vielFALT auf mageren Halbtrockenrasen – Falterkartierung vom Freitag

27 Arten an Tagfaltern + 1 Varietät (Dunkler Kaisermantel) haben wir letzten Freitag Nachmittag auf mageren Halbtrockenrasen in Nähe von Muschel-Kalkhängen kartiert. Einige der Arten sowie einige der zufällig entdeckten Nachtfalter stelle ich heute im Beitrag vor.

1. Auf einer Wiese kann man sie im Juli schnell mal in 2-stelliger Anzahl antreffen: Die Braune Tageule (Euclidia glyphica). Sie gehört zur Familie der Eulenfalter und ist am Tag außerordentlich aktiv, wir konnten sie oft bei der Nektaraufnahme an Skabiosen-Flockenblumen beobachten.

2. Einer der Braundickkopffalter hat sich hier an der Acker-Kratzdistel gütlich getan, der Braunkolbige Braundickkopffalter (Thymelicus sylvestris). Auch wenn das Merkmal winzig ist, ist es sicher auffindbar, nicht variabel und 100%ig sicher: Die Unterseiten der Fühlerkolbenspitzen sind orange-bräunlich. Beim Schwarzkolbigen Braundickkopffalter (Thymelicus lineola) sind sie schwarz. Der Mattscheckige Braundickkopffalter hat ebenfalls orange-braune Fühlerkolbenspitzen, sogar etwas leuchtkräftiger, aber auch ein schwaches Kästchenmuster auf den Vorderflügeln und er ist innenseitig weniger kräftig gefärbt. Das letzte Bild der Reihe zeigt unseren weiblichen Dickkopf-Kumpel bei dem Versuch einer Eiablage an Gräsern.

3. Ein ganz frischer Distelfalter (Vanessa cardui). Während in vielen TV-Dokus oder Beiträgen immer wieder über die Wanderleistungen der amerikanischen Monarchenfalter gesprochen wird, ist vielen nicht klar, welche unvorstellbar krassen Leistungen eigentlich die Arten vor der eigenen Haustür oder im Garten vollbringen: Der Distelfalter fliegt innerhalb eines Jahres in 4 Generationen von Nordafrika über das Mittelmeer und die Alpen, um hier anzukommen! Und im selben Jahr fliegt die zuletzt geschlüpfte Generation auch wieder den Weg nach Nordafrika zurück! Unglaublich

4. Dieses T am Grashalm ist ein typischer und häufiger Vertreter der Federmotten – bitte nicht mit Federgeistchen verwechseln. Es ist das Federmotten-Artenpaar Emmelina monodactyla/argoteles. Äußerlich kann man die beiden Arten nicht unterscheiden, in den allermeisten Fällen wird es sich jedoch um die häufige Emmelina monodactyla handeln.

5. Das Esparsetten-Widderchen oder auch Krainer-Widderchen (Zygaena carniolica) gehört mit zu unseren buntesten Widderchen. Die Art ist in Thüringen recht lückig verbreitet und fehlt in einigen Landsteilen. Als beliebte Nektarpflanze dient hier die Skabiosen-Flockenblume, das Bild zeigt unten links noch das häufige und wenig anspruchsvolle Sechsfleck-Widderchen (Zygaena filipendulae).

6. Immer erfreulich, wenn man einen der Mohrenfalter sieht. Bei mir in der weiteren Umgebung fliegen immerhin der Rundaugen- und Graubindige Mohrenfalter (Erebia aethiops). Das Foto zeigt letztgenannten, durch die gräuliche Binde der Hinterflügel zu erkennen. Die Art fliegt vor allem in licht bewaldeten Hügelländern, die an blütenreiche Säume grenzen.

7. Einer unser absolut häufigsten Tagfalter mit großer ökologischer Amplitude (ein Generalist und kein Spezialist) ist das Große Ochsenauge (Maniola jurtina). Das Foto zeigt ein Männchen, die Weibchen fallen mit einer weißlichen Binde der Hinterflügel auf.

