An diesem Novembertag, in einem einem Kies-Seengebiet in Thüringen, hat sich der Nebel erst nach 12 Uhr mittags verzogen. Und so war meine erste nebelfreie und gute Aufnahme die hübsche Turmfalken-Dame auf den Fotos.
Turmfalken beobachtet man im Winter nicht so oft wie im Sommer, was mehrere Gründe hat. Zum einen verzichten sie im Winter meist auf den energieaufwendigen Rüttelflug und präferieren die Jagd von einer Ansitzwarte aus. Zum anderen gibt es in Mitteleuropa auch viele sogenannte Streif- bzw. Strichvögel, d.h. sie ziehen nicht in ein bestimmtes Überwinterungsgebiet oder weit weg, sondern streifen in geographischer Nähe auf der Suche nach einem besseren Nahrungsangebot (bspw. Felder mit mehr Mäusen) oder wärmeren Gebieten (bspw. Innenstädte) umher und begeben sich lediglich in einen anderen „Landstrich“ – Vom „Umherstreifen“ und „Landstrichen“ kommen dann auch die beiden synonymen Begriffe.
Mitunter gilt der Turmfalke allerdings auch Teilzieher, da die oben genannten Begriffe nicht klar definiert sind, aber auch, weil ein Teil der Population in den Mittelmeerraum zieht und ein anderer bleibt. Je weiter man Richtung Nord- und Osteuropa geht, desto ausgeprägter ist das Zugverhalten, scharfe Grenzen gibt es dabei nicht. Und dann gibt es natürlich noch, wie auch bei einigen klassischen Arten, die oft als Standvögel oder Wintervögel bezeichnet werden, noch die Gäste aus dem Norden, die bei uns bleiben und mitunter anstelle von unseren weggezogenen Brutvögeln auftreten. Das Rotkehlchen wäre ein weiteres Beispiel dafür.
Der „Turmi“ ist damit ein tolles Beispiel dafür wie schwierig menschengemachte Schubladen in der Natur sind und wie komplex speziell das Zugverhalten von Vögeln ist und ein einzelner Begriff meist nicht ausreicht, um eine Antwort auf die Frage nach dem Zugverhalten zu geben.