Steile Frisuren und winterliche Gäste

Es geht los mit der Haubenmeise, die überall da, wo Nadelgehölze vorkommen häufig zu finden ist.

Zusammen mit der Weidenmeise, ist sie die einzig Meise, die sich ihre Höhlen in morsches Holz selbst hacken kann.

Die Haubenmeise brütet von allen Meisen am frühesten und hat entsprechend eine Strategie entwickelt, um mit den noch widrigen Temperaturen klarzukommen: Ihre selbst gezimmerten Baumhöhlen sind besonders stark mit Moosen, Tierhaaren u.ä. ausgepolstert und dadurch entsprechend gut isoliert. Außerdem hat sie von allen Meisen ja wohl die coolste Frise

Heute hatte ich einen ordentlich Bergfinken-Schwarm mit mindestens 250 Individuen, der auch typisches Schwarmverhalten gezeigt hat, wie man es bspw. von Staren kennt.

Bergfinken sind hier ausschließlich Wintergäste. Wieviele bei uns letztendlich überwintern, hängt von den Bedingungen in ihren nordischen Heimatländern ab: je strenger und schneereicher dort die Winter sind, desto mehr kommen hierher, um zu überwintern.

Bevor man sie gesehen oder anhand morphologischer Merkmale bestimmt hat, verraten sie sich oft schon durch ihre Laute: Bergfinken. Sehr markant ist er arttypische Ruf „wuäähd wuäähd“, der mich stark an eine länger gezogene, langsamere und tiefere Version des Dorngrasmücken-Rufes erinnert, welche zu der Zeit aber Winterurlaub in Afrika macht. Später im Winter kann man auch den Gesang hören, der lustigerweise Ähnlichkeit mit dem Ruf des Grünfinken hat, dabei aber höher ist. Lautmalerisch und als Eselsbrücke gedacht, klingt er für mich wie: „Beeerrrrrrrrrrrrrg!“. Etwas schwieriger ist der Flugruf, der an den Buchfinken erinnert, dabei aber nicht so weich klingt; aber meist folgt dann sowieso noch der typische und markante Kontaktruf.

Schwanzmeise im Herbstporträt

Sie waren mit ihren Kontaktrufen schon deutlich zu hören und zu bestimmen, bevor ich sie heute gesehen habe: Schwanzmeisen mit einem 4-fachen hohen Piepen und den typischen Schnarrlauten: brrrrd.

Dann hat sich der 10er Trupp vor mich in einem Strauch niedergelassen. Die eine war so nah, dass ich mir den Autofokus gleich gespart habe und es manuell versucht habe – glücklicherweise erfolgreich

Dieses Individuum des Typs EC war Teil eines 10er Trupps mit Schwanzmeisen der beiden Mischtypen EC und CE.

Schwanzmeisen haben nicht nur ein ausgeprägtes, sondern auch ein hochinteressantes Sozialverhalten mit einigen Besonderheiten, denn bei der Aufzucht, genauer gesagt der Fütterung, der Jungen bekommt ein Schwanzmeisenpaar gelegentlich Hilfe von Artgenossen! Das sind Individuen, die nicht gebrütet haben oder deren eigene Brut gescheitert ist. Die Helfer sind dabei mit einem der beiden Brutvögel verwandt.

Nach der Brutphase bilden sich dann Trupps aus den Eltern, Kindern und Helfern, die lange bis zur nächsten Brutphase zusammenbleiben. Um sich nicht zu verlieren halten die Trupps ausdauernd über hochfrequente ziiih-ziiih-ziiih-Rufe sowie ihre schnurrenden brrrrrrd-Rufe akustisch Kontakt miteinander. So eine Truppbildung ist nicht nur bei der Nahrungssuche hilfreich, sondern vor allem in frostigen Winternächten, da sich die Individuen dann eng aneinander kuscheln, um möglichst wenig Wärme zu verlieren. Aber natürlich ist man gemeinsam auch stärker, gerade wenn man eine kleine süße Plüschkugel mit meist 7-9g (6-10g)Gewicht ist.

Singdrossel mit widerspenstigem Essen

Auf den Fotos vom Juni sieht man unsere kleinste mitteleuropäische Drossel, die Singdrossel, bei ihrer typischen langgestreckten Haltung, die sie bei der Nahrungssuche immer wieder zum Sichern einnimmt, um bspw. nicht von einem Sperber überrascht zu werden. Eben diese Suche nach Nahrung hat sie hier zu einer Raupe des Braunen Bärs geführt, aber die ganze Angelegenheit war ihr dann im Wortsinn wohl doch zu haarig.