8. Überraschung! Diese Schwarz-Weiße, sehr große Erscheinung, die oberseitig auch noch blau-grünlich schimmert, hat uns für den Bruchteil einer Sekunde in Schrecken versetzt: Wer fliegt denn hier?! Na klar, es ist die Dunkle Form (Form valesina) vom Kaisermantel (Argynnis paphia), die aber nur von Weibchen gezeigt wird und das auch nur in bestimmten Regionen. Zusammen mit dem Kleinen Perlmuttfalter gehört der Kaisermantel noch zu den wenig weit und lückenlos verbreiteten Perlmuttfaltern, da sie weniger auf bestimmte Bedingungen spezialisiert sind wie ihre mittlerweile teils sehr seltene Verwandtschaft.

9. Nein, hier haben wir keinen Hauhechel-Bläuling Was sehen wir? Einen fehlenden Basaldot auf den Vorderflügeln, das kommt zwar beim Hauhechel-Bläuling auch mal vor, ist aber die Ausnahme als die Regel. Ein zweite Sache ist die 3er-Punktreihe der Hinterflügel: Beim Hauhechel-Bläuling sind tendenziell die unteren beiden Dots dicht beisammen – hier eindeutig die oberen. Was sehen wir also? Den Kleinen Esparsetten-Bläuling (Polyommatus thersites). Foto 1 zeigt ein Weibchen, Foto 2 ein Männchen. Die Art ist auf der einen Seite nicht ganz so häufig, auf der anderen Seite wird sie wegen der Bestimmungsschwierigkeit aber wohl auch oft übersehen.

10. Dieser verwaschen gezeichnete Dickkopffalter ist der Dunkle Dickkopffalter oder auch Kronwicken-Dickkopffalter (Erynnis tages). Seine Raupen fressen am liebsten Gew. Hornklee, Bunte Kronwicke und einige weitere verwandte Arten.

11. Eindeutig wieder ein besseres Jahr hat das Landkärtchen (Araschnia levana). Eine Besonderheit der Art ist ihr Saisondimorphismus: Die Frühjahrsgeneration ist überwiegend orange, die Sommergeneration überwiegend schwarz. In abgeschwächter Form zeigen das aber auch viele andere Falter: der Grünader-Weißling hat in der 2. Generation des Jahres stets deutlich schwächer gezeichnete Adern als die vorherige. Als Nektarpflanze dienen auf den Fotos Acker-Kratzdistel und Skabiosen-Flockenblume.

12. Ein richtig toller Fund ist dieser unverwechselbar und scharf gezeichnete Dickkopffalter: Es ist der Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae), dessen Raupen sich ausschließlich von Malve ernähren. Im Gebiet haben wir nur die Gelbe Stockrose vorgefunden, ob er wohl von dieser Pflanze stammt?

13. Sicher oft übersehen und für gewöhnlich auch nicht so häufig, ist der Mattscheckige Braundickkopffalter (Thymelicus acteon). Auch diese Art finde ich dieses Jahr ungewöhnlich oft. Die Bestimmung erfordert den genauen Blick auf 2 Merkmale: Die Fühlerkolbenspitzen sind orange-braun, ähnlich wie beim Braunkolben-Braundickkopffalter, meist sogar noch deutlicher. Aber vor allem zeigt die Art das matte Scheckmuster, kleine Würfen, auf den Vorderflügeln. Bei den Weibchen sind sie sehr deutlich ausgeprägt, bei den Männchen nur schwach. Außerdem ist die Art innenseitig deutlich weniger leuchtkräftig orange als seine verwandten Dickkopffalter.

14. Das anspruchsloseste und häufigste Widderchen ist das Sechsfleck-Widderchen oder auch Blutströpfchen (Zygaena filipendulae). Verwechslungsgefahr besteht hier mit dem deutlich selteneren Hufeisenklee-Widderchen, hier sollte man immer mehrere Merkmale betrachten sowie auch das Habitat. Zu beachten ist, dass das Sechsfleck-Widderchen recht variabel ist und auch mal weißliche Fühlerkolbenspitzen zeigt, mal eine ungewöhnliche Flügelhaltung oder auch mal etwas dunklere Flügeldecken.

15. Wer braucht schon Blumen, wenn man Mist hat! Das dachten sich der Hauhechel-Bläuling (rechts) sowie der Silbergrüne-Bläuling (Lysandra coridon). Aus solchen Quellen stillen viele Falter ihren Bedarf an Mineralen, ansonsten auch gerne aus Pfützen, Feldwegen, Schweiß usw. Oft im selben Habitat wie der Silbergrüne Bläuling kommt der Himmelblaue Bläuling vor, dieser scheint aber zumindest in Thüringen ein außergewöhnlich schlechtes Jahr zu haben.

