Die Amsel – kennt sicher jeder. Sie gehört zu den Drosseln und ist davon der einzige Vertreter mit auffallendem Geschlechtsdimorphismus: Die Männchen sind schwarz und die Weibchen braun mit gemustertem Bauch, was auch schon eher an die anderen Drosseln erinnert. Die Amsel ist in fast jedem Garten zu sehen und brütet dort gerne in Hecken.
Warum Amseln so kugelig sind:
An dieser Stelle lösen wir, etwas augenzwinkernd, das ornithologische Rätsel, warum Amseln eigentlich oftmals so eine kugelige Gestalt haben. Die Wahrheit ist: Wenn sie im Herbst/Winter oft in Trupps die Gegend nach Sträuchern mit Beeren absuchen, verleiben sie sich anschließend eine Beere nach der anderen ein, bis sie kullerrund sind – gut zu sehen auf dem letzten Foto
Auf dem drittletzten Foto sieht man schön, wie sie beim Fassen nach der Beere reflexhaft die Nickhaut schließt – eine zusätzliches, teils transparentes Lied, welches generell sehr viele Wirbeltiere und speziell alle Vögel haben.
Wir sehen einen seeeeehr geschäftigen Amselmann, der einfach nicht den Schnabel vollzukriegen scheint – das wird er aber wohl für sein Nachwuchs tun. Amseln brüten i.d.R. 2 Mal, manchmal auch 3 Mal, im Jahr.
Die nimmersatten Amselkinder werden dann alle paar Minuten von beiden Eltern gefüttert und die Fäkalsäcke werden entsorgt. In einer Webcamaufnahme (beleef de lente – Vogelbescherming Nederland) konnte man sehen, dass die Eltern für diese Umsorgung am Tag knapp 250 Mal das Nest angeflogen haben!
Zusammen mit dem Buchfink ist die Amsel der häufigste Vogel in Deutschland und lässt sich als Kulturfolger auch außerhalb ihres ursprünglichen Habitats, dem Wald, nahezu überall beobachten. Ihre Häufigkeit und Ruffreudigkeit machen es auch leicht, sich mit der Bedeutung von Rufen und Gesängen zu befassen und die Amsel dabei als Ausgangspunkt zu nehmen.
Den sehr variantenreichen, melodischen und flötenhaften Gesang, der immer mal wieder Bausteine aus gelernten Geräuschen enthält, kennt wohl jeder. Vom Männchen und auch nur von diesem, wird der Gesang ab dem Morgengrauen im Frühling von einer hohen Singwarte aus vorgetragen; das kann ein hoher Ast, der Dachfirst oder ähnliches sein. Da Amseln sehr reviertreue Vögel sind und dieses Revier auch verteidigen, erfüllt der Gesang genau diesen Zweck wie auch die Werbung gegenüber den Weibchen. Amseln in Städten singen dabei lauter, um den Verkehrslärm zu übertönen und fangen auch im Jahr schon früher damit an. Wer aufmerksam auf Naturgeräusche achtet, kann auch im Herbst Amseln singen hören: Allerdings leise, oft recht kurz und auch nicht so melodisch und oft unbeholfen und schief. Das sind junge Amseln, die ihren Gesang üben, man nennt diese Art von Gesang dann auch nicht den Vollgesang, sondern den Subsong.
Noch wesentlich umfangreicher sind die Rufe, die Amseln von sich geben. Oft hört man ein „tock tock tock“, oft auch als „tak tak tak“ beschrieben. Das sind Warnrufe, die meist auf einen Bodenfeind hinweisen, also Katze, Fuchs, Mensch u.ä. Andere Warnrufe sind ein „duck duck duck“, was ein wenig wie ein Bellen klingt. Bei größerer Erregung oder Störung kann sich das zu dem bekannten Zetern steigen, welches Amseln oft beim Abflug von sich geben, wenn man ihnen zu nah gekommen ist.
Je nach Situation, kann die Bedeutung auch etwas variieren. Wer im Winter am Spätnachmittag in einem Drosseltrupp mit Amseln steht, wird irgendwann von einer Menge „tockernder“ Laute umgeben sein, bis sie alle gemeinsam abfliegen. Sie steigen nacheinander in diese Laute ein, um sich zu signalisieren, dass sie bereit sind, gemeinsam zu einem sicheren Schlafplatz aufzubrechen.
Ein Laut, den man nicht unbedingt gleich einer Amsel zuordnen würde, ist das sehr hohe und leise Fiepsen. Es erinnert von der Frequenz und Art eher an die Baumläufer oder Goldhähnchen. Die Bedeutung dieses Rufs ist ebenfalls eine Warnung und zwar vor einem Luftfeind. Das sind i.d.R. Greifvögel, können aber heutzutage auch menschengemachte Störungen wie bspw. Drohnen sein, die auch in Naturschutzgebieten zunehmend zum Problem werden.
Ein ähnlich hoher Laut wie die Warnung vor Luftfeinden ist der Sozialruf, den ich meist früh am Morgen, noch wenn es dunkel ist, höre. Dieser Ruf hat ein wenig etwas grillenhaftes, also eine schnelle Modulation im Ton, der dem Warnruf fehlt. Lautmalerisch wird der Sozialruf als „srieh“ beschrieben und ist ebenfalls recht leise.
Wie bei anderen Arten auch, haben natürlich auch die nimmersatten Nestlinge ihre Bettelrufe.
