Unser häufigster und bekanntester Greifvogel ist für mich auch der Greifvogel mit dem schönsten Ruf. Mäusebussarde gehören zu den (Greif)vögeln, welche die größte Variabilität in der Morphe haben – damit ist das äußere Erscheinungsbild, also speziell das Federkleid, gemeint. Von ganz weißen (hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, aus dem hohen Norden) und ganz dunkelbraunen und allen möglichen Abstufungen und Mischungen dazwischen, gibt es alles. Das macht jede Beobachtung immer wieder interessant und hilft auch dabei nicht beringte Individuen über die Jahre immer wiederzuerkennen – mehr dazu später.
Auf diesen Fotos sind zwei verschiedene Individuen mit ähnlicher und recht häufiger Morphe zu sehen . Mäusebussarde sind ruffreudig, womit sie unter den Greifvögeln recht alleine sind. Das ist sicher auch einer der Gründe, warum der Ruf des Mäusebussards zu den häufigsten Imitationen von Staren gehört. Zu ihrer Beute gehören vor allem kleine Säuger und natürlich die Futterbeschaffung ohne viel Aufwand – also Aas. Wie andere Greifvögel auch, können sie natürlich ihre Jagdstrategien ändern und den Bedingungen anpassen, aber die Jagd per „Ansitz“ gehört zum Standard bei den Mäusebussarden. Sie sitzen dann auf einem Ansitz, also einem Pfahl, Straßenschild o.ä. und warten entweder darauf, dass ihnen die Beute entgegenkommt oder darauf, dass wir ihnen im Straßenverkehr frisches Aas liefern. Einerseits profitieren sie davon, andererseits sterben auch viele Bussarde durch den Straßen- oder Schienenverkehr, wenn sie sich das Aas greifen wollen. Glücklicherweise ist unser „Mausi“ im Bestand weder gefährdet, noch weist er einen negativen Trend auf.
Mäusebussarde mit hohem Weißanteil sieht man nicht ganz so häufig, sind aber auch Brutvögel in Deutschland. Zur Verbreitung der Morphen gibt es etwas unterschiedliche Aussagen in der Literatur. Es scheint jedenfalls doch so zu sein, dass weiter im Norden Europas mehr weiße Exemplare vorkommen. Gut sehen kann man das im Winter, wenn Mäusebussarde, aus zum Beispiel Skandinavien, hier bei uns überwintern und man in dieser Zeit deutlich mehr helle Exemplare sieht.
Diesen hier gastierenden Mäusebussard, in schöner weißer Morphe, konnte ich in der Wintersaison 2022 Anfang Februar fotografieren. Im März bis zum Mai treten sie dann wieder die Heimreise in die nordischen Gefilde an, während unsere brütenden Mäusebussarde Standvögel sind. Das Schöne ist, dass wir genau dieses Individuum, dank seiner markanten Morphe, an der gleichen Stelle im Oktober 2024 wiedergefunden haben.
Es ist auch nicht die Kälte, die ihre nordischen Verwandten zu uns oder weiter durch Europa ziehen lässt, sondern die Verfügbarkeit von Nahrung, die im Winter vor allem durch hohe Schneedecke herabgesetzt wird.
Im Winter ist trotzdem Energiesparen angesagt und deshalb wird fast ausschließlich auf die Ansitzjagd gesetzt, während aufwendige Suchflüge eher die Ausnahme sind.
Dieses hübsche Individuum im zweiten Kalenderjahr konnte ich im Mai letzten Jahres ablichten. Der Name des Bussards kommt nicht von ungefähr, denn vor allem Wühlmäuse bilden die Hauptnahrung des Mäusebussards. Es werden aber auch Kleintiere wie Insekten und Regenwürmer erbeutet, die größten Beutetiere bilden junge Hasen und Kaninchen. Aas wird auch nicht verschmäht, daher kann man den „Mauser“ (so wurde er früher oft volkstümlich genannt) oft an Ansitzwarten am Straßenrand beobachten. Der Verkehr erlegt sozusagen die Beute für ihn – Das gleiche Schicksal droht allerdings auch ihm selbst, wenn er von herannahenden Fahrzeugen erfasst wird.
Dieses auch sehr hübsche Individuum eines Mäusebussards, mit einer Färbung, die an den Fischadler erinnert, konnten wir im Juni ’22 bei der Nahrungssuche über Wiesen beobachten. Auch, wenn man den „Mauser“, wie er früher oft im Volksmund genannt wurde, im Offenland beobachten kann, brütet er meistens jedoch im Wald.
Seinen Horst baut er dort eher in Randnähe oder manchmal auch in Feldgehölzen. Wichtig ist die Nähe zum Offenland, damit er es nicht weit zu seinen Jagdgründen hat.
Zumindest was die Morphe, also das Erscheinungsbild anbelangt, kann man sagen, dass der folgende Mäusebussard ganz schön helle ist Diese hellen Morphen sorgen regelmäßig für Verwirrungen bei Bestimmungen und so werden helle Mäusebussarde oft als Raufußbussarde fehlbestimmt, obwohl Raufußbussarde (u.a.) oft sogar viel dunkler sind als die hellen Morphen des Mäusebussards. Auch wird die Häufigkeit von Raufußbussarden im Winter oft massiv überschätzt; wenn man sich wirklich jeden Bussard in vielen verschiedenen Gebieten im Winterhalbjahr anschaut, liegt die Wahrscheinlichkeit darunter einen Raufußbussard zu entdecken irgendwo in der Größenordnung im Bereich zwischen 1:x00 – 1:x.000 (abhängig von Geographie, Einflug und den Bedingungen zur zweifelsfreien Bestimmung).
Alles zur Bestimmung zum seltenen Raufußbussard habe ich HIER niedergeschrieben.
Damit aber erst einmal zurück zum Mäusebussard, liebevoll auch „Mausi“ oder früher oft „Mauser“ genannt. Anfang März, als ich dieses Individuum fotografiert habe, findet auch die Balz statt. Reviere werden dabei, oft auch paarweise, durch ausdauerndes Rufen beim Kreisen verteidigt. Das Männchen zeigt zur Balzzeit die als Girlandenflug bezeichneten Balzflüge, bei der er sich aus der Höhe herabstürzen lässt, wieder hinaufsteigt und die Stürzflüge dabei oft immer steiler, tiefer und rasanter werden, um dem Weibchen seine Fitness zu präsentieren.
Auch die 3 verschiedenen Individuen dieser Bilder fallen mit einer besonders hellen Morphe auf und es handelte sich allesamt um Wintergäste aus dem Norden, die ich im Oktober und November fotografiert habe. Soviel also dazu, dass einige Leute nach wie vor behaupten, es gäbe im Norden nicht mehr helle Mäusebussarde als hier. Noch einmal hingewiesen sei an dieser Stelle auf die Verwechslungsgefahr mit dem hierzulande seltenen Raufußbussard, siehe einen Absatz weiter oben.