Entgegen dem Trend

Entgegen dem Trend der meisten Bläulingsarten (Lycaenidae), die als ökologische Spezialisten immer mehr Probleme in unseren aufgeräumten Landschaften bekommen und seltener werden, scheint es beim Kurzschwänzigen Bläuling (Cupido argiades) anders zu verlaufen. Die wärmeliebende Art scheint, vielleicht auch bedingt durch den Klimawandel, deutlich auszubreiten. Der Fundort bei den Fotos war dann auch der Erstnachweis auf diesem Quadranten in Thüringen.

Der Kurzschwänzige Bläuling mag strukturierte, buschige Wiesen oder Lichtungen. Seine Raupen entwickeln sich an Gewöhnlichen Hornklee, Bunter Kronwicke, Luzerne, Rot-Klee, und einigen anderen verwandten Pflanzen.

Auffällig ist sein besonders hektischer Flug in Ziackzack-Linien sowie seine geringe Größe – kein Wunder, er ist ja auch mit dem Zwerg-Bläuling (Cupido minimus) verwandt.

Die Raupe hängt in Berlin

Die etwas kryptische Überschrift hat schon ihre Berechtigung, aber von Anfang an: Der NABU Berlin hatte vor einiger Zeit dazu aufgerufen eigene Fotos von Schmetterlingsraupen einzuschicken. Neben den 3 Gewinnerfotos werden auch viele andere Fotos präsentiert und ich freue mich, dass mein Bild der Raupe eines Großen Fuchses (Nymphalis polychloros) ebenfalls mit ausgestellt wird.

Zu sehen ist dieses Foto unter vielen anderen tollen Raupenbilder anderer Fotografen ab 17.07. bis mind. Endes des Jahres in den Allee Arcaden in Berlin.

Bunte Mischung an Faltern und einem Bockkäfer von Ende Mai

Aus dem gleichen Gebiet wie die Beiträge über Flora & Landschaft, Orchideen im Waldmeister-Buchenwald, Schwanzmeisen-Nachwuchs und dem quitschenden Girlitz, stammen die folgenden Fotos. 28 Falter-Arten haben wir an dem Tag kartiert, wovon ich eine kleine Auswahl hier vorstelle + eines Bockkäfers, der sich am Ende der Runde noch gezeigt hat.

1. Einer unserer schönsten Vertreter der Dickkopffalter (Hesperiidae), ist der Gelbwürfelige Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon). Die Art mag weder tiefe geschlossene Wälder, noch vollkommen offene Biotope, sondern eher Waldsäume und die mittlerweile selten gewordenen Lichtwälder – also strukturreiche, offene und lichtdurchflutete Wälder mit reich differenzierter Strauch- und Krautschicht.

2. Federmotten (Pterophoridae) werden aufgrund des ähnlichen Namens immer wieder mit Federgeistchen (Alucitidae) verwechselt – dabei ist das eine gänzlich andere Familie, deren Vertreter auch ganz anders gebaut sind. Es gibt in Deutschland bzw. Mitteleuropa mehr Federmotten-Arten als man gemeinhin annehmen könnte – nämlich 70-80 Arten! Deren Bestimmung ist mitunter extrem kniffelig. Wichtig sind detailreiche Makrofotos, bestimmungsrelevant sind die Anordnung der Dornen an den Beinen, die Relation von Fleckenmustern auf den Flügeloberseiten, die Größe des Falters sowie die Form und Größe von Flecken der herausragenden Federn am Ende der Flügel. Die Art ist anhand der Kombination von morphologischen Merkmalen, Verbreitung und Lebensraumtyp samt Raupen-Futterpflanzen, höchstwahrscheinlich die Habichtskraut-Federmotte (Hellinsia didactylites).

3. Der Marmorierte Kleinspanner (Scopula immorata) ist ein hübscher und gut zu bestimmender Vertreter aus der weiten Familie der Spanner (Geometridae). Als Lebensraum bevorzugt die Art trockene und blütenreiche Magerrasen.