Wenn man sie nicht sieht, kann man sie zumindest ab Frühjahr wieder hören – Und wie! Ihr Reviergesang ist nicht nur unheimlich laut, sondern trotz der extremen Variation unverkennbar. Jedes Strophenmotiv wird dabei mehrmals, oft 2-3 mal, manchmal auch 4-5 mal, wiederholt. Ein arttypischer Laut, der immer zu hören ist, ist das lautmalerisch umschriebene “Kuh-Dieb! Kuh-Dieb!”, ansonsten imitiert sie auch sehr gerne Vogellaute aus der Umgebung. Eine Singdrossel an der Müritz konnten wir so bspw. bei der Imitation von Seeadler-Rufen beobachten, im Wald kann es auch mal passieren, dass sich der Schwarzspecht von der Singdrossel veräppeln lassen muss. Als im Thüringer Wald diesen Jahres der Krü-Krü-Krü-Krü-Krü-Flugruf des Schwarzspechts ohne Bewegung aus einem Baum kommt, war ebenfalls eine Singdrossel der Urheber.

Schaut aus wie er auch ruft: Grrrrrüüüüüün

Aus dem Trivialnamen des Grünfinken kann man schon ein paar richtige Dinge herleiten wie die Zugehörigkeit zur Familie der Finken, welche man auch gut am Finkenschnabel erkenne kann. Das mit dem Grün trifft vor allem auf die Männchen im Prachtkleid zu, Weibchen sind wesentlich matter gefärbt und zeigen eher ein gräuliches Grün. Oft für Irritation sorgen auch die Jungvögel, welche im Gegensatz zu den Altvögeln, sehr kräftige schwarze Strichel an Brust, Bauch und Flanken aufweisen. Immer markant sind die knallgelben Handschwingen, die beim sitzenden Vogel den Eindruck eines gelben Strichs vermitteln.

Wenn man sie nicht sieht, kann man sie dafür oft sehr gut hören: Der Ruf ist ein markant lang gezogenes „Grrrrrrrrrrüüüüüüün“, der Gesang dagegen eine schnelle Folge gleich klingender Trillerlaute. Dieser erinnert ein wenig an den Bluthänfling, weist aber im Gegensatz zu diesem nicht die effektvollen „Laserpistolen“ Variationen auf. Im Flug ist fast immer der Flugruf zu hören, der wie eine abgekürzte Version des Gesangs klingt. Ansonsten hört man gelegentlich auch ein nach oben ziehendes „wjiiüüüühd!“, was man auch oft von Stieglitzen hört. Dieser Ruf wird als Alarmruf benutzt.

Über Parasiten, Ökosysteme und Feldsperlinge

Diese zwei Feldsperlings-Individuen konnte ich letztes Jahr im Juni fotografieren. Während der eine einen blätternden, gefärbten Schnabel zeigte und ansonsten fit war, zeigte sich der andere recht lethargisch und wies auch fehlende Federn am Schnabelgrund auf. Vermutlich handelt es sich dabei um einen Parasitenbefall wie bspw. durch (Grab-)Milben. Das ist allerdings nicht sicher zu sagen, da es eine riesige Fülle an Parasiten gibt, die – wie überraschend – nun wahrlich keinen guten Ruf genießen.

Dabei zeigt die neuere Forschung, vor allem aus dem Bereich der Ökologie, dass Parasiten ein essenzieller und unabdingbarer Teil von intakten Ökosystemen sind. Sie halten Nahrungsnetze am laufen und erzeugen genug Selektionsdruck, um den Genpool fit und wehrhaft zu halten. Kein Wunder, denn wie man heute annimmt, müssen sich potenzielle Wirte schon seit ca. 500 Millionen Jahren mit parasitischen Lebensformen herumschlagen. So sagen Ökologen wie bspw. Peter Hudson von der Penn State University auch, dass ein gesundes Ökosystem auch reich an Parasiten ist.

Wir Menschen, die gut und gerne heutzutage 80 Jahre und älter werden, haben an ein gesundes Leben natürlich auch andere Maßstäbe. Die meisten Singvögel allerdings leben bis auf Ausnahmen i.d.R. nur 2-5 Jahre.

Ein Gesicht wie eine Eule am Mittag machen

Diese Redensart kann man hier, mittags im Oktober, mit dem dösenden Waldkauzpaar wörtlich nehmen. Waldkäuze bleiben als Standvögel das ganze Jahr über ihrem Revier treu. Wenn sich Paare gefunden haben, bleiben sie sich im Gegensatz zu einem Großteil anderer Vögel monogam oft bis zum Tod treu; bei manchen Paaren kommen da ganze 15 Jahre zusammen.

An ihren Schlafplätzen, von denen sie in ihrem Revier mehrere beherberbergen, vertrauen sie – wie man sieht auch zurecht – voll auf ihre Tarnung. Wenn die Eulen von ihrer potenziellen Beute doch einmal entdeckt werden, geht richtig die Post ab im Wald. Allgemein bekannt ist, dass bspw. Eichelhäher mit lauten Warnrufen versuchen Greifvögel und Eulen zu vertreiben. Aber auch andere Vögel, vom Kleiber bis zur Kohlmeise, machen richtig Radau, wenn sie einen Waldkauz am Schlafplatz entdecken.

