Braunkehlchen


Wie bei nahezu allen Wiesenvögeln & Bodenbrütern gehen die Bestände beim Braunkehlchen seit Jahren steil nach unten, bei dieser Art besonders stark. Während beim verwandten Schwarzkehlchen als Ausnahme unter den Wiesenvögeln ein positiver Trend zu erkennen ist, sieht es momentan nicht gut fürs Braunkehlchen aus.

Mit einem Bestandsrückgang seit den 80ern von unglaublichen 90% und einem heutigen Restbestand in Höhe von 19.500-35.000 Brutpaaren mit weiter negativer Tendenz, hat es das Braunkehlchen 2023 zum wiederholten Male zum NABU-Vogel des Jahres geschafft, das erste Mal war 1987. Wobei der Vergleichspunkt der 80er Jahre ein schlechter Zeitpunkt ist, da zu dieser Zeit die Bestände bereits gefallen sind. Der Rückgang ist also noch wesentlich dramatischer als die „nur“ 90% symbolisieren. Hauptursache ist die heutzutage mehrmals stattfindende Mahd der Wiesen, teilweise 5-6 Mal im Jahr, welche die Brut nicht überleben kann. Noch vor einigen Jahrzehnten wurden Wiesen höchstens 2 Mal im Jahr gemäht und Bodenbrüter hatten noch eine Chance. Den Landwirten allein kann man den schwarzen Peter schwerlich zuschieben – Es möchte immer niemand gerne hören, aber u.a. der heutzutage exzessiv gestiegene Fleischkonsum samt Geldgeiz generell bei Lebensmitteln, hat es notwendig gemacht, dass immer mehr und immer billigeres Viehfutter in immer größerer Menge benötigt wird. Das ist der Grund für die rücksichtslose Ausbeutung des Grünländereien.

Der Insekten- und damit Nahrungsschwund durch Pestizideinsatz, immer mehr Flächenversieglung, massiver Rückgang von Brachen, ein stärkerer Prädationsdruck durch Kulturfolger (wie Rotfuchs) wie auch Neozoen (wie Waschbär) als auch die üblichen Probleme von Langstreckenziehern (Wilderei, Dürre, etc) tun ihr übriges.

Auf einer weiten Pferdeweide konnte ich im Juni dieses Braunkehlchenpaar fotografieren (erste Fotos zeigen das Männchen, die restlichen das Weibchen).

Wie auch das Rebhuhn, so hat das Braunkehlchen vom Flächenstilllegungsprogramm (subventionierter Brachflächenanteil auf landwirtschaftlichen Flächen nach GLÖZ-8) profitiert. Bis 2007 war durch die EU ein Anteil von 10% vorgeschrieben, der nicht nur als Refugium und Nahrungsgrundlage dieser Arten diente, sondern den Böden auch Möglichkeit zur Regeneration gab. Mit Wegfall der Brachen bzw. einem kläglichen Rest von 2% sind die Bestände weiter gefallen und regional oft erloschen. Zuletzt war vorgesehen immerhin wieder auf 4% Brachflächenanteil zu kommen, obwohl mehrere Studien einen Anteil von mind. 10% vorschlagen, um unsere letzten Wiesenvögel und viele Insekten überhaupt zu erhalten. Aber selbst dieser Kompromiss hat zu massiven und auch aggressiven Protesten der großen Landwirtschaftsbetriebe unter Federführung des Bauernverbandes-Vorsitzenden geführt und die Erhöhung der Brachflächenanteile wurde nun mehrmals per Sonderbeschluss ausgesetzt.

Aktuelle Vorkommen muss man daher schon gezielt suchen und findet man auf extensiv genutzten Weiden, den letzten Relikten unserer Feuchtwiesen, Hochstaudenfluren, Brachflächen und strukturierten Heidelandschaften.

Braunkehlchen sind bei uns Langstreckenzieher und verbringen das Winterhalbjahr südlich der Sahara in Savannen und Graslandschaften. Bei einer durchschnittlichen Körpergröße von 12,5cm und einem Gewicht von 16-24g (13-26g) und damit ein wenig kleiner als ein Haussperling, ist das eine bemerkenswerte Leistung! Das Foto von Ende August zeigt einen diesjährigen Jungvogel, der hier seine erste Reise gen Süden antritt und im Gebiet gerastet hat. Dies ist auch der Zeitpunkt, den die meisten Braunkehlchen für den Abflug nutzen: Ende August/Anfang September.

Fall sie die Gefahren der langen Reise sowie die Zeit im afrikanischen Winterquartier gut überstanden haben, kann man ungefähr ab April wieder mit rückkehrenden Braunkehlchen bei uns rechnen. Im Wonnemonat Mai startet dann eine neue Brutsaison für diese bedrohten Fliegenschnäpper.

Kommentare sind geschlossen.