4. Immer wieder schön und lustig anzusehen sind Vertreter der Langhornmotten (Adelidae). Das hier ist Nematopogon swammerdamella, mit dem wenig etablierten Trivialnamen Gelber Langfühler. Aus der Gattung ist das der häufigsten und größte Vertreter, unterscheiden lassen sich deren Vertreter anhand des Musters der Flügel, der (Nicht)ringelung der Fühler sowie der Flugzeit und Größe.

5. Noch eine Langhornmotte (Adelidae), hat sich hier auf der Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis) gezeigt: Es ist die Skabiosen-Langhornmotte (Nemophora metallica). Das Art-Epitheton „metallica“ trifft es gut, denn die Flügeloberseiten leuchtend wunderschön metallisch-glänzend.

6. Ein schöner Käfer hat sich hier gezeigt, der Variable Stubbenbock (Stenocorus meridianus). Käfer im Allgemeinen können sehr leicht oder sogar absolut unmöglich genau zu bestimmen sein. Viel wichtiger als der farbliche Gesamteindruck, sind oft strukturelle Merkmale wie bspw. verschiedene Dicken der Fühlerglieder, Formen von Halsschilden oder Färbungen an den Schenkeln. Den Beinamen „Variabler“ trägt er zurecht, denn die Art kann in der Färbung gehörig variieren!

Aktuelle Falterfotos mit einer super schönen Besonderheit

Eine kleine Fotoauswahl aus den letzten Falterkartierungen gibt’s im heutigen Beitrag zu sehen. Fangen wir gleich ohne lange Einleitung mit der größten Besonderheit an.

1. Mit den besonders dicken schwarzen Dots, der durchgängigen orangen Postdiskalbinde der Hinterflügelunterseiten sowie den mystisch anmutenden dunkel bläulich-schwarzen Innenseiten der Flügel, ist der Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) unter den Bläulingen schnell und leicht bestimmt. Nicht so leicht ist es dagegen auf diese Art zu treffen, da sie sehr spezifische Lebensraumansprüche stellt. Südexponierte Schutthalten und Felshänge mit Bewuchs von Fetthennen der Gattung Sedum spec. und Hylotelephium spec. klingt erst einmal nicht so speziell. Dazu hat der Fetthennen-Bläuling aber auch gerne eine hohe Luftfeuchte (durchschnittl. >77%) im Habitat. Natürlich sollten die Eier und Raupen auch nicht weggemäht oder zertrampelt oder sein Habitat aufgeforstet oder überwuchert werden – Das alles zusammen macht die Art extrem rar. In Deutschland steht die Art als gefährdet (2) auf der Roten Liste, in Thüringen sogar als vom Aussterben bedroht (1).

2. Deutlich häufiger als die vorherige Art ist das weniger anspruchsvolle Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum). Die Art gehört zu den Schwärmern (Sphingidae) und wird daher als Nachtfalter bezeichnet, auch wenn sie tagaktiv ist. Die Individuen, die man im ersten Teil des Sommerhalbjahres sieht, sind Wanderfalter aus Nordafrika oder Südeuropa. Hier reproduzierte Arten, sieht man dann im Hochsommer. Aufgrund des Klimawandels gibt es aber immer mehr Hinweise, dass die Art auch hier überwintert

3. Eine Art, die gar nicht so selten, aber oft schwer zu beobachten ist und deren Bestände starken Schwankungen unterliegen, ist der Trauermantel (Nymphalis antiopa) – hier wie so oft wieder nur die Unterseite erwischt

Entwicklert

Nein, in der Überschrift steckt kein Schreibfehler: Anfang Mai habe ich eine Wickler-Raupe (Tortricidae) gefunden und sie am Spitz-Wegerich entwickeln lassen, oder besser gesagt „entwicklert“

Es handelt sich hier um einen Vertreter eine knifflig zu bestimmenden Gattung, Cnephasia spec. oder auch Schattenwickler genannt. Alles schön beieinander hat die Sache aber nun eindeutig geklärt, es ist Cnephasia stephensiana. Die Art ist weit verbreitet, wird aber nicht ganz so oft gemeldet, was sicher zum Einen an den Bestimmungsschwierigkeiten als auch an der Tatsache liegt, dass Kleinschmetterlinge wie eben auch Wickler, nicht ganz so viel bearbeitet und gemeldet werden.

Die Raupen sind im Mai unterwegs und tun sich an einer Vielzahl heimischer krautiger Pflanzen gütlich, bspw. Natternkopf, Hahnenfuß-Gewächse, Wicken, Wegerich-Arten, Habichtskräuter uvm.

