Vogel des Jahres 2023 – Braunkehlchenmännchen und -weibchen auf einer Weide

Auf einer weiten Pferdeweide konnte ich im Juni dieses Braunkehlchenpaar fotografieren (erste Fotos zeigen das Männchen, die restlichen das Weibchen). Mit einem Bestandsrückgang seit den 80ern von unglaublichen 90% und einem heutigen Restbestand in Höhe von 19.500-35.000 Brutpaaren mit weiter negativer Tendenz, hat es das Braunkehlchen 2023 zum wiederholten Male zum NABU-Vogel des Jahres geschafft, das erste Mal 1987. Wobei der Vergleichspunkt der 80er Jahre ein schlechter Zeitpunkt ist, da zu dieser Zeit die Bestände bereits gefallen sind. Der Rückgang ist also noch wesentlich dramatischer als die “nur” 90% symbolisieren.

Wie auch das Rebhuhn, so hat das Braunkehlchen vom Flächenstilllegungsprogramm (subventionierter Brachflächenanteil auf landwirtschaftlichen Flächen nach GLÖZ-8) profitiert. Bis 2007 war durch die EU ein Anteil von 10% vorgeschrieben, der nicht nur als Refugium und Nahrungsgrundlage dieser Arten diente, sondern den Böden auch Möglichkeit zur Regeneration gab. Mit Wegfall der Brachen bzw. einem kläglichen Rest von 2% sind die Bestände weiter gefallen und regional oft erloschen. Zuletzt war vorgesehen immerhin wieder auf 4% Brachflächenanteil zu kommen, obwohl mehrere Studien einen Anteil von mind. 10% vorschlagen, um unsere letzten Wiesenvögel und viele Insekten überhaupt zu erhalten. Aber selbst dieser Kompromiss hat zu massiven und auch aggressiven Protesten der großen Landwirtschaftsbetriebe unter Federführung des Bauernverbandes-Vorsitzenden geführt und die Erhöhung der Brachflächenanteile wurde nun mehrmals per Sonderbeschluss ausgesetzt.

Aktuelle Vorkommen muss man daher schon gezielt suchen und findet man auf extensiv genutzten Weiden, den letzten Relikten unserer Feuchtwiesen, Hochstaudenfluren, Brachflächen und strukturierten Heidelandschaften.