Kreisende Eleganz: Rotmilan

Im Mai habe ich diesen schönen über uns kreisenden Rotmilan vor die Linse bekommen.

Wenn er es schaffen sollte den zahlreichen Gefahren, die auf ihn warten zu trotzen, dann kann es ein wild lebender Rotmilan nachweislich auf knapp 30 Jahre bringen (Ringfund) und in Gefangenschaft sogar auf bis zu 38 Jahren.

Eine dieser Gefahrenquellen steht besonders oft im medialen Fokus und wird oft hochemotional debattiert, nämlich die Windkraft. Bei diesem Thema wird immerhin über die Gefahr geredet und es werden verschiedene Maßnahmen studiert, probiert und bereits angewandt, mitunter erfolgreich. Gar nicht auf dem Schirm der Öffentlichkeit ist der nachgewiesen und weitem Abstand häufigste Grund für unnatürlich gestorbene Rotmilan: Vergiftung!

Von wenigen absichtlichen Vergiftungen abgesehen, wird dem Rotmilan vor allem seine Vorliebe für Aas zum Opfer: Damit frisst er auch Nagetiere, die durch das Auslegen von Giftködern gestorben sind. An der Spitze der Nahrungskette stehend, reichert sich das Gift im Rotmilan an, bis er qualvoll daran stirbt. Die Ausmaße sind erschreckend: Eine niederländische Studie konnte bei 45 von 55 toten Rotmilanen Vergiftungen nachweisen. In einer weiteren EU-weiten Studie zur Untersuchung von Todesursachen des Rotmilans, konnte man durch 700 besenderte und verstorbene Rotmilan nachweisen, dass Vergiftungen mit weitem Abstand die häufigste Todesursache sind. Wenig überraschend ist Platz 2 der Tod im Straßenverkehr. Weiterhin sind Stromschläge an ungesicherten Leitungen auch immer noch ein Problem. Windkraft kommt bei dieser Studie erst auf Platz 7; was sich in Zukunft natürlich mit einem verstärkten Ausbau ändern könnte, aber es zeigt wie hier öffentlich vollkommen vorbei an Tatsachen diskutiert wird. Auch Kollisionen mit Fensterscheiben bzw. Glas-Hochhäusern sind generell ein Problem für Vögel.

Die Problematik der Vergiftung in, unabsichtlicher vertikaler Richtung der Nahrungskette, wurde auch durch noch eine andere, alarmierende Studie erwiesen: Am IWZ in Berlin hat man alle aufgefunden Greifvogelkadaver zwischen 1996 und 2018 untersucht: „Wir fanden Rodentizid-Rückstände im Lebergewebe von mehr als 80 Prozent der untersuchten Habichte und Rotmilane“, so Alexander Badry, Hauptautor der Studie. Bei gut 15 Prozent beider Arten lagen die Konzentrationen über 200 Nanogramm pro Gramm Körpergewicht, was laut der Forscher ein Hinweis auf eine akute Vergiftung ist.

Wer etwas für den Rotmilan-Schutz tun will: Hört auf Giftköder auszulegen und sagt es weiter! Das ist nicht nur qualvoll für die Nager; diese sterben nämlich nicht gleich auf der Stelle, sondern später irgendwo anders und werden nachweislich von Greifvögeln gefressen. Der beste Schutz vor einer übermäßigen Nagerpopulation ist ein intaktes Ökosystem mit Prädatoren wie Greifvögeln und Eulen. Die Giftköder machen damit sogar ironischerweise genau das Gegenteil von dem was sie sollen: Sie dezimieren unbeabsichtigt Prädatoren und ermöglichen Mäusen und Ratten damit höhere Populationen.

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