Beim Fund auf einer extensiv genutzten Wiese, fanden sich mehrere Individuen am Spitz-Wegerich bzw. IM Spitz-Wegerich, da sie sich dort familientypisch in eine Blatt-Tüte gewickelt haben. Bewerkstelligen tun sie das, indem sie abwechselnd einen Gespinstfaden von einer Blattseite zur anderen spinnen und mit der damit einhergehenden Spannung die Blattränder zusammenziehen. In dem Blatt sind sie besser vor Fressfeinden wie Vögeln geschützt und können sich bis zum letzten Larvalstadium (L5) vollfressen bzw. sich (je nach Art) dort verpuppen.

Das erste Foto zeigt die leere Puppenhülle, das. zweite die ganz frische Imago und die Collage ist ja selbsterklärend

Schmetterlinge im Mai auf Magerrasen und Weiden

Wie angekündigt nun ein letzter Schwung Fotos von einer Tour im Mai, dieses Mal mit dem Fokus auf den fliegenden Geschöpfen, die statt Federn Schuppen haben – Schmetterlinge Neben den fotografierten Arten, die hier vorgestellt werden, haben wir noch weitere Arten kartiert: Braune Tageule (Euclidia glyphica), Tagpfauenauge (Aglais io), Aurorafalter (Anthocharis cardamines), Johanniskrautspanner (Aplocera efformata/plagiata), Klee-Gitterspanner (Chiasmia clathrata), Kleines Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus), Goldene Acht (Colias hyale), Kleiner Perlmutterfalter (Issoria lathonia), Tintenfleckweißling (Leptidea juvernica/sinapis), Grünader-Weißling (Pieris napi), Admiral (Vanessa atalanta), Gespinstmottenraupen an Pfaffenhütchen (Yponomeuta irrorella/cagnagella) und Pflaumen-Gespinstmotte (Yponomeuta padella).

1. Der Braune Feuerfalter (Lycaena tityrus) weist einen interessanten Geschlechtsdimorphismus auf: Es sind die Weibchen, die innenseitig mit viel orange auf den Flügeln auffallen. Je nach Lichteinfall streuen die bräunlichen Bereiche das Licht aber so schillernd und irisierend, dass man vermuten kann, die Männchen haben deswegen nur wenige rein orangen Farbschuppen, um bei der Balz mit wortwörtlich glänzen zu können. Siehe 3. Foto.

2. Hier haben wir ein wirklich schönes und frisches Individuum von einem Weibchen des Hauhechel-Bläulings (Polyommatus icarus). Der oberseitige blau bestäubte Anteil der Weibchen kann stark variieren von gar nicht vorhanden bis extrem ausgeprägt. Die Art ist nach wie vor weit verbreitet, aber in deutlich geringerer Individuendicht als früher. Richtig vor Augen geführt wird einem das, wenn man in weitflächigen intakten Gebieten unterwegs ist bspw. Mager-/Trockenrasen am Neusiedler See und man auf 3-stellige Individuenzahlen kommt. In DE mittlerweile unvorstellbar.

3. Der Helle Rostfarben-Blattspanner (Xanthorhoe spadicearia) ist ein Nachtfalter aus der großen Familie der Spanner (Geometridae). Bei der Art besteht große Verwechslungsgefahr mit dem nah verwandten Xanthorhoe ferrugata. Hier sollte man vor allem auf die Zeichnung der Hinterflügel schauen: Die hier vorgestellte Art weist deutlich kontrastreichere Zeichnungen mit u.a. starken weißen Linien auf, die man meist auch in Ruhestellung auf den Hinterflügeln erkennen kann – siehe Foto.

4. Der häufigste Vertreter der Feuerfalter (Lycaeninae), die zu den Bläulingen (Lycaenidae) gehören, ist der Kleine Feuerfalter (Lycaena phlaeas), der sich auf den 4 Fotos in seiner ganzen Pracht von jeder Seite zeigt.

5. Einer unserer häufigsten Dickkopffalter (Hesperiidae), ist der Kronwicken-Dickkopffalter (Erynnis tages). Die beiden Bilder zeigen zwei Individuen der gleichen Art – ein schönes Beispiel für die Variabilität bzw. wie der abgeflogene Farbschuppen die Tiere im Aussehen verändern können. Die Raupen der Art mögen typische Vertreter von mageren Trockenrasen wie Gew. Hornklee, Bunte Kronwicke und einige weitere Arten.