Die Amsel ist damit ein anschauliches Beispiel dafür, was es schon bei einer Art für eine Bandbreite an Lauten samt individueller Bedeutung gibt. Wer Vögel kartieren will oder einfach nur wissen möchte, was um ihn herum alles kreucht und fleucht, wird auch nicht umhin kommen, sich mit dem Thema zu befassen. Gerade auch in Habitaten wie dem Wald, ist man im Sommerhalbjahr auch ansonsten aufgeschmissen, da man durch den dichten Bewuchs nur einen Bruchteil der Fauna mit dem Auge erfassen kann. Auch schwierige Zwillingsarten wie Garten-/Waldbaumläufer sowie Sumpf-/Weidenmeise lassen sich zweifelsfrei und einfach anhand ihrer Rufe und Gesänge unterscheiden.
Aufnahmen von Vogellauten und mitunter auch Beschreibungen dazu:
-Die Stimmen der Vögel Europas (DVD mit umfangreichen Aufnahmen, Beschreibungen und Sonogrammen)
-NABU Vogelwelt App mit In-App Kauf zu Rufen und Gesängen der Vogelarten
-Beim Kauf von KOSMOS-Vogelbüchern bekommt man kostenlos über die zugehörige App Aufnahmen von Vögeln
-Auch bei anderen Vögelbüchern gibt es ggf Dowloads von Stimmen, bspw. „Vögel in Europa“ vom DK Verlag oder auch „Spechte und Co – Sympahtische Hüter unsere Wälder“ vom AULA-Verlag
-https://xeno-canto.org/
Hier habe ich ein Amsel-Männchen erwischt, welches gerade mausert.
Dieser Amsel-Mann lies sich entspannt beim Futtern einer matschigen Kirsche beobachten. Amseln bezeichnet man als Weichfutterfresser, da ihr Schnabel nicht dafür geeignet ist harte Schalen zu knacken. Bei der Vogel-Fütterung freut sich die Amsel daher am meisten über Haferflocken, Apfelstücken und auch ganz besonders über Rosinen! In naturnahen Gärten und Parkanlagen findet die Amsel ihr Lieblingsfutter ab Herbst in Form von Beeren von Schlehe, Weißdorn, Eberesche und Efeu. Letzterer wird oft unterschätzt, bietet dieser immerhin mehr als 60 Vogelarten Nahrung mit seinen für uns giftigen Beeren.
Während der Brutzeit im Sommerhalbjahr spielen Insekten wie Raupen, aber auch Würmer eine wichtige Rolle. Gerade der Nachwuchs ist auf tierisches Protein angewiesen.
Bei bis zu 2-4 Jahresbruten und i.d.R. 3-5 Eiern haben Amseln im Sommerhalbjahr gut zu tun. Webcambeobachtungen von Nestern haben gezeigt, dass es täglich bis zu 250 Nestanflügen der Elterntiere kommt und pro Tag um die 1.000 Insekten gejagt und als Futter überbracht werden! Es ist daher ein wenig verwunderlich, warum vor allem in sozialen Netzwerken dann immer der Sperber im Garten als schrecklicher Killer diskreditiert wird
Diese hohe Dichte an Bruten wird auch dadurch erreicht, dass das Männchen die Jungvögel aus der vorherigen Brut versorgt, während das Weibchen schon wieder auf einem neuen Gelege sitzt. Eine ähnliche Brutbiologie kennt man bspw. von Schleiereule und Eisvogel; man nennt dies Schachtelbrut. Der Nachwuchs der folgenden Brut muss dabei nicht zwangsweise vom Männchen der vorherigen stammen, sondern ggf. auch von einem anderen.
Bei einer anstrengenden Brutzeit hat sich dieses Amselweibchen ihr Sonnenbad wohl verdient. Sonnenbaden hilft durch die Hitze und das UV-Licht lästige Parasiten loszuwerden und damit das effizient funktioniert, kann man einen Vogel auch mal recht lange reglos in dieser Haltung vorfinden.
Dass das erste Bild ein Männchen und der Rest Weibchen zeigt, bekommen auch viele Nicht-Ornithologen hin. Allerdings ist das nicht immer so klar, da vor allem das Gefieder von Weibchen enormen individuellen, genetischen Unterschieden unterliegt.
Es geht schon los beim Braunton des weiblichen Federkleids: Von Hellbraun, einem beinahe schwarzen Dunkelbraun oder eher einem rötlichen Braun, ist alles möglich. Auch die aufgehellten Bereiche an Hals und Bauch können von einem weißlichen Beige bis zu Dunkelbraun variieren und dabei mal mehr oder weniger Strichmuster aufweisen.
Da könnte man meinen, dass es beim Schnabel einfacher ist, denn Amselweibchen weisen für gewöhnlich einen gräulich-bräunlich überhauchten Schnabel mit wenig Orange auf. Aber auch hier gibt es genetische, hormonelle als auch altersbedingte Variationen. Vor allem zur ersten Brutzeit hellt sich der Schnabel etwas auf und wird gelblicher, was mit jeder weiteren Saison zunehmen kann. Außerhalb der Brutzeit färbt sich der Schnabel dann wieder ins Bräunliche. Wie es aussieht, wenn ein Amselweibchen sowohl ein besonders dunkles Gefieder aufweist, als auch einen hormonell und altersbedingt besonders gelben Schnabel zeigt, ist auf dem Webcam-Clip einer niederländischen Amselbrut sichtbar. Die Geschlechter sind auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden! Das Weibchen ist das Individuum oben im Bild.