Singende Goldammer, spazierende Schnatterente und guckendes Reh

Vom Juni ’22 an der Ostsee habe ich ja schon einige Arten gepostet. Heute geht es mit den nächsten gänzlich verschiedenen weiter.

Die Goldammer:

An ihrem typischen Gesang ist ihre Anwesenheit im Gebiet zumindest während der Balz- und Brutzeit sofort nachzuweisen: zizizizi-DÜÜ

Wenn Goldammern mal nicht Singen, kann man auch oft ihre Rufe (“zirrrk”) hören; sie klingen ein wenig wie der bekannte “Regenruf” des Buchfinken, aber weniger stark und hochfrequenter.

Einen schönen Strandspaziergang hat dieser Schnatterenten-Erpel im Prachtkleid unternommen.

Bereits nach der Brut, oft wenn sie noch ihr Schlichtkleid tragen, geht schon wieder die Balz bei ihnen los. Aus den Gruppen heraus hört man dann auch das so arttypische und witzige “Mep” der Männchen bei der Gemeinschaftsbalz. Die Paare finden dann auch entsprechend früh meist schon im Herbst zusammen – da tragen sie auch nach Vollendung der Mauser im Spätsommer wieder ihr Prachtkleid.

Und ein Reh ist mir auch noch recht nah vor die Linse gekommen: Getarnt durch Sträucher hat es sich bequem vom Weg aus fotografieren lassen. Rehe gehören zur Familie der Hirsche und sind bei uns die kleinsten Vertreter.

Kormorane im Sommer an der Ostsee

Die schwarzen Vögel mit den schwimmhäutigen Patschefüßen sind klar erkennbar Kormorane. Der Begriff Kormoran steht aber nicht nur für unsere hier heimische Art Phalcrocorax carbo, sondern auch den taxonomischen Zusammenschluss der weltweit über 40 verwandten Arten, die Familie der Kormorane (Phalacrocoracidae). Als besondere Beobachtung kann man bei uns auf dem Durchzug auch Krähenscharben oder Zwergscharben sehen – noch seltener sogar als vereinzelte Brutvögel.

Auf den Fotos sieht man Individuen mit weißen Bauchfedern, dieses Merkmal verrät sie als Jungvögel. Das Ausbreiten der Schwingen, die eine Spannweite zwischen 1,3m-1,6m aufweisen, dient dem Trocknen des Gefieders, da die Evolution beim Kormoran für kein so gutes wasserabweisendes Gefieder gesorgt hat wie bei anderen Vögeln, was ihm allerdings bei seinen Tauchgängen einen Vorteil während der Jagd nach Fischen verschafft.

Den Jagderfolg zeigt das letzte Bild, was fotografisch kein Highlight ist, aber eine schöne Dokumentation wie sich dieser Kormoran einen Plattfisch erbeutet und ihn unter Mühen tatsächlich verschlungen hat. Das ganze hat er dann mit seinem stolzen Meckern quer über die Ostsee quittiert

Er ist blutrot überhaucht und singt wie eine Laserpistole bei Star Wars


So könnte man den Bluthänfling in etwa umschreiben, zumindest was das Männchen betrifft. Der Artname stammt von der im Prachtkleid blutrot überhauchten Brust sowie der roten Kappe wie man im 3. Foto gut sehen kann. Das Männchen der ersten beiden Bilder hat schon ins Schlichtkleid gemausert und zeigt daher weniger rot, dem Weibchen (Foto 4) fehlen generell die roten Merkmale.

Wie man an Statur und Schnabel schon erahnen kann, gehören Bluthänflinge zu den Finken. Sie sind in der Bevölkerung nicht so bekannt wie einige ihrer Verwandten, was sicher auch mit ihrem Bestandsrückgang in Mitteleuropa und der Bevorzugung ihres Lebensraumes zu tun haben könnte: Sie mögen eher offene Flächen wie bspw. Heiden, Weinberge, aber auch Ruderal und Ödlandflächen – Gerade letzteres sind Orte, die der Mensch nicht gerne sieht und möglichst bald für den Bau versiegeln oder die Landwirtschaft urbar machen will. Eine Ausnahme bilden da gelegentlich Industriegebiete, wo sie ihre Ansprüche erfüllt sehen.

Wichtig ist in jedem Fall, dass es ausreichend Kräuter mit vielen Sämereien gibt, von denen sie sich ernähren können. Nur ihre Jungen bekommen zur Aufzucht proteinreiche Insektenkost, sonst ernähren sie sich nur samenknuspernd Im Gegensatz zu anderen Samenknusperern wie den Erlenzeisigen bspw. suchen sie ihre Nahrung aber lieber am Boden.