6. Die Raupe, die sich unter einer Sommer-Linde befand, entpuppte sich (nicht wörtlich nehmen! ) bei der Bestimmung als Linden-Gelbeule (Tiliacea citrago). Wie die anderen Gelbeulen eine typische Herbstart, bei der die meisten Individuen im September aus der Puppe schlüpfen. So gesehen macht auch die gelbe Färbung Sinn – Denn das Laub von u.a. der Linde wird im Herbst gelb.

7. Auf Trockenrasen mit schütteren, offenen Flächen darf er nicht fehlen: Der Mauerfuchs (Lasiommata megera)! Achtet mal auf den Rüssel beim Foto, der Mauerfuchs macht das, was auch einige andere Schmetterlinge tun: er nimmt Minerale vom Boden auf. Das Individuum lässt sich zudem durch den breiten Duftschuppenfleck in der Diskalregion der Vorderflügel als Männchen bestimmen.

8. Anscheinend ein ganz gutes Jahr hat der Schwalbenschwanz (Papilo machaon), der sich hier am Rotklee labt. Die bevorzugten Raupennahrungspflanzen, an die Weibchen ihre Eier legen, sind regional sehr verschieden. Hier im Bereich Thüringen ist es oft Wilde Möhre oder Pastinak.

9. Ein typischer Bewohner von lichten Wäldern und Waldrändern ist das Waldbrettspiel (Pararge aegeria). Was er gar nicht mag, sind Nadelwälder und dichte schattenreiche Forste.

10. Die letzte Art war ein wenig kniffelig, da das Individuum schon deutlich gezeichnet im Sinne von abgeflogen ist. Die schwarzen Flecken sind dabei kein Teil der Zeichnung, sondern Schmutz. Die weiße Grundfarbe, die schwarze kleinpunktierte Beschuppung sowie die reinweiße Stirn differenzieren diese Art, den Weißstirn-Weißspanner (Cabera pusaria), dann aber von der Verwechslungsart Braunstirn-Weißspanner (Cabera exanthemata).

Graue Motten? Nachts wird’s bunt!

Mit meiner Partnerin gehe ich regelmäßig verschiedene Naturschutzgebiete mit Genehmigung und im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde nach Nachtfaltern kartieren. Mittels UV-Licht und Köder locken wir die Arten an, bestimmen und erfassen diese – die Daten gebe ich an entsprechende Stellen weiter und diese bilden u.a. die Grundlage zur Bearbeitung der Roten Listen bedrohter Arten usw. Normalerweise zeige ich die Fotos eher nicht auf meiner Foto-Seite, da sie eher dokumentarischen Charakter haben, aber es sind doch immer mal ein paar schöne Aufnahmen dabei und ein paar schöne Arten würde ich auch gerne mal zeigen, da die des Nachts fliegenden Arten immerhin den Großteil unserer ~3.700 Schmetterlingsarten ausmachen.

Zeit: 20:45-02:10, DO 01.05.
Ort: TH, LK SLF-RU
Habitat: Mischwaldrand, Muschelkalk-Felshänge, Kalk-Trockenrasen
Ergebnis: 52 Arten mit 92 Individuen

Seltenheiten: Weißes Ordensband (RL TH:1, RL DE:2), Gr. Gabelschwanz (RL TH:3, RL DE: *), Rötliche Kätzcheneule: RL TH: 3 RL DE: V).

Artnamen finden sich bei den Fotos

Zwei häufige Insekten

Heute gibt es je einen häufigen Vertreter aus meinen beiden liebsten Ordnungen der Insekten: Libellen & Schmetterlinge. Beide Arten habe ich im September vor die Linse bekommen.

Die Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum) ist eine häufige und weit verbreitete Libellenart. Unter für sie günstigen Bedingungen kann man sie sogar bis in den November hinein fliegen sehen. Die Bestimmung von Heidelibellen kann mitunter ganz schön kniffelig sein und es kommt oft auf Perspektive und Details an. Hier ist der Fall ganz eindeutig: gelb gestreifte Beine, deutliche gelbe Striche auf dem Thorax sowie kein herablaufender schwarzer Strich an der Stirn – Das sind die wichtigsten Merkmale der Art. Das Foto zeigt ein noch nicht ganz so altes weibliches Individuum.

