27 Arten an Tagfaltern + 1 Varietät (Dunkler Kaisermantel) haben wir letzten Freitag Nachmittag auf mageren Halbtrockenrasen in Nähe von Muschel-Kalkhängen kartiert. Einige der Arten sowie einige der zufällig entdeckten Nachtfalter stelle ich heute im Beitrag vor.
1. Auf einer Wiese kann man sie im Juli schnell mal in 2-stelliger Anzahl antreffen: Die Braune Tageule (Euclidia glyphica). Sie gehört zur Familie der Eulenfalter und ist am Tag außerordentlich aktiv, wir konnten sie oft bei der Nektaraufnahme an Skabiosen-Flockenblumen beobachten.
2. Einer der Braundickkopffalter hat sich hier an der Acker-Kratzdistel gütlich getan, der Braunkolbige Braundickkopffalter (Thymelicus sylvestris). Auch wenn das Merkmal winzig ist, ist es sicher auffindbar, nicht variabel und 100%ig sicher: Die Unterseiten der Fühlerkolbenspitzen sind orange-bräunlich. Beim Schwarzkolbigen Braundickkopffalter (Thymelicus lineola) sind sie schwarz. Der Mattscheckige Braundickkopffalter hat ebenfalls orange-braune Fühlerkolbenspitzen, sogar etwas leuchtkräftiger, aber auch ein schwaches Kästchenmuster auf den Vorderflügeln und er ist innenseitig weniger kräftig gefärbt. Das letzte Bild der Reihe zeigt unseren weiblichen Dickkopf-Kumpel bei dem Versuch einer Eiablage an Gräsern.
3. Ein ganz frischer Distelfalter (Vanessa cardui). Während in vielen TV-Dokus oder Beiträgen immer wieder über die Wanderleistungen der amerikanischen Monarchenfalter gesprochen wird, ist vielen nicht klar, welche unvorstellbar krassen Leistungen eigentlich die Arten vor der eigenen Haustür oder im Garten vollbringen: Der Distelfalter fliegt innerhalb eines Jahres in 4 Generationen von Nordafrika über das Mittelmeer und die Alpen, um hier anzukommen! Und im selben Jahr fliegt die zuletzt geschlüpfte Generation auch wieder den Weg nach Nordafrika zurück! Unglaublich
4. Dieses T am Grashalm ist ein typischer und häufiger Vertreter der Federmotten – bitte nicht mit Federgeistchen verwechseln. Es ist das Federmotten-Artenpaar Emmelina monodactyla/argoteles. Äußerlich kann man die beiden Arten nicht unterscheiden, in den allermeisten Fällen wird es sich jedoch um die häufige Emmelina monodactyla handeln.
5. Das Esparsetten-Widderchen oder auch Krainer-Widderchen (Zygaena carniolica) gehört mit zu unseren buntesten Widderchen. Die Art ist in Thüringen recht lückig verbreitet und fehlt in einigen Landsteilen. Als beliebte Nektarpflanze dient hier die Skabiosen-Flockenblume, das Bild zeigt unten links noch das häufige und wenig anspruchsvolle Sechsfleck-Widderchen (Zygaena filipendulae).
6. Immer erfreulich, wenn man einen der Mohrenfalter sieht. Bei mir in der weiteren Umgebung fliegen immerhin der Rundaugen- und Graubindige Mohrenfalter (Erebia aethiops). Das Foto zeigt letztgenannten, durch die gräuliche Binde der Hinterflügel zu erkennen. Die Art fliegt vor allem in licht bewaldeten Hügelländern, die an blütenreiche Säume grenzen.
7. Einer unser absolut häufigsten Tagfalter mit großer ökologischer Amplitude (ein Generalist und kein Spezialist) ist das Große Ochsenauge (Maniola jurtina). Das Foto zeigt ein Männchen, die Weibchen fallen mit einer weißlichen Binde der Hinterflügel auf.
8. Überraschung! Diese Schwarz-Weiße, sehr große Erscheinung, die oberseitig auch noch blau-grünlich schimmert, hat uns für den Bruchteil einer Sekunde in Schrecken versetzt: Wer fliegt denn hier?! Na klar, es ist die Dunkle Form (Form valesina) vom Kaisermantel (Argynnis paphia), die aber nur von Weibchen gezeigt wird und das auch nur in bestimmten Regionen. Zusammen mit dem Kleinen Perlmuttfalter gehört der Kaisermantel noch zu den wenig weit und lückenlos verbreiteten Perlmuttfaltern, da sie weniger auf bestimmte Bedingungen spezialisiert sind wie ihre mittlerweile teils sehr seltene Verwandtschaft.