Eine unvergessene Anekdote ist, wie wir einmal einen ebenso laut wie energisch schimpfenden Vierer-Trupp Amseln im Wald gehört haben, die sich um ihre innerartlichen Reviergrenzen mitten im Sommer in dem Moment keine Gedanken mehr gemacht haben, als sie einen Waldkauz am Schlafplatz entdeckt haben. Zusammen sind sie solange auf die Eule drauf los gegangen, bis diese nach mehreren Zwischenstopps das Waldstück verlassen hat. Denn Waldkäuze sind nicht wählerisch bei ihrer Beute und auch, wenn Mäuse den Hauptteil ihrer Nahrung ausmachen, lassen sie sich günstige Gelegenheiten zur Prädation von Vögeln oder anderen Tieren nicht entgehen; das scheint sich herumgesprochen zu haben

Blaumeisen-Nachwuchs wird gefüttert

Die piepsenden Bettelrufe wurden erhört: Da kommt das Futter!

Kein Wunder, sind es vor allem die Eltern selbst, die ihre noch nicht flüggen Jungvögel oft nach draußen locken, indem sie weniger Futter ins Nest bringen und auffordernd von draußen rufen. Teilweise kommen so Jungvögel aus dem Nest, die noch mehrere Tage bis zu einer Woche brauchen, um überhaupt flugfähig zu sein, was natürlich ein enormes Potenzial für Prädationsereignisse hergibt. Dies bildet sich entsprechend auch in den Daten zur Überlebensrate ab, die in dieser Ästlingsphase am geringsten ist.

Da stellt sich natürlich die Frage: Warum forcieren Vogeleltern dieses Verhalten dann? In einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 wird genau dieser Frage nachgegangen und man kommt nach Auswertung mehrerer Studien zum Schluss, dass damit zwar der Verlust einzelner Individuen erhöht, dafür aber das Risiko die komplette Brut durch ein einzelnes Ereignis (vor allem Prädation) zu verlieren, verringert wird.

Blaumeisen-Ästling – Zuckersüßer Klettermaxe

Mal ehrlich: Bei diesem süßen Kindchen-Schema in Plüschball-Optik mag man das Kleine am liebsten Knuddeln und mitnehmen. Was eher im übertragenen Sinne übertrieben gemeint war und die Niedlichkeit ausdrücken soll, wird von einigen Menschen leider ernst gemeint. Als vermeintlich hilflos deklariert, werden (verbotenerweise) oft nicht hilfsbedürftige Wildvögel aus der Natur entnommen und entweder in Überforderung falsch aufgezogen oder es werden Pflegestationen mit Vögeln überhäuft, die gar keine Hilfe bräuchten.

Dieser junge Blaumeisen-Ästling wirkt nur auf den ersten Blick hilflos: schon nach kurzer Beobachtungszeit kann man feststellen, dass der kleine Fratz mit Hilfe von Krallen, Schnabel und Flügelschlägen unglaubliche Kletterfähigkeiten aufweist. Auch die Eltern reagieren auf die piepsenden Bettelrufe und füttern fleißig weiter. Die Fotos zur Fütterung zeige ich dann im nächsten Beitrag.

Weitere Information zum Thema Nestling/Ästling und ob bzw. wann ein Vogel hilfsbedürftig ist.

Männlicher Hausrotschwanz in voller Pracht und beim Verringern des Startgewichts ;-)

Der Hausrotschwanz gehört zur Familie der Fliegenschnäpper (Muscicapidae) und lässt sich aufgrund seines Habitus und Vorkommens in Siedlungsgebieten schon von der Silhouette her bestimmen: Auf einer Ansitzwarte – oft ein Dachfirst – sitzend, steht er oft knicksend da und zittert markant mit dem Schwanz.

Die Bilder zeigen das Männchen in seinem markant dunklen Federkleid – allerdings zeigen sich manche Männchen auch noch im 2. Kalenderjahr in einem weibchenfarbigen Kleid, da nach der ersten Mauser juveniler Vögel nicht immer ins adulte, männliche Kleid gemausert wird.

Dohlenpaar beim Chillen und bei ihrer Flugkunst

Dohlen gehören zu den Rabenvögeln und sind mit einer Flügelspannweite von 67-74cm und einer Körperlänge von 33-34cm wesentlich kleiner als die anderen heimische Rabenverwandtschaft. Mit dem rundlichen grauen Köpfchen sowie dem unverkennbaren „Kjak!“-Rufen sind sie leicht zu erkennen.

Dohlen sind sehr gesellige Tiere und weisen ein hoch komplexes Sozialverhalten mit verschiedenen Rangordnungen auf. Nicht verwunderlich, dass ein Dohlentrupp daher immer sehr lebhaft und ruffreudig erscheint.

Paare leben i.d.R. in Dauerehe zusammen.