Der hier abgebildete Falter ist ebenfalls weit verbreitet, häufig und fällt auch mit einer langen Flugzeit von Mai bis Mitte Oktober auf – Es ist der Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus), der wegen seiner Häufigkeit unter den Bläulingen auch als Gemeiner Bläuling bezeichnet wird. Auf dem Foto kann man ein abgeflogenes Weibchen erkennen; auch diese können sowohl außen als auch innen teils deutlich blau bestäubt sein.

Der erste Malven-Dickkopffalter Thüringens ’25 und weitere schöne Falter

Vom gleichen Ausflug wie die Pflanzen aus dem letzten Beitrag, geht es heute um einige der dort kartierten Schmetterlinge. Der Fokus lag auf den Tagfaltern, Nachtfalter wurden natürlich wie immer mit erfasst, falls sie gesehen wurden. 16 Arten an Tagfaltern konnten wir auf der Tour nachweisen – erfreulich dafür, dass es gerade Mal Mitte April ist. Folgend einige Makrofoto-Impressionen mit kurzen Artenvorstellungen.

1. Ein sehr häufiger Nachtfalter aus der Familie der Eulenfalter (Noctuidae) ist die Braune Tageule (Euclidia glyphica). Der Name deutet bereits an, dass es sich hierbei um einen tagaktiven Nachtfalter handelt; daher und aufgrund keiner sehr hohen Ansprüche bei Raupenfutterpflanzen und Standort, wird die Art oft gefunden – Trotzdem immer wieder gern gesehen!

2. Dass umgangssprachliche Motten, genauer ausgedrückt Kleinschmetterlinge, nicht nur graubraun und langweilig sind, zeigt dieser Zünsler: Es ist der Goldzünsler (Pyrausta aurata). Verwechslugnsgefahr besteht mit zwei weiteren Arten: P. purpuralis und P. ostrinalis. Es kommt bei der Bestimmung auf die Lage mehrerer Linien zueinander an, das ist wichtig, da einige Arten auch gehörig in der Ausprägung von Mustern variieren können. Hilfreich ist wieder immer das Lepiforum.

3. Der kleine Magerrasen-Perlmuttfalter (Boloria dia) fliegt dort in der Umgebung zum Glück regelmäßig und gut erhalten. Seine einzige Raupenfutterpflanze habe ich im Pflanzenbeitrag des Gebiets vorgestellt, es ist das Rauhaarige Veilchen (Viola hirta). Auf dem letzten Foto ist ein flugunfähiges Individuum zu sehen, was einen deformierten linken Vorderflügel aufweist. So eine Fehlfaltung kann bei Störung während der sensiblen Phase des Auffaltens bzw. aufpumpen und trocknen der Flügel entstehen und hat uns auch einmal in die Situation gebracht, einen flugunfähigen Blauen Eichenzipfelfalter beobachten können – eine Art, die quasi fast nie den Kronenbereich von Bäumen verlässt.

4. Der erfreulichste Fund waren die Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae)! Ich wusste, dass es dort welche geben sollte, da wir dort bereits Raupenfunde an Malven hatten, aber die Imagines konnte ich letztes Jahr nicht finden. Über die Fotomöglichkeit habe ich mich sehr gefreut, da die Art besonders schön gezeichnet ist. Eine weitere Besonderheit war, dass dies für die Kartiersaison ’25 der erste offiziell gemeldete Nachweis für Thüringen ist

5. Auch wenn Ostern bald vor der Tür steht: Der April läutet bei der Falterkartierung so langsam das Ende der Eiersuche an Die Knospen treiben aus und die Raupen möchten ihr enges Zuhause verlassen, um sich vollzufressen. Je nach Art und Fortschritt von Blüte oder Belaubung, ist es mal mehr, mal weniger sinnvoll nach Eiern zu suchen. Beinahe fanatisch haben wir an einer bekannten Stelle die wenigen Purgier-Kreuzdorne abgesucht, um den in der Gegend sehr seltenen Kreuzdorn-Zipfelfalter (Satyrium spini) zu finden – mit Erfolg! Zwar leider nur 1 Ei statt der sonst üblichen Eispiegel aus bis zu 9 auf einen Haufen, aber immerhin!