Möwenparty im Juni an der Ostsee

Die ersten beiden Bilder zeigen die Silbermöwe, welche zu den Vierjahres-Möwen gezählt wird; eine Bezeichnung, die nicht aus der biologischen Systematik stammt, sondern die Anzahl an Gefiederzyklen (Kalenderjahre) beschreibt, bis sie ins adulte Kleid gemausert hat, in dem Fall das 4. Kalenderjahr. Daran kann man schon abschätzen, dass sie wohl ein höheres Alter erreichen kann – eine in den Niederlanden beringte Silbermöwe hat ein Alter von 34 Jahren erreicht, eine in Deutschland beringt 30 Jahre. Das ist für ein Wildtier natürlich nicht die Regel und auch kein Durchschnittswert.

Das erste Foto zeigt eine diesjährige Silbermöwe im 1. Zyklus, auf dem folgenden Foto sieht man gleich drei verschiedene Altersklassen beisammen. Von vorne nach hinten: 1. Zyklus, 3. Zyklus, 2. Zyklus.

Das nächste Bild zeigt nicht nur unsere mit Abstand häufigste Möwe, die Lachmöwe. Ihren markanten dunkelbraunen Kopf trägt sie allerdings nur im (adulten) Prachtkleid, im Schlichtkleid ist der Kopf weiß und hat einen verwaschenen schwarzen Fleck am Ohr.

Zuletzt noch eine herumschippernde Sturmmöwe – Auch, wenn sie wie die verwandten Steppen- Mittelmeer-, Mantel- und Heringsmöwe zu den Großmöwen (Gattung Larus) zählt, ist die Sturmmöwe dabei nicht nur deutlich kleiner, sondern auch die kleinste der bei uns vorkommenden Großmöwen.

Sägezähne und Sturmfrisur – Gänsesäger an der Ostsee

Auch, wenn Gänsesäger wie hier an der Küste vorkommen, sind sie generell stärker ans Süßwasser (Seen, Flüsse) gebunden als ihr Verwandten, die Mittelsäger. Vor allem auf 2 der Fotos sind deutlich die namensgebenden Hornzähne zu sehen, welche eine gute Hilfe bei der Jagd nach ihrer Fischbeute darstellen.

Mit einer Flügelspannweite von 82-98cm und einem Gewicht von meist 0,9-2,1Kg ist der Gänsesäger unter Enten schon eine auffallende Erscheinung.

Ein Brandganspaar an der Ostsee

Im Juni ’22 haben wir an der Ostsee dieses schöne Brandganspaar beobachten können. Einige Ornithologen legen unheimlichen Wert darauf, dass man lieber den Artbegriff “Brandente” benutzen sollte, da sie wie auch weitere Vertreter aus der Unterfamilie der Halbgänse (bspw. Nilgans, Rostgans) zur Familie der Entenvögel gehört und damit näher mit Enten als Gänsen verwandt ist. Sie zeigen daher auch mitunter typisches Entenverhalten wie das Gründeln, was man von den Gründelenten kennt und man auf einigen Fotos sehen kann.

Letzten Endes sind das alles nur Trivialnamen und diese sind gefühlt bei jeder fünften Art zumindest irreführend, oft auch fachlich falsch, was allerdings auch auf die Bedeutung der latinisierten Artbegriffe der offiziellen Nomenklatur zutrifft. Der Zweck ist ohnehin nur, eine Art sicher benennen zu können, alle weiteren relevanten Informationen erhält man dann mithilfe des Artbegriffes in der (Fach)literatur.

Mit einem Gewicht von bis zu 1,4Kg und einer Körperlänge von 58-65cm ist die Brandgans für einen Entenvogel ordentlich groß und hat wohl nicht zuletzt deshalb das Anhängsel “Gans” bekommen. Die Geschlechter kann man durch den Stirnhöcker beim Männchen, der vor allem in der Brutsaison deutlich hervorsticht, gut unterscheiden.

Nicht nur am Bach

…findet man die Bachstelze – So wie hier im Juni am Ostseestrand

In Mitteleuropa findet man die häufige Bachstelze nämlich weit verbreitet von bspw. Inseln in der Nordsee bis hinauf in Hochgebirge über die Baumgrenze. In Deutschland setzt sich der Bestand aus 475.000-680.000 Brutvögeln zusammen und ist stabil.

