Er ist blutrot überhaucht und singt wie eine Laserpistole bei Star Wars:
So könnte man den Bluthänfling in etwa umschreiben, zumindest was das Männchen betrifft. Der Artname stammt von der im Prachtkleid blutrot überhauchten Brust sowie der roten Kappe wie man im 3. Foto gut sehen kann. Das Männchen der ersten beiden Bilder hat schon ins Schlichtkleid gemausert und zeigt daher weniger rot, dem Weibchen (Foto 4) fehlen generell die roten Merkmale.
Wie man an Statur und Schnabel schon erahnen kann, gehören Bluthänflinge zu den Finken. Sie sind in der Bevölkerung nicht so bekannt wie einige ihrer Verwandten, was sicher auch mit ihrem Bestandsrückgang in Mitteleuropa und der Bevorzugung ihres Lebensraumes zu tun haben könnte: Sie mögen eher offene Flächen wie bspw. Heiden, Weinberge, aber auch Ruderal und Ödlandflächen – Gerade letzteres sind Orte, die der Mensch nicht gerne sieht und möglichst bald für den Bau versiegeln oder die Landwirtschaft urbar machen will. Eine Ausnahme bilden da gelegentlich Industriegebiete, wo sie ihre Ansprüche erfüllt sehen.
Wichtig ist in jedem Fall, dass es ausreichend Kräuter mit vielen Sämereien gibt, von denen sie sich ernähren können. Nur ihre Jungen bekommen zur Aufzucht proteinreiche Insektenkost, sonst ernähren sie sich nur samenknuspernd Im Gegensatz zu anderen Samenknusperern wie den Erlenzeisigen bspw. suchen sie ihre Nahrung aber lieber am Boden.
Bluthänfling veranstalten eine Knusperparty in der Wald-Kiefer – Eine interessante Beobachtung konnte ich Anfang April machen, als ein Trupp Stieglitze zusammen mit den hier gezeigten Bluthänflingen in einer Wald-Kiefer waren und an den Kiefernzapfen geknuspert haben. Für gewöhnlich nutzen männliche Bluthänflinge Bäume als Sitzwarten für den Gesang, ihre Nahrung suchen sie eher am Boden und an Stauden. In einer ornithologischen Beobachtungs-Mitteilung der OGBW von W. Nothdurft (2016) wird auch nach Sichtung der Literatur darauf verwiesen, dass Koniferenzapfen eher selten auf dem Speiseplan stehen, eine Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) wird nicht erwähnt. Keine Überraschung, die Schnäbel sind daran auch nicht adaptiert, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen
Sitzt da und leuchtet rot –
Das Männchen vom Bluthänfling. In der aktuellen Fassung der Roten Liste hat der Bluthänfling den zweifelhaften „Aufstieg“ von der Vorwarnliste auf „gefährdet“ geschafft. Als Finkenvogel, der auf Sämereien von Wildkräutern und Stauden angewiesen ist, fehlen ihm oft entsprechende nicht bewirtschaftete Flächen wie Ackerbrachen und Blühstreifen, die ihren Namen auch verdienen, mit Arten wie Skabiosen-Flockenblumen, Kreuzkräuter, Wegerich, Kletten und andere.
Aber vor allem das Verschwinden von Lebensräumen wie Brachflächen, Ödland und Heide(ähnlichen) Landschaften machen ihm zu schaffen. Dabei ist er sehr anpassungsfähig und nimmt auch gerne Sekundärlebensräume an, wenn sie an Offenlandschaften erinnern. Das können wie eingangs erwähnt Weinanbaugebiete, Industriegebiete, Baubrachen und Bergbaufolgelandschaften sein. Wenn diese aber aufgrund von Nutzungs- und Baudruck umgewandelt werden oder zu stark bewirtschaftet werden, verliert er auch dort sein Zuhause. Auch die unkontrollierte Sukzession von Bergbaufolgelandschaften, wenn diese bspw. von Kiefern zugewuchert werden, lässt einen passenden Lebensraum verschwinden.
Am Ort der Fotos, am Neusiedler See bei Ungarn, gab es aufgrund des Nationalparks, ehemaliger Steinbrüche und vieler Weingebiete auch entsprechend viele Bluthänflinge.