Wintervögel vom Wochenende

Auf den Fotos zeige ich euch ein paar Arten von einer Tour am Samstag, die bei einer langen Runde um ein renaturierter Kieswässer und NABU-Gebiet entstanden sind

Wie andere Rallen auch, hat auch das Blässhuhn (Blässralle) riesig anmutende Füße, die man aber nicht so oft zu Gesicht bekommt – Außer wie hier, wenn sie zum Beispiel auf dem Eis stehen. Die Größe verringert zum Einen den Auflagedruck und lässt Blässhühner auch über Vegetation auf dem Wasser oder dünnem Eis laufen, ermöglicht ihm aber auch mit an den Zehen liegenden Schwimmlappen ein sehr zügiges Schwimmen. Dabei zeigen sie zeigen sie auch immer ein lustiges arttypisches Kopfnicken. Auch bei Revierstreitigkeiten zur Balzzeit kommen die großen Füße zum Einsatz – als Schlagwaffe gegen Artgenossen. Ähnlich wie beim Boxkampf – Nur eben mit Füßen

Wie eine Mini-Elster kam er mit dem langen Schwanz als Bremse nutzend auf seine Ansitzwarte geflogen und hat weiß geleuchtet. Es ist der zur gleichen Familie wie der Neuntöter gehörende Raubwürger! Mit einem Restbestgand von nur noch 1.500-2.300 Brutpaaren in Deutschland, sieht man ihn hierzulande meist nur als Wintergast aus dem Norden. Dieses Individuum dürfte ein Männchen sein; die Damen zeigen sich etwas blasser und der Unterschnabel ist von der Basis ausgehend bis ca. zur Hälfte weiß.

Der lustige Herr mit dem Zöpfchen, der auf dem Eiswasser herumschippert ist ein Erpel der Reiherente. Auch die Damen tragen im Prachtkleid gerne ein so genannte Tolle, aber nur angedeutet und rudimentär ausgebildet. Mit jährlich bis zu 270.000 Individuen als Wintergäste, kann man Reiherenten im Winter in ca. 5x größerer Zahl sehen als zur Brutzeit.

Ausnahmsweise einmal gut getarnt, präsentierte sich dieser strahlend weiß leuchtende Silberreiher, der auf unvorsichtige Mäuse gewartet hat – bewegungslos und ausdauernd wie eine Gartenfigur

Herr und Frau Turmfalke waren auch im Gebiet; mind. 3 Individuen konnten wir als Überwinterer beobachten und das Männchen zweimal dabei beobachten, wie er eine Maus (wahrsch. Feldmaus) gefressen hat. Falken gehören nicht zu den echten Greifvögeln (Accipitriformes), sondern bilden eine eigenen Ordnung (Falconiformes), da sie näher mit Singvögeln verwandt sind und eine Menge anatomische und verhaltensbiologische Unterschiede aufweisen. Bspw. wird die Beute durch einen Genickbiss mithilfe des “Falkenzahns” im Schnabel getötet.

Die Motzkugel! Die Rede ist natürlich vom Zaunkönig, der auch im Winter von sich hören macht, denn ähnlich wie das Rotkehlchen verteidigt er auch im Winter ein Revier und nutz dazu sein – verdammt lautes – Stimmorgan. Wie passend, dass man ihn im Niederländischen Winterkoning nennt; den Winterkönig!

Wenn es wuselt – Welcher Baumläufer ist es?

Der kleine sowie flinke Klettermaxe nennt sich eigentlich Waldbaumläufer und ich konnte ihn im Dezember bei der Nahrungssuche fotografieren. Wenn sich auf die Rufe sensibilisiert hat, kann man beide Baumläuferarten recht häufig wahrnehmen; wenn man sie sehen will, muss man schon genau hinschauen.

