Eine außergewöhnliche Begegnung und ein Blickkontakt, der durch Mark und Bein geht

Einen besonderen Wintergast hatte ich Anfang März in einer Bergbaufolgelandschaft mit See. So paradox es klingt, aber diese Art von Sekundärlebensraum ähnelt, wenn die Sukzession nicht zu weit fortschreitet, ursprünglichen und seltenen Lebensräume wie offenen Magerwiesen, Hochmooren, Felsfluren und weiten Flussbetten. Neben Rebhühnern, Bluthänflingen und einem überwinternden Raubwürger habe ich dann auch diesen Offenlandbewohner gesehen bzw. sie zuerst mich: zwei Sumpfohreulen.

Einst war die Sumpfohreule auch in Mitteleuropa und speziell auch Deutschland ein verbreiteter Brutvogel. Aufgrund der Umstellung der Landnutzung teilt sie als Bodenbrüter und Offenlandbewohner mit Kornweihe, Kiebitz und co ziemlich die gleiche Geschichte: Nach der Entwässerung von Feuchtgebieten, hat sie versucht auf Grünland und Äckern zu brüten und fiel dort dem Mähwerk bzw. Erntemaschinen zum Opfer. Zurück blieben für ganz Deutschland noch 40-50 Brutpaare, wovon die meisten auf Inseln im Wattenmeer brüten. Immerhin ein Trostpflaster: Die Art ist weltweit sehr weit verbreitet und glücklicherweise wird nicht überall mit dem Land so umgegangen wie in Deutschland. Jedenfalls wird man sie hierzulande hauptsächlich im Winter beobachten können.

In eine feste Schublade, ob Zug- oder Standvogel, ob reviertreu oder vagabundierend, lässt sich die Sumpfohreule nicht stecken, da sie abhängig von der Situation (Mäusegradation, Wintereinbruch mit hohen Schneedecken etc.) flexibel auf vorherrschenden Bedingungen reagiert. Ib Überwinterungsgebieten können sie mitunter invasionsartig einfallen und auch recht verträglich beisammen sein, was am Brutplatz undenkbar wäre, da sie hier harsch und aggressiv ihr Revier und empfindliches Bodennest verteidigen.

Für gewöhnlich sind auch Sumpfohreulen meist dämmerungs- und nachtaktiv. Sie sind allerdings flexibler als bspw. Schleiereule und Waldkauz und vor allem zur Brutzeit auch am Tag sehr aktiv, um genügend Nahrung – hauptsächlich Wühlmäuse und von denen primär die Feldmaus – für den Nachwuchs zu erbeuten, aber jagen auch ansonsten noch bis in die Morgenstunden, falls das notwendig sein sollte.