Ein Gesicht wie eine Eule am Mittag machen

Diese Redensart kann man hier, mittags im Oktober, mit dem dösenden Waldkauzpaar wörtlich nehmen. Waldkäuze bleiben als Standvögel das ganze Jahr über ihrem Revier treu. Wenn sich Paare gefunden haben, bleiben sie sich im Gegensatz zu einem Großteil anderer Vögel monogam oft bis zum Tod treu; bei manchen Paaren kommen da ganze 15 Jahre zusammen.

An ihren Schlafplätzen, von denen sie in ihrem Revier mehrere beherberbergen, vertrauen sie – wie man sieht auch zurecht – voll auf ihre Tarnung. Wenn die Eulen von ihrer potenziellen Beute doch einmal entdeckt werden, geht richtig die Post ab im Wald. Allgemein bekannt ist, dass bspw. Eichelhäher mit lauten Warnrufen versuchen Greifvögel und Eulen zu vertreiben. Aber auch andere Vögel, vom Kleiber bis zur Kohlmeise, machen richtig Radau, wenn sie einen Waldkauz am Schlafplatz entdecken.

Eine unvergessene Anekdote ist, wie wir einmal einen ebenso laut wie energisch schimpfenden Vierer-Trupp Amseln im Wald gehört haben, die sich um ihre innerartlichen Reviergrenzen mitten im Sommer in dem Moment keine Gedanken mehr gemacht haben, als sie einen Waldkauz am Schlafplatz entdeckt haben. Zusammen sind sie solange auf die Eule drauf los gegangen, bis diese nach mehreren Zwischenstopps das Waldstück verlassen hat. Denn Waldkäuze sind nicht wählerisch bei ihrer Beute und auch, wenn Mäuse den Hauptteil ihrer Nahrung ausmachen, lassen sie sich günstige Gelegenheiten zur Prädation von Vögeln oder anderen Tieren nicht entgehen; das scheint sich herumgesprochen zu haben

Blaumeisen-Nachwuchs wird gefüttert

Die piepsenden Bettelrufe wurden erhört: Da kommt das Futter!

Kein Wunder, sind es vor allem die Eltern selbst, die ihre noch nicht flüggen Jungvögel oft nach draußen locken, indem sie weniger Futter ins Nest bringen und auffordernd von draußen rufen. Teilweise kommen so Jungvögel aus dem Nest, die noch mehrere Tage bis zu einer Woche brauchen, um überhaupt flugfähig zu sein, was natürlich ein enormes Potenzial für Prädationsereignisse hergibt. Dies bildet sich entsprechend auch in den Daten zur Überlebensrate ab, die in dieser Ästlingsphase am geringsten ist.

Da stellt sich natürlich die Frage: Warum forcieren Vogeleltern dieses Verhalten dann? In einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 wird genau dieser Frage nachgegangen und man kommt nach Auswertung mehrerer Studien zum Schluss, dass damit zwar der Verlust einzelner Individuen erhöht, dafür aber das Risiko die komplette Brut durch ein einzelnes Ereignis (vor allem Prädation) zu verlieren, verringert wird.

Blaumeisen-Ästling – Zuckersüßer Klettermaxe

Mal ehrlich: Bei diesem süßen Kindchen-Schema in Plüschball-Optik mag man das Kleine am liebsten Knuddeln und mitnehmen. Was eher im übertragenen Sinne übertrieben gemeint war und die Niedlichkeit ausdrücken soll, wird von einigen Menschen leider ernst gemeint. Als vermeintlich hilflos deklariert, werden (verbotenerweise) oft nicht hilfsbedürftige Wildvögel aus der Natur entnommen und entweder in Überforderung falsch aufgezogen oder es werden Pflegestationen mit Vögeln überhäuft, die gar keine Hilfe bräuchten.

Dieser junge Blaumeisen-Ästling wirkt nur auf den ersten Blick hilflos: schon nach kurzer Beobachtungszeit kann man feststellen, dass der kleine Fratz mit Hilfe von Krallen, Schnabel und Flügelschlägen unglaubliche Kletterfähigkeiten aufweist. Auch die Eltern reagieren auf die piepsenden Bettelrufe und füttern fleißig weiter. Die Fotos zur Fütterung zeige ich dann im nächsten Beitrag.

Weitere Information zum Thema Nestling/Ästling und ob bzw. wann ein Vogel hilfsbedürftig ist.

Männlicher Hausrotschwanz in voller Pracht und beim Verringern des Startgewichts ;-)

Der Hausrotschwanz gehört zur Familie der Fliegenschnäpper (Muscicapidae) und lässt sich aufgrund seines Habitus und Vorkommens in Siedlungsgebieten schon von der Silhouette her bestimmen: Auf einer Ansitzwarte – oft ein Dachfirst – sitzend, steht er oft knicksend da und zittert markant mit dem Schwanz.

Die Bilder zeigen das Männchen in seinem markant dunklen Federkleid – allerdings zeigen sich manche Männchen auch noch im 2. Kalenderjahr in einem weibchenfarbigen Kleid, da nach der ersten Mauser juveniler Vögel nicht immer ins adulte, männliche Kleid gemausert wird.

Dohlenpaar beim Chillen und bei ihrer Flugkunst

Dohlen gehören zu den Rabenvögeln und sind mit einer Flügelspannweite von 67-74cm und einer Körperlänge von 33-34cm wesentlich kleiner als die anderen heimische Rabenverwandtschaft. Mit dem rundlichen grauen Köpfchen sowie dem unverkennbaren „Kjak!“-Rufen sind sie leicht zu erkennen.