Da die Unterscheidung anhand morphologischer Merkmale der beiden nah miteinander verwandten Baumläufer (Garten- und Waldbaumläufer) immer wieder für Probleme sorgt, habe ich im Folgenden 2 meiner Fotos aus dem Dezember zu einem Schaubild zusammengebastelt. Draußen im Feld sollte man auch von den auditiven Merkmalen, sprich den Lautäußerungen, als Bestimmungshilfe gebrauch machen.

Die “ziet-ziet-ziet”-Rufe – helle, reine Töne auf einer hohen Frequenz – gehören zum Gartenbaumläufer (GBL). Sie sind kräftiger vorgetragen und weniger säuselnd als bei den Goldhähnchen und dabei reiner sowie klarer als beim Waldbaumläufer (srrii-srrii). Der Gesang des GBL setzt sich auch aus diesen Elementen zusammen; sie werden dabei aber in variierendem Tempo und melodischer vorgetragen. Der WBL dagegen singt mit absinkenden Trillern.

Erwischt!

Oft wird das Verhalten vom Zaunkönig mit einer Maus verglichen, beinahe noch mehr passt diese Beschreibung auf die Heckenbraunelle im heutigen Beitrag. Zugegeben: Im Gegensatz zum Zaunkönig sitzt sie zur Balzzeit und beim Gesang auch mal höher auf exponierten Warten, so wie hier auf jungen Fichten im April. Ansonsten lebt sie aber ein recht heimliches Leben und verbringt die meiste Zeit in strukturreichen Habitaten (naturnahe Parks/Gärten mit Sträuchern, lockere Wälder mit ausreichend Strauchschicht usw.) auf dem Boden. Unter die namensgebende Hecke flitzt diese Braunelle auch ganz flink, wenn sie sich entdeckt oder gestört fühlt.

Wo finde ich hier was zum Zerklopfen?

So jedenfalls interpretiere ich den kecken Blick dieser Schwarzspecht-Dame, die ich im April fotografiert habe. Wie üblich bei Spechten, trommelt auch das Schwarzspecht-Weibchen, allerdings etwas kürzer als das Männchen und nicht so häufig. Das kräftige Trommeln von Männchen ist in einer Entfernung von bis zu 1,8Km zu hören!

Elegant und geduldig ist er

…der Graureiher. Sie jagen ausschließlich per Ansitz, d.h. sie stehen (wie eine Gartenfigur) im Wasser oder auf dem Acker und warten auf passende Beute. Manchmal schreiten sie dabei auch sehr behutsam und bedächtig umher. Faszinierend ist dabei, wie zielsicher sie Fische packen können, denn dazu müssen beim Zustoßen die Lichtbrechung an der Wasseroberfläche mit einbeziehen, sonst würden sie stets daneben stoßen.

Wenn sie, so wie auf diesen Fotos vom Juni, im Wasser jagen, sollte dieses nicht tiefer als 60cm sein. Beim plötzlichen Zustoßen treffen sie dabei Fische in bis zu 20cm Tiefe.

Zusammen den Tag verschlafen

Die gestrige Wetterlage mit klarem Himmel, Sonnenschein und ordentlich Frost hat für gute Fotobedingungen gesorgt und so habe ich die Waldkäuze mal wieder aus sicherer Distanz am Schlafplatz besucht, an welchem man wohl ganz herrlich den Tag gemeinsam verschlafen kann

Wie einige andere revierstarke Vögel auch, so gibt es auch bei den Eulen die Herbstbalz, in der Reviere abgegrenzt, Bindungen gefestigt oder Single-Eulen auf Partnersuche gehen. Bemerk- und erlebbar macht sich das für uns durch die schaurig-schönen Rufe der Waldkäuze, die man ab September bis November nach der Dämmerung bei Dunkelheit hören kann. Das Männchen lässt dabei u.a. meistens DEN Prototyp des klassischen Eulenrufs hören: “Huuu…HuHu…Huuuhuhuuuu”, woraufhin Weibchen mit einem hohen “Ku-Wieht” antworten. Wer schon öfter Waldkäuze rufen gehört hat, dem werden die Unterschiede in Stimme, Artikulation und Stimmfärbung aufgefallen sein. Das sind tatsächlich individuell verschiedene sowie konstante Größten, anhand derer man auch Individuen auditiv unterscheiden kann. Zu beachten ist, dass beide Geschlechter auch die Rufe des jeweils anderen Geschlechts prinzipiell beherrschen, obgleich sie in der Form nicht so oft zu hören sind und der “Schaudergesang” des Weibchens bspw. deutlich schwächer ausgeprägt ist.