Ein schöner Strandspaziergang im Sommer

An einem warmen Junitag hat sich diese Rabenkrähe die Zeit ähnlich wie auch wir, mit einem schönen Strandspaziergang vertrieben. Sie hatte allerdings weder Artenkartierung noch Fotos im Sinn, sondern -wie sollte es anders sein – die Suche nach Fressbarem. Gefunden hat sie dann wohl eine angespülte Muschel, an der sie sich gütlich tun konnte.

Über Rabenkrähen kursieren viele, teils emotional eingefärbte, Unkenntnisse über den Bestand und die Verhaltensbiologie. So schlafen zwar Brutpaare und Nichtbrüter oft im gleichen Baum und treffen sich dazu an Versammlungsplätzen und auch die einfliegenden Winterschwärme suggerieren ein machtvolles Kollektiv; in Wahrheit jedoch sind sich Brutpaare – die übrigens ganzjährig ein Revier halten und dies auch gegenüber Artgenossen verteidigen – und Nichtbrüter absolut spinnefeind.

Von einer Brut gehen nach Auswertung mehrerer langjähriger Studien 60-70% aller Jungkrähen verloren. Interessanterweise hauptsächlich durch die erwähnten Nichtbrüter der eigenen Artgenossen. Der Krähenbestand reguliert sich daher nach Auffassung von Biologen selbst. Ironischerweise führt eine Bejagung von Rabenkrähen daher dazu, dass es für Brutpaare oft weniger Prädationsdruck von den eigenen nichtbrütenden Artgenossen gibt und somit der Reproduktionserfolg dank der Bejagung erhöht wird. Rabenkrähen sind aber auch keine Kinder der Traurigkeit: Falls der Partner doch sterben sollte, dann fungiert der Nichtbrüter-Bestand als Reserve und dort findet sich innerhalb kurzer Zeit ein neuer Partner.

Uferschwalbenkolonie an der Ostsee

Im Juni vergangenen Jahres konnten wir an einem Ostseestrand eine geschäftige Kolonie Uferschwalben an den für sie so beliebten Steilhängen beobachten. Ob Küste, Fluss oder ehemaliger Tagebau: Hauptsache, es gibt steile Wände aus weichem Sandstein, Ton oder anderer Erde in die sie – ähnlich dem Bienenfresser oder Eisvogel – ihre Brutröhren graben können.

Wie auch unsere beiden häufigsten und bekanntesten Schwalben, sind Uferschwalben ebenfalls Langstreckenzieher, die südlich der Sahara überwintern. Wenn sich im Spätsommer dann Trupps aus Schwalben zusammenfinden, sollte man auch außerhalb ihrer Habitate immer aufmerksam sein, ob sich unter den vielen Mehl- und Rauchschwalben nicht auch ein paar Uferschwalben eingefunden haben.

Bei einem nahrungssuchenden oder rastenden Schwarm mit oft über 100 Individuen, ist es sinnvoll vor allem auf die Rufe und Gesänge zu achten, hiermit verraten sie sich am offensichtlichsten. Der Gesang differiert sehr stark von den beiden anderen häufigen Arten und ist recht rau, rätschend und schnell. Die Rufe sind ein eher langgezogenes “tschirrrd” und fallen besonders unter vielen rufenden Mehl- (prrt) und Rauchschwalben (wuid wuid) sehr auf.

Sturmmöwen an der Ostsee

Im Juni an der Ostsee konnte ich diese Aufnahmen von den typisch fotogenen Sturmmöwen im Prachtkleid machen.

Mit der mittleren Größe samt schlanker Gestalt, dem hellgrauen Rücken, einer dunklen Iris, einem taubenartigen Kopf mit “freundlichem Gesichtsausdruck” sowie dem dünnen Schnabel ohne roten Gonysfleck, gehört die Sturmmöwe zu den einfach zu bestimmenden Möwen.

So wie die meisten anderen Möwen, so hat auch die Sturmmöwe schwarze Flügelspitzen. Dies dürfte sich evolutiv als Vorteil herausgebildet bzw. durchgesetzt haben, da weiße Federn in Ermangelung des Pigments Melanin wesentlich schneller verschleißen. Das fehlen dieses Pigments macht Federn eben nicht nur schön weiß, sondern auch weniger widerstandsfähig. Dadurch, dass nun Teile der Handschwingen schwarz sind und damit einen hohen Melaninanteil aufweisen, sind immerhin dieses wichtigen und am meisten beanspruchten Federpartien besonders gut vor Verschleiß geschützt.