Dohlen sind sehr gesellige Tiere und weisen ein hoch komplexes Sozialverhalten mit verschiedenen Rangordnungen auf. Nicht verwunderlich, dass ein Dohlentrupp daher immer sehr lebhaft und ruffreudig erscheint.

Paare leben i.d.R. in Dauerehe zusammen.

Paarung und Flugszenen von Turmfalken im Frühling

Mit Tarnung, Geduld, vorherigen Beobachtungen und kurzen Belichtungszeiten konnte ich diese Szenen eines Turmfalkenpaares auf einem Industriegelände einfangen.

Turmfalken bauen keine Nester und sind daher auf die Verfügbarkeit passender potenzieller Brutplätze angewiesen. Das sind oftmals verlassene Krähennester an Waldrändern, Alleen und Feldgehölzen oder Nischen und Löcher an Felsen.

Wie es der Name andeutet, nehmen Turmfalken auch gerne potenzielle Brutplätze in Sekundärlebensräumen wie bspw. Plateaus auf Türmen und Schornsteinen, Nischen an Schlössern, Burgen, Ruinen, Dächern oder auch in Scheunen sowie in Steinbrüchen als auch passende Nistkästen an.

Ich hatte ja schon einmal über das komplizierte und diffizile Zugverhalten geschrieben; bei den „Turmis“, die als Standvögel hier bleiben und auch ihr Revier halten, bleiben die Paare in monogamer Dauerehe zusammen, während es bei ziehenden Turmfalken wohl auch aufgrund von Revierkämpfen bei der Rückkehr vermehrt zu Partnerwechseln kommt.

Einfach nur niedlich: Schwanzmeisen-Nachwuchs beim Betteln, Turnen und Entspannen

Es ist immer wieder ein erfüllendes Erlebnis, die ebenso lebhaften wie auch putzigen Schwanzmeisen bei der artistischen Nahrungssuche beobachten zu können. Als wir im Juni ‚22 an einem Waldstreifen an der Ostseeküste waren, konnten wir auch eine Familie mit Nachwuchs lange beobachten.

Schwanzmeisen gehören mit einem Körpergewicht von 6-10g mit in die Riege unserer kleinsten Vögel, auch wenn sie dank des langen Schwanzes, der ca. 60% der ganzen Körperlänge ausmacht, auf 14cm kommen! Wenn das Weibchen zur Brutzeit dann 8-12 Eier in ihr kunstvoll gebautes Nest gelegt hat, hat sie damit insgesamt bis zu 120% ihres eigenen Körpergewichts an Eiern gelegt!

Bei der Aufzucht der Jungen, genauer gesagt der Fütterung, bekommt ein Schwanzmeisenpaar gelegentlich Hilfe von Artgenossen. Das sind Individuen, die selbst nicht gebrütet haben oder deren eigene Brut gescheitert ist. Die Helfer sind dabei mit einem der beiden Brutvögel verwandt.

Die Quatschköpfe in Aktion

Stare gelten wegen ihrer großen Schwärme bei uns als typische Zugvögel, dabei ist die Situation wesentlich komplexer. Das Überwinterungsgebiet erstreckt sich nämlich von Südskandinavien, über Mitteleuropa und Südeuropa bis nach Nordafrika. Und wer ein wenig Augen und Ohren offen hält, kann sie im Winter auch in Deutschland sehen.

Der Großteil ist aber tatsächlich zu dieser Zeit im weiträumigen Mittelmeergebiet zu finden.

Die ersten Schwärme kann man jährlich schon ab Juni sehen, denn dann finden sich diesjährige Jungvögel und Nichtbrüter zu den ersten Trupps zusammen. Diese ziehen aber noch nicht ins Winterquartier, sondern unternehmen Wanderungen zu Orten mit gutem Nahrungsangebot. Das können zum Leidwesen einiger Leute auch mal Obstbäume sein

Der eigentliche Zug beginnt dann erst ab September und ist vom Verlauf von Witterung und Nahrungsangebot abhängig.

Der Abendsonne entgegen

Der elegante Rotmilan ist hier der Abendsonne entgegen geflogen, auf dem dritten Foto sieht man auch gut, wie sich die Pupille durch das einfallende Licht verkleinert. Um bei der Jagd nicht durch die Sonnenblendung beeinträchtigt zu werden und um die überlebenswichtige Fähigkeit zum Sehen zu schützen, besitzen Greifvögel das Sopraorbitalschild: Ein Knochenschild über dem Auge, was dieses meist beschattet und auch bei Kämpfen schützt. Bei Arten mit besonders starker Ausprägung ist dieser Knochenteil auch für den entweder als ernst oder stolz interpretierten “Blick” verantwortlich wie bspw. beim Seeadler oder Habicht.

Stieglitz im Knusperparadies

Gerade zur Nachbrut- und Zugzeit kann man eine Menge Stieglitztrupps beobachten, die mit ihren Gesängen, Rufen und Fluglauten auf sich aufmerksam machen. Diesen Stieglitz bzw. Distelfink konnte ich heute beim Knuspern an Distelsamen ablichten. Der besonders lange und spitze Finkenschnabel prädestiniert diese Art zur Nahrungsaufnahme von Samen, selbst wenn diese tiefer im Pflanzeninneren oder hinter Stacheln versteckt liegen.

Bisher wurde das Verknuspern von 152 verschiedenen Arten von Pflanzensamen nachgewiesen, darunter je nach Jahreszeit: Birke, Kiefer, Wilde Karde, Löwenzahn, Huflattich, Disteln, Flockenblumen, Sonnenblumen, Mädesüß, Hahnenfuß usw. – Im Prinzip also ziemlich viele typische “Unkräuter”. Einfach ein bisschen was davon im Garten stehen lassen, dann schauen vielleicht auch mal die Stieglitzer vorbei