9. Nein, hier haben wir keinen Hauhechel-Bläuling Was sehen wir? Einen fehlenden Basaldot auf den Vorderflügeln, das kommt zwar beim Hauhechel-Bläuling auch mal vor, ist aber die Ausnahme als die Regel. Ein zweite Sache ist die 3er-Punktreihe der Hinterflügel: Beim Hauhechel-Bläuling sind tendenziell die unteren beiden Dots dicht beisammen – hier eindeutig die oberen. Was sehen wir also? Den Kleinen Esparsetten-Bläuling (Polyommatus thersites). Foto 1 zeigt ein Weibchen, Foto 2 ein Männchen. Die Art ist auf der einen Seite nicht ganz so häufig, auf der anderen Seite wird sie wegen der Bestimmungsschwierigkeit aber wohl auch oft übersehen.
10. Dieser verwaschen gezeichnete Dickkopffalter ist der Dunkle Dickkopffalter oder auch Kronwicken-Dickkopffalter (Erynnis tages). Seine Raupen fressen am liebsten Gew. Hornklee, Bunte Kronwicke und einige weitere verwandte Arten.
11. Eindeutig wieder ein besseres Jahr hat das Landkärtchen (Araschnia levana). Eine Besonderheit der Art ist ihr Saisondimorphismus: Die Frühjahrsgeneration ist überwiegend orange, die Sommergeneration überwiegend schwarz. In abgeschwächter Form zeigen das aber auch viele andere Falter: der Grünader-Weißling hat in der 2. Generation des Jahres stets deutlich schwächer gezeichnete Adern als die vorherige. Als Nektarpflanze dienen auf den Fotos Acker-Kratzdistel und Skabiosen-Flockenblume.
12. Ein richtig toller Fund ist dieser unverwechselbar und scharf gezeichnete Dickkopffalter: Es ist der Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae), dessen Raupen sich ausschließlich von Malve ernähren. Im Gebiet haben wir nur die Gelbe Stockrose vorgefunden, ob er wohl von dieser Pflanze stammt?
13. Sicher oft übersehen und für gewöhnlich auch nicht so häufig, ist der Mattscheckige Braundickkopffalter (Thymelicus acteon). Auch diese Art finde ich dieses Jahr ungewöhnlich oft. Die Bestimmung erfordert den genauen Blick auf 2 Merkmale: Die Fühlerkolbenspitzen sind orange-braun, ähnlich wie beim Braunkolben-Braundickkopffalter, meist sogar noch deutlicher. Aber vor allem zeigt die Art das matte Scheckmuster, kleine Würfen, auf den Vorderflügeln. Bei den Weibchen sind sie sehr deutlich ausgeprägt, bei den Männchen nur schwach. Außerdem ist die Art innenseitig deutlich weniger leuchtkräftig orange als seine verwandten Dickkopffalter.
14. Das anspruchsloseste und häufigste Widderchen ist das Sechsfleck-Widderchen oder auch Blutströpfchen (Zygaena filipendulae). Verwechslungsgefahr besteht hier mit dem deutlich selteneren Hufeisenklee-Widderchen, hier sollte man immer mehrere Merkmale betrachten sowie auch das Habitat. Zu beachten ist, dass das Sechsfleck-Widderchen recht variabel ist und auch mal weißliche Fühlerkolbenspitzen zeigt, mal eine ungewöhnliche Flügelhaltung oder auch mal etwas dunklere Flügeldecken.
15. Wer braucht schon Blumen, wenn man Mist hat! Das dachten sich der Hauhechel-Bläuling (rechts) sowie der Silbergrüne-Bläuling (Lysandra coridon). Aus solchen Quellen stillen viele Falter ihren Bedarf an Mineralen, ansonsten auch gerne aus Pfützen, Feldwegen, Schweiß usw. Oft im selben Habitat wie der Silbergrüne Bläuling kommt der Himmelblaue Bläuling vor, dieser scheint aber zumindest in Thüringen ein außergewöhnlich schlechtes Jahr zu haben.
