen zu Ende und momentan sieht man sie auch einzeln oder als Paar auf Nahrungssuche oder beim gemeinsamen Nestbau. Auf den Fotos waren sie zu zweit recht lange und ungestört in einem Saum aus Schlehen zugange.

Apropos Nestbau: Bei den sehr sozialen und wenig revierstarken Schwanzmeisen können aber auch mal mehrere Altvögel beteiligt sein. Bekannt ist auch, dass nichtbrütende oder erfolglos brütende Altvögel, welche mit einem der Brutvögel verwandt sind (in einer Untersuchung Verwandte des Männchens), bei der Jungenfütterung helfen!

Der Bau des kunstvoll anmutenden, eiförmigen Nestes, welches in einer Astgabel sitzt, kann bis zu einem Monat dauern. Bereits in den ersten Märztagen konnte ich in einem lichten Laubwald im Randbereich ein Paar beobachten, welches gerade mit dem Nestbau begonnen hat und dazu Material ziemlich weit oben in die Astgabel einer Stiel-Eiche eingebracht hat. Mit Nistmaterialien sind bei den zierlichen Schwanzmeisen mit dem Mini-Schnabel übrigens Flechten, Moose, Spinnweben und Grashalme gemeint. Innen wird das Nest mit vielen kleinen Federchen ausgelegt. So ein Nest ist dann im Fertigzustand recht eiförmig, grünlich-weiß-braunfarben sowie sehr weich und gepolstert. Bis auf einen seitlichen Eingang ist es komplett geschlossen und erinnert daher von der Art der Konstruktion an die nicht näher verwandte Beutelmeise.