Von Februar bis April findet dann die Frühjahrsbalz statt, bei der es um den Beginn der Brutphase geht – also Bindungsfestigung, Höhlenanzeigen und Aufforderung zur Paarung. Zu der Zeit kann man, jedoch nur aus der Nähe, von beiden Geschlechtern noch einen anderen Ruf vernehmen, der dem Anzeigen eines Nistplatzes und als Lockruf dient; eine Art weiches Kollern oder Rollen von aneinandergereihten “ruu”-Lauten. Direkt zur Brutzeit und den damit verbundenen Fütterungen kündigt sich das Männchen beim Nestanflug mit seinem typischen Ruf an, worauf das Weibchen mit seinem “Ku-Wieht” antwortet. Auch zur stetigen Revierabgrenzung sowie Partnersuche bei immer noch unverpaarten Männchen, macht man(n) sich bemerkbar.

Bei den meisten Eulenbeobachtungen wird sich das Erleben daher auf die auditive Wahrnehmungsdimension konzentrieren, da Waldkäuze tagsüber – siehe Fotos – mucksmäuschenstill und perfekt getarnt wie ein Stück Rinde dasitzen.

Mittelspecht-Dame bei der Nahrungssuche

Bei Frost und Sonne konnte ich diesen weiblichen Mittelspecht bei der Nahrungssuche beobachten und ablichten. Der Geschlechtsdimoprhismus ist bei dieser Spechtart eher schwach ausgeprägt und je nach Beobachtungsbedingungen und individueller Variation nicht immer klar auszumachen, aber generell haben Weibchen ein nicht so kräftig leuchtendes Rot in der Kappe und diese verläuft eher ins Schwarz.

Auf den Fotos kann man gut sehen, warum man den Mittelspecht zu den Stocherspechten zählt: Er ist auf Bäume mit grober Borke angewiesen, da er mit seinem feinen Schnabel dort nach Insekten stochert. Daher korreliert das Auftreten und die Häufigkeit von Mittelspechten mit der Anzahl geeigneter mit grober Borkenstruktur: Früher waren das auch sehr alte Buchen, heute vor allem Eichen, da letzte schon in jüngeren Jahren eine grobe Borke bekommen.

Wichtig ist dieses Tatsache auch beim aktuellen Waldumbau von gebietsfremden Fichten-Plantagen hin zu strukturierteren Mischwäldern – Da sollten dann auch entsprechend Eichen (nicht nur) für den Mittelspecht gepflanzt werden, zumal er als Deutsche Verantwortungsart gilt: Im Gegensatz zu anderen Spechten besiedelt er eine geographisch recht kleine Region und Deutschland beherbergt 20-35% des Weltbestandes.

Trommelnd wird man den Mittelspecht eher selten erleben, da er diesen Instrumentallaut nur relativ leise nutzt, um den Partner in der Nähe eine potenzielle Nesthöhle anzuzeigen.

Schellenten im Winter und im Sommer

In Deutschland haben wir bei den typischen Enten (Familie Anatinae) 3 Tribus, die man unterscheiden kann und bei denen der Name ein Wink in Richtung der Verhaltensbiologie ist. So gibt es die Schwimm- bzw. Gründelenten mit dem bekanntesten Vertreter, der Stockente, die ihre Nahrung gründelnd oder seihend suchen. Dann gibt es noch die Tauchenten, bei denen vor allem die Reiherente bekannt ist und die – Überraschung – ihre Nahrung (meist) tauchend suchen Mit der letzten Gruppe kommen wir zum heutigen Vogel, denn mit den Fotos der Schellente, haben wir einen Vertreter der Meeresenten vor uns. Die meisten von ihnen, so auch die Schellente, verbringen den Winter an der Küste, daher Meeresente.

Auf dem ersten Flugfoto mit den 3 Individuen sieht man auch gleich alle 3 möglichen morphologischen Erscheinungsformen der Schellente: Links unten ein erwachsenes Männchen; unverkennbar mit dem dunkelgrün schimmernden Kopf und dem leuchtenden weißen Wangenfleck. Ganz oben sieht man ein erwachsenes Weibchen mit einem schokobraunem Kopf und ohne Wangenfleck. Das Individuum ganz recht dagegen, ist ein juveniles Männchen, was man gut an dem sich herausbildenden Wangenfleck in Kombination mit dem noch vom Jugendkleid stammenden “dreckigen” bzw. streifig gemusterten Halsgefieder erkennen kann. Der Kopf junger Männchen ist weibchenbraun gefärbt, die Flanken sind aber auch schon recht früh wesentlich heller als bei den dunklen Weibchen.

Alle Schellenten fallen zudem mit einer hellgelben Iris und dem sonderbar geformten Kopf auf, der wesentlich mehr in die Höhe geht als bei anderen Enten.

Während die ersten beiden Fotos aus dem Winter an einem Binnensee (SN) stammen (Januar), wo mehrere Trupps unterwegs waren, sind die anderen beiden aus dem Juni (ebenfalls ein Binnensee, in MV). Ausgehend von einer Verbreiterung des Brutareals ab dem 19. Jahrhundert, hat sich vor allem ab Mitte des 20. Jahrhundert eine deutliche Ausbreitung Richtung Westen und damit Mitteleuropa vollzogen, denn ursprünglich kamen Schellenten vor allem in Nord/Nordosteuropa vor. Nichtsdestotrotz sind übersommernde bzw. brütende Schellenten mitten im Deutschen Binnenland nach wie vor etwas besonderes.

Bachstelze am Wasser

Im Juni konnte ich diese Bachstelze schön frei am Wasser fotografieren. Sie sind (nicht nur) in Europa weit verbreitet und innerhalb des Kontinents häufiger als die anderen Stelzenarten, da Bachstelzen es geschafft haben sich zum Kulturfolger zu entwickeln. Dadurch kann man ihren hohen, stelzentypisch 2-silbigen Ruf “Zie-Wiet” auch im Siedlungsbereich oft vernehmen.

In Europa kommt die Bachstelze in 2 Unterarten vor; die meisten kennen die hier brütende Nominatform (Motacilla alba alba). In Großbritannien und Irland wird sie von der Trauerbachstelze (Motacilla alba yarrellii) abgelöst, die man in Mitteleuropa auch mal zur Zugzeit antreffen kann, wenn einem das dunklere Rückengefieder und die dunkleren Flanken auffallen.

Frühsport mit der Sumpfmeise

Die Morgensonne im Dezember hat den Reif noch nicht aufgetaut, da zeigt sich die Sumpfmeise im Stadtpark schon wieder in athletischer Höchstform. Sie suchen ihre Nahrung sowohl in den Baumkronen, an unteren Stammabschnitten, im Herbst oft an Stauden und im Winter auch am Boden.

Die Sumpfmeise bleibt das ganze Jahr über bei uns und kommt auch ans Futterhaus. Dort kann man u.U. eine ihrer arttypischen Verhaltensweisen beobachten: Wenn sie mit mehreren Körnern abfliegt, dann deshalb, da sie Vorräte in Rindenspalten, Moos und zwischen Ästen anlegt. Ein Verhalten, welches die Sumpfmeise das ganze Jahr über zeigt und was man von anderen Meisen – außer der nah verwandten Weidenmeise – nicht kennt, was sich aber auch bei anderen Vögeln wie dem Kleiber